Update: Die Chronologie +++ Julian Assange in Freiheit – ein Deal, kein Sieg, und der Druck auf die Demkratie bleibt | Briefing 568-UP | Pressefreiheit, Gesellschaft, #DiG #Demokratie in #Gefahr, Medien, Grundrechte #Wikileaks

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Liebe Leser:innen gestern haben wir die überraschende Freilassung von Julian Assange und seine Rückkehr in die australische Heimat mit einem längeren Beitrag gewürdigt, heute erhalten Sie ein Update, weil Statista die Chronologie der Ereignisse um Assange nachgebildet hat.

Schon gestern haben wir geschrieben, dass wir die komplizierten und vielfältigen Vorgänge um den Wikileaks-Gründer nicht vollständig darstellen können, das gilt umso mehr für diesen kurzen Abriss der Ereignisse. Sie werden auf dem Bild auch sehen, dass die logischen Verknüpfungen zwischen Ereignissen und wie eines zum anderen führte, auf einer solchen Grafik nicht wiedergegeben werden können. Sie ist jedoch eine gute Ergänzung und bietet einen schnellen Überblick für jene, die nicht perfekt mit der Materie vertraut sind, die so wichtig ist für die Menschenrechte und die Pressefreiheit. Mithin auch für unsere Arbeit, denn wir sind darauf angewiesen, seriöse Quellen zu sichten, die ihrerseits freien Zugang zu wichtigen Informationen haben.

Julian Assange: Ein Überblick über die Ereignisse

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Fünf Jahre verbrachte Julian Assange in britischer Gefangenschaft. Nun ist der Mitbegründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks überraschend wieder auf freiem Fuß. Nach jahrelangem juristischem Tauziehen handelte Assange einen Deal mit der US-Justiz aus, der ihm die Freiheit und eine Rückkehr in seine Heimat Australien ermöglicht. Als Teil des Abkommens hat sich Assange vor einem US-Gericht auf der Marianeninsel Saipan im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen in einem Anklagepunkt schuldig bekannt. Im Gegenzug soll er zu fünf Jahren Haft verurteilt werden, die er aber bereits abgesessen hat.

Die Statista-Infografik gibt einen Überblick über die Ereignisse rund um Julian Assange, seit der schicksalhaften Veröffentlichung der US-Geheimakten im Jahr 2010. Der Leidensweg des Australiers begann im August 2010 mit der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen Vergewaltigungs- und Belästigungsvorwürfen durch die Staatsanwaltschaft im schwedischen Stockholm. Zwei Frauen hatten Assange sexuelle Vergehen vorgeworfen, das Verfahren wurde jedoch zwischenzeitlich eingestellt. Assange wurde zwar inhaftiert, konnte aber gegen Kaution freikommen und flüchtete aus Angst über Schweden an die USA ausgeliefert zu werden im Sommer 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London, wo er die nächsten sieben Jahre als politischer Asylant lebte. Im April 2019 entzog ihm der neue ecuadorianische Präsident Lenín Moreno Asyl und Staatsbürgerschaft, woraufhin der Whistleblower festgenommen wurde und wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen zu einer knapp einjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Nach Verbüßung dieser blieb er allerdings in Auslieferungshaft. Die Auslieferung an die USA konnte aber wegen gesundheitlicher Bedenken und internationalem Druck mehrfach abgewendet werden.

Wir haben uns ein wenig mit den Hintergründen von Julian Assange befasst, sie gestern aber nicht thematisiert. Wir glauben, hätte er eine sogenannte Mainstream-Biografie, wäre er auch ein Mainstream-Journalist geworden, der eben nicht dazu in der Lage gewesen wäre, der Presse- und Meinungsfreiheit einen so großen Dienst zu erweisen, wie er es getan hat. Man muss eine gewisse Widerborstigkeit, einen systemkritischen Ansatz im Denken implementiert haben und auch einen Mut, den zu sehr „eingebettete“ Menschen meist nicht haben, um sich bedingungslos und unter Einsatz des eigenen Lebens der Informationsfreiheit zu verschreiben.

