Welches Haustier ist am beliebtesten? (Statista + Kommentar: Hunde, Katzen und die anderen) | Briefing 388 | Gesellschaft, Tierhaltung

Briefing 388 Gesellschaft, Tierhaltung, Hunde, Katzen, Weihnachtsgeschenke, Zuwendung, Pflege, sozialer Kontakt, Kosten, Freude, Corona, Abschiebung, Tierheim, Mitbewohner

Die Vorweihnachtszeit, ist sie auch Haustierzeit? Kürzlich hat eine Facebook-Freundin und Katzenbesitzerin in einem Posting gemahnt: Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke.

Was sie damit wohl gemeint hat: Tiere sind keine Gebrauchsgegenstände, sondern erfordern Liebe, Zuwendung und Pflege das ganze Jahr über. Man kann sie nicht einfach beiseite stellen, wenn man keine Lust hat, sich mit ihnen zu befassen, genervt ist oder sich einfach sattgesehen hat an ihnen.

Leider gab es gerade während Corona wieder viele Berichte über Tiere, die in günstigeren Fällen von Abschiebung noch im Tierheim abgegeben wurden – die besonders herzlose Variante ist das schlichte Aussetzen irgendwo im Nirgendwo. Aber die Zahl der Haustiere in Deutschland nimmt immer weiter zu, gerade die von Katzen und Hunden, die viel Interaktion mit ihren Menschen haben sollten.

Bereits vor einigen Monaten hatten wir uns mit Haustieren statistisch befasst (Der emotionale Impact der Heimtiere in Zahlen (Statista + mehr Infos + Kurzkommentar), heute rennen vor allem Hunde und Katzen um den Sieg als beliebteste Haustiere – in Form der immer häufigeren Racing Bars von Statista.

Komplett frei von Manipulation ist der Geräuschhintergrund nicht, den man dieser Grafik mitgegeben hat. Dem nervig wirkenden Kläffen eines kleinen Hundes wird das behagliche Schnurren einer Katze gegenübergestellt. Katzen können aber auch fauchen und gar kläglich miauen, wenn sie etwas wollen, außerdem kratzen sie gerne an Gegenständen, die dafür nicht vorgesehen sind; viele Hunde haben hingegen eher angenehme Stimmen und können in vielen Variationen bellen oder winseln. Das ist keine Wertung zwischen den beiden Spezies, wir wollen nur den akustisch vermittelten Eindruck der Grafik ein wenig relativieren.

Infografik: Welches Haustier ist am beliebtesten? | Statista

Den Hunden ist es in den letzten Jahren nicht gelungen, die Katzen vom Thron der beliebtesten Haustiere in Deutschland zu stoßen. Das zeigt die Statista-Animation auf Basis von Daten, die der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF) und der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) veröffentlicht haben. So gab es in Deutschland im Jahr 2008 8,2 Millionen Katzen und 5,5 Millionen Hunde. Mittlerweile sind die Zahlen auf etwas mehr als 15 Millionen Katzen und rund 11 Millionen Hunde angewachsen. Der Vorsprung der Katzen scheint also derzeit uneinholbar zu sein.

Woran könnte es liegen, dass es in Deutschland mehr Katzen als Hunde gibt? Möglicherweise hat dies finanzielle Gründe: Für das Halten von Katzen werden in Deutschland keine separaten Steuern erhoben – im Gegensatz zu Hunden. Die Hundesteuer unterscheiden sich je nach Wohnsitz des Hundehalters und werden als Aufwandsteuer durch die Kommune erhoben. Auch für das Halten von Katzen wurde in der Vergangenheit die Einführung einer Katzensteuer diskutiert, um beispielsweise eine ökologische Ausgleichsteuer für den Schaden an der Vogelwelt zu schaffen. Diese wurde jedoch bislang nicht eingeführt.

Neben Katzen und Hunden sind in den deutschen Haushalten auch kleinere Tiere sehr beliebt. Unter der Kategorie der Kleintiere fallen zum Beispiel Kaninchen, Meerschweinchen oder Hamster. Die Haltung von Nagetieren scheint meist unkompliziert, dennoch sollte auf eine artgerechte Haltung mit ausreichend Platz geachtet werden. Vor dem Kauf sollten sich die zukünftigen Haustierbesitzer daher ausführlich über die Haltungsbedingungen informieren.

