The Fog – Nebel des Grauens (The Fog, USA 1980) #Filmfest 973

Filmfest 973 Cinema

Es leuchtet die Nacht

The Fog – Nebel des Grauens ist ein Horrorfilm von John Carpenter aus dem Jahr 1980. Der Film, zu dem bei seinem Erscheinen die Kritikermeinungen meist negativ ausfielen, mauserte sich zu einem kommerziellen Erfolg und wird heute vielfach zu Carpenters Klassikern gezählt. 2005 kam eine Neuverfilmung unter demselben Titel in die Kinos.

„Uninspiriertes Remake von John Carpenters „The Fog – Nebel des Grauens“ (1980), das mit plakativen Schockeffekten unlogische Handlungselemente überzeichnet.“ So urteilt das Lexikon des internationalen Films, dieses Mal war John Carpenter nur als Produzent verantwortlich. Wenn man das Wort „uninspiriert“ weglässt, denn Carpenter war beim Original durchaus inspiriert, dann trifft genau dies aber auch auf den Film von 1980 zu. Was es sonst  zum Film zu schreiben gibt, steht in der –> Rezension.

Handlung (1)

Der Film handelt von den Einwohnern der Stadt Antonio Bay in Kalifornien, deren Gründung mit einem dunklen Geheimnis in der Vergangenheit verknüpft ist. Die ersten Siedler hatten ein Schiff absichtlich durch falsches Leuchtfeuer auf ein Riff bei Spyvey Point gelenkt, um zu verhindern, dass in ihrer Nähe eine Leprakolonie errichtet wird. Ein reicher Leprakranker hatte den Siedlern vorher das für die Kolonie bestimmte Land mit Gold abgekauft. Er und seine Leidensgenossen waren an Bord des Schiffes und ertranken. Die sechs Verschwörer gründeten nach dem Unglück mit dem Gold die Stadt. Einen Teil des Goldes der Leprakranken verwendeten sie, um daraus ein Altarkreuz für die Kirche der Siedlung zu fertigen.

Am 100. Jahrestag der Stadtgründung sollen jene ersten sechs Siedler und Stadtgründer mit einem Fest geehrt werden. In der Nacht zuvor entdeckt Pater Malone in seiner Kirche das Tagebuch seines Großvaters, der gleichfalls Pater und einer der Verschwörer war, und erfährt so die Vorgeschichte der Stadtgründung. Bis dahin galt ein dichter Nebel als verantwortlich für den Untergang des Schiffes. Ebenfalls in dieser Nacht sieht die Radiomoderatorin Stevie Wayne, die allein vom Leuchtturm auf Spyvey Point aus auf Sendung ist, eine breite und seltsam leuchtende Nebelbank auf die Bucht zukommen. Sie warnt im Radio die Fischerboote vor dem dichten Nebel, von denen eines bald vom Nebel eingehüllt wird. Bier trinkend haben die drei Besatzungsmitglieder die Sendung sowie das Ausbreiten des Nebels verfolgt, um ihn näher zu betrachten. Auf dem Oberdeck sehen sie ein Geisterschiff auf sich zukommen. Aus dem unnatürlichen Nebel lösen sich die Geister der damals Ertrunkenen, die auf Rache an den in der Stadt lebenden Nachfahren der sechs Verschwörer sinnen, und töten die drei Fischer nacheinander. Am nächsten Morgen macht sich das Pärchen Elizabeth Solley und Nick Castle, das sich erst am Abend zuvor kennengelernt hat, auf die Suche nach den Fischern, die mit Nick verabredet waren. Sie stechen in See und finden die Leichen auf dem führungslosen Boot. Später im Krankenhaus erwacht einer der getöteten Fischer und attackiert Solley mit einer Spritze. Sie kann ausweichen und der Angreifer ist wieder tot. Ebenso an diesem Morgen findet der kleine Sohn von Stevie am Strand Treibgut, das sich als eine alte Schiffsplanke erweist. Stevie nimmt den Fund mit auf ihre Arbeit in ihrem Lokalsender im Leuchtturm, um mehr zur Herkunft erfahren zu können. (…)

Rezension 

„Ein technisch virtuoser, effektvoll inszenierter Horrorfilm mit suggestiver Musik, der – sehr gekonnt – eine Atmosphäre der Angst und des Schreckens verbreitet.“ – Lexikon des internationalen Films[3]

Da wir im Entwurf dieses Textes das Filmlex im Zusammenhang mit dem 25 Jahre später erstellten Remake des Films erwähnt hatten, fanden wir es passend, dessen Einschätzung des Originals anlässlich der Veröffentlichung im Jahr 2023 beizufügen, obwohl wir vor acht Jahren in der Regel noch keine Kritikenzitate Dritter in unsere Rezensionen eingebunden haben. Was folgt, entstammt wieder dem Text aus dem Jahr 2015. Außerdem ist der Ausgangstext ziemlich kurz geraten und verträgt ein paar Randbemerkungen.

Wir befürchten, es liegt an einer sich langsam, aber sicher verändernden Grunddisposition, dass wir uns über Horrorfilme wie diesen so köstlich amüsieren können. Entsetzt sind wir auch, aber eher über den unsinnigen Plot, als über die zerfledderten Figuren, die sich Menschen in Antonio Bay greifen wollen.

