Avatar – Tatort 1256 #Crimetime Vorschau ARD 07.01.2024, 20:15 Uhr #Tatort #Ludwigshafen #Odenthal #Stern #Becker #Keller #Abschied #SWR #Avatar

Crimetime Vorschau – Titelfoto SWR © Christian Koch

Heute Abend gibt sich Lena Odenthal die Ehre, uns einen neuen Fall von ihr präsentieren zu dürfen. Sie wissen schon, die dienstälteste Tatort-Kommissarin, die dieses Jahr ihr 35-jähriges Jubiläum feiern wird. Viel länger sind auch die meisten echten Polizeibeamt:innen nicht im Dienst.

Avatar ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort. Der vom SWR produzierte Beitrag ist die 1256. Tatort-Episode und soll am 7. Januar 2024 im SRF, im ORF und im Ersten ausgestrahlt werden. Die Ludwigshafener Ermittlerinnen Lena Odenthal und Johanna Stern ermitteln in ihrem 79. bzw. 20. Fall.[1]

Nach vielen Rückblicken und übergeordneten Gedanken in den letzten Premieren-Vorschauen fassen wir uns heute etwas kürzer und zeigen gleich die erste Kritikerstimme:

„Dieser Tatort ist nichts für Freunde des klassischen „Whodunit“, denn es geht vor allem um das „Warum“, weniger um die Frage, wer der Täter ist. Leider wird das ziemlich komplexe Gesamtbild erst am Schluss vollständig aufgedeckt, weshalb sich zwischendurch bei manchen Szenen große Fragezeichen auftun, weil man Figuren und Situation nicht einordnen kann. Herausragend spielt jedoch Bernadette Heerwagen ihre Rolle als undurchschaubare „Femme Fatale“, ein großes Lob dafür! Ansonsten ein durchschnittlicher, solide inszenierter Sonntagskrimi mit topaktueller Themensetzung.“[2]

Wir sind grundsätzlich Befürworter der Entwicklung vom Whodunit hin zum Thriller, das haben wir mehrfach geschrieben. Praktischerweise wird in der Wikipedia eine weitere Stimme vorab zitiert:

„Inzwischen sind [Lena Odenthals] Fälle bildgestalterisch voll auf der Höhe, Chat-Verläufe werden in dieser Episode zum Beispiel kurz eingeblendet, wo früher vieles zerredet worden wäre. So entsteht ein Krimi, der die Spannung bis zum Ende ganz gut hält. Und dem es gelingt, das Vergangene vollkommen unangestrengt zu verabschieden.“– Holger GertzSüddeutsche Zeitung[4]

Trotzdem müssen wir uns auch dieses Mal wieder auf das jüngst referierte Karussell beziehen, das bei so vielen Teams nie ganz zum Stillstand kommt. Wer nimmt Abschied und wer kommt neu? In Ludwigshafen, geklammert durch Hauptermittlerin Lena Odenthal und ihre immer fortsetzungswillige Darstellerin Ulrike Folkerts, kommt es immer wieder zu  Ab- und Zugängen, solange es nicht sie selbst betrifft. Freilich war Mario Kopper, ihr langfristiger Kollege, ein Verlust, ihre neue Co-Ermittlerin Johanna Stern ein Gewinn, als man aufhörte, Odenthal als ihre Bekämpferin mehr denn Kollegin zu inszenieren, und nun geht es weiter mit den Veränderungen:

„Ganz nebenbei ist „Avatar“ auch das Ende von zwei langjährigen Helfern: Das Ludwigshafen-Team arbeitet künftig ohne Schauspielerin Annalena Schmidt und Schauspieler Peter Espeloer weiter. Weitgehend unpathetisch nehmen die Filmfiguren Edith Keller und Peter Becker, die seit 1998 dabei waren, Abschied vom Sonntagskrimi. „Jetzt gehts aufs Abstellgleis“, sagt Espeloer im Film und beißt in ein Brötchen. „Aber wir könnten als Avatare wieder auftauchen.“ (dpa/pak)“[3]

