Bauernsterben – Tatort 1246 #Crimetime Vorschau ARD 15.10.2023, 20:15 Uhr #Tatort #Wien #Eisner #Fellner #ORF #Bauern #Sterben

Crimetime Vorschau Titelfoto © ARD Degeto / ORF, Petro Domenigg

Sie sind wieder da. Moritz Eisner und Bibi Fellner, die uns seit 1999  bzw. 2011  durch die Wiener und Unterwelt und das ländlich-österreichische Verbrechen begleiten. Und sie ermitteln im letztgenannten Setting, in einem Schweinemastbetrieb.

Bauernsterben ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort. Der vom ORF produzierte Beitrag ist die 1246. Tatort-Episode und soll am 15. Oktober 2023 im SRF, im ORF und im Ersten ausgestrahlt werden. Es ist der 56. Fall des österreichischen Ermittlers Moritz Eisner und der 32. gemeinsame Fall des Ermittlerteams Eisner/Fellner.

Tatort: Bauernsterben – Wikipedia

Eisner führt uns durch Österreich seit fast 25 Jahren, und was ist seitdem nicht alles passiert. Gerade in Zeiten und Momenten wie diesen freuen wir uns einfach nur, ihn zu sehen. Jetzt weist sich auch, wer uns von den Ermittler:innen emotional am nächsten steht. Auf wen würden wir jetzt besonders ungern verzichten, wo alle Zeichen auf Suche nach dem Vertrauten, Geschätzten, zuverlässig Positiven stehen? Dazu gehören auf jeden Fall die beiden Wiener. Dabei spielt es keine Rolle, ob Eisner auch mal grantelt, er hat ein gutes Herz und lebt den Kriminalisten vor, wie er sein sollte. Seit 13 von insgesamt 24 Dienstjahren hat er mit Bibi Fellner eine kongeniale Partnerin, die genauso ein Gemütsmensch ist. Da wir nicht ganz auf dem Laufenden sind, wissen wir nicht, wie gut die letzten Fälle mit den beiden waren. Zum aktuellen Fall gibt es dies zu lesen:

„Die Wiener bleiben sich treu: Einmal mehr zeigt der ORF einen kurzweiligen und unterhaltsamen Sonntagskrimi mit dem bewährten Team Eisner/Fellner, der gesellschaftlich relevante Themen verhandelt, in dem aber auch die Unterhaltung nicht zu kurz kommt. Auf herrliche Weise deplatziert wirken die Ermittler aus der Metropole auf dem riesigen Bauernhof, wo Idylle tatsächlich nicht zu finden ist, wie es Bibi schon zu Beginn ahnt. Auch ein Seitenhieb auf die üppigen und mittlerweile völlig unzeitgemäßen EU-Agrarsubventionen darf natürlich nicht fehlen, und so wird die Spannung bis zum Schluss aufrechterhalten, auch wenn man einwenden mag, dass manche Figur etwas arg stereotyp gezeichnet ist.“

Tatort Folge 1246: Bauernsterben – Tatort Fans (tatort-fans.de)

Gibt es eigentlich schon einen Tatort namens „Bauernopfer?“. Vielleicht hätte der naheliegende Titel aber auch nicht zum Film gepasst, deswegen suchen wir erst einmal weiter nach Meinungen.

„In dem Wiener Tatort „Bauernsterben“ werden ganz schön viele Themen auf einmal reingepackt. Massentierhaltung, EU-Fördergelder und Tierschutzaktivisten. Dadurch springt die Handlung manchmal etwas zu schnell zwischen den Beteiligten hin und her. Als Zuschauer kann man so den Überblick verlieren. Einige Szenen wirken dadurch langatmig. Die beiden Schauspieler Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser machen das aber durch den herrlichen Wiener Schmäh und den abgebrühten Humor wieder gut. „Wenn es nach denen geht, ist nur eine Welt ohne Schnitzel eine gute Welt.“ Kommissarin Bibi – mit Schnitzelbrötchen in der Hand. Der Mord selbst wird erst in den letzten zwei Minuten aufgeklärt. Spannend ist der Tatort „Bauernsterben“ also bis zum Schluss. Gute Sonntagabend-Unterhaltung! 3 von 5 Elchen.“

 Tatort Wien „Bauernsterben“ mit Fellner und Eisner (swr3.de)