Mehr Informationen zu Haustieren und zum Heimtiermarkt finden Sie unter anderem in der Consumer Insights Datentabelle Haustiere 2022.

Man muss sich vorstellen: Die Zahl der Katzen und Hunde hat sich nach dieser Berechnung innerhalb von nur 15 Jahren fast verdoppelt. Und das, obwohl immer mehr Menschen finanziell oder zeitlich gar nicht in der Lage sind, gerade diese beiden nicht unaufwendigen Spezies artgerecht zu halten, zu versorgen, sich um sie zu kümmern. Vor allem entweder hohe Versicherungsbeiträge oder hohe Tierarztkosten zu stemmen, wenn die lieben Vierbeiner erkranken sollten (oder auch für regelmäßige Gesundheitspflege, bei unseren Katzen war das z. B. die Entwurmung).

Insbesondere bei Hunden waren wir erstaunt über diese extreme Zunahme des Bestands seit dem Jahr der Bankenkrise. Sicher gibt es den zur Verarmung von immer mehr Menschen gegenläufigen Trend, dass ebenfalls eine immer größere Zahl von Personen, die sonst komplett vereinsamen würden, mit einem Tier als Begleiter wenigstens ein Wesen um sich haben, welches etwas wie soziale Wärme spenden kann.

Auch bei uns im Haus haben mehrere Mitbewohner:innen Katzen oder Hunde. Womit wir nicht ausdrücken wollen, dass diese in den gegebenen Fällen als Ersatz für fehlende menschliche Kontakte angeschafft wurden. Speziell die Hundehalter sind eher junge Leute, die allgemein und mit ihren Tieren zusammen ziemlich aktiv wirken.

Aber was, wenn eine Sonderlage wie Corona vorüber ist und plötzlich die gerade angeschafften Tiere im Weg sind; wenn es wieder nach draußen geht, zu allen möglichen Aktivitäten, die zwischenzeitlich nicht möglich waren? Wohin mit ihnen, wenn man wieder in Urlaub fahren oder abends immer auf der Piste sein kann, wenn das Homeoffice zu Ende geht oder zurückgefahren werden muss?

Wir appellieren an alle, die sich mit der Anschaffung eines Tieres befassen, diese Wesen ernst zu nehmen, sie zu respektieren und als Persönlichkeiten in ihrem eigenen Recht zu behandeln.

Wer einen guten Zugang zu Menschenrechten hat, hat nach unserer Auffassung oftmals einen ebensolchen zu Tierrechten. Freilich gibt es auch den Typ, der Tiere für bessere Menschen hält, die einen verachtet, die anderen anhimmelt. Das ist für uns ein ebenso falsches Verständnis vom Zusammenleben mit allen Kreaturen wie das Gegenteil, dass Tiere missachtet und vernachlässigt und abgeschoben werden.

Persönlich kennen wir keine Tierbesitzer, die wir beim Tierschutz melden sollten, obwohl fast alle Menschen, die wir näher kennen, Tierhalter:innen sind. Sie sind eben auch Tierfreund:innen.

Noch einmal zum weihnachtlichen Bezug. Unser erstes Haustier war tatsächlich ein Weihnachtsgeschenk. Und zwar das wundervollste, das wir jemals, bis heute, erhalten haben. Es hat uns unendlich viel Freude und schöne Stunden gebracht und unsere Eltern hatten von Beginn an darauf geachtet, dass wir gerade die unangenehmeren Pflegeaufgaben zuverlässig erledigten. Wir sind einen langen Weg miteinander gegangen. Wir haben einiges von dieser Strecke in eine in den 2000ern veröffentlichte Kurzgeschichte oder kurze Erzählung gepackt.

Wir vergessen bei unseren Info-Artikeln nie das Statistische, aber Sie kennen das auch von anderen Themengebieten: Wir hängen daran weitergehende Gedanken auf, die häufig kritisch, aber auch mal ein wenig mit Erinnerungen und anderen persönlichen Anmerkungen verknüpft sein dürfen.

Heute grüßen wir alle Haustiere und ihre Menschen und hoffen, dass es ihnen allen an Weihnachten und das ganze Jahr über gutgeht, für sich und miteinander.

TH

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