Crimetime Vorschau – Titelfoto © WDR / Bavaria Fiction GmbH, Thomas Kost
Liebe Freund:innen der besten und am längsten laufenden Krimi-Reihe aller Zeiten: Sie sind wieder da! Ballauf und Schenk, unsere Herzbuben-Ermittler aus Köln.
Okay, „Buben“ suggeriert eine andere Generation und es gibt kein Tatort-Team, das wirklich alle Herzen höher schlagen lässt, aber ich mache keine Geheimnis daraus, dass ich die Kölner für die am wenigsten verzichtbaren unter allen Tatort-Cops halte – obwohl sie schon so lange dabei sind und mittlerweile auch Freddy Schenk (Dietmar Bär) sichtbar altert. So geht es uns allen, das sollten die Jüngeren nicht vergessen. Die Rheinpolizisten haben diesen Alterungsprozess mit Bravour gemeistert, bisher jedenfalls. Sie wirken nicht müde und immer noch am Job und den Menschen interessiert, die sie in ihrem Job treffen. Und das ist ihr Geheimnis: Ein Mix aus Professionalität und Anteilnahme, manchmal auch ein zugedrücktes Auge zulasten der Fakten und zugunsten der Gerechtigkeit.
Die Fähigkeit, miteinander zu diskutieren, die gerade in diesen Zeiten so wichtig ist und die immer weniger Menschen zu beherrschen scheinen. Ein Schreibkollege hatte die Kölner-Schiene einmal „Thesen-Tatort“ genannt, weil Ballauf und Schenk dialektisch miteinander verfahren. Zwischenzeitlich hatte sich das etwas gelegt, und auch diese Entwicklung fanden wir nicht schlimm: Vor etwas mehr als zehn Jahren schien es, als wolle man den Kölner Tatort vor allem noch einmal modernisieren und zum spannenden Thriller wandeln. Mittlerweile hat sich das etwas gelegt, und, klar, natürlich steckt sehr viel Routine in dem, was Ballauf und Schenk machen. Als sie 1997 starteten, waren sie das innovativste Team der Reihe, haben ihr Gepräge für die nächsten Jahre mitdefiniert, sind nach meiner Ansicht auch weitaus moderner als die Schimanski-Figur, deren genuine Nachfolger sie sind, nach dem Düsseldorfer Intermezzo, in dem Ballauf schon aufgebaut wurde.
Sie sind nicht so lange im Dienst wie Lena Odenthal aus Ludwigshafen und haben mit ihren Filmen weniger Preise abgeräumt als die Kollegen Batic und Leitmayr aus München. Sie werden möglicherweise auch die später gestartete Münster-Schiene des WDR überdauern, falls, wie derzeit kolportiert wird, dort nach 50 Tatorten Schluss sein sollte. Sie sind Klassiker geworden, die noch im aktiven Dienst stehen. Nach nunmehr 27 Jahren Ballauf und Schenk dürfen für die Experimente und Innovationen andere zuständig sein, zu deren jugendlichem Gepräge das passt.