„Kein Schwein gehabt“ ist der Artikel überschrieben, auch „Schweinerei“ hätte sich angeboten. Ganz sicher ist dieser Titel noch nie für einen Tatort verwendet worden. „Bauernopfer“ ist indes schon vergeben, an einen Tatort mit Ehrlicher & Kain aus dem Jahr 1993. Allerdings wurden Titel auch gleich oder ähnlich mehrfach genommen. Vielleicht „Das Bauernopfer?“.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir fällt es angesichts der aktuellen Ereignisse gerade schwer, mich auf Tierleid zu konzentrieren, auch wenn das wichtig ist und es Menschen gibt, die ohnehin der Ansicht sind, für Tiere sich einzusetzen ist lohnender, denn sie können zum Beispiel keine Nazis wählen oder Terroranschläge verüben oder Kriege und sind deshalb nicht in der Lage, uns so schrecklich zu enttäuschen, wie es die eigenen Artgenossen tun. Außerdem muss man gar keinen so großen Schwung oder Anlauf nehmen, um dahinter zu steigen, dass der Umgang mit Tieren auch etwas über unsere Zivilisiertheit im Allgemeinen, also auch über den Umgang mit unseresgleichen aussagt. Insofern ist es eben doch ein Thema, das auch dann gezeigt werden kann, wenn gerade wieder Menschen andere Menschen grausam töten und deren Welt in Trümmer legen. Ja, das passiert fortwährend, wie auch die Qualen in der Massentierhaltung und das Sterben für den Fleischverzehr, aber es poppt so hoch, es fasst die meisten von uns anders an als das große Leid in den Ställen der modernen Agrarindustrie. Schweinemastbetriebe zählen dabei zu den unwürdigsten Orten der Tierhaltung überhaupt, wie auch die Legebatterien.

„Mit „Bauernsterben“ (ORF, Graf Film) hat Sabine Derflinger ihren dritten „Tatort-Krimi“ mit dem Duo Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser inszeniert. Der dreht mal wieder am großen Rad. Autor Lukas Sturm greift in seiner klassischen Whodunit-Geschichte die gesellschaftspolitische Frage auf: Wie ernähren wir uns in Zukunft und was ist uns das wert? Es geht um einen Mord an einem Schweinezüchter, den Überlebenskampf österreichischer Bauern, den Kampf der Jungen um die Zukunft auf einem lebbaren Planeten, Auswirkungen eines grenzenlosen Kapitalismus und mafiöse Strukturen in der EU. Viel drin, zuweilen zu viel. So kommt die Leichtigkeit, die die Ösi-„Tatorte“ für gewöhnlich auszeichnen, etwas zu kurz. Dafür ist dieses engagierte ländliche Whodunit-Krimi-Drama kraftvoll inszeniert.“

 http://www.tittelbach.tv/programm/reihe/artikel-6413.html

Auch diese Stelle beschwert sich ein wenig darüber, dass man den Tatort überfrachtet haben könnte, außerdem ist er ein Ösi-Tatort. Wir geben hiermit unsere Erlaubnis dafür, dass alle deutschen Tatorte von den österreichischen Medien als Piefke-Tatorte bezeichnet werden dürfen. Schon klar, das ist nicht ganz das Gleiche, aber der Ossi ist ja auch nicht der Ostdeutsche, oder? Passiert den Tittelbachern eigentlich selten, dass sie auf diese Weise etwas danebengreifen. Außerdem würde ein leichter Tatort nicht gut in diese Zeit passen, insofern ist die gewisse Erdenschwere, die Bauernställen notabene anheftet, jetzt doch genau richtig, auch wenn dieses Tierleid … siehe oben. Vier von sechs Sternen sind für die Wertungsverhältnisse von Tittelbach-TV, die wir mehrfach erläutert haben, knapp unterdurchschnittlich. Gehen wir zum nächsten Medium über, das sich mit dem Film auseinandergesetzt hat.

„Ein Österreichkrimi mit viel Schwein, unterhaltsamen Dialogen und Menschen, die sich unter aller Sau benehmen. Eine „Tatort“-Kritik.“ „Tatort: Bauernsterben“ aus Wien: Dieser Krimi legt den Finger in die Wunde (t-online.de)

Mehrer Zitate werden in diesem Artikel einander so gegenübergestellt, dass man merkt, es gibt diese Dialektik, die auch Köln-Tatorte und ihre sozialen Themen auszeichnet. Bibi nimmt die Umweltschützer-Position ein, Moriz die von Sahra Wagenknecht, grob gesprochen. Wogegen sein Darsteller Harald Krassnitzer vermutlich protestieren würde, den wir, wie Adela Neuhauser, welche die Bibi verkörpert, eher zur Gesellschaftslinken zählen. Vor allem aber wird über Spaltung anstatt Verständigung gesprochen, und das ist der Kern, der uns ganz schnell wieder dorthin führt, wo ein solcher Tatort, wenn er die gesellschaftliche Spaltung anspricht, gar nicht anders kann, als aktuell zu sein. Man kann das auf den harten Kampf zwischen „Klimaklebern“ und Klimawandel-Leugnern ebenso übertragen wie auf die weltpolitische Lage oder den Rechtstrend in vielen Ländern, der auch ein Ergebnis des Auseinanderdriftens im sozialen Raum darstellt. Ob der Film diese Symbolik ausspielt, angesichts der vielen Themen, die in Kritiken immer wieder erwähnt werden, das werden wir sehen. Schon heute Abend. Zu dem Artikel gehört übrigens auch eine Abstimmung: 87 Prozent wollen sich den Film anschauen, nur 13 Prozent sind nicht interessiert. Nun ja, wer so eine Kritik liest, ist generell jemand, der sich mit dem Format Tatort auseinandersetzt, insofern ist das Verhältnis nicht für die Bevölkerung repräsentativ.