Die Meinung aus dem oben zitierten Artikel liefern wir gleich mit:

„Warum eine Frau Löcher in einen Laptop bohrt und ihn schließlich in den Rhein wirft, und warum ein hoher Bankangestellter in einem Billighotel wohnt, bleibt spannend bis zum Schluss. Der stilsicher erzählte Film hält die Neugier über weite Strecken aufrecht.“ (Quelle wie vor)

So wiederum sieht die ARD die Figuren, die von einem ihrer Sender geschaffen wurden und die nun den Tatort Ludwigshafen verlassen werden:

„»Becker und Keller sind symbiotisch vereint mit ihren Darsteller:innen: Annalena Schmidt und Peter Espeloer. Irgendwann im Lauf der Jahrzehnte ging die Trennschärfe von Schauspielkunst und den Gesichtern dahinter verloren. Nicht für die beiden selbst, sondern für ihre Fangemeinde.

Das ist das Glück, aber auch der Fluch des Erfolgs über eine sehr lange Zeit. Er hat zwei Charakter-Schauspieler:innen ereilt, die ihre Figuren mit prallem Leben gefüllt haben, bigger than life.

Frau Keller war anfangs, in den 1990er Jahren, die »Vorzimmerdame« von Kriminalrat Friedrichs (Hans-Günter Martens), so hat man das anfangs genannt. Am Ende war sie Ko-Ermittlerin im Ludwigshafener Präsidium. Immer noch mit kurpfälzischem Singsang, aber auf sehr eigenen markanten Füßen, mit überraschenden Ermittlungserfolgen. Ihre Metamorphose ist erstaunlich.
Becker war anders: Er war immer Becker, ein geheimer Comedian, mit tendenziell schlechter Laune, etwas bruddelig stets, aber subversiv witzig und herzenswarm. Spurensicherer Becker gelang das Kunststück, mit feiner Weltverachtung verblüffende Sympathiewerte zu erzielen.
So standen beide Schauspielvirtuosen durchaus im Zentrum, bis ins Pensionsalter hinein. Sie haben dem Tatort aus Ludwigshafen ihren Stempel aufgedrückt, aber einen sehr schönen und bunten. Dafür danken wir den beiden schillernden Urgesteinen, wir alle, die sie hinter der Kamera begleiten durften.«“

Teilen Sie diese Ansicht? Ich meine, es ist okay, wenn langjährige, verdiente Schauspieler, die in Nebenrollen wirklich dienen, ein wenig herausgehoben werden, wenn es um deren Ausscheiden aus einer so wichtigen fiktionalen Reihe der ARD wie dem Tatort geht. Und worum geht es in einem Krimi, der unweigerlich die Assoziation zu einem der größten Kassenschlager der Kinogeschichte hervorruft („Avatar – Aufbruch nach Pandora“):

Ein Unbekannter wird tot am Rheinufer aufgefunden. Er erlitt einen Herzinfarkt. Allerdings war er nicht alleine zum Zeitpunkt seines Todes, jemand hat ihm zuvor Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. Den Ermittlerinnen Odenthal und Stern fällt eine geheimnisvolle Zeugin auf: Julia, Mitte 40. Alles deutet darauf hin, dass sie den Mann gesehen oder gar gezielt getroffen hat.

Die beiden Ludwigshafener Kommissarinnen decken Schicht für Schicht die Tragödie in Julias Leben auf. Es geht um ihre Ziehtochter, die junge Sina, die unlängst selbst Opfer eines Verbrechens wurde, im World Wide Web, das viel verheißt und verspricht und gnadenlos zuschlägt, wenn eine junge Teenagerin ihm alles anvertraut, was sie besitzt – ihr Vertrauen, ihre Unschuld, ihre Hoffnung. Odenthal und Stern sind sich irgendwann sicher: Julia ist auf der Suche nach demjenigen, der für Sinas Tod verantwortlich ist. Und sie schreckt nicht davor zurück weiterzumachen und eine Spur des Todes hinter sich herzuziehen, solange sie ihn nicht gefunden hat. Sie ist der Avatar.[4]

Wir halten also fest, inhaltlich hat der neue Tatort nichts mit dem Kinofilm zu tun. Es geht um die Internet-Avatare, die wir uns zulegen können, die mehr sind als nur ein Bildchen einer Vorstellung von uns, sondern die tatsächlich mit der Realidentität eines Menschen korrespondieren können. Nun müssen wir aber noch nachschauen, was Cybergrooming ist. Eine Unart bilden die Tatorte leider ganz realitätsnah ab: Immer weiter eklektische Begriffe aus dem WWW sozusagen dem Publikum reinzudrücken, als Beweis dafür, dass man auf der Höhe der Zeit bleiben will.

Mit dem Begriff Cyber-Grooming (Engl., Anbahnung über Informationstechnik) wird die gezielte Manipulation Minderjähriger sowie junger Volljähriger über das Instrument Internet bezeichnet. Das Ziel ist, das Opfer in eine Falle zu locken, um Straftaten wie sexuell motivierte Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung zu begehen. Die Kontaktaufnahme erfolgt mit dem konkreten Ziel, sexuellen Missbrauch oft über viele Jahre hinweg online oder offline bei realen Treffen anzubahnen. Dies geschieht per Chat, Fotos, Videos, Sexting, Erpressung z. B. mit Hilfe pornografischer Videoaufnahmen. Der Begriff wird auch für sexuelle Belästigung im Internet verwendet.

Die Fallzahlen des strafbaren Einwirkens auf Kinder mit technologischen Mitteln (§ 176a Abs. 1 Nr. 3 und § 176b StGB) sind mit 3.264 Fällen im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um fast 34 Prozent deutlich gestiegen. Die Dunkelziffer ist höher. Einen erheblichen Teil dieser Fälle macht das Cyber-Grooming aus.[1] Wie auch bei der Verbreitung und dem Besitz von kinderpornografischen Schriften,[2] treten bei Cyber-Grooming vermehrt minderjährige Tatverdächtige in Erscheinung.[3][4]

Während sich der Begriff im Englischen sowohl auf Voll- als auch auf Minderjährige Opfer beziehen kann, hat er sich im Deutschen als auf minderjährige (Kinder und Jugendliche) Opfer bezogen eingebürgert.[5]/[5]

Da haben wir Glück gehabt, dass wir nachgeschaut haben. „Groom“ war für mich bisher eine Kurzform von „Bridegroom“, also Bräutigam, demgemäß wäre ich ohne weitere Recherche dem Irrglauben aufgesessen, dass es sich bloß wieder um eine neue Bezeichnung aus der unendlichen Welt der Online-Partnerwahl handelt. Die Wikipedia schreibt den Begriff so: „Cyber-Grooming“. Er ist auch gar nicht so eklektisch, weil hier wohl doch eine Reihe von Tatbeständen unter einem Begriff zusammengefasst, die dieser Zusammenfassung wohl bedurfte. Ob es wieder mal ein Anglizismus sein musste, darüber kann man, wie immer im Falle sprachlicher Invasion gut streiten, sie als nützlich oder schädlich markieren.

„In „Avatar“, dem neuen „Tatort“ aus Ludwigshafen, geht es nicht nur um abgründige Begierden und Partnersuche im Internet, sondern auch um falsche Identitäten und Deepfakes – Personen, die virtuell so geschickt animiert werden, als wären sie real. Damit ist das Ludwigshafener Team thematisch ganz auf der Höhe der Zeit, aber auch als Krimi ist „Avatar“ sehenswert – und durchaus anspruchsvoll. Schon bald wird ein zweiter Toter am Rheinufer entdeckt, der wiederum mit einem Leihwagen unterwegs war und sich hier vermutlich auch mit einer oder einem Fremden getroffen hat.“[6]

