Briefing 240 | Nachhaltigkeit, Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt und Klima, Konsumwirtschaft, Warenwirtschaft
Wem ist Nachhaltigkeit beim Konsum etwas wert? Hier die Antwort in Form einer aktuellen Statista-Grafik:
Infografik: Wo Nachhaltigkeit extra kosten darf | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommen
Nachhaltige Produkte sind zwar gut für die Umwelt, kosten in der Regel aber auch mehr als als konventionelle Massenware. Dass wollen sich viele Verbraucher:innen nicht leisten, wie eine aktuelle Erhebung der Statista Consumer Insights zeigt. Am ehesten darf Nachhaltigkeit noch beim alltäglichen Einkauf kosten. Aber auch hier sind nicht mehr als 38 Prozent der knapp 1.000 Befragten bereit, für umweltfreundlicher Lebensmittel und Getränke mehr auszugeben. Ähnlich sieht es bei anderen Versorgungsgütern wie Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel oder Kosmetik und Körperpflege. Auch bei Kleidung ist Nachhaltigkeit fast einem Drittel der Teilnehmer:innen so wichtig, dass höhere Preise in Kauf genommen werden. Dagegen ist die Mehrausgabebereitschaft bei Möbeln oder Unterhaltungselektronik deutlich weniger ausgeprägt, wie der Blick auf die Grafik zeigt.
Was wir oben sehen, liest sich ein wenig enttäuschend, nach jahrzehntelanger Promotion für den Begriff „Nachhaltigkeit“, oder nicht?
Wir finden zum einen, dass der Begriff Nachhaltigkeit in der Warenwelt zu ausgreifend verwendet wird, zum anderen werden wir auch heute nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die zunehmende Verarmung großer Bevölkerungsschichten in Deutschland die Transformation der Wirtschaft in Richtung mehr Nachhaltigkeit immer stärker behindert. Wer froh ist, sich überhaupt noch sattessen zu können, wird sich nicht so viele Gedanken über die Nachhaltigkeit dessen machen, was er kauft, wie das bei Gut- und Großverdienern der Fall ist. Deshalb ist die Fragestellung zu erweitern. Es müsste zusätzlich heißen: Wäre Ihnen Nachhaltigkeit etwas wert, wenn Sie sich sie leisten können? Wenn man diese Bevölkerungsgruppe hinzuaddiert, die auf höhere Preise für Nachhaltiges verzichten muss, weil sonst am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig wäre, käme man bei den meisten Produkten auf eine mehrheitliche Zustimmung, dessen sind wir sicher.
In einem Land, in dem der Diskurs von Politikern mit fünfstelligen Monatseinkünften dominiert wird, die auch nach fast zwei Jahren Regierungsarbeit nichts dazugelernt haben, wenn es darum geht, sich gegenüber ärmeren Menschen nicht ständig im Ton zu vergreifen, greift viel zu sehr die Brot-und-Kuchen-Logik Raum, die in Frankreich einst zur Revolution geführt haben soll. Auch wenn das Kolportage ist, so tönen derzeit viele der Diskussionsteilnehmer, die sich für maßgeblich halten und fragen sich auch noch, warum ungewollte Verschiebungen im politischen Spektrum zu beobachten sind.
Auch die Nachhaltigkeit ist politisch, deswegen schreiben wir, mal in längerer, mal in kürzerer Form, wie hier, Kommentare zu den Fakten oder Werten, die in Grafiken dargestellt werden. Ganz sicher sind viele Menschen hochgradig unzufrieden damit, dass ihren Teil für diese Gesellschaft leisten, sich aber trotzdem keine Nachhaltigkeit leisten können und sich dafür von einer arroganten Politikblase auch noch diskriminieren lassen müssen.
TH
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