Crimetime Vorschau - Titelfoto © WDR, K.-H. Vogelmann
Ein junges Mädchen wie Katja
Katja Riemanns Figur wird in in der untenstehenden ARD-Handlungsbeschreibung „junges Mädchen“ genannt. Ja, die Zeit, die ist unerbittlich uns allen gegenüber. Und ob wir so viel davon mit dem Wahlberline und seinen Rubriken verbringen sollten, die bei weitem nicht mehr die Aufmerksamkeit erzielen wie beim „ersten“ Wahlberliner im Jahr 2011, das fragen wir uns nicht so selten. Es wäre doch im Grunde viel logischer, endlich ein gutes Drehbuch zu schreiben, wo wir doch vor allem die Skripte bzw. sie am meisten kritisieren, der Regie oder den Schauspieler*innen hingegen meist viel Kredit geben. Was vielleicht gar nicht immer gerechtfertigt ist.
Auch „Katjas Schweigen“ gehört zur Gilde der Schimanski-Tatorte, die der WDR der Vollständigkeit halber wieder ausstrahlt, nachdem die Top-Tatorte aus Duisburg vor einigen Jahren verstärkt zurück auf den Bildschirm fanden. Es ist ein Film aus dem „unteren Drittel der Rangliste„. Also einer, von dem wir vermutlich wieder schreiben werden, das Drehbuch war ja nun nicht das Gelbe vom Ei. Über Götz Georges Spiel zu urteilen, ist hingegen schwierig. Manche mögen dieses Overacting richtig gerne, das sie anderen Darstellern nie zugestehen würden, weil es offenbar zum Typ passt, den er hier verkörpert. Wir sind mittlerweile eher Fans von Thanner, seinem Co-Ermittler, der viel aushalten muss und dabei den besseren Humor bewahrt. Wenn er sich aufregt, dann wirkt es auch nicht übertrieben oder gestellt, es passiert meist dann, wenn die meisten wohl aus der Haut fahren würden.
Man hätte meinen können, Katja Riemann sei schon beim Dreh dieses Films eine größere Hausnummer gewesen, daher habe man ihren realen Vornamen für den Titel verwendet. Das stimmt aber nicht. Sie war nicht mehr „ein junges Mädchen“, sondern 25 Jahre alt, aber noch ziemlich unbekannt. Das änderte sich mit diesem Film, für den sie einen Preis als Nachwuchsdarstellerin erhielt. In Tatorten kann man sich sehr gut nach vorne spielen, weil sie ein so großes Publikum haben. Das gilt heute noch immer.
Das Schema, dass Schimanski auf eine attraktive Göre trifft, der er in irgendeiner Form näherkommt und dann wieder abgestoßen wird, alles im Zwielicht steht, ein hübsches Hin und Her, wird auch dieses Mal offenbar wieder inszeniert. Man kann vielleicht, wenn man sich selbst überraschen will, darauf wetten, ob die beiden im Bett landen oder nicht. Wir tippen dieses Mal auf nicht.
Die Summer-of-19-Schimanski-Darbietungen des WDR sind bisher Produktionen gewidmet, die wir noch nicht gesehen haben, daher erst einmal nur diese Vorschau. Wir werden den Film bei seiner Ausstrahlung am 3. September 2019 ausstrahlen und sehen, was Katja Riemann 30 Jahre beitragen kann, damit wir 30 Jahre nach dem Entstehen des Werks schreiben können – es war doch ein recht guter Film, besser, als Rang 23 von 29 in der aktuellen Schimanski-Liste des Fundus.
TH
Handlung
Sehr viel Ahnung hat Schimanski nicht vom Football; dennoch trainiert er seine Mannschaft, die vor allem aus ehemals straffällig gewordenen Jugendlichen besteht. Jannek, ihr Bewährungshelfer, kann als Chef von Discount-Märkten materielle Hilfe bieten, und so sähe alles zum Besten aus, wenn da nicht im Zusammenhang mit Einbrüchen in Supermärkten ein Polizist erschossen worden wäre. Schimanski ist viel zu engagiert für seine Jungen, um Thanners Vermutung, sie könnten in die Tat verwickelt sein, auch nur in Erwägung zu ziehen. Dennoch erhärtet sich Thanners Verdacht und zielt ausgerechnet auf Tommy, den Spielführer und Favoriten Schimanskis. Tommys Schwester Katja versucht, bei Schimanski gut Wetter zu machen, aber der kann sich den Argumenten seines Kollegen auf die Dauer nicht verschließen.
Bei dem Versuch der beiden Kommissare, Tommy festzunehmen, wird der Junge erschossen. Selbst für Schimanski muß es so aussehen, als ob Thanner den Todesschuß abgegeben hätte. Doch Thanner bestreitet das vehement. Schimanski gerät in den Konflikt, entweder dem eigenen Augenschein zu trauen oder dem Freund und Kollegen zu glauben. Denn beweisen läßt sich Thanners Unschuld nicht, es sei denn, man fände den Täter. Schimanski ahnt, daß Katja ihm bei seinen Ermittlungen helfen könnte. Aber das junge Mädchen hat das Vertrauen in den „Bullen“ verloren und hüllt sich in Schweigen.
Schimanski – Götz George
Thanner – Eberhard Feik
Hänschen – Chiem van Houweninge
Ossmann – Gerhard Olschewski
Katja – Katja Riemann
Jannek – Ulrich Pleitgen
Tommy – Paul Cabanis
Zander – Will Danin
Schaaf – Edgar N. Böhlke
Frau Schaaf – Maddalena Kerrh
Billy – Nellis du Biel
Buch – Uwe Erichsen
Regie – Hans Noever
Kamera – Kurt Lorenz
Szenenbild – Christoph Simons
Musik – Tony Carey
Schnitt – Claudia Minzloff
Produktionsleitung – Herbert Häußler
Produzent – Wolfgang Hesse
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