Back Stage (USA 1919) #Filmfest 1304 #Keaton #BusterKeaton #DGR

Filmfest 1304 Cinema – Werkschau Buster Keaton (13) – Die große Rezension

Back Stage ist eine US-amerikanische Stummfilmkomödie aus dem Jahr 1919 unter der Regie von und mit Roscoe „Fatty“ Arbuckle in den Hauptrollen, in der Buster Keaton und Al St. John die Hauptrolle spielen.[1]

Wenn ich die Veröffentlichungsdaten von Buster Keatons Filmen richtig gedeutet habe, müsste „Back Stage“ der erste sein, den er nach seinem Militäreinsatz gedreht hat. Deswegen bin ich mit einer speziellen Fragestellung an die Recherche und Analyse herangegangen, mit der ich die KI meiner Wahl beauftragt habe: „Bitte schreiben Sie eine umfassende Analyse (mindestens 1.100 Wörter) zum Arbuckle-Keaton-Film „Backstage“ von 1919, der meines Wissens der erste von Keaton nach seinem Militäreinsatz war. Hat diese Zäsur von 1918-1919 etwas an Keatons Stil verändert, an seiner Haltung, hat er sich selbst dazu geäußert? Auch die Entwicklung der Komik von Keaton und Arbuckle im Allgemeinen ist wichtig.“

Diese Fragestellung hat dazu geführt, dass die Antwort in der Tat etwas allgemein ausgefallen ist und vieles referiert, was nicht direkt mit „Back Stage“ zu tun hat.  Deshalb ist eine umfassende Rezension immer noch eine Komposition. Mehr dazu in der – sic! – Rezension.

Handlung (1)

In diesem Film arbeiten Keaton, Arbuckle, Al St. John und andere hinter der Bühne als Bühnenarbeiter in einem Schauspielhaus und versuchen, zu helfen und sich in einigen Fällen von den exzentrischen Darstellern fernzuhalten. Als die Performer rebellieren und sich weigern, die Show zu machen, treten die Bühnenarbeiter zusammen mit Arbuckles Geliebter (der Assistenten eines der rebellischen Performer) an ihrer Stelle auf – darunter Keaton, der Schmetterlinge und handlose Wagenräder in Drag macht.

Mehrere Arbuckle-Kurzfilme verwenden Gags, die andere Komiker in anderen Filmen ausgearbeitet haben. In Back Stage verwendet Arbuckle die Sequenz der fallenden Wand, bei der ein Stück Kulisse auf ihn fällt, aber ein Fenster in der Kulisse es ihm ermöglicht, dem zerquetscht werden zu entkommen. Keaton verwendete diesen Gag in seinem ersten (ohne Arbuckle gedrehten, Anm. TH) Kurzfilm One Week (1920) und vor allem in seinem Film Steamboat Bill, Jr. von 1928.

Rezension

Die Längenangabe des Films mit 26 Minuten (Wikipedia) weicht wieder einmal von den erhältlichen Versionen ab, auch jener, die in der Wikipedia selbst ausgestellt ist und die wir dieses Mal zur Sichtung verwendet haben, auch wenn sie keine Musik enthält. Zweifellos macht „ohne Musik“ die Filme nüchterner, trotzdem habe ich notiert, dass ich zweimal lachen musste. Ich verrate nicht, an welchen Stellen, denn wir sind nicht bei einer Sitcom, und ich möchte niemanden beeinflussen. Die ganz wichtige Szene, die in der Analyse nicht ewähnt wird, ist in der Inhaltsangabe jedoch schon enthalten: Dieses Mal ist es nur eine Bühnendekorations-Hauswand, die umfällt, vielleicht wäre der erstaunlich robuste Fatty Roscoe Arbuckle davon gar nicht erschlagen worden, aber der Gag mit dem Fensterausschnitt ist eine der … oh, jetzt  habe ich es doch verraten. Ich gehe davon aus, dass er von Buster Keaton entwickelt wurde, sonst hätte dieser ihn nicht in zwei weiteren Filmen verwendet, die er später alleine gedreht hat – dafür war sein Respekt vor Arbuckle zu groß. Oder er hat ihn gefragt, das wäre natürlich auch möglich. Greifen wir nun aber den Faden auf, den wir in der Einleitung gelegt hat: War der Kriegseinsatz, wie später auch bei Filmschaffenden der Zweite Weltkrieg, eine Zäsur, oder ist die Entwicklung der Arbuckle-Keaton-Filme doch eher, wie zuvor, evolutionär gewesen? Ich kennzeichne meine Anmerkungen mit meinen Initialen.