Und damit zum aktuellen Tatort:
Pyramide ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort. Der vom WDR produzierte Beitrag ist die 1257. Tatort-Episode und soll am 14. Januar 2024 im SRF, im ORF und im Ersten ausgestrahlt werden. Das Kölner Ermittlerduo Ballauf und Schenk ermittelt in seinem 89. Fall.[1]
„Für den sonst wenig experimentierfreudigen Kölner Tatort ist die nichtlineare, episodenhafte Erzählweise sicher ungewöhnlich. Dennoch kann man sich schnell in der Geschichte orientieren, nicht zuletzt dank der klar gezeichneten, typenähnlichen Figuren, die der Story etwas Parabelhaftes verleihen: auf der einen Seite machtgeile Finanzgurus und naive – zumeist männliche – Kleinbürger, geblendet von der Aussicht auf schnellen Reichtum; auf der anderen Seite eine skeptische Ehefrau und ein idealistischer Rechtsanwalt als gut gemeinte, doch leider machtlose Korrektive. Kameraführung und Bildsprache setzen schön die Konfrontation zwischen den grundanständigen Kommissaren mit ihrem klaren moralischen Kompass und dem skrupellosen Komann als ihrem Antagonisten in Szene: Wenn Blicke töten könnten, würde in diesem Fall auch Freddy Schenk zum Mörder werden …“[2]
Klingt doch ganz nach dem, was wir oben beschrieben haben. Nun ja, es erweitert die Beschreibung, aber der „Thesentatort“, den wir angesprochen haben, funktioniert ja am besten, wenn auf der ethischen Ebene ein Austausch stattfindet, nicht bei der Ermittlung von Fakten. Man kann natürlich auch bei der Suche nach dem Täter Pro und Contra bei bestimmten Verdächtigen besprechen, aber reizvoll wird doch erst die Darstellung aller moralischen Aspekte eines Falles, welche Ballauf und Schenk besser beherrschen als jedes andere Team. Dafür scheint der neueste Plot wieder gut geeignet zu sein.
„Dieser „Tatort“ aus Köln (WDR / Bavaria Fiction) ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie sich ein eher untypisches Krimithema fesselnd verarbeiten lässt: Ein braver junger Mann hat sich von der Aussicht auf schnelles Geld verführen lassen und arbeitet nun für einen sogenannten Strukturvertrieb, der vom Verkauf windiger Wertpapiere lebt. Mit Rouven Israel ist diese Rolle bestens besetzt. Robin Sondermann als Chef der titelgebenden Pyramide ist zwar alles andere als ein „Wolf of Wall Street“, aber in den Szenen mit dem Ermittlerduo (Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär) legt er die nötige Teflonschicht-Arroganz an den Tag. Zum Krimi wird die Geschichte dieses mit klarem Kamerakonzept inszenierten Films, weil ein Anwalt für Verbraucherschutz erschlagen worden ist; der Jurist hatte eine Sammelklage gegen das Unternehmen vorbereitet. Reizvoll ist auch die geschickte Rückblendenstruktur.“[3]
Ja, die Pyramiden. Sie wissen schon, die Strukturvertriebe. Da, wo Sie als Verbraucher auf jeden Fall über den Tisch gezogen werden, denn es ist unmöglich, bei so vielen Mitverdienenden wirklich das günstigste Angebot zu machen. Diese Vertriebe behaupten ja gerne, sie bekämen von den Versicherern und anderen Konzernen Sonderkonditionen, wegen der Skaleneffekte. Was wirklich der Fall ist: Die Unabhängigkeit der Beratung ist nicht gewährleistet. Und durch dieses Manko werden auch eventuelle kleine Vorteile bei den Ausgangskonditionen vernichtet, die ohnehin in der Pyramide aufgebraucht werden. Dass in diesen Pyramiden nur die ganz oben reich werden, ist geradezu eine Allegorie auf ein System, das immer mehr Ungleichheit produziert und es ist signifikant, dass in ihm die Strukturvertriebe schneller wachsen als die „Freien“, die kompetenter, fairer und unabhängiger sind. Kein Wunder, dass Freddy böse guckt. Wenn man kein Pokerface hat, verzieht man schon einmal das Gesicht, angesichts dieser Form des Wirtschaftens, das kriminelle Energie, in der Realität vor allem aber Lobbyismus ohne Ende anzieht wie das Licht die berüchtigten Motten.
Die Kritik seitens der Unverzichtbaren von Tittelbach-TV ist wieder typisch für diesen Klassiker unter den Rezensenten-Plattformen. Im Grunde kein negatives Wort über den Film, aber eine nur durchschnittliche Bewertung, 4,5/6 Sternen. Natürlich auch heute wieder der Hinweis, dass die Tatortbewertungen bei Tittelbach nicht bei null, sondern bei 3 bis 3,5 beginnen.
