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So wird das nichts mit der Entschärfung der Wohnungskrise: Immer mehr Zuzüge nach Deutschland und immer weniger neue Wohnungen werden gebaut. Untenstehend sehen Sie die Daten bis August 2023.*

Baugenehmigungen für Wohnungen brechen 2023 ein.

 Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz  erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

 Rund 144.000 Baugenehmigungen für Wohnungen in neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden hierzulande von Januar bis August 2023 erteilt – das entspricht einem Rückgang von 32 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt.

„Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um über ein Drittel (-37,8 Prozent beziehungsweise -20.900 Wohnungen) auf 34.400 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern hat sich die Zahl genehmigter Wohnungen sogar mehr als halbiert (-52,5 Prozent beziehungsweise -11.100) auf 10.100. Auch bei der Gebäudeart mit den insgesamt meisten Wohnungen, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich und zwar um mehr als ein Viertel (-28,0 Prozent beziehungsweise -36.400) auf 93.600. „

Damit dürfte sich der Wohnungsmangel in Deutschland weiter verschärfen. Bereits jetzt wird die von der Bundesregierung gesetzte Zielmarke von 400.000 fertiggestellten Wohnungen pro Jahr deutlich verfehlt, wie eine weitere Statista-Grafik zeigt. Problematisch ist das vor allem für Menschen mit niedrigem Einkommen und Mieter:innen in Großstädten.

Destatis zufolge muss in Deutschland im Schnitt 27,8 Prozent des Einkommens für Miete aufgewendet werden, sind es in Städten ab 100.000 Einwohner:innen 28,9 Prozent. Bei Haushalten mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von 1.500 Euro oder weniger steigt die Belastung auf über 40 Prozent.

Um Schritt zu halten mit der Entwicklung der Zahl der Haushalte in Deutschland, müssten gegenwärtig 400.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden. Davon sind wir weit entfernt. Demnächst wird es wohl zu Erleichterungen bei Planung und Genehmigungen kommen, aber wird das die Wohnungsnot beheben? Wir glauben, dass das bei weitem nicht ausreicht.

Es müsste mehr öffentlich / kommunal gebaut und zu erschwinglichen Preisen vermietet werden. Unbedingt notwendig wäre die Wiederherstellung dauerhafter Gemeinnützigkeit, die 1989 aufgegeben wurde und dazu geführt hat, dass der Sozialwohnungsbestand in Deutschland sich seit 1990 halbiert hat. Besonders in Städten wie Berlin ist der Wohnungsmarkt für Normalverdiener:innen quasi dicht. Die Vermieter können absahnen, wieder einmal, die Wohnkosten steigen, der Befreiungsschlag, mehr sozialgerecht bauen und gleichzeitig Teile des Bestands vergesellschaften, bleibt aus.

Die Hoffnung, dass es durch das Handeln der Politik besser wird, können wir angesichts der politischen Lage, besonders jener in der Stadt Berlin, vergessen. Deswegen wäre es wichtig, dass die Zivilgesellschaft, aller Krisen dieser Tage zum Trotz, sich wieder zusammenschließt, um das Wohnungsthema nach vorne zu bringen. Wir bekommen selbstverständlich mit, dass Initiativen, die sich mit einzelnen Projekten, Häusern oder Menschen befassen, die von Verdrängung bedroht sind, nach wie vor aktiv sind und sind große Freunde dieses Engagements. Aber was wir auch wieder brauchen, ist eine Sichtbarmachung in Form größerer Kundgebungen und fantasievoller Aktionen. Unser Eindruck ist, dass sich die zivilgesellschaftliche Aktivität noch immer nicht von Corona und den plötzlichen Einschränkungen erholt hat, die dadurch zustande kamen.

Damit unsere Headline nicht missverstanden wird: Nicht diejenigen, die in Berlin ansässig werden, sind an der Lage schuld, sondern die Infrastruktur hält nicht mit den Anforderungen mit. Da darf man sich auch nicht auseinanderdividieren lassen. Sicher war der Ukrainekrieg nicht abzusehen, aber schon zuvor gab es eine massive Lücke im Angebot, nämlich bei günstigen Wohnungen. Die Subjektförderung (Wohngeld) ist auf Dauer keine Lösung, da sie letztlich dazu dient, überhöhte Preise zu subventionieren und die Taschen der Vermieter überproportional zu füllen. Verdrängung ist weiterhin im Gange, verschwindet aber beinahe hinter den Großkrisen, die alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Wir wollen diesen Beitrag nicht zu sehr ausdehnen, sondern in nächster Zeit eher Informationsvignetten erstellen, aus denen sich ein Gesamtbild ergibt. Was man aus der obigen Grafik herauslesen kann, ist jedenfalls, dass immer mehr Wohnungen fehlen. Dies trägt dazu bei, dass der soziale Frieden untergraben und die Krisenfestigkeit der Gesellschaft gemindert wird. Wohnen ist essenziell, und wer sich darüber Sorgen machen muss, konzentriert sich erst einmal auf dieses persönliche Problem, anstatt sich weitergehend zu engagieren. Das ist natürlich pauschal ausgedrückt, aber so umfassend ist es gemeint: Die zunehmenden Existenzsorgen im Land beschädigen die Demokratie.

Der vorliegende Artikel ist eine Aktualisierung der Information aus diesem Beitrag. Darin auch mehr zu den Ursachen der Bauzurückhaltung. Der Titel war damals der gleiche, aber der Gap zwischen den Vorjahren und dem aktuellen Jahr, die Baugenehmigungen betreffend, vergrößert sich immer weiter.

TH

*Den Beitrag haben wir um knapp 2 Monate zurückversetzt veröffentlicht. Damit zählt er im Grunde auch zu unserer Rubrik „Timeline A.“ Da die Zahlen hier bis Ende August wiedergegeben werden und wir noch Beiträge zum Thema Wohnen offen haben, haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen – und ordnen ihn der Rubrik „Housing / Wohnreport“ zu.


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