Back Stage (1919): Eine Analyse des Arbuckle-Keaton-Films im Kontext von Keatons Rückkehr aus dem Militärdienst und der Entwicklung der Slapstick-Komik

Einleitung

Der Kurzfilm Back Stage (1919), inszeniert von Roscoe „Fatty“ Arbuckle und mit Buster Keaton in einer der Hauptrollen, gilt als ein zentrales Werk der Slapstick-Ära und als wichtiger Meilenstein in der Karriere Keatons. Der Film entstand unmittelbar nach Keatons Rückkehr aus dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg und markiert damit eine Zäsur in seinem Leben und Schaffen. Im Folgenden werden Back Stage und die Zusammenarbeit von Arbuckle und Keaton analysiert, die Frage nach möglichen Veränderungen in Keatons Stil und Haltung nach dem Krieg beleuchtet sowie die Entwicklung ihrer Komik eingeordnet.

TH: Bisher hat die KI noch jedes Mal geschrieben, dass der betreffende Film ein  zentrales Werk nicht nur in Keatons Karriere darstellt, sondern auch der Slapstick-Ära. Das wirkt nicht so albern, wie man vielleicht denken sollte, denn so viele Filme hat Keaton im Vergleich zu anderen frühen Komikern nicht gedreht, wobei sich auswirkt, dass man bereits das Jahr 1917 schrieb, als er startete. Anders als in den frühen 1910ern waren auch Slapstick-Komödien damals nicht mehr so rudimentär, dass man sie in zwei Tagen herunterkurbelte. Das Publikum war bereits anspruchsvoller geworden, und auch die Entwicklung der Keaton-Arbuckle-Filme zwischen Anfang 1917 und 1919 drückte einen Prozess der Verbesserung und Innovation aus. Allerdings dürfte das nicht für alle Komiker gleichermaßen gegolten haben, denn Arbuckle und Keaton waren damals neben Charles Chaplin die beiden Komödienspezialisten mit dem größten Entwicklungspotenzial. Ich haben den größten Sprung bisher als im Jahr 1918 angesiedelt identifiziert, als die Comique Film Company von Arbuckle, die eine Produktionseinheit der Paramount war, vom Osten in den Westen gezogen war. Der Wechsel nach Hollywood löste offenbar einen Kreativitätsschub aus.

Inhalt und Struktur von Back Stage

Back Stage spielt im Theatermilieu und erzählt von einer Gruppe von Bühnenarbeitern (Arbuckle, Keaton und Al St. John), die in Abwesenheit der eigentlichen Künstler eine Vorstellung improvisieren müssen. Die Handlung lebt von Missverständnissen, physischen Gags und der Parodie auf das Theaterleben. Besonders hervorzuheben ist die berühmte „fallende Wand“-Szene, in der ein Bühnenelement auf Arbuckle stürzt, er aber durch ein offenes Fenster unverletzt bleibt – ein Gag, den Keaton später in eigenen Werken wie One Week (1920) und Steamboat Bill, Jr. (1928) weiterentwickelte1.

Die Komik des Films speist sich aus klassischen Slapstick-Elementen: Verwechslungen, akrobatische Tanzeinlagen (Keaton in Drag), überdrehte Bühnenauftritte, das Scheitern an technischen Bühnenvorrichtungen und die subversive Umdeutung von Unfällen als Teil der Show. Die Zuschauer im Film nehmen die Pannen als gewollte Komik wahr, was eine Meta-Ebene der Reflexion über Kunst und Zufall eröffnet.

TH: Ein Klassiker ist auch das Entzaubern des „starken Mannes“, eine Sequenz, die eine sehr soziale Komponente beinhaltet. Selbst die zarte Frau, die seine Assistentin darstellt, hebt am Ende eine Hantel einfach auf, befreit damit auch Keaton aus einer unangenehmen Lage und geht davon mit diesem Teil. Vermutlich ist das nicht einmal die Geburt der Erzählung vom Kraftprotz, der in Wirklichkeit ein Scharlatan ist. Hier ist es nicht einmal ausschließlich so: Es ist sehr schwierig und nur mit technischen Hilfsmitteln möglich, ihn gemeinsam niederzuringen, um seine Assistentin zu schützen, die er misshandelt. Ein bisschen Chaplin ist in diesem Film zu sehen, das war bisher bei den Arbuckle-Keaton-Filmen nicht so. Vielleicht ist das ein Element des Keaton, der zwar nicht in einem Kampfeinsatz war, aber echte Übermacht zu spüren bekam, wie jeder Mensch, der in einer Höllenmaschine von einem Krieg überleben will. Der Erste Weltkrieg  hat so vieles verändert, so viele verändert, dass ich unausweichlich versuchte, den Spuren dieses Urgrauens des 20. Jahrhunderts in Keatons Werk nachzuspüren.

Keatons Militärzeit und die Zäsur 1918/19

Buster Keaton wurde 1917 zur US-Armee eingezogen und diente in der 40. Infanteriedivision in Frankreich. Während seines Dienstes kam er zwar nicht an die Front, erkrankte jedoch schwer an einer Ohrenentzündung, die ihn fast das Leben kostete und zu einer bleibenden Hörschädigung führte23. Die Zeit im Militär war für Keaton dennoch prägend: Er unterhielt seine Kameraden mit Vaudeville-Nummern, brachte Schwung in den tristen Lageralltag und entwickelte seine Fähigkeit, unter widrigen Umständen Humor zu bewahren2.

TH: Meines Wissens wurde Keaton im Juli 1918 eingezogen, das ganze Jahr 1917 und bis in den Sommer 1918 hinein hat er noch Filme gedreht, die Erstveröffentlichung des „Back Stage“-Vorgängers „Der Koch“ war im September 1918, nachdem Keaton also für etwas mehr als zwei Monate in Übersee war.

Nach dem Krieg kehrte Keaton 1919 in die USA zurück und nahm seine Filmkarriere wieder auf. Back Stage war einer der ersten Filme, an denen er nach seiner Rückkehr beteiligt war. Die Frage, ob diese Zäsur seinen Stil oder seine Haltung verändert hat, lässt sich nicht eindeutig beantworten, da Keaton sich selbst kaum explizit dazu geäußert hat. Es gibt keine bekannten Interviews oder schriftlichen Zeugnisse, in denen er einen direkten Zusammenhang zwischen Kriegserfahrung und künstlerischer Entwicklung herstellt23.

Allerdings lässt sich aus biografischen Details und der Entwicklung seines Werks ableiten, dass Keaton nach dem Krieg noch stärker auf Präzision, Disziplin und eine gewisse Melancholie in seiner Komik setzte. Die Erfahrung von Gefahr und Unsicherheit dürfte seine Risikobereitschaft bei Stunts und seine stoische Grundhaltung verstärkt haben. Sein berühmtes „stone face“ – das unbewegte, ausdruckslose Gesicht – wurde zum Markenzeichen und kann als Reaktion auf die Absurditäten und Härten des Lebens gelesen werden3.

Entwicklung der Komik von Keaton und Arbuckle

Arbuckles Einfluss und die Dynamik des Duos

Roscoe Arbuckle war zu dieser Zeit einer der erfolgreichsten Komiker und Regisseure Hollywoods. Er holte Keaton 1917 ins Filmgeschäft und machte ihn zu seinem Partner in einer Reihe von Kurzfilmen. Die Zusammenarbeit war geprägt von gegenseitigem Respekt und kreativer Freiheit. Arbuckle setzte auf körperbetonte, anarchische Komik, die Keaton mit seiner Präzision und Akrobatik ergänzte.

In Back Stage ist die Rollenverteilung klar: Arbuckle ist der schwerfällige, gutmütige Anführer, Keaton der flinke, einfallsreiche Sidekick. Beide agieren auf Augenhöhe, wobei Keaton bereits hier seine Fähigkeit zeigt, aus scheinbaren Nebensächlichkeiten große komische Wirkung zu erzielen. Die Gags sind oft kollektiv entwickelt, was dem Film eine besondere Dynamik verleiht1.