„Wie schon der Kölner Vorweihnachts-Fall „Des anderen Last“ ist „Pyramide“ ein Lehrstück, Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) sind die Mitleidsonkel in einem modernen Sozialdrama. Das kann man machen, vielleicht sind sie da sogar einer großen gesellschaftlichen Erzählung auf der Spur in Köln. Als Zuschauer fragt man sich nur, ob Stamm wirklich Opfer ist, wenn er für seine Provision die Ersparnisse der Verwandtschaft verbrennt und auch sonst nicht kleinlich ist bei allem, was er dann noch so anrichtet. Oder geht es um Größeres? To-do auf den Block: darüber mal nachdenken, wenn man demnächst den Mann zum Yoga bringt.“[4]
Ja, was könnte das Größere sein? Die Tatsache, dass jahrzehntelange neoliberale Indoktrinierung und Verachtung für ehrliche Arbeit der kleinen Leute diese Mentalität hervorbringt? Das wäre ein Ansatz. Diese Mentalität produziert eine Form von Täteropfer, das zwar seiner Umwelt schadet, aber selbst geschädigt ist durch den Irrsinn dieser menschenfeindlichen Ideologie. Das ist in der Tat eine Meta-Erzählung über unsere Gesellschaft, weil sie in jedem Lebensbereich präsent ist und für immer größere soziale und auch finanzielle Verwerfungen sorgt. Und für Umsetzung solcher Erzählungen sind die Kölner geeignet wie kein anderes Tatort-Team – und deshalb für uns kaum wegzudenken. Sie vor allem sind im weiten Tatortland noch für die Suche nach einer Gerechtigkeit jenseits des Strafrechts zuständig, während sich allgemein auch am Tatort ein knackiger Nihilismus immer mehr breitmacht.
„Dieser Tatort wird nicht stringent, sondern in rückblickenden Episoden erzählt, was dazu führt, dass wir oft mehr wissen, als die Kommissare, trotzdem bleibt der Fall in vielen Bereichen spannend. Aber Pyramide glänzt für mich vor allem durch die Besetzung von Rouven David Israel als André Stamm und noch mehr durch Robin Sondermann. Der spielt diesen aufgeblasenen, eitlen, schleimigen und selbstverliebten Concreta-Chef Komann so überragend, dass sogar Ballauf und Schenk teilweise sprachlos sind. Ja, zugegeben, der eigentliche Kriminalfall holpert manchmal ein bisschen. Trotzdem ist das für mich ein großartiger Kölner Fall – 5 von 5 Elchen.“[5]
Die Nachbarn vom SWR sind also begeistert, die hervorragende Besetzung der Figur André Stamm hebt auch Tittelbach-TV im hier nicht zitierten ausführlichen Teil der Kritik hervor, der SWR-Check stellt einen weiteren Episodendarsteller heraus. Fünf von fünf gab es von der Seite seit einiger Zeit nicht mehr, wenn ich es richtig im Kopf habe. Suchen wir noch ein bisschen, finden wir Relativierendes?
„Natürlich laufen die Dinge bei Concreta schnell aus dem Ruder – und hier verliert der Film ebenso rasch an Substanz. Die Handlung nimmt mehrere abrupte, aber nicht minder vorhersehbare Wendungen, die die Glaubwürdigkeit der Charaktere bis auf das Äußerste strapazieren. Der Film versäumt es dabei, die komplexen Dynamiken innerhalb der Firma und die eigentlichen Ursachen für den baldigen Zusammenbruch glaubhaft zu präsentieren. Dieser Mangel an inhaltlicher Tiefe führt leider dazu, dass der Zuschauer zunehmend von der Handlung entfremdet wird.