Okay, wieder einen Schritt zurück. Es geht also doch AUCH um Partnersuche. Und um die KI, langsam setzt sich also ein Bild darüber zusammen, wie modern dieser Film offensichtlich ist. Nur zur Erinnerung: Erst seit April 2023 wird ChatGPT von Microsoft kostenlos in den Bing-Browser integriert. Man hat aber schon so einen vertrauten Umgang damit und mit anderen KI-Modulen, dass man vielleicht auch als älterer Erwachsener bald den Überblick verlieren könnte, wo man manipulativ bearbeitet wird. Immerhin gibt sich der MS-Chatbot als solcher zu erkennen. Da wir schon dabei sind, haben wir ihn nach Kritiken befragt:

Der Tatort “Avatar” mit den Kommissarinnen Lena Odenthal und Johanna Stern wurde am 7. Januar 2024 ausgestrahlt 1Die Handlung dreht sich um einen Serienmörder in Ludwigshafen, der von den beiden Ermittlerinnen gejagt wird 1. Die Kritiken zum Tatort waren überwiegend positiv. Der Tatort wurde als “schnell und gelungen” 1 und “einer der besten Krimis in der langen Karriere von Ulrike Folkerts” 2 bezeichnet. Die Geschichte wurde als dramatisch, aber nicht übertrieben oder melodramatisch beschrieben 1Die Kommissarinnen Odenthal und Stern wurden als professionell und empathisch beschrieben 1Insgesamt wurde der Tatort als ein schneller und gelungener Krimi zum Sonntagabend bezeichnet 1./[7]

Ob Zufall oder nicht, ChatGPT hat zwei Stimmen in die obige Zusammenfassung integriert, die wir immer abfragen, den SWR3-Check und Tittelbach-TV, wobei Ersterer ja in diesem Fall dem Dilemma ausgesetzt ist, eine Produktion aus dem eigenen Haus zu bewerten. Die Punktzahl 4,5/6 von Tittelbach-TV ist ganz typisch für diese Publikation, die wir sehr schätzen: Sie ist in Wirklichkeit im Rahmen der Tatort-Bewertungen durchschnittlich, aber zumindest in der Zusammenfassung wird nicht ein einziges offenes negatives Wort fallengelassen.

Wir lassen uns jetzt ein wenig in den Komfortmodus fallen und belassen es bei den obigen Zitaten. Ich denke, Sie haben jetzt ein ganz gutes Bild und eine Entscheidungsgrundlage dafür, ob Sie sich heute Abend den neuen Tatort sofort anschauen, ob es noch etwas Zeit hat, er steht ja, wie bei deutschen Tatorten üblich, für 6 Monate in der ARD-Mediathek, oder ob Sie mit dem Thema nichts anfangen können oder es vielleicht, ganz im Gegenteil, zu dicht an Ihrem Leben ist, als dass  Sie am letzten Abend vor der neuen Arbeitswoche noch in Form eines Tatorts damit konfrontiert werden möchten. Wir haben es heute nach längerer Zeit  mal wieder geschafft, die Vorschau in üblicher Länge und nicht mit Überlänge zu gestalten.

TH

Besetzung und Stab

Hauptkommissarin Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Kommissarin Johanna Stern – Lisa Bitter
Kriminaltechniker Peter Becker – Peter Espeloer
Sekretärin Edith Keller – Annalena Schmidt
Julia da Borg – Bernadette Heerwagen
Richard Otting – Renato Schuch
Sina Otting – Ziva Marie Faske
Marie – Leni Deschner
Tom – Caspar Hoffmann
Pit – Felix von Bredow
Manon – Sabine Timoteo
Bastian – Luis Vorbach
u. v. a.

