UPDATE: Akzeptanz besser als erwartet? +++ 8 Prozent der Deutschlandticket-Käufer:innen sind neu im ÖPNV | Briefing 259 UD | Wirtschaft, Klima / Umwelt, Verkehrswende

Briefing 259 | Wirtschaft, ÖPNV, Verkehrswende, Klima / Umwelt. Deutschlandticket

Obwohl die Grafik älter ist als diejenige im Originalbeitrag, setzen wir sie an den Anfang. Sie zeigt, dass das 49-Euro-Deutschlandticket vor seinem Start skeptischer beurteilt wurde, als die Realität es mittlerweile spiegelt, die wir im Ausgangsartikel abgebildet haben.  Vorbehalte gegenüber dem ÖPNV im Allgemeinen dürften dabei eine wesentliche Rolle gespielt haben.

Darum nutzen nicht alle das Deutschlandticket (Statista)

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz  erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Schlechte Verbindungen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind der häufigste Grund dafür, dass Menschen das Anfang Mai startende Deutschlandticket nicht nutzen möchten. Viele bevorzugen außerdem andere, flexible Verkehrsmittel wie etwa Pkw. Abschreckend wirken zudem zu lange Warte- und Fahrzeiten und überfüllte Busse und Bahnen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Versicherers CosmosDirekt (PDF-Download), die im Februar 2023 durchgeführt worden ist.

Dass der ÖPNV in Deutschland bei vielen Menschen kein gutes Image hat, zeigt außerdem diese Statista-Grafik. Demnach ist das Bild in der Bevölkerung vor allem von der Kritik geprägt, es gäbe abends zu wenig Angebote, die Tickets seien zu teuer, die Bahnen und Busse seien oft überfüllt der Fahrplan sei generell ungünstig und passe nicht zum eigenen Alltag bzw. den eigenen Bedürfnissen, die Bahnen und Busse seien oft überfüllt und zugleich seien die Kosten hoch. Auch wird häufiger kritisiert, der öffentliche Nahverkehr sei unzuverlässig, unflexibel und die Busse und Bahnen zudem oft schmutzig.

Ungeachtet aller Kritik am ÖPNV rechnen Experten durch der Einführung des Deutschlandtickets mit einer starken Zunahme der Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Die große Nachfrage könnte Verkehrsexperten zufolge insbesondere in großen Städten und Metropolregionen zu Kapazitätsengpässen führen. Hier besteht bereits heute ein starker Personal- und Fachkräftebedarf.

Ja, immer ist irgendwas falsch, auch am ÖPNV. Klar ist, dass vor allem auf dem Land die Angebote recht bescheiden sind und kluge Lösungen, etwa mit Kleinbussen oder Fahrten, die man buchen kann, in der Regel fehlen. Viele Probleme sind Teil des allgemeinen Problems der Infrastruktur in Deutschland, mithin der zu geringen staatlichen Investitionsbereitschaft  und -quote.

Tolle Ausrede, wenn man sowie das Leben eher von der Position hinter der Windschutzscheibe aus betrachtet. Richtig wäre zum Beispiel die Schreibweise gewesen: „Viele (…) wollen das Deutschlandticket nicht nutzen.“ Es startete nämlich am 1. Mai, insofern ist die obige Grafik vom 21. April die Darstellung einer Prognose.  Im Text ist aber doch erklärt, dass mit einer Zunahme der ÖPNV-Nutzung gerechnet wird. Diese bildet sich in der folgenden Grafik ab:

Das Für und Wider des Deutschlandtickets ist breit diskutiert worden. Wir steigen kommod in die Woche ein mit den Zahlen dazu, die Statista aufbereitet hat:

Infografik: 8 Prozent der Deutschlandticket-Käufer:innen sind neu im ÖPNV | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Elf Millionen Mal hat sich das Deutschlandticket laut Angaben des Branchenverbands Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zwischen seinem offiziellen Start am 1. Mai 2023 und Mitte Juni verkauft. Das Angebot soll einen weiteren Anreiz zum Umstieg auf den ÖPNV bieten, wird aber vor allem von denjenigen genutzt, die sich ohnehin bereits im öffentlichen Nahverkehr bewegen.

Den VDV-Zahlen zufolge sollen 46 Prozent der genutzten Deutschlandtickets auf Umwandlungen von beziehungsweise Umstieg aus bestehenden Abos entfallen. Weitere 44 Prozent der Nutzer:innen hätten den ÖPNV bereits mit Einzel- oder außerhalb von Abos erworbenen Monatskarten genutzt. Acht Prozent der Käufer:innen haben bislang kaum oder gar nicht ÖPNV-Angebote genutzt. Für Bundesverkehrsminister Volker Wissing ist das Deutschlandticket trotzdem ein Erfolg. gegenüber der ARD sprach er am 21. Mai von einem „regelrechten Run“ auf das Ticket, zwei Millionen Neuabos seien zwischen dem 1. Mai und dem Interviewzeitpunkt bereits abgeschlossen worden.

Das für 49 Euro erhältliche Ticket steht allerdings auch aus zahlreichen Lagern in der Kritik. So sei der Preis gerade für finanziell weniger gut gestellte Deutsche kaum erschwinglich. Der Vorgänger, das 9-Euro-Ticket, sei im Juni, Juli und August laut VDV etwa 52 Millionen Mal verkauft worden. Weiterhin stelle die digital-first-Strategie bei der Ausstellung der Tickets eine Barriere für Bürger:innen ohne entsprechende Endgeräte beziehungsweise adäquate Nutzungskompetenz dar. Dem will das VDV mit der Ausgabe von bis zu 30 Millionen Chipkarten entgegenwirken. Aktueller Auswertungen zufolge haben 37 Prozent der Käufer:innen ihr Ticket auf einer Chipkarte erworben, 49 Prozent besitzen das Deutschlandticket rein digital.

Hartnäckige ÖPNV-Verweigerer, die ganz leicht mit den Öffis fahren könnten, wird es auch in den Städten immer weiter geben, solange es ihnen so einfach gemacht wird wie gerade von der #Rückschrittskoalition in Berlin, aber es soll in manchen Gegenden vorkommen, dass die Anbindung einfach zu schlecht ist, um einigermaßen zügig mit dem Bus- und Bahnverkehr voranzukommen. Wenn man aus Berlin herausfährt, dauert es nicht lange, bis man in solchen Gegenden angelangt ist.

Am Ende werden die Nutzungszahlen zeigen, ob der ÖPNV besser angenommen wird. Wir haben hier einen Absatz gecancelt, weil wir in die Woche nicht mit dem „es hängt alles zusammen“ beginnen wollen, den Assoziationsketten zwangsläufig auslösen und das längere Kommentare erfordert, die gerade in einer Zeit wie dieser nicht immer leicht bekömmlich sind.

Wir freuen uns darüber, dass es Angebote wie das Deutschland-Ticket gibt und in Berlin sogar eine stadtweite Verlängerung des 9-Euro-Tickets für den hiesigen ÖPNV  für Bedürftige. Vermutlich wird die #Rückschrittskoalition das auch kassieren, aber es war mal eine Ansage, einer der letzten Grüße einer Koalition aus SPD, Grünen und Linken, die unbedingt hätte weitergeführt werden müssen.

TH

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