Keatons Stil: Präzision, Melancholie und Innovation

Keatons Komik unterscheidet sich von Arbuckles eher ausgelassener, expressiver Art durch eine größere Zurückhaltung und technische Raffinesse. Schon in Back Stage zeigt sich sein Hang zur Perfektion: Die Stunts sind exakt choreografiert, die Bewegungen minimalistisch, aber wirkungsvoll. Keatons berühmte „fallende Wand“-Nummer ist ein Beispiel für seine Bereitschaft, physische Gefahr in Kunst zu verwandeln – eine Bereitschaft, die nach dem Krieg offenbar noch zunahm13.

TH: Ausgeführt wurde die Nummer aber von Arbuckle, die obige Einlassung deutet darauf hin, dass sie tatsächlich, wie bereits angenommen, eine Keaton-Idee war.

Sein „stone face“ – das völlige Fehlen sichtbarer Emotionen, selbst in den absurdesten Situationen – wurde zum Symbol einer modernen, existentialistisch angehauchten Komik. Kritiker wie David Thomson und Gilberto Perez haben darauf hingewiesen, dass Keaton mit seinem starren Gesicht und der perfekten Körperbeherrschung eine tiefe Ambivalenz zwischen Komik und Tragik ausdrückt3. Die Welt erscheint bei ihm als Ort des Zufalls und der absurden Mechanik, der Mensch als Spielball unkontrollierbarer Kräfte – ein Motiv, das nach den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs eine neue Tiefe bekam.

TH: Hier sehen wir den vielleicht größten Entwicklungsschritt, auch wenn die Gags summarisch innovativer und ausgefeilter sind als in früheren Keaton-Filmen: Er lacht in der Tat nicht mehr oder kaum noch. Er soll selbst gesagt haben, das unbewegte Gesicht war es gerade, das er schon als Kind lernte, weil es wesentlich wirkungsvoller war, als wenn er während des „Umhergeschmissenwerdens“ in der Vaudeville-Nummer seiner Eltern gelacht hat. Mein Eindruck ist, dass sehr anspruchsvoller Slapstick am besten mit möglichst unbewegter Miene vorgetragen wird, vor allem, wenn er den Ausführenden als einen Menschen zeigt, der zufälligen Widrigkeiten trotzt und durch alles unbewegt hindurchfindet, während eine wortreiche Komik (im Tonfilm natürlich) manchmal genau umgekehrt funktioniert. Einige Gags von Laurel und Hardy wären nicht so ikonisch geworden, wenn die beiden sich nicht dabei selbst beinahe totgelacht hätten. Lachen ist ansteckend, wenn es richtig eingesetzt wird, Keatons Art der Komik hingegen eher ein Sonderfall in ihrer Einheitlichkeit. Andere Komiker, wie Charles Chaplin, haben sehr wohl physische Gags mit reduzierter Mimik ausgeführt, aber emotionalere Szenen mit starkem Ausdruck gespielt.

Arbuckle und Keaton: Vom Anarchischen zum Präzisen

Die Komik der Arbuckle-Keaton-Filme lebt vom Zusammenspiel von Chaos und Ordnung: Arbuckle bringt das anarchische Element ein, Keaton das kontrollierte, fast mathematische. In Back Stage kulminiert dies in Szenen, in denen das Scheitern zur Kunstform wird – etwa, wenn die Bühnenarbeiter die Show retten müssen, weil die Künstler streiken, und dabei alles schiefgeht, aber gerade das Publikum begeistert. Diese Meta-Komik, die das Misslingen als Erfolg umdeutet, ist typisch für die gemeinsame Schaffensphase.

Nach dem Ende der Kooperation mit Arbuckle (1920) entwickelte Keaton seinen Stil weiter: Die Gags wurden noch ausgefeilter, die Inszenierung komplexer, die Themen ernster. Dennoch blieb die Grundhaltung erhalten: Die Welt ist absurd, der Mensch bleibt stoisch und sucht kreative Wege, mit ihr umzugehen.

