10 Länder verursachen zwei Drittel der CO₂-Emissionen (Statista + Zusatzinfos + Kommentar) | Briefing 378 | KER (Klima-Energie-Report) #Klima #Umwelt #Wirtschaft

Briefing 378 Klima, Umwelt, Wirtschaft, KER, CO₂-Emissionen, CO₂-Ausstoß, Treibhausgase

 Man hätte es auch noch mehr zuspitzen  können: Zwei Länder verursachen fast die Hälfte aller CO₂-Emissionen oder ein Land ist für beinahe ein Drittel aller CO₂-Emissionen verantwortlich:

Infografik: 10 Länder verursachen zwei Drittel der CO₂-Emissionen | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Nur zehn Länder verursachen etwas über zwei Drittel der weltweiten CO₂-Emissionen. Wie die Statista-Grafik auf Basis von Daten der EU-Kommission zeigt, sind zehn Länder für rund 69 Prozent der weltweiten Emissionen des schädlichen Treibhausgases verantwortlich. Den größten Anteil an den Emissionen hat China mit rund 33 Prozent. Auch Deutschland ist mit 1,7 Prozent unter den Top-10-Ländern vertreten. China, USA und Indien kommen zusammen auf etwa die Hälfte der weltweiten Emissionen.

Basis des Vergleichs sind die Zahlen aus dem jüngsten CO₂-Bericht des Joint Research Center (JRC) der Europäischen Kommission. Er beinhaltet die entsprechenden CO₂-Emissionen aus allen Nationen der Welt. Um ihn zu erstellen, werden alle verfügbaren Quellen aus den Ländern zusammengezogen und jeweils zu den nationalen Gesamtemissionen zusammengerechnet. Die Daten geben daher ein sehr genaues Bild von den tatsächlichen weltweiten Emissionen nach Ländern.

Die aktuellen Ziele und Versprechen von Regierungen zur Senkung der Emission von Treibhausgasen reichen indes nicht aus, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die globale Erderwärmung würde Forschern zufolge am Ende des Jahrhunderts dann bei 2,0 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit liegen. Das zeigt die aktuelle Prognose des Analyseprojekts Climate Action Tracker.

Der CO₂-Ausstoß Chinas scheint auf eine wirklich atemberaubende Weise zu wachsen, die auch weit über den Anteil des Landes an der weltweiten Volkswirtschaft hinausgeht. Anders ausgedrückt: Dieses Land ist eine gigantische Dreckschleuder und wir, die wir alle auf die eine oder andere Weise chinesische Produkte kaufen, sind daran ebenfalls beteiligt. Und mit Indien zeichnet sich das nächste Mega-Desaster in Sachen Klimaschutz ab. Die Volkswirtschaft des Landes erreicht demnächst gerade mal die Größe der deutschen Volkswirtschaft, aber der Anteil am weltweiten CO₂-Ausstoß Indiens ist schon jetzt 4,4-mal höher.  Oder nehmen wir Russland. Die Volkswirtschaft ist nur halb so groß wie die deutsche, der CO₂-Ausstoß aber 3-mal höher.

Sicherlich ist Deutschland in Europa kein Spitzenreiter in Sachen CO₂-Vermeidung, aber die noch vergleichsweise stark ausgeprägte Industrielandschaft CO₂-neutral zu machen, ist eine größere Herausforderung als mit Atomstrom und mit einem Industrieanteil, der etwa ein Drittel niedriger liegt, wie etwa derjenige Frankreichs, bessere Ergebnisse zu erzielen. Und 1,6 Prozent des Welt-Anteils sind nicht gar nichts.

Aber wenn man sieht, wie wesentlich kleinere Volkswirtschaften gleich viel oder mehr CO₂-Ausstoß generieren, etwa die des Iran oder Saudi-Arabiens, kommt man um eine Erkenntnis nicht herum: Es könnte zwar in Deutschland mehr getan werden, aber global gesehen, gibt es Sünder ganz anderer Ordnung und was wir in Deutschland tun oder nicht, hat weltweit eine eher mäßige Bedeutung.

Drastisch ist auch, dass zum Beispiel China jetzt schon historisch auf Platz 2 hinter den USA liegt, obwohl die Industrialisierung im großen Maßstab dort erst vor wenigen Jahrzehnten begonnen hat. Historische Klimaschulden: kumulierte CO₂-Emissionen | Statista

Die USA haben seit 1850 mehr als 509 Gigatonnen CO₂ freigesetzt und sind damit für den größten Anteil an den globalen kumulierten CO₂-Emissionen verantwortlich. An zweiter Stelle folgt China, dann Russland, Brasilien und Indonesien. Die beiden letztgenannten gehören zu den zehn größten historischen CO₂-Emittenten aufgrund von Veränderungen von Landnutzung und Waldflächen. Insgesamt haben die Menschen seit 1850 rund 2.500 Gigatonnen CO₂ freigesetzt. Die Statistik unterscheidet Emissionen, die auf der einen Seite durch den Gebrauch von fossilen Brennstoffen und Zement zustande kommen, und auf der anderen Seite durch Landnutzung und Entwaldung entstehen.

Wir weisen anhand des obigen Textausschnitts auch darauf hin, dass es nicht nur um CO₂-Ausstoß durch die Industrie und Privatpersonen geht, sondern auch um die Klimabilanz durch die Vernichtung CO₂-absorbierender Landschaften, und wenn man diesen einbezieht, stehen dann auch Länder wie Brasilien sehr im Fokus der Gesamtbetrachtung. Wenn es dort noch für kurze Zeit so weiterläuft wie bisher, wird das Amazonasgebiet mehr CO₂ emittieren, als es absorbiert, mit unwägbaren Folgen für das Weltklima.

