Die Entwicklung der sozialen Medien in Sachen Nachrichtenverbreitung (Statista + Kommentar) | Briefing 558 | Medien, Gesellschaft, soziale Medien

Briefing 558 Soziale Medien, Facebook, Twitter X, Instagram, Youtube, Tiktok, Mastodon, Bluesky

Auch in der 3. Juniwoche 2024 folgen wir der Tradition, dass der Einstieg leicht sein soll. Wir befassen uns mit ein paar sozialen Medien, die Sie alle kennen und kommentieren den Infotext von Statista in kurzer Form.

 Welche Social Media werden für Nachrichten genutzt?

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Soziale Netzwerke sind laut Reuters Institute Digital News Report 2024 vor Suchmaschinen und Direktzugriffen der wichtigste Zugang zu Onlinemedien. Konkret war lange Zeit Facebook der relevanteste Kanal. Noch bis 2022 kam das Meta-Netzwerk auf eine Reichweite von 30 Prozent aller Befragten, wie die Statista-Grafik zeigt. Zuletzt waren es indes nur noch 26 Prozent – das sind 16 Prozentpunkte als der Rekordwert aus dem Jahr 2016. Dagegen ist der Anteil derjenigen die über Instagram Nachrichten konsumieren in den vergangenen zehn Jahren stetig gestiegen. Auch ein weiteres Netzwerk, dass wohl initial eher nicht als Informationsmedium gedacht war, verzeichnet derzeit einen stetigen Bedeutungszuwachs in dieser Kategorie. Nutzten 2020 gerade mal ein Prozent der Befragten TikTok für Nachrichten, waren es zuletzt bereits acht Prozent. Dabei gilt die vom chinesischen ByteDance-Konzern betriebenen App nicht unbedingt als seriöse Quelle, wie die Befragung von Nutzer:innen aus Deutschland zeigt.

Die Entwicklung, dass Facebook ständig bei der Publikation eingreift und wir nun sogar den ersten Artikel endgültig (auf einem von 2 Accounts, auf denen wir ihn zwecks Distribution für den Wahlberliner gepostet hatten) wegzensiert bekamen, ist noch ganz neu und sicher nicht für den Abstieg von Facebook als Nachrichtenmedium verantwortlich. Er wird ihn aber beschleunigen, falls es vielen Nutzer:innen so geht. Angesichts des Titels Titels der Grafik könnten wir uns vorstellen, dass wir mit dem aktuellen Beitrag auch wieder Probleme bekommen werden, deswegen haben wir die Überschrift anders gewählt; eine Garantie für unfallfreie Facebook-Einstellung ist das aber nicht.

Das bedeutet vor allem Stress: Wird der Facebook-Automat seine Entscheidung noch korrigieren oder nicht? Zumindest müssen wir immer extra nachschauen und evtl. eine Überprüfung beantragen. Alles Zeitverlust, alles Ärger.

Das andere Meta-Medium Instagram ist für uns auch nicht unproblematsch, weil es uns andauernd meldet, der Verdacht auf automatisiertes Verhalten bestehe. Wir müssen uns fast vor jeder Publikation neu anmelden, dann immerhin hat es bisher funktioniert.  Auf die möglichen Gründe gehen wir hier nicht ein, aber auch dieses Phänomen ist neu und unser Vorgehen weicht um keinen Deut vom vorherigen ab, seit dieses Problem aufgekommen ist.

Das vielgescholtene X hingegen funktioniert weiterhin problemlos und wir sind zusätzlich seit dem vergangenen Jahr bei Mastodon, wo wir auch die meisten individuellen Reaktionen erhalten und wo unsere Artikel häufig von Themenbots wie „Politics“ oder „Movies“ geteilt werden. Aufgelistet ist es oben nicht.

Einen Youtube-Kanal haben wir auch und neuerdings einen Tiktok-Account. Für uns sind beide Medien aber problematisch, weil wir nicht jeden Artikel als Podcast anbieten können, außerdem finden wir uns auf beiden Medien in direkter Gesellschaft mit äußerst dubiosen Personen oder Organisationen, mit rechten und anderen Spinnern. Das trifft generell auf alle sozialen Medien zu, aber die Algorithmen der nun schon etwas älteren unter ihnen fördern die Blasenbildung sehr stark, was nicht nur Nachteile hat, und nach dem jahrelangen Betrieb von Accounts dürften wir relativ deutllich „eingenordet“ oder eingeordnet sein.

Der Aufstieg der sozialen Medien war zunächst ein Vorteil, weil wir nicht mehr von Platzierungen in den Suchmaschinen abhängig waren, die nach für uns schwer durchschaubaren Methoden vorgenommen werden, aber im Grunde ist es in den Social Media nicht anders, siehe oben. Multiplikatoren multiplizieren sich selbst, und unsere Artikel sind eher nicht dafür gedacht, schnelle und prägnante Schlagzeilen in den Vordergrund zu rücken. Wie das geht, wissen wir, aber seit wir wieder mehr informatorisch und weniger aktivistisch schreiben, halten wir uns bewusst zurück und gewinnen weniger Leser:innen und mehr formale und möglicherweise auch inhaltliche (innere) Freiheit.

Der Aufwand an Technik und Zeit für eine einigermaßen professionelle Videoerstellung wird uns wohl auch weiterhin zu hoch sein, im Grunde bräuchten wir dafür auch Unterstützung, allenfalls könnten wir uns einen Audio-Podcast für bestimmte Artikel vorstellen, die dafür geeignet und uns besonders wichtig sind. Am liebsten würden wir dann aber so schreiben und das Audioband entsprechend einrichten, dass wir mit Q & A bzw. verteilten Rollen arbeiten könnten, weil es schlicht interessanter klingt als ein Monolog. Der Bürgerjournalismus hat seinen Höhepunkt nach unserer Ansicht überschritten, weil er eine zunehmende, in erster Linie technische Professionalisierung erfordert und viele Blogbetreiber:innen diesen Weg nicht gehen können oder wollen. Auch der Wahlberliner ist eine Freizeitunternehmung, bei der es Grenzen für den Aufwand gibt, den wir dafür betreiben können.

Es ist richtig, das sehen wir an der Zugriffsstatistik, dass die sozialen Medien viel mehr im Vordergrund stehen als zum Beispiel beim „ersten Wahlberliner“ (2011 bis 2016), aber damals hatten wir auch nur einen einzigen Account – bei Facebook. Jetzt sind es dort drei, bei X ebenfalls drei (zwei offizielle und ein anonymer), einer bei Instagram, einer bei Mastodon, die wir alle einzeln bestücken müssen, wenn wir publizieren (meist zwei von drei FB-Accounts, ein X-Account, Instagram und Mastodon, also fünf Vorgänge) und zwei nicht oder kaum genutzte bei Youtube und Tiktok. Wenn es nach uns gegangen wäre, wären wir noch bei Bluesky, aber unsere Code-Anforderung wurde nicht beantwortet. Der Klassismus fängt neuerdings schon bei den Zugängen an. Ist das rechtmäßig oder nicht, bei solchen Plattformen? Nun ja. Wir haben auch so genug zu tun.

TH

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