Regie – Miguel Alexandre
Buch – Harald Göckeritz

 

[1] Tatort: Avatar – Wikipedia

[2] Tatort Folge 1256: Avatar – Tatort Fans (tatort-fans.de)

[3] Abschied von zwei Filmfiguren: Sie verlassen den Ludwigshafen-„Tatort“ | WEB.DE

[4] Avatar – Tatort – ARD | Das Erste

[5] Cyber-Grooming – Wikipedia

[6] „Tatort“-Vorschau aus Ludwigshafen: Der Chatbot sucht die Sexpartner aus – Kultur (stuttgarter-zeitung.de)

[7] 1 swr3.de, 3 tittelbach.tv, 4kino.de

 

 

 

 

 

Heute Abend gibt sich Lena Odenthal die Ehre, uns einen neuen Fall von ihr präsentieren zu dürfen. Sie wissen schon, die dienstälteste Tatort-Kommissarin, die dieses Jahr ihr 35-jähriges Jubiläum feiern wird. Viel länger sind auch die meisten echten Polizeibeamt:innen nicht im Dienst.

Avatar ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort. Der vom SWR produzierte Beitrag ist die 1256. Tatort-Episode und soll am 7. Januar 2024 im SRF, im ORF und im Ersten ausgestrahlt werden. Die Ludwigshafener Ermittlerinnen Lena Odenthal und Johanna Stern ermitteln in ihrem 79. bzw. 20. Fall.[1]

Nach vielen Rückblicken und übergeordneten Gedanken in den letzten Premieren-Vorschauen fassen wir uns heute etwas kürzer und zeigen gleich die erste Kritikerstimme:

„Dieser Tatort ist nichts für Freunde des klassischen „Whodunit“, denn es geht vor allem um das „Warum“, weniger um die Frage, wer der Täter ist. Leider wird das ziemlich komplexe Gesamtbild erst am Schluss vollständig aufgedeckt, weshalb sich zwischendurch bei manchen Szenen große Fragezeichen auftun, weil man Figuren und Situation nicht einordnen kann. Herausragend spielt jedoch Bernadette Heerwagen ihre Rolle als undurchschaubare „Femme Fatale“, ein großes Lob dafür! Ansonsten ein durchschnittlicher, solide inszenierter Sonntagskrimi mit topaktueller Themensetzung.“[2]

Praktischerweise wird in der Wikipedia eine weitere Stimme vorab zitiert:

„Inzwischen sind [Lena Odenthals] Fälle bildgestalterisch voll auf der Höhe, Chat-Verläufe werden in dieser Episode zum Beispiel kurz eingeblendet, wo früher vieles zerredet worden wäre. So entsteht ein Krimi, der die Spannung bis zum Ende ganz gut hält. Und dem es gelingt, das Vergangene vollkommen unangestrengt zu verabschieden.“– Holger GertzSüddeutsche Zeitung[4]

Trotzdem müssen wir uns auch dieses Mal wieder auf das jüngst referierte Karussell beziehen, das bei so vielen Teams nie ganz zum Stillstand kommt. Wer nimmt Abschied und wer kommt neu? In Ludwigshafen, geklammert durch Hauptermittlerin Lena Odenthal und ihre immer fortsetzungswillige Darstellerin Ulrike Folkerts, kommt es immer wieder zu  Ab- und Zugängen, solange es nicht sie selbst betrifft. Freilich war Mario Kopper, ihr langfristiger Kollege, ein Verlust, ihre neue Co-Ermittlerin Johanna Stern ein Gewinn, als man aufhörte, Odenthal als ihre Bekämpferin mehr denn Kollegin zu inszenieren, und nun geht es weiter mit den Veränderungen:

„Ganz nebenbei ist „Avatar“ auch das Ende von zwei langjährigen Helfern: Das Ludwigshafen-Team arbeitet künftig ohne Schauspielerin Annalena Schmidt und Schauspieler Peter Espeloer weiter. Weitgehend unpathetisch nehmen die Filmfiguren Edith Keller und Peter Becker, die seit 1998 dabei waren, Abschied vom Sonntagskrimi. „Jetzt gehts aufs Abstellgleis“, sagt Espeloer im Film und beißt in ein Brötchen. „Aber wir könnten als Avatare wieder auftauchen.“ (dpa/pak)“[3]

Die Meinung aus dem oben zitierten Artikel liefern wir gleich mit:

„Warum eine Frau Löcher in einen Laptop bohrt und ihn schließlich in den Rhein wirft, und warum ein hoher Bankangestellter in einem Billighotel wohnt, bleibt spannend bis zum Schluss. Der stilsicher erzählte Film hält die Neugier über weite Strecken aufrecht.“ (Quelle wie vor)

So wiederum sieht die ARD die Figuren, die von einem ihrer Sender geschaffen wurden und die nun den Tatort Ludwigshafen verlassen werden:

„»Becker und Keller sind symbiotisch vereint mit ihren Darsteller:innen: Annalena Schmidt und Peter Espeloer. Irgendwann im Lauf der Jahrzehnte ging die Trennschärfe von Schauspielkunst und den Gesichtern dahinter verloren. Nicht für die beiden selbst, sondern für ihre Fangemeinde.

Das ist das Glück, aber auch der Fluch des Erfolgs über eine sehr lange Zeit. Er hat zwei Charakter-Schauspieler:innen ereilt, die ihre Figuren mit prallem Leben gefüllt haben, bigger than life.

Frau Keller war anfangs, in den 1990er Jahren, die »Vorzimmerdame« von Kriminalrat Friedrichs (Hans-Günter Martens), so hat man das anfangs genannt. Am Ende war sie Ko-Ermittlerin im Ludwigshafener Präsidium. Immer noch mit kurpfälzischem Singsang, aber auf sehr eigenen markanten Füßen, mit überraschenden Ermittlungserfolgen. Ihre Metamorphose ist erstaunlich.

Becker war anders: Er war immer Becker, ein geheimer Comedian, mit tendenziell schlechter Laune, etwas bruddelig stets, aber subversiv witzig und herzenswarm. Spurensicherer Becker gelang das Kunststück, mit feiner Weltverachtung verblüffende Sympathiewerte zu erzielen.

So standen beide Schauspielvirtuosen durchaus im Zentrum, bis ins Pensionsalter hinein. Sie haben dem Tatort aus Ludwigshafen ihren Stempel aufgedrückt, aber einen sehr schönen und bunten. Dafür danken wir den beiden schillernden Urgesteinen, wir alle, die sie hinter der Kamera begleiten durften.«“

Teilen Sie diese Ansicht? Ich meine, es ist okay, wenn langjährige, verdiente Schauspieler, die in Nebenrollen wirklich dienen, ein wenig herausgehoben werden, wenn es um deren Ausscheiden aus einer so wichtigen fiktionalen Reihe der ARD wie dem Tatort geht. Und worum geht es in einem Krimi, der unweigerlich die Assoziation zu einem der größten Kassenschlager der Kinogeschichte hervorruft („Avatar – Aufbruch nach Pandora“):

Ein Unbekannter wird tot am Rheinufer aufgefunden. Er erlitt einen Herzinfarkt. Allerdings war er nicht alleine zum Zeitpunkt seines Todes, jemand hat ihm zuvor Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. Den Ermittlerinnen Odenthal und Stern fällt eine geheimnisvolle Zeugin auf: Julia, Mitte 40. Alles deutet darauf hin, dass sie den Mann gesehen oder gar gezielt getroffen hat.

Die beiden Ludwigshafener Kommissarinnen decken Schicht für Schicht die Tragödie in Julias Leben auf. Es geht um ihre Ziehtochter, die junge Sina, die unlängst selbst Opfer eines Verbrechens wurde, im World Wide Web, das viel verheißt und verspricht und gnadenlos zuschlägt, wenn eine junge Teenagerin ihm alles anvertraut, was sie besitzt – ihr Vertrauen, ihre Unschuld, ihre Hoffnung. Odenthal und Stern sind sich irgendwann sicher: Julia ist auf der Suche nach demjenigen, der für Sinas Tod verantwortlich ist. Und sie schreckt nicht davor zurück weiterzumachen und eine Spur des Todes hinter sich herzuziehen, solange sie ihn nicht gefunden hat. Sie ist der Avatar.[4]