Noch einmal komplizierter wird es, wenn man die Pro-Kopf-Emissionen an CO₂ in den Blick nimmt: Da tauchen nun arabische Staaten ganz vorne auf und China fällt aus den Top-Ten. Infografik: Katarer sind die größten CO₂-Sünder | Statista. Das ändert aber nichts an der Gesamtgrößenordnung. Inzwischen könnte sich aber auch hier einiges verschoben haben, die Grafik ist 5 Jahre alt.

Wenn man das alles sieht, kann man sagen: Deutschland ist im Sportmodus. Hier ist die Verbesserung der Klimabilanz ein Sport, den man sich gönnt, weil man doch mal wieder irgendwo zu den Besten gehören will, aber die Problemzonen der Welt sind andere. Ohne, dass sich dort etwas ändert, können wir in ganz Europa so gut sein, wie wir wollen, die Klimaneutralität schon 2030 erreichen, es nützt nichts, wenn andere Länder jetzt erst richtig loslegen mit den CO₂-Emissionen und kein Ende dieser Expansion in Sicht ist.

Nun könnte man argumentieren, dass Europa, dass Deutschland ja eine Vorbildrolle einnehmen könnte, an der sich alle anderen orientieren. Das wäre nach unserer Ansicht aber nur dann möglich, wenn alle so denken würden wie die Europäer, mehr oder weniger postindustriell, und speziell wie die Deutschen, oft nicht gerade am Blick über den Tellerrand orientiert. Dass andere Völker und deren Regierungen ähnliche Ansichten haben, halten wir für eine ziemlich gewagte Annahme. Vielerorts geht es noch immer um den Aufstieg oder darum, überhaupt im Konzert der Weltvolkswirtschaften eine Rolle zu spielen.

Außerdem ist die deutsche Außenpolitik so ungeschickt, dass es selten zu vor einen solchen Widerstand gegen Belehrungen von hier gegeben hat. Gerade in den aktuellen Krisen wäre besonders viel diplomatisches Geschick gefragt, geliefert wird das Gegenteil und der Zustand der hiesigen Wirtschaft ist auch nicht mehr gerade vorbildlich.

Was ist die Konsequenz aus diesen Zahlen? Dass es gute Gründe gibt, die auch ökonomisch auf lange Sicht positiv wirksam sein werden, den Klimaschutz weiter voranzutreiben, dass wir aber wissen sollten, dass wir mit dem, was wir hier tun, einen Tropfen auf den heißen Stein geben. Ein Problem lässt sich aufgrund der globalen Wirtschaftsabhängigkeiten ebenfalls nicht mehr bändigen: Dass wir auch am CO₂-Ausstoß anderer Länder mitbeteiligt sind, ohne dass eine Lösung in Sicht wäre. Selbst, wenn man nicht aus politischen, sondern aus Klimaschutzgründen von heute auf morgen China ganz auslassen würde, wäre das im weltweiten Wirtschaftsverkehr – genau, ein Tropfen auf den heißen Stein. Zumal man dann andere Werkbänke ertüchtigen müsste, die genau dasselbe Problem haben, nämlich, dass ihre Volkswirtschaften weit von der CO₂-Neutralität entfernt sind.

Kürzlich haben wir dargestellt, dass Das COP21-Ziel von Paris, das „1,5-Grad-Ziel“ eh schon Makulatur ist: „Paris liegt in weiter Ferne“ – Die Unerreichbarkeit des 1,5-Grad-Ziels.

Wenn man ganz ehrlich ist, muss man sich eingestehen: Ja, in den letzten Jahren hat sich der weltweite CO₂-Anstieg verlangsamt. Das ist ein Erfolg, der aber auch durch die Abschwächung der Wirtschaftstätigkeit während der Corona-Pandemie gefördert wurde. Gerade in Deutschland kommt seitdem die Produktion nicht mehr richtig auf Touren, ohne dass dies den weltweiten CO₂-Ausstoß wesentlich positiv beeinflussen würde. In dieser Grafik sieht man, dass 2023 bereits der Vor-Corona-Ausstoß im Weltmaßstab übertroffen wurde: CO₂-Ausstoß weltweit | Statista. Beim Betrachten der Grafik bitte darauf achten, dass bis 2010 ein Rhythmus von fünf Jahren zu sehen ist, erst ab 2010 jedes Jahr einzeln ausgewiesen wird.

Der Rückgang des Anstiegs ist also wesentlich geringer, als er optisch wirkt. Die Senkung der Wachstumsraten gibt es aber und sie sind ein guter Grund, weiterzumachen auf diesem Pfad. Es ist möglich, etwas zum Klimaschutz zu tun. Von einer Senkung der Emissionen, wie sie dringend notwendig wäre, um auch nur ein 2-Grad-Ziel zu erreichen, ist allerdings noch nichts zu bemerken. Wir befürchten eher, dass die starken Wachstumsraten von Volkswirtschaften mit schon jetzt starkem CO₂-Ausstoß die Anstrengungen der „alten“ Industrieländer weitgehend zunichtemachen werden. Letztlich werden wir alle die Folgen tragen. Deutschland gehört beispielsweise zu den Ländern mit der stärksten Tendenz zu trockenerem Klima. Historisch betrachtet und wegen unserer Art, in der Weltwirtschaft vernetzt zu sein, ist die Tatsache, dass wir uns durch landesinterne Maßnahmen nicht einfach vom Weltgeschehen abkoppeln können und uns sozusagen unser CO₂-neutrales Kleinklima machen können, leider gar nicht so ungerecht.

Am allerwichtigsten aber finden wir, wenn wir solche Artikel aufsetzen, dass das Thema ungeachtet aller aktuellen Krisen (die in Form von Kriegen den CO₂-Ausstoß ebenfalls antreiben)

TH

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