Reflexionen Keatons über seine Kunst

Keaton hat sich in späteren Jahren mehrfach zur Herkunft seiner Komik und zu seiner Arbeitsweise geäußert. Er betonte, dass viele seiner besten Gags aus eigener Erfahrung und Beobachtung stammten und dass er Wert auf Authentizität und Präzision legte. Über seine berühmten Stunts sagte er: „Das Geheimnis liegt darin, schlaff zu landen und den Sturz mit einem Fuß oder einer Hand abzufangen. Es ist eine Kunst. Ich habe so früh damit angefangen, dass es mir in Fleisch und Blut übergegangen ist. Mehrmals hätte ich mein Leben verloren, wenn ich nicht wie eine Katze hätte landen können.“3

Diese Haltung – die Mischung aus Disziplin, Risikobereitschaft und Understatement – prägte Keatons gesamte Karriere und wurde in den Jahren nach dem Krieg noch ausgeprägter. Die Erfahrung des Militärs, die Konfrontation mit Gefahr und Unsicherheit, dürfte diese Eigenschaften verstärkt haben, auch wenn Keaton selbst dies nicht explizit reflektierte23.

Fazit: Back Stage als Scharnierwerk

Back Stage steht am Übergang zwischen zwei Epochen: Es ist einer der letzten großen Arbuckle-Keaton-Filme und zugleich ein Vorläufer von Keatons eigenständigem Werk. Der Film bündelt die Stärken beider Komiker: Arbuckles anarchische Energie und Keatons präzise Melancholie. Die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs – Gefahr, Unsicherheit, Disziplin – spiegeln sich in Keatons Haltung und Stil wider, auch wenn dies eher indirekt geschieht.

Die Komik des Films ist vielschichtig: Sie lebt von Slapstick, Parodie, Meta-Ebenen und einer tiefen, fast tragischen Gelassenheit. Back Stage zeigt Keaton auf dem Weg zu sich selbst – als Künstler, der aus der Erfahrung des Scheiterns und der Gefahr eine neue, moderne Form der Komik entwickelt. Die Zäsur von 1918/19 markiert dabei weniger einen Bruch als eine Vertiefung und Präzisierung seines Stils.

Was uns noch aufgefallen ist

Einen Wechsel gab es bei der Besetzung der weiblichen Hauptrolle. Warum man diesen vorgenommen hat, habe ich nicht recherchieren lassen, aber Alice Lake, die zum Stamm-Team vor dem Krieg gehörte, ist nicht mehr dabei, vielleicht hat die etwas zartere Optik und der demgemäße von Molly Malone besser zu der Rolle als unterdrückte Kraftmeier-Assistentin gepasst als das eher forsche Wesen von Alice Lake, die zwar auch oft passive Rollen als Angebetete gleich mehrerer Männer am Set hatte, aber kurz vor der Keaton-Zäsur in „Moonshine“ noch einer Art Räubertochter spielte, die gut austeilen konnte (genau genommen, gab sie die Tochter eines Schwarzbrenners).

Charles A. Post, der den „Strongman“ spielte, war 1,98 Meter groß, was ein gutes Licht auf die damals übliche Durchschnittsgröße von Männern wirft. Natürlich würde er auch heute noch mehr als 15 Zentimeter über dem Durchschnitt messen, aber er überragt Roscoe Arbuckle um mehr als einen Kopf, obwohl dieser für seine Zeit nicht nur als kräftig, sondern auch ziemlich hoch gewachsen galt, in den übrigen Arbuckle-Keaton-Filmen, die ich bisher gesehen habe, auch meiste der größte männliche Darsteller ist. Er maß 1,75 Meter, Keaton war 1,65 Meter groß, Al St. John 1,73 Meter. Der Film spielt mit den körperlichen Unterschieden der Beteiligten, daher diese Erwähnung.

Die erste Generation der Tonfilmschauspieler in Hollywood zeichnete sich oft mehr durch ihre Körpergröße aus als durch umwerfende Darstellungskunst, das Gardemaß betrug für die damalige Zeit ungewöhnliche ca. 1,90 Meter. Insofern gab es seitdem eine interessante Entwicklung. Obwohl die Menschen heute viel größer sind (im Durchschnitt) trifft das nicht mehr auf Hollywood-Stars zu, bei denen andere Qualitäten als eine beeindruckende Länge längst mehr zählen (ein Wechsel fand schon in den 1940er Jahren statt, als mehr gelernte Theaterschauspieler in der US-Filmindustrie zu Stars wurden, Ausnahmen gab es natürlich von Beginn des Tonfilms an, etwa den kleingewachsenen James Cagney, auch Humphrey Bogart war eher mittelgroß).

