Winnetou und Old Shatterhand im Tal der Toten (DE 1968) #Filmfest 1003

Filmfest 1003 Cinema

Western aus dem Jahr 1968. Die Produktion aus der Reihe der deutschen Karl-May-Filme entstand unter der Regie von Harald Reinl. In den Hauptrollen sind Pierre Brice und Lex Barker zu sehen.

Der letzte Karl-May-Film der 1960er Jahre versammelt noch einmal einige Hauptdarsteller des ersten, „Der Schatz im Silbersee“. Mit dem im Karl-May-Verlag erschienenen Roman „Im Tal des Todes“ (freie Bearbeitung von Handlungssträngen des Karl-May-Kolportageromans „Deutsche Herzen – Deutsche Helden[1]) hat der Film nichts zu tun. Durch die Besetzung erinnert der Film an den ersten Film „Der Schatz im Silbersee“. Lex Barker spielt zum letzten Mal „Old Shatterhand“. Zum letzten Mal erklingt auch die bekannte Musik von Martin Böttcher.

Erstaunlicherweise ist der Film sehr gut dokumentiert und wir wollen ihnen deshalb nicht vorenthalten, was andere, teilweise sehr freundlich und als zeitgenössische Stimmen, über den Film geschrieben haben:

„Ein Super-Familien-Film nach Motiven von Karl May: Treue, Edelmut, Gerechtigkeit, Liebe – alles was das Herz des Kinogängers begehrt. In seiner Kategorie ein Spitzenfilm. Es ist nicht neu, daß Harald Reinl weiß, wie man das macht. Spannende Verfolgungsjagden, nervenaufreibende Zweikämpfe, vollendetes Breitwandpanorama, edle Männer, böse Schurken, listige Rothäute und der gerechte Hauch Manitous tragen zum Film-Gelingen bei.“ – tz, 13. Dezember 1968

„Harald Reinl, Erfinder des May-Film-Stils, versammelte für diese Winnetou-Spätlese alles, was in diesem Genre Namen hat, und die vermutlich letzte May-Show wurde überraschenderweise die beste. Das Script leidet zwar an der Wiederholung der immer wieder gleichen Situationen – alle möglichen Leute werden entführt und gefoltert, damit sich die ‚Guten‘ erpreßt fühlen sollen –, ist aber, was Dialog und Szenenabfolge betrifft, weitaus interessanter als zu erwarten war.“ – Süddeutsche Zeitung, 14. Dezember 1968

„Harald Reinl hat es zwar wiederum verstanden, für 90 Minuten streckenweise sogar atemlose Spannung zu erzeugen. Doch Klischees billigster Sorte waren ihm offensichtlich gerade gut genug, um den Kontrast der beiden Blutsbrüder einerseits und die Nichtswürdigkeit ihrer Gegner andererseits deutlich zu machen. Dabei hat er vergessen, daß seine Fans jugendliche Karl-May-Liebhaber sind. Zwölfjährige aber mit minutenlangen Greuelszenen zu überschütten, ist selbst im tabulosen Zeitalter nicht vertretbar.“ – film-dienst, 24. Dezember 1968

„In seiner Machart erscheint der Film als (beabsichtigtes oder unbeabsichtigtes?) Remake von DER SCHATZ IM SILBERSEE […]. Das nostalgische Ende einer großen Filmserie.“

– Michael Petzel„Karl-May-Filmbuch“, 1998

„Ganz auf kampfbetonte Aktionen angelegter letzter Aufguß der ‚Winnetou‘-Serie nach Karl May, noch schablonenhafter und belangloser als alle Vorgänger.“ – Lexikon des internationalen Films[4]

„Eine bunte und routiniert erzählte Abenteuergeschichte nach Motiven von Karl May. Einer unnötigen Folterszene wegen sollte der Film besser erst ab 15 Jahren gesehen werden.“ – Evangelischer Filmbeobachter[5]

Ich weiß nicht, ob bei den obigen Kritiken schon Nostalgie, Abschiedsstimmung mitgeschwungen hat, weil klar war, dass es keine weiteren Karl-May-Filme geben wird; zumindest nicht in der Besetzung, die viele Kinozuschauer:innen liebgewonnen hatten.

Das Filmlex hatte generell mit Unterhaltungsfilmen nicht viel am Hut, etwas abgeschwächt, der Filmdienst, der damals natürlich noch nicht ahnen konnte, was ein wirklich tabuloses Zeitalter ist, obwohl das letzte tabulose Zeitalter in Deutschland gerade mal 23 Jahre Vergangenheit war, als der Film entstand.

Unser Urteil war jedenfalls um mehr als einen Punkt schlechter als das der IMDb-Nutzer:innen heute (6,1/10). Wer recht hat, werden wir nicht mehr klären können, denn auf der Liste der Filme, die wir in den nächsten Jahren unbedingt anschauen wollen, steht die Wiederholung eines Karl-May-Streifens aus den 1960ern nicht. Auch unsere Wertung belegt, dass wir den Film wohl nicht für den besten der Reihe gehalten haben. Weitere Western nach Karl May sind im FVZ Nr. 8 aus dem Jahr 1989, der Vorlage für die aktuelle erste Deutschland-Chronologie, nicht enthalten, aber 6 oder 7 Punkte wären für die Spitzenfilme der Reihe wohl drin gewesen.

© 2023, 1989 Der Wahlberliner, Thomas Hocke

Kursiv / hervorgehoben, tabellarisch: Wikipedia

Regie Harald Reinl
Drehbuch Alex Berg
Harald Reinl
Produktion Artur Brauner
Musik Martin Böttcher
Kamera Ernst W. Kalinke
Schnitt Hermann Haller
Besetzung

Entdecke mehr von DER WAHLBERLINER

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Hinterlasse einen Kommentar