Wir halten also fest, inhaltlich hat der neue Tatort nichts mit dem Kinofilm zu tun. Es geht um die Internet-Avatare, die wir uns zulegen können, die mehr sind als nur ein Bildchen einer Vorstellung von uns, sondern die tatsächlich mit der Realidentität eines Menschen korrespondieren können. Nun müssen wir aber noch nachschauen, was Cybergrooming ist. Eine Unart bilden die Tatorte leider ganz realitätsnah ab: Immer weiter eklektische Begriffe aus dem WWW sozusagen dem Publikum reinzudrücken, als Beweis dafür, dass man auf der Höhe der Zeit bleiben will.

Mit dem Begriff Cyber-Grooming (Engl., Anbahnung über Informationstechnik) wird die gezielte Manipulation Minderjähriger sowie junger Volljähriger über das Instrument Internet bezeichnet. Das Ziel ist, das Opfer in eine Falle zu locken, um Straftaten wie sexuell motivierte Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung zu begehen. Die Kontaktaufnahme erfolgt mit dem konkreten Ziel, sexuellen Missbrauch oft über viele Jahre hinweg online oder offline bei realen Treffen anzubahnen. Dies geschieht per Chat, Fotos, Videos, Sexting, Erpressung z. B. mit Hilfe pornografischer Videoaufnahmen. Der Begriff wird auch für sexuelle Belästigung im Internet verwendet.

Die Fallzahlen des strafbaren Einwirkens auf Kinder mit technologischen Mitteln (§ 176a Abs. 1 Nr. 3 und § 176b StGB) sind mit 3.264 Fällen im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um fast 34 Prozent deutlich gestiegen. Die Dunkelziffer ist höher. Einen erheblichen Teil dieser Fälle macht das Cyber-Grooming aus.[1] Wie auch bei der Verbreitung und dem Besitz von kinderpornografischen Schriften,[2] treten bei Cyber-Grooming vermehrt minderjährige Tatverdächtige in Erscheinung.[3][4]

Während sich der Begriff im Englischen sowohl auf Voll- als auch auf Minderjährige Opfer beziehen kann, hat er sich im Deutschen als auf minderjährige (Kinder und Jugendliche) Opfer bezogen eingebürgert.[5]/[5]

Da haben wir Glück gehabt, dass wir nachgeschaut haben. „Groom“ war für mich bisher eine Kurzform von „Bridegroom“, also Bräutigam, demgemäß wäre ich ohne weitere Recherche dem Irrglauben aufgesessen, dass es sich bloß wieder um eine neue Bezeichnung aus der unendlichen Welt der Online-Partnerwahl handelt. Die Wikipedia schreibt den Begriff so: „Cyber-Grooming“. Er ist auch gar nicht so eklektisch, weil hier wohl doch eine Reihe von Tatbeständen unter einem Begriff zusammengefasst, die dieser Zusammenfassung wohl bedurfte. Ob es wieder mal ein Anglizismus sein musste, darüber kann man, wie immer im Falle sprachlicher Invasion gut streiten, sie als nützlich oder schädlich markieren.

„In „Avatar“, dem neuen „Tatort“ aus Ludwigshafen, geht es nicht nur um abgründige Begierden und Partnersuche im Internet, sondern auch um falsche Identitäten und Deepfakes – Personen, die virtuell so geschickt animiert werden, als wären sie real. Damit ist das Ludwigshafener Team thematisch ganz auf der Höhe der Zeit, aber auch als Krimi ist „Avatar“ sehenswert – und durchaus anspruchsvoll. Schon bald wird ein zweiter Toter am Rheinufer entdeckt, der wiederum mit einem Leihwagen unterwegs war und sich hier vermutlich auch mit einer oder einem Fremden getroffen hat.“[6]