Von der Rufmordkampagne bis zu echten Morddrohungen und -aufrufen, von Denunziation bis Folter musste Assange alles erduldulden, was Menschen anderen antun, um sie zum Schweigen zu bringen. Hätte der Fall Assange nicht einen so großen Widerhall in der Öffentlichkeit gefunden, wäre der Wikileaks-Gründer längst von einem der Geheimdienste um die Ecke gebracht worden, davon sind wir überzeugt. Dass er nicht immer ethisch perfekt gehandelt haben mag, sollten ihm nicht gerade diejenigen vorwerfen, die jede Gelegenheit nutzen, um die Demokratie und die Meinungsfreiheit zu beschädigen. Abgeschlossen ist ein Fall erst, wenn ein Leben abgeschlossen ist. Wir hoffen, dass Assange über alles berichten wird, was ihm widerfahren ist und dass man nicht doch jemanden auf ihn ansetzt, damit weitere Enthüllungen verhindert werden. Andererseits ist seine Arbeit getan, mehr kann man wirklich nicht erwarten und vielleicht sehnt er sich nur noch nach einem ruhigen Leben.

Deswegen hoffen wir vor allem, dass er die Fackel weitergeben kann, die die Leidenschaft für die Wahrheit und die Demokratie symbolisiert. Dass immer wieder junge Menschen aufstehen, die genug Kraft und Willen haben, sich nicht unterkriegen, nicht zum Schweigen bringen zu lassen. Wir erinnern in diesem  Zusammenhang auch an Edward Snowden und Bradley /  Chelsea Manning, die aus dem System heraus berichtet haben. Auch ihre Arbeit ist unverzichtbar darfür, dass wir nicht ahnungslos von staatlichen Akteuren manipuliert werden und verlernen, Informationen stets kritisch zu hinterfragen, die von offizieller Seite kommen und vor allem darüber nachzudenken, was man uns verschweigt. In dem Zusammenhang möchten wir auch die Verschwörungstheoretiker erwähnen, die so gerne von den Mainstream-Medien diskreditiert werden und wir schreiben sie auch ohne Anführungszeichen.

Glauben Sie ernsthaft, dass hinter dem Rücken der Mehrheit nicht konspirativ  zum Schaden der Mehrheit und für die Privilegien einer kleinen Elite gearbeitet wird und dass es dafür nicht auch Zusammenschlüsse hoch mobiler, jederzeit einsatzbereiter Diener dieser Eliten gibt und Zirkel gibt, in denen sich Herren  und Diener erster Klasse treffen und ihre Strategien besprechen?

Und darum geht es letztlich bei den Verschwörungstheorien, die einen möglichen tatsächlichen Hintergrund haben und die gerne mit verrückten Ansichten gleichgesetzt werden, von denen jeder weiß, dass sie nicht stimmen können, um diejenigen lächerlich zu machen, die begründete Fragen stellen. Ob hingegen viele offizielle Berichte stimmen und vollständig sind, das dürfen und müssen wir sogar hinterfragen. Der Fall Assange und der berühmt gewordener Whistleblower besagt zwei Dinge: a.) Ihre Aussagen konnten nicht widerlegt werden und b.) es wird alles getan, um derlei Informationen geheimzuhalten, und wenn sie doch ans Licht gelangen, wird ein Kesseltreiben gegen diejenigen veranstaltet, die diese Transparenz möglich gemacht haben. Und jede Geheimhaltung ist per Definition geeignet, Element einer Verschwörung zu sein, weil immer die Gefahr besteht, dass die Öffentlichkeit hinters Licht geführt wird. Es liegt im System, dass Staatsinteressen und Interessen der Öffentlichkeit häufig nicht identisch sind, und das muss der Öffentlichkeit bewusst sein.

Dass Politik nicht ehrlich ist, kommt leider auch daher, dass viele Menschen die Wahrheit nicht vertragen, aber auch daher, dass es zu Aufständen käme, wenn die Wahrheit bekannt wäre, die zum Beispiel  zu niemals endender Ungleichheit und zu immer neuen Ungerechtigkeiten auf der Welt führt. Damit wird auch unsere Mentalität beeinflusst, und zwar dahingehend, dies als quasi naturgegeben zu akzeptieren. Jeden Tag werden wir in diese Richtung infiltriert. Und dann kommt jemand daher und wirft ein Schlaglicht auf die Brutalität, die dem System innewohnt. Ein Schlaglicht nur, aber wichtig dafür, wach zu bleiben oder endlich aufzuwachen. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass wir einmal an wirklich „brisante“ Informationen gelangen werden, Bücher über die Hintergründe im System kann hingegen jeder lesen, sie sind Gottseidank immer noch frei zugänglich, und wenn nicht hierzulande, dann in der Regel in Englisch. Die große Meinungsfreiheit in den USA macht vieles möglich. Eines aber nicht: Dass der Staat zugibt, mit welchen Mitteln er sich durchsetzt, um die Interessen weniger gegenüber den Vielen voranzubringen. Das muss schlaglichtartig, ausschnittsweise nach draußen getragen werden. Von Menschen wie Julian Assange. Daraus lassen sich aber gut Schlüsse darüber ziehen, was alles nicht ans Tageslicht kommt. Es ist eine ganze große Menge.

TH

 

Heute hat es im Fall des Wikileaks-Gründers Julian Assange eine überraschende Wendung gegeben – nach 14-jährigen Auseinandersetzungen und 5 Jahren in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis. Das Wichtigste zusammengefasst, weiter unten gehen wir mehr ins Detail:

  1. Julian Assange, der Gründer von WikiLeaks, soll freigelassen werden, nachdem er sich in einer Anklage wegen Spionage durch die USA für schuldig bekannt hat.
  2. Die Vereinbarung sieht vor, dass Assange zu einer Haftstrafe von maximal sechs Monaten verurteilt wird, die er bereits in Großbritannien verbüßt hat.
  3. Assange wird sich schuldig bekennen, geheime Informationen der US-Regierung veröffentlicht zu haben, aber nicht schuldig in Bezug auf den Vorwurf, diese Informationen unrechtmäßig erlangt zu haben.
  4. Die Vereinbarung muss noch von einem US-Bundesrichter genehmigt werden.
  5. Assange befindet sich seit 2019 im Belmarsh-Gefängnis in London, nachdem er zuvor sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft Zuflucht gesucht hatte.
  6. Die US-Regierung wirft Assange vor, durch die Veröffentlichung geheimer militärischer und diplomatischer Dokumente auf WikiLeaks die nationale Sicherheit gefährdet zu haben.
  7. Assanges Unterstützer sehen in ihm einen Journalisten, der wichtige Informationen über Kriegsverbrechen und andere Missstände aufgedeckt hat.
  8. Die Vereinbarung könnte einen jahrelangen juristischen Kampf beenden und Assange vor einer möglichen lebenslangen Haftstrafe in den USA bewahren.

Am 24. Juni veröffentlichte ein US-amerikanisches Bezirksgericht auf den Nördlichen Marianen Gerichtsunterlagen, wonach sich Assange dort am 26. Juni in einer Anhörung der „unrechtmäßigen Beschaffung und Verbreitung von Verschlusssachen im Zusammenhang mit der Landesverteidigung der Vereinigten Staaten unter Verletzung von 18 U.S.C. § 793(g)“ schuldig bekennen, noch am selben Tag dafür verurteilt werden und anschließend nach Australien weiterreisen werde.[175][176] Laut Wikileaks gingen der Verständigung lange Verhandlungen mit dem US-Justizministerium voraus, und sie sei das Resultat von Kampagnen von „Basisbewegungen, Aktivisten für die Pressefreiheit, Gesetzgebern und Politikern aus dem gesamten politischen Spektrum bis hin zu den Vereinten Nationen“.[177] Am 25. Juni vermeldeten die Plattform WikiLeaks und seine Ehefrau Stella, dass Assange aus der Haft entlassen worden sei und das Vereinigte Königreich verlassen habe.[178] (Wikipedia).

 Hier sind die wichtigsten Reaktionen und Einschätzungen zu dieser Entwicklung:

  1. Stella Assange (Julian Assanges Ehefrau):

Sie äußerte sich „überglücklich“, aber auch besorgt. Sie betonte, dass sie eine Begnadigung anstreben werden, zeigte sich jedoch beunruhigt über das Schuldeingeständnis im Zusammenhang mit dem Espionage Act[2][3].

  1. Anthony Albanese (Australischer Premierminister):

Er betonte, dass der Fall zu lange gedauert habe und dass Assanges fortgesetzte Inhaftierung keinen Nutzen bringe. Er bekräftigte den Wunsch, Assange nach Australien zurückzubringen[2][3].

  1. Jodie Ginsberg (CEO des Committee to Protect Journalists):

Sie begrüßte das Ende von Assanges Inhaftierung, warnte aber vor den schädlichen rechtlichen Präzedenzfällen, die der Fall für Journalisten geschaffen habe[2][3].

  1. Gabriel Shipton (Assanges Bruder):

Er deutete an, dass es für die Millionen von Assange-Unterstützern Zeit sei zu feiern[2][3].

  1. Robert F. Kennedy Jr. (US-Präsidentschaftskandidat):

Er bezeichnete Assange als „Helden seiner Generation“ und verwies auf gesundheitliche Bedenken[6].

  1. James Ball (ehemaliges WikiLeaks-Mitglied):

Er kritisierte die Strafverfolgung als Bedrohung für die Pressefreiheit, äußerte aber auch Skepsis gegenüber allen Parteien, die einen Sieg beanspruchen[6].

  1. James Clapper (ehemaliger US-Geheimdienstdirektor):

Er kommentierte Assanges Entscheidung, sich schuldig zu bekennen[7].

Die Entwicklung wird generell als bedeutender Wendepunkt in einem langjährigen, kontroversen Fall gesehen. Während Unterstützer die bevorstehende Freilassung Assanges begrüßen, bleiben Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Pressefreiheit und den Schutz von Whistleblowern bestehen. Der Fall hat wichtige Fragen zur Balance zwischen nationaler Sicherheit und Informationsfreiheit aufgeworfen, die wahrscheinlich auch in Zukunft diskutiert werden.

In der Tat sehen auch wir es als Problem an, dass Assange sich in einem Punkt schuldig bekennen musste, um freizukommen. Rein sachlich ist es nicht zu beanstanden, wenn der Ex-Vertreter einer betroffenen US-Behörde (James Clapper) durch Assanges Tätigkeit nationale Sicherheitsinteressen als gefährdet ansieht – aber die Einschätzung, ob Transparenz und Pressefreiheit wichtiger sind als Geheimhaltung von Informationen, die zum Beispiel illegale Methoden der Kriegsführung betreffen.

Assanges Handlungen sind nicht ausschließlich unumstritten und die Gründe dafür, warum bestimmte Gruppen innerhalb der Linken (oder besser: putinfreundliche Gruppen, die sich selbst als links bezeichnen) sich besonders für in einsetzen: Er steht im Verdacht, den der Beeinflussung des US-Wahlkampfes 2016 zulasten der demokratischen Bewerberin Hillary Clinton beteiligt gewesen zu sein, indem er aus russischer Quelle stammende gehackte Mails an die Öffentlichkeit gegeben hat, andererseits Daten der Republikaner, die ihm zugänglich waren, zurückgehalten hatte. Er stand der Tea-Party nah und musste trotzdem anerkennen, dass sich Donald Trump nach seiner Wahl zum Präsidenten nicht für ihn einsetzte.

Im Gegenteil, unter seiner Ägide kam es im Jahr 2019 zu einer erheblich erweiterten Anklage gegen Assange, die deshalb so gefährlich war, weil sie nun auch Verstöße gegen den seinerseits umstrittenen „Espionage Act“ von 1917 umfasste. War Assange also für Putin ein nützlicher Idiot, in Sachen Einflussnahme auf den US-Wahlkampf 2016?

Andererseits hat er durch seine Leaks offengelegt, dass es in der demokratischen Partei im Jahr 2016 zu Manipulationen kam, um Hillary Clinton gegenüber Bernie Sanders als Präsidentschaftskandidatin durchzusetzen. Auch wir hätten damals Bernie Sanders eindeutig bevorzugt und es wäre möglicherweise mit ihm als Kandidat nicht zu einer Präsidentschaft von Donald Trump gekommen, weil er zwar für US-Verhältnisse sehr linke Positionen vertritt, aber die in der US-Politik damals noch wichtige persönliche Integrität innehatte, die weder Clinton noch Trump für sich beanspruchen konnten.

Unzweifelhaft sind Assanges Verdienste um besseren investigativen Journalismus; Methoden von Wikileaks wie das anonyme Whistleblowing, haben große Medien übernommen. Deren Aufgabe ist es dann, die Informationen, die ihnen zugespielt werden, mit ihren Rechercheapparaten zu überprüfen und sie im Fall ihrer Verifizierbarkeit und Relevanz der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Persönlich teilen wir nach jüngsten Erfahrungen seine Kritik an den Socia-Media-Konzernen, besonders an Facebook, die uns mittlerweile rigide und unsachgemäß zensieren. Wir haben kein Problem damit, zuzugeben, dass wir uns bisher zum Fall Assange nicht geäußert hatten und dass dieses Vorgehen von Meta den vorliegenden Artikel mit ausgelöst hat.  

Unstreitig ist weiterhin, dass gegen ihn massive Menschenrechtsverletzung in Sachen Verfolgung vor der Haft und Missbrauch während der Haftzeit begangen wurden, dies ist ausführlich und widerspruchsfrei dokumentiert und stellt die Rechtsstaatlichkeit gleich mehrere Demokratie in ein ungünstiges Licht, besonders natürlich diejenige der USA und Großbritanniens, aber auch Schweden, eine der Messlatten für die Demokratie in der Welt, hat offenbar einen fingierten Vorwurf gegen Assange vorgebracht, um ihn zu diskreditieren und psychisch unter Druck zu setzen.

Aus diesem Grund wird die Freilassung Assanges nichts daran ändern, dass Journalist:innen eine negative Bewertung der Vorgänge um seine Person vornehmen werden. Vielmehr hat sich durch ihn gezeigt, wie repressiv auch in Demokratien vorgegangen wird, wenn jemand Spielregeln zu verletzen scheint, die ihrerseits fragwürdig und gegen demokratische Transparenz und Rechtsstaatlichkeit ausgerichtet sind. In der Wikipedia wird zitiert, wie in den US-Medien unumwunden zur Ermordung von Assange aufgerufen wurde, ohne dass die Betreffenden dafür jemals zur Rechenschaft gezogen wurden.

Bleibt nun eine Sensibilisierung für die Belange von Menschen, die um der Wahrheit oder der Freiheit willen erhebliche persönliche Nachteile und Risiken auf sich nehmen? Ob langfristig der Journalismus von Assange und Wikileaks profitieren wird, bleibt abzuwarten, denn selbstverständlich wird, gerade in den aktuellen Zeiten, von Seiten staatlicher Stellen daran gearbeitet, Vorgänge wie den Fall Assange so selten wie möglich aufkommen zu lassen und die Gesellschaften in vielen westlichen Ländern sind weit nach rechts gerückt und damit weit weg von einer Priorisierung der Rechtsstaatlichkeit.

Wenn man den Zustand der Demokratien insgesamt betrachtet, vom Beginn des Falls Assange im Jahr 2007, als seine Wikileaks-Veröffentlichungen begannen aus gesehen bis heute, kam es weit überwiegend zu Verschlechterungen. Das gilt auch für Europa und für die USA. Eine Einzelperson kann ohnehin nur Anstöße geben, um die Einhaltung von Grundrechten wie der in komplexen System so wichtigen Informationsfreiheit zu verbessern und wir können hier den Fall Assange, insbesondere seine Wikileaks-Veröffentlichungen, nicht detailliert analysieren, aber wir nutzen die heutige Entwicklung, um darauf hinzuweisen, dass Grundfreiheiten und demokratische Rechte weltweit unter Druck sind. Das Freikommen von Julian Assange ist ein Anlass, dazu wieder einen Artikel mit #DiG #Demokratie in #Gefahr zu taggen, gleich, was Facebook & Co. davon halten. Wir sind uns schon jetzt beinahe sicher, dass wir diesen Beitrag auf Facebook nicht „durchbekommen“ werden, obwohl in ihm und allen vorherigen, die gesperrt wurden, keinerlei sicherheitsrelevante Informationen enthalten sind und obwohl keiner der gegen uns vorgebrachten, pauschal-elektronisch generierten Anwürfe auch nur ein wahres Wort enthält, die Tatsache höchst ungenauer Formulierungen schon berücksichtigend. Der Standardvorwurf: „Anscheinend hast du versucht, auf irreführende Art und Weise „Gefällt mir“-Angaben, Follower, geteilte Inhalte oder Videoaufrufe zu generieren.“ Auf diese weise wird auch vertuscht, dass es sich in Wirklichkeit um umfassende inhaltiche Zensur handelt. Bis vor Kurzem hatten wir mit wesentlich dezidierteren Beiträgen keine Probleme.

Es ist ein bisschen tricky, einen so prominenten Fall wie den von Julian Assange mit Kleinigkeiten wie unseren eigenen Angelegenheiten zu verknüpfen, aber wir wissen, dass unzählige Menschen von solchen undemokratischen Manipulationen betroffen sind, die zu einer unzulässigen Einschränkung der Meinungsfreiheit führen. Unsere ca. 5.000 Freunde auf zwei Facebook-Accounts werden also von diesem Artikel vermutlich nichts mitbekommen (16).

Umso mehr freuen wir uns, dass jemand, ungeachtet der konkreten Umstände und des bisherigen Verlaufs staatlicher und medialer Agitation gegen diese Person, heute jemand die Freiheit wiedergewonnen hat und wünschen Julian Assange alles Gute.

TH

Zitate

[1] https://www.telegraph.co.uk/news/2024/06/25/julian-assange-latest-wikileaks-uk-plea-deal/

[2] https://www.investing.com/news/world-news/reactions-to-julian-assanges-flight-to-freedom-after-us-plea-deal-3495143

[3] https://www.straitstimes.com/asia/reactions-to-julian-assanges-flight-to-freedom-after-us-plea-deal

[4] https://www.bbc.co.uk/news/articles/crgggyvp0j9o

[5] https://www.reuters.com/world/reactions-julian-assanges-flight-freedom-after-us-plea-deal-2024-06-25/

[6] https://www.independent.co.uk/news/world/americas/julian-assange-plea-deal-reaction-b2568220.html

[7] https://www.cnn.com/2024/06/25/world/video/julian-assange-plea-deal-james-clapper-lcl-digvid

[8] https://www.theguardian.com/media/article/2024/jun/25/julian-assange-australia-reaction-wikileaks-founder-plea-deal

[9] https://fortune.com/2024/06/25/wikileaks-founder-julian-assange-plead-guilty-espionage-act-charge-deal-us-australia/

[10] https://www.bbc.com/news/live/world-69145409/page/2

[11] https://www.washingtonpost.com/world/2024/06/25/julian-assange-reaction-plea-deal-wikileaks/

[12] https://www.euronews.com/2024/06/25/wikileaks-founder-julian-assange-stops-in-bangkok-on-his-way-to-a-us-court-and-later-freed

[13] https://www.ft.com/content/465b6f96-65db-4295-9aee-ef9c1339a992

[14] https://www.theguardian.com/media/live/2024/jun/25/julian-assange-prison-release-live-updates-plea-deal-return-australia-wikileaks-leaves-uk?page=with%3Ablock-667a34e28f08aef7f0047c81

[15] https://theweek.com/law/julian-assange-free-plea-deal

(16) Wie vorausgesehen: Facebook sperrt den Beitrag mit fadenscheiniger „Spam“-Anschuldigung.

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