Mädchen in Uniform (DE 1958) #Filmfest 863

Filmfest 863 Cinema

Mädchen in Uniform ist ein deutscher Spielfilm von 1958. Darin verkörpert Romy Schneider die Internatsschülerin Manuela von Meinhardis, die für ihre Lehrerin Fräulein von Bernburg, verkörpert von Lilli Palmer, starke Gefühle entwickelt. In tragenden Rollen sind Therese Giehse und Blandine Ebinger zu sehen.

Der Film ist eine in der Handlung abgemilderte Neuverfilmung des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1931. Wie dieser basiert er auf dem Theaterstück Ritter Nérestan von Christa Winsloe, aber auch auf der von dieser selbst erarbeiteten Romanfassung Das Mädchen Manuela.[2]

Zu diesem Film wird werden wir auf jeden Fall noch eine neuere, umfassendere Rezension veröffentlichen. Zwar hat die Neuverfilmung nach Ansicht der Filmhistoriker nicht ganz die Qualität der ersten Adaption und vor allem konnte sie 1958 nicht mehr so revolutionär sein wie zur Blütezeit des deutschen Tonfilms, umso mehr verdient sie Beachtung im restaurativen Umfeld der BRD-Nachkriegskultur.  Allerdings war das Filmjahr 1958 wohl das beste innerhalb der 1950er, das einige bemerkenswerte Produktionen hervorbrachte. Leider brach die erkennbare Qualitätssteigerung bald darauf ab und es kam zur Notwendigkeit des Neuen Deutschen Films.

Außerdem ist „Mädchen in Uniform“ selbstverständlich der ernsthafteste Film, den Romy Schneider vor ihrem Wechsel nach Frankreich gemacht hat und hebt sich bereits deutlich von ihrem vorherigen Sissi-Image ab. 

Das Lexikon des internationalen Films urteilte über die Neuverfilmung ähnlich, denn sie sei „psychologisch oberflächlich und bietet trotz guter Darsteller und effektvoller Inszenierung lediglich unverbindliche Unterhaltung“.[5]

In der Neuen Berliner Woche vom 10. Oktober 1958 war zu lesen: „Die lieblich herbe Romy Schneider und die souverän frauliche Lilli Palmer enttäuschten auch ein anspruchsvolles Parkett nicht: Das lesbische Spiel kommt durchaus dezent und geschmackvoll über die Runden. Alles in allem eine saubere Arbeit, der man Anerkennung nicht versagen kann.“

Die meisten zeitgenössischen Kritiken waren eher positiv, obwohl lesbische Liebe damals nicht gerade ein Thema war, das in der Luft lag – anders als m. E. im Jahr 1931, nach einem Befreiungsjahrzehnt für Frauen. Das Filmlex frönt vermutlich vor allem wieder seiner von konservativ-kirchlichen Moralvorstellungen durchtränkten Sicht auf Filme. Manchmal hat man die harschen, teilweise aus ideologischen Gründen abwertenden Rezensionen der 1950er im Filmlex später geglättet und etwas mehr Objektivität reingebracht, in diesem Fall möglicherweise nicht. Eines ist „Mädchen in Uniform“ sicher nicht: unverbindliche Unterhaltung, schon gar nicht im Vergleich mit anderen Produktionen jener Zeit. Vielmehr zählt der Film zusammen mit Werken wie „Wir Wunderkinder“ und „Das Mädchen Rosemarie“ zu den Spitzenproduktionen aus Westdeutschland , die in jenem Jahr entstanden sind. Unsere damalige Wertung würde sich insofern heute bestätigen, als vermutlich wieder ein Ergebnis im Bereich von 70 bis 80 von 100 zu erwarten sein wird.

Offenbar waren wir schon 1989 auf dem Pfad, zu negativen Urteilen über den Film zumindest die Behauptung entgegensetzen zu wollen, dass diese nicht ganz zutreffen. 

TH

© 2022, 1989 Der Wahlberliner, Thomas Hocke

Alle kursiven Textbestandteile: Wikipedia

Regie Géza von Radványi
Drehbuch Friedrich Dammann
Franz Höllering
Produktion Artur Brauner
Musik Peter Sandloff
Kamera Werner Krien
Schnitt Ira Oberberg
Besetzung

 

 


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