Okay, wieder einen Schritt zurück. Es geht also doch AUCH um Partnersuche. Und um die KI, langsam setzt sich also ein Bild darüber zusammen, wie modern dieser Film offensichtlich ist. Nur zur Erinnerung: Erst seit April 2023 wird ChatGPT von Microsoft kostenlos in den Bing-Browser integriert. Man hat aber schon so einen vertrauten Umgang damit und mit anderen KI-Modulen, dass man vielleicht auch als älterer Erwachsener bald den Überblick verlieren könnte, wo man manipulativ bearbeitet wird. Immerhin gibt sich der MS-Chatbot als solcher zu erkennen. Da wir schon dabei sind, haben wir ihn nach Kritiken befragt:

Der Tatort “Avatar” mit den Kommissarinnen Lena Odenthal und Johanna Stern wurde am 7. Januar 2024 ausgestrahlt 1Die Handlung dreht sich um einen Serienmörder in Ludwigshafen, der von den beiden Ermittlerinnen gejagt wird 1. Die Kritiken zum Tatort waren überwiegend positiv. Der Tatort wurde als “schnell und gelungen” 1 und “einer der besten Krimis in der langen Karriere von Ulrike Folkerts” 2 bezeichnet. Die Geschichte wurde als dramatisch, aber nicht übertrieben oder melodramatisch beschrieben 1Die Kommissarinnen Odenthal und Stern wurden als professionell und empathisch beschrieben 1Insgesamt wurde der Tatort als ein schneller und gelungener Krimi zum Sonntagabend bezeichnet 1./[7]

Ob Zufall oder nicht, ChatGPT hat zwei Stimmen in die obige Zusammenfassung integriert, die wir immer abfragen, den SWR3-Check und Tittelbach-TV, wobei Ersterer ja in diesem Fall dem Dilemma ausgesetzt ist, eine Produktion aus dem eigenen Haus zu bewerten. Die Punktzahl 4,5/6 von Tittelbach-TV ist ganz typisch für diese Publikation, die wir sehr schätzen: Sie ist in Wirklichkeit im Rahmen der Tatort-Bewertungen durchschnittlich, aber zumindest in der Zusammenfassung wird nicht ein einziges offenes negatives Wort fallengelassen. Wir lassen uns jetzt ein wenig in den Komfortmodus fallen und belassen es bei den obigen Zitaten. Ich denke, Sie haben jetzt ein ganz gutes Bild und eine Entscheidungsgrundlage dafür, ob Sie sich heute Abend den neuen Tatort sofort anschauen, ob es noch etwas Zeit hat, er steht ja, wie bei deutschen Tatorten üblich, für 6 Monate in der ARD-Mediathek, oder ob Sie mit dem Thema nichts anfangen können oder es vielleicht, ganz im Gegenteil, zu dicht an Ihrem Leben ist, als dass  Sie am letzten Abend vor der neuen Arbeitswoche noch in Form eines Tatorts damit konfrontiert werden möchten.

TH

Besetzung und Stab

Hauptkommissarin Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Kommissarin Johanna Stern – Lisa Bitter
Kriminaltechniker Peter Becker – Peter Espeloer
Sekretärin Edith Keller – Annalena Schmidt
Julia da Borg – Bernadette Heerwagen
Richard Otting – Renato Schuch
Sina Otting – Ziva Marie Faske
Marie – Leni Deschner
Tom – Caspar Hoffmann
Pit – Felix von Bredow
Manon – Sabine Timoteo
Bastian – Luis Vorbach
u. v. a.

Regie – Miguel Alexandre
Buch – Harald Göckeritz

 

[1] Tatort: Avatar – Wikipedia

[2] Tatort Folge 1256: Avatar – Tatort Fans (tatort-fans.de)

[3] Abschied von zwei Filmfiguren: Sie verlassen den Ludwigshafen-„Tatort“ | WEB.DE

[4] Avatar – Tatort – ARD | Das Erste

[5] Cyber-Grooming – Wikipedia

[6] „Tatort“-Vorschau aus Ludwigshafen: Der Chatbot sucht die Sexpartner aus – Kultur (stuttgarter-zeitung.de)

[7] 1 swr3.de, 3 tittelbach.tv, 4kino.de


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