Die umsatzstärksten Sportligen der Welt | Briefing 391 | Wirtschaft, Sport

Briefing 391 Wirtschaft, Sport, Sportligen, Umsatz, USA, Europa

Wir machen einen kurzen Zwischenstopp beim Sport. Oder bei Sport und Kommerz. Und damit bei Sport, Kommerz und Politik? Wie auch immer, das Big Business muss den Sport einschließen, sonst wäre es nicht vollkommen.

Infografik: Die NFL ist die umsatzstärkste Sportliga | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Die NFL ist die umsatzstärkste Sportliga Mit insgesamt etwa 272 Spielen plus Playoffs pro Saison werden in der US-Football-Liga NFL vergleichsweise wenige Spiele ausgetragen. In der NBA sind es beispielsweise ganze 1.230 Begegnungen, die während der Regular Season stattfinden. Dennoch hat die NFL 2022 mit 18,6 Milliarden US-Dollar annähernd doppelt so hohe Umsätze erwirtschaftet wie die NBA (etwa 10 Milliarden US-Dollar). Sie übertrifft sogar die gebündelten Umsätze der fünf großen europäischen Fußballigen um etwa 1,4 Milliarden US-Dollar.

Wie alle US-Ligen ist die NFL eine wahrhafte Marketing-Maschine, mit dem kleinen Unterschied, dass wirklich alles an ihr enorm aufgeblasen ist. Die Stadien der NFL zählen zu den größten weltweit und sind bei nahezu jedem Spiel voll ausgelastet. Gleichzeitig wird jedes Spiel wie ein großangelegtes Event zelebriert. Hinzukommt die Markenstärke und das Merchandising der einzelnen Teams. Mit dem Super Bowl hat die NFL zudem eines der größten Sportevents der Welt geschaffen, bei dem es für viele Zuschauer:innen vor allem um das Drumherum geht. Alleine mit den in der Halbzeitshow des Super Bowls gezeigten Werbeclips verdient die NFL jährlich mehrere Millionen. Ein 30-sekündiger Werbespot kostete beim letzten NFL-Endspiel durchschnittlich etwa sieben Millionen Euro.

In den vergangenen Jahren hat die NFL ihre Präsenz auch auf Märkte außerhalb Nordamerikas ausgeweitet. Während es in den Neunzigern im Rahmen der NFL-International-Series noch vermehrt Spiele in Japan gegeben hat, fokussiert sich die Football-Liga seit den 2010ern auf den europäischen Markt. Regelmäßig finden NFL-Partien im Londoner Wembley Stadion statt. 2022 wurde das erste Mal seit 1994 ein Spiel in Deutschland ausgetragen, allerdings nur ein Freundschaftsspiel. In diesem Jahr dürfen sich deutsche Football-Fans gleich auf zwei Punktspiele in Frankfurt freuen – sowohl am fünften als auch am zwölften November. Den Auftakt machen die amtierenden Champions der Kansas City Chief gegen die Miami Dolphins.

Man denkt als Europäer doch immer: Mann, ist diese englische Premier League ein kommerzieller Moloch. Aber alle fünf führenden europäischen Fußballligen zusammen haben nicht einmal den Umsatz der amerikanischen NFL, die sogar nach Europa expandiert, während der „Soccer“, der mit Sicherheit das edlere Spiel ist, in den USA nicht so recht vorankommt. Vielleicht sollte man einmal ein paar Champions-League-Spiele in den USA austragen lassen. Trotzdem ist dieser Hype nur mit dem großen Heimatmarkt der Vereinigten Staaten möglich, Ähnliches gilt für Sportarten wie Baseball. Fast überall auf der Welt ist das, was wir unter Fußball verstehen, die Publikumssportart Nummer eins und wird es vorerst bleiben. Daran kann kein Skandal etwas rütteln und keine seltsamen Praktiken, die zu Leistungsverzerrungen und Schiebungen führen.

Mit diesem Artikel starten wir eine kleine Reihe, die den Sport wirtschaftlich beleuchtet, vor allem den US-Sport und seine Wirksamkeit auch in Europa. Es geht uns dabei ausnahmsweise nur um die Zahlen, zumindest vorerst. Sport ist zwar nicht unpolitisch, auch nicht in der Art und Weise, wie er mit viel Geld verbreitet wird, er hat kulturelle Implikationen und immerhin haben es die USA ausgerechnet auf diesem Gebiet noch nicht geschafft, Europa zu dominieren. Vielleicht ist es wie bei den Autos, vielleicht auch nicht. Die weitere Entwicklung bleibt spannend, auch, weil der Publikumsgeschmack nicht so einfach mit Wirtschaftskraft zu manipulieren ist wie größere Konzerne mit mehr Kapital einfach kleinere kaufen und im Anschluss das gilt, was die Größeren sagen.

TH

 

 

 

 

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