Die Charakterentwicklung bleibt indes unangenehm oberflächlich, insbesondere in Bezug auf André Stamm. Seine Wandlung vom ehrgeizigen Aufsteiger zum tiefen Fall wird leider vollends auf Klischees reduziert. Es fehlt nicht nur an emotionaler Resonanz und an einer feineren Nuancierung seiner Motivationen, sondern auch an inhaltlicher Substanz, um diesen Wandel glaubhaft zu präsentieren. Dabei bleibt leider auch die Handlung auffällig vorhersehbar. Für jemanden, der mit dieser Sorte Banken- und Versicherungskrimis seit Jahren vertraut ist, sind die Wendungen kaum überraschend, was natürlich den Spannungsbogen massiv beeinträchtigt. So hinterlässt «Tatort – Pyramide» mit einer ambitionierten Ästhetik zwar einen visuell ansprechenden Eindruck, findet aber niemals zu inhaltlicher Glaubwürdigkeit oder emotionaler Tiefe. Die vorhersehbare Handlung macht es dabei schwer, sich die gesamte Laufzeit über in der Geschichte zu verlieren.“[6]
Nun haben wir nicht nur Relativierendes gefunden, sondern eine richtig negative Kritik, der Film kommt hier nur auf „40 Prozent“. Leider müssen wir in dem Fall die Kritik relativieren, obwohl wir den Film noch nicht gesehen haben. Es ist vielleicht in dem Zusammenhang besser, wenn man nicht nur mit Krimis über die Branche vertraut ist, sondern mit der Branche selbst. Die Typen dort sind so. Da kann man lange herumgründeln, man wird nicht viel persönliches Drama oder Substanz oder Individualität finden. Die Leute, die sich dort tummeln, zeichnen sich ja gerade dadurch negativ aus, dass sie Stereotypen sehr nahekommen und ganz schlicht nur an die Kohle denken.
Ebenso sind Fails und Erfolge strukturiert: Eine Pyramide funktioniert oder eben nicht, weil auf die richtigen Knöpfe gedrückt wird oder es irgendwo klemmt. Wer das Abzocken am besten in Reinkultur beherrscht, kommt am Weitesten. „Nuancierung von Motivationen“ und „emotionale Resonanz“ sind Aspekte, die dort inszeniert werden dürfen, wo sie glaubhaft sind, und auch das haben die Kölner ja drauf. Ich glaube, hier hat man ganz bewusst einen großen Keil für einen groben Klotz genommen. Ich finde einen Krimi, der bei der Darstellung dieser Branchen auf vielschichtige Persönlichkeiten verzichtet, glaubwürdiger und realistischer als eine herbeigeschriebene, realitätsferne Komplexität. Was auch bedeutet: Sie dürfen sich den Krimi trotz dieser Kritik anschauen, denn über die Plumpheit des Wesens von Strukturvertrieben kann man nie genug lernen. Wenn die Figuren trotzdem Präsenz haben, wie man nach den vorausgehenden Kritiken vermuten darf, umso besser. Aber bitte, als das, was sie sind, nicht als gescheiterte Philosophen im Dienste der pyramidalen Profitmaximierung.
„(…) Manche Täuschungen und Motivationsreden sind schon arg von der Stange. Es fällt schwer zu glauben, dass Menschen heutzutage noch so naiv sind, wie sie hier in manchen Szenen beschrieben werden. Dennoch hat der „Tatort“ von Nolting und Scherf Qualität. Dass die beiden es können, haben sie nicht nur mit ihrer Erfolgsserie „Club der roten Bänder“ bewiesen, sondern auch beim „Tatort“. Zum Beispiel mit so klug gebauten Folgen wie „Alles was Sie sagen“, dem besten „Tatort“ mit Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz (…).
Und zu noch etwas anderem ist der mit Thriller-Elementen spannungsaufgebockte Krimi gut: Die Idee des Systemvertriebes wird so anschaulich beschrieben, dass man nach Ansicht des „Tatorts“ Abstand davon nehmen wird, Teil einer „Pyramide“ zu sein. Verwandt sind Strukturvertriebe mit dem berühmt-berüchtigten Schneