Pflanzliche Produkte im Schnitt 25 % teurer als tierische (Statista + Kurzkommentar) | Briefing 347 | Wirtschaft, Verbraucher, Ernährung

Briefing 347 Wirtschaft, vegane Ernährung, Tierprodukte, Tierersatzprodukte

In letzter Zeit häufen sich bei uns die Verbraucherinformationen. Das liegt aber weniger an uns, als daran, dass Statista in seinen Newslettern diesen Bereich, in Grafiken ausgearbeitet, aktuell in den Vordergrund stellt. Aber warum nicht, gerade in diesen Zeiten?

Wenn Sie sich zum Beispiel vegan ernähren oder ernähren wollen, werden Sie sich nicht wundern, dass Sie mit einem Preisaufschlag rechnen müssen. Dass dieser so unterschiedlich je nach Handelskette ausfällt, hat uns allerdings ein wenig überrascht.

Infografik: Pflanzliche Produkte im Schnitt 25 % teurer als tierische | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons  erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Eine vegane Ernährungsweise ist in Deutschland teils mit einigen Mehrkosten verbunden. Das gilt jedenfalls beim Einkauf von pflanzlichen Alternativprodukten. Die NGO ProVeg Deutschland hat die Preise von pflanzlichen und tierischen Produkten im Sortiment deutscher Einzelhändler verglichen und dabei festgestellt, dass ein veganer Warenkorb im Schnitt 25 Prozent teurer ist als einer mit tierischen Produkten. Untersucht wurden 12 verschiedene Produktkategorien und sechs der umsatzstärksten Lebensmitteleinzelhändler an 40 Standorten.

Die größte Preisdifferenz hatte den Ergebnissen zufolge Lidl mit etwa 35 Prozent. Am geringsten war der Unterschied zwischen den tierischen und pflanzlichen Warenkörben bei Rewe (11 Prozent). Der günstigste pflanzliche Warenkorb lässt sich bei Kaufland finden (23,27 Euro), der teuerste bei Edeka (28,52 Euro).

Insgesamt sind vegane Ersatzprodukte weiterhin etwas teurer. Dennoch sind diese im Vergleich zum Vorjahr deutlich erschwinglicher geworden. 2022 hat die Preisdifferenz noch bei 53 Prozent gelegen. Während das Budget heute für zwölf vegane Produkte reicht, waren es bei der gleichen Geldmenge 2022 nur zehn Produkte.

Der sechste in der Studie untersuchte Einzelhändler war Aldi Nord. Da dieser im Untersuchungszeitraum in nur acht von zwölf Standorten pflanzliche Alternativprodukte angeboten hat, wurde Aldi Nord aus der Wertung ausgeschlossen.

Vor allem die große Differenz beim Aufschlag zwischen Rewe und Edeka hat uns gewundert. Da Markenartikel überall mehr oder weniger und abgesehen von Sonderangeboten gleich gepreist sind, muss der Unterschied bei den Eigenmarken zu suchen sein. Edeka stellt seine Wokeness, seine Modernität, sein „Wir-sind-auf-der-Höhe-der-Zeit“ ziemlich heraus. Wir hätten, wenn es schon einen derart bemerkenswerten Unterschied zulasten der veganen Ernährung gibt, ihn in der anderen Richtung vermutet. Die Umsetzung der Idee, dass Gutes und Zeitgerechtes nicht (viel) teurer sein muss, hätten wir besonders bei Edeka als Leitmotiv verortet.

Dass hingegen die Discounter eine relativ große Spanne zwischen tierischen und Ersatzprodukten haben, ist nicht so überraschend. Im „konventionellen“ Bereich sind sie nun einmal unschlagbar günstig, wegen der starken Präsenz von Eigenmarken. Auch hier wieder abgesehen von Sonderangeboten, da bieten die höher angesiedelten Händler sogar mehr Abschlag bei den Markenartikeln, sodass diese preislich oft mit Eigenmarken der Discounter mithalten können. Eine Ausnahme ist wiederum Kaufland, das wir als Discounter ansehen. Die Kette gehört zur Lidl-Gruppe, verzeichnet nur einen relativ geringen Aufschlag bei veganen Produkten und stellt außerdem nach unserer fragmentarischen Beobachtung mehr Markenartikel ins zudem oftmals besonders günstige Sonderangebot als jeder andere für uns gut erreichbare Händler in Berlin.

Bei Statistiken wie dieser kommt es stark darauf an, wie erfasst wurde. Da gibt es keine einheitliche Herangehensweise, man muss also von Erhebung zu Erhebung die Unterschiede herausarbeiten. Das ist z. B. bei der Inflationsberechnung, zu der es heute auch wieder Neues gibt, anders. Sie folgt bestimmten Kriterien, die vom Statistischen Bundesamt einheitlich und offiziell, wenn auch nicht frei von Kritik, festgelegt werden.

Infografik: Inflationsrate fällt auf 2-Jahres-Tief | Statista

TH

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