Schade eigentlich, denn die Leuchtturm-Radiomoderatorin-Senderbesitzerin Stevie Wayne fanden wir durchaus anziehend, leider haben wir im Nachgang gelesen, dass sie mit Regisseur John Carpenter verheiratet ist. Wir schwören, dass dies unsere Meinung über den Film nicht negativ beeinflusst hat.

Der Anfang ist vielversprechend – ein alter Seebär erzählt einer Kinderschar am Strand einen Teil der Gründungsgeschichte ihrer Stadt, darunter ist auch der Sohn von Stevie. Der findet etwas später am Strand eine Planke mit eingraviertem Namen des Segelschiffes, das in der Geschichte des alten Mannes vorkam und unterging. Natürlich basiert die Geschichte auf der Realität,  und die ist in der Tat gruselig, das heißt, für einen Gruselfilm erstklassig geeignet, siehe Inhaltsangabe.

Gegruselt haben wir uns indes kaum, mehr geärgert, insbesondere immer dann, wenn die Leute von Antonio Bay sich während der Gefahrensituationen so psycho-unlogisch verhielten und damit den Gruselmonstern in die Hände spielten. Das reimt sich ein wenig holprig, befriedigt deshalb nicht.

Wir haben uns auch mit Pater Malone gefragt, warum nur fünf Opfer aus Antonio Bay? Und schwupp, schlagen die Rächer noch einmal zu. Warum sie das unter Ausschluss einer größeren Öffentlichkeit am Schluss noch einmal tun? Keine Ahnung. Es ist eben ein Twist, und der muss in diesem Film nicht einer sinnvollen oder gar zwingenden Erklärung zugänglich sein.

Wie in der Stadt plötzlich Dinge passieren, die sich niemand erklären kann, das ist noch ganz nett gemacht, aber warum zum Teufel kommen die Rächer an zwei Abenden? Es gibt doch nur einen Geburtstag der Stadt und bei einem so dicken Nebel hätte der eine Abend doch ausgereicht, die sechs Wichtigen zu töten – andererseits scheint es den Klabautermännern egal zu sein, wen sie gerade bedrohen. Demnach ist es auch egal, dass sie am ersten Abend sich zum Ende der Geisterstunde urplötzlich zurückziehen und am zweiten Abend offenbar stundenlang in Antonio Bay unterwegs sind.

Dass der Nebel unecht wirkt, wie vor eine Rückprojektion geschobener Disco-Rauch, ist demgegenüber zu vernachlässigen, hätte angesichts einer guten Handlung sogar einen rustikalen Charme gehabt, wie ihn nur Filme aufweisen können, die vor dem Computertrick-Zeitalter entstanden sind.

Wer will was von wem woraus?, fragt man sich am besten, wenn man Motive und Anspruchsgrundlagen erörtern will. Was also wollen die Untoten denn wirklich und warum und von wem, wenn die Opfer so wahllos scheinen und das Gold in Form des Kreuzes eher zufällig angeboten wird? Die Szene fanden wir besonders witzig, weil typisch amerikanisch: alles ist käuflich, sogar die Rache. Wenn das kein entlarvender, ungewollter Subtext ist.

Neben Stevie gibt es in dem Film zwei Sympathieträger, die sich in stürmischer Nacht und bei klirrenden Scheiben als Liebespärchen finden, gespielt von Jamie Lee Curtis („A Fish Called Wanda“) und Tom Atkins. Man stelle sich die Situation vor: Die junge Frau lässt sich als Anhalterin mitnehmen, als erstes geschehen danach alle möglichen seltsamen Dinge inklusive des Zerklirrens der Wagenscheiben, kurz darauf liegen die beiden seelenruhig nebeneinander im Bett, als wäre nichts geschehen.

So schnell geht’s. Und die junge Frau macht von da an jede Exkursion mit, als gehörte sie seit ewig zu dieser verfluchten Stadt. Auch sie wäre beinahe von den Ungeheuern geholt worden, obwohl sie rein gar nichts mit der Geschichte von Antonio Bay zu tun hat. Wenn das passiert wäre, dann hätte es noch mehr Abzüge gegeben.

Finale

Man darf keine allzu hohen Ansprüche an die Handlungslogik haben und eine generelle Neigung, sich vor allem zu gruseln, ist auch nicht die schlechteste Voraussetzung, wenn man „The Fog“ als gruselig ansehen und insofern wertschätzen will. Wir waren enttäuscht von diesem doch recht bekannten Horror-Movie, auch wenn man durchaus sieht, dass Carpenter bezüglich der Bildgestaltung und Inszenierungstechnik etwas drauf hat. Demnächst werden wir uns seine Neuverfilmung von „Das Ding aus einer anderen Welt“ anschauen – die 1951er-Originalversion fanden wir ausgezeichnet und werden genau hinschauen, wie Carpenter die Geschichte 30 Jahre später interpretiert hat.

55/100

© 2023 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2015)

Regie John Carpenter
Drehbuch John Carpenter,
Debra Hill
Produktion Debra Hill
Musik John Carpenter
Kamera Dean Cundey
Schnitt Charles Bornstein,
Tommy Lee Wallace
Besetzung

 


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