Finale

Der Film ist nicht mehr ganz so übermütig und verspielt wie die ersten Arbuckle-Keaton-Produktionen, da stimme ich der Analyse zu, und er hat etwas leicht Chaplineskes, durch den sozialen Touch, durch den sinnbildlich-mutigen Kampf kleinerer Männer gegen den Titanen, den „Strongman“, aber er wagt auch wieder Dinge, die nur Keaton und Arbuckle sich trauten, wie zum Beispiel, während der Ersatzperformance, wo es dieses Mal Keaton ist, der als Mädchen auftritt und eine grazile, recht schwul wirkende, gleichwohl durch unvermittelte Kalamitäten komische Vorstellung gibt. Er kommentiert auch auf ziemlich hintergründige Weise sozial, verbunden mit einem ausgefeilten Gag. Jeder der Künstler, die eintreffen, beansprucht für sich, der Star zu sein und will eine entsprechende Garderobe. Da es aber nur einen Star geben kann, wird der Papierstern über der Tür, der diese Premiumstellung markiert, immer an einem Faden von Tür zu Tür gezogen, wenn ein neuer Mitwirkender der Show eintrifft. Sogar ins erste Stockwerk, wo er freundlich und sympathisch über der Garderobe der Assistentin zum Stillstand kommt, die den Stern gar nicht beansprucht hat.

Das sind Momente, die sich auch Chaplin grundsätzlich hätte ausdenken können, neben dem Kampf mit dem wesentlich stärkeren Mann natürlich. Vielleicht war es auch die Entwicklung von Chaplins Tramp hin zu einer immer vollständigeren Figur, die ebenfalls einen Einfluss auf die Komik von Arbuckle und Keaton ab 1919 hatte. Das ist aber eine eher vage Vermtung, denn später grenzte sich Keaton wieder deutlich von Chaplin ab, indem er kein Mitleid, nicht einmal Sympathie erregen wollte, sondern stoisch durchs Lebensgewitter schritt, balancierte, fiel, aufstand, weitermachte.

66/100

2025 Der Wahlberliner, Thomas Hocke

Regie Roscoe Arbuckle
Drehbuch Jean Havez
Produzent Joseph M. Schenck
Besetzung

Literatur und Quellen

  • Wikipedia-Eintrag zu Back Stage (1919)1
  • California State Military Museum: Biografische Informationen zu Keatons Militärzeit2
  • Wikipedia-Eintrag zu Buster Keaton, mit biografischen und werkgeschichtlichen Details3

Hinweis: Die Analyse basiert auf den verfügbaren Quellen und der Forschungslage. Keaton hat sich selbst kaum explizit zum Einfluss des Kriegs auf seine Kunst geäußert, doch biografische und werkimmanente Hinweise erlauben eine plausible Einordnung.