Wir haben aber zur Kenntnis genommen, dass der Titel auf jeden Fall doppeldeutig ist, obwohl man darauf verzichtet hat, einen Spruch daraus zu machen: Ein Bauer stirbt und ein Whodunit entwickelt sich, aber auch die kleinen Höfe gehen ein, ähnlich wie bei uns. Gerade in Ländern wie Bayern und Österreich verändert sich dadurch natürlich auch das Gepräge der Länder selbst und sie verlieren ihre folkloristischen Werte. Dass die EU die Groß-Agrarindustrie und die zu ihr führenden Zusammenschlüsse fördert, ist ebenfalls bekannt. Der Kapitalismus-Neoliberalismus. Sie wissen schon. Oder auch nicht, wenn Sie die EU nicht auch mal ein wenig hinterfragen. Europäische Einigung ist eben nicht europäische Einigung, es kommt nicht nur auf das Label an, sondern auch darauf, was sich dahinter verbirgt.

Handlung

Max Winkler, Chef eines Schweinemastbetriebs, liegt tot am Boden im Stall. Zwei Mitarbeiter des Schoberhofs finden die Leiche und verständigen die Behörden. Als Moritz und Bibi am Tatort eintreffen, benehmen sich zwei rumänische Cousins zwar verdächtig, kommen aber scheinbar nicht als Täter in Frage. Und ausgerechnet, als die Spurensicherer begonnen haben, den Stall systematisch abzusuchen, startet überraschend die automatische Stallreinigung und zerstört die wenigen noch vorhandenen Spuren.

Auch vom Opfer ist nur wenig bekannt: Max Winkler wollte expandieren und zum Big Player der Schweinezucht in Österreich werden. Er hatte damit aber keinen Erfolg, weil das Projekt einer Futtermittelfabrik, die er mit Unterstützung der EU und in Kooperation mit einem von Wien aus operierenden Agrarmulti in Bulgarien errichten lassen wollte, gescheitert war.

Ins Visier der Ermittler:innen gerät eine TierschutzNGO, die immer wieder Protest- und Sabotageakte am Schoberhof verübte. Doch dann kommt neue Bewegung in den Fall: Unterstützt von einer Beamtin der Europäischen Antibetrugsbehörde und einer Juristin von der Europäischen Staatsanwaltschaft gehen Moritz und Bibi den internationalen Geschäftsverstrickungen Winklers auf den Grund. Dabei dürfte Beihilfenbetrug in großem Stil betrieben worden sein – und es gab vor wenigen Wochen eine anonyme Anzeige gegen den bulgarischen Konzern, die auf genaues Insiderwissen am Schoberhof hinzuweisen scheint.

Bauernsterben – Tatort – ARD | Das Erste

Besetzung und Stab

Moritz Eisner, Oberstleutnant – Harald Krassnitzer
Bibi Fellner, Majorin – Adele Neuhauser
Meret Schande, Kriminalassistentin – Christina Scherrer
Ernst Rauter, Oberst – Hubert Kramar
Werner Kreindl, Gerichtsmediziner – Günter Franzmeier
Renate Hofmüller, Postenkommandantin – Karin Lischka
Max Winkler, Mordopfer – Norbert Friedrich Prammer
Irene Winkler, Ehefrau des Toten – Doris Hindinger
Alois Schober, Bauer und Schwiegervater des Toten – Haymon Maria Buttinger
Sepp Obermeier, Vorarbeiter – Martin Leutgeb
Darius, Hofarbeiter – Marko Kerezovic
Mina Truschner, Tierschützerin – Julia Wozek
Maria Vogler, Tierschützerin – Claudia Martini
Marlene Duchkowitsch, Geschäftsführerin von Agrar Nuovo – Maxi Blaha
Sabine Novak, EU-Staatsanwältin – Agnieszka Salamon
u. v. a.

Drehbuch – Lukas Sturm
Regie – Sabine Derflinger
Kamera – Thomas Benesch


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