Quellen zur Analyse

  1. https://en.wikipedia.org/wiki/Back_Stage_(1919_film)
  2. https://www.militarymuseum.org/Keaton.html
  3. https://en.wikipedia.org/wiki/Buster_Keaton
  4. https://silentfilm.org/fatty-buster-the-comique-world-of-fatty-arbuckle-and-buster-keaton/
  5. https://lareviewofbooks.org/article/buster-keaton-a-timeless-comedian
  6. https://web.mit.edu/~21fms/People/henry3/keaton.html
  7. https://www.military.com/veteran-jobs/career-advice/military-transition/famous-veteran-buster-keaton.html
  8. https://mythicalmonkey.blogspot.com/2015/02/the-buster-keaton-blogathon-roscoe.html
  9. http://www.cineoutsider.com/reviews/bluray/b/buster_keaton_complete_short_films_1917-1923_br.html
  10. https://silentology.wordpress.com/2017/07/01/roscoe-arbuckles-comique-shorts-masterpieces-of-silent-comedy/
  11. http://bigvriotsquad.blogspot.com/2018/02/buster-keaton-goes-to-war-february-12.html
  12. https://firthpage.tripod.com/rolespage/1919.html
  13. https://www.newyorker.com/magazine/2021/10/11/fatty-arbuckle-and-the-birth-of-the-celebrity-scandal
  14. http://www.worldwar1.com/dbc/buster.htm
  15. https://hollywoodrevue.wordpress.com/2015/11/24/back-stage-1919/
  16. https://www.imdb.com/title/tt0010221/
  17. https://thebioscope.net/2009/09/09/keaton-and-the-war/
  18. https://letterboxd.com/film/back-stage/
  19. https://www.encyclopedia.com/people/literature-and-arts/film-and-television-biographies/buster-keaton
  20. https://www.scribd.com/document/124713210/Historical-Movie-Review-Assignment-Paris-1919
  21. https://www.sensesofcinema.com/2006/dvd/buster-keaton-madman-dvds/
  22. https://silentology.wordpress.com/2017/07/28/thoughts-on-the-cook-a-buster-hiatus-and-back-stage/
  23. https://www.reddit.com/r/HistoryPorn/comments/136mk2s/buster_keaton_in_the_american_expeditionary/
  24. http://www.whatwouldbusterkeatondo.com/2012/11/
  25. https://www.sensesofcinema.com/2004/comedy-and-perception/keaton_deleuze/
  26. https://www.weirdgeometry.com/blog/the-general
  27. https://www.jstor.org/stable/25079030
  28. https://en.wikipedia.org/wiki/World_War_I_in_popular_culture
  29. https://www.criterion.com/current/posts/7671-buster-keaton-a-life-and-the-times
  30. https://theendofcinema.net/2011/11/22/on-the-late-films-of-buster-keaton/
  31. https://books.google.com/books/about/Arbuckle_and_Keaton.html?id=iulkAAAAMAAJ
  32. https://silentfilm.org/think-slow-act-fast-buster-keaton-shorts-1920-21/
  33. https://en.wikipedia.org/wiki/Buster_Keaton
  34. https://www.goodreads.com/book/show/987301.Arbuckle_And_Keaton
  35. https://www.classicflix.com/blog/2014/07/17/silent-cinema-buster-keaton-part-one-the-roscoe-arbuckle-years-1917-1920
  36. https://www.smithsonianmag.com/arts-culture/more-on-fatty-arbuckle-his-films-and-his-legacy-1-251402/
  37. https://en.wikipedia.org/wiki/Roscoe_Arbuckle
  38. https://www.reddit.com/r/silentmoviegifs/comments/1522p5y/buster_keaton_and_roscoe_arbuckle_in_the_garage/
  39. https://www.criterion.com/current/posts/7473-keaton-at-the-crossroads-buster-s-last-silent-comedy-spite-marriage
  40. http://comedyforanimators.com/2020/09/15/buster-keatons-cartoony-effects/
  41. https://silentfilm.org/fatty-buster-the-comique-world-of-fatty-arbuckle-and-buster-keaton/
  42. https://www.rottentomatoes.com/m/back_stage
  43. https://moviessilently.com/2019/05/26/behind-the-door-1919-a-silent-film-review/
  44. https://gracekingsley.wordpress.com/tag/roscoe-arbuckle/
  45. https://www.britannica.com/biography/Buster-Keaton
  46. https://www.newyorker.com/magazine/2022/01/31/what-made-buster-keatons-comedy-so-modern-biography-james-curtis-dana-stevens
  47. https://www.pbs.org/wnet/americanmasters/buster-keaton-about-buster-keaton/644/
  48. https://worldofbusterkeaton.com/buster-keaton-life-story/
  49. https://www.kcbx.org/2023-03-10/camera-man-unspools-the-colorful-life-of-silent-film-star-buster-keaton
  50. https://douglasfairbanksjr.wordpress.com/2017/02/21/100-years-of-buster-keaton-the-first-films-of-a-comedy-legend/
  51. http://www.imagesjournal.com/issue10/reviews/arbucklekeaton/
  52. https://prettycleverfilms.wordpress.com/2011/10/04/buster-keaton-and-roscoe-fatty-arbuckle/

[1] Back Stage (Film aus dem Jahr 1919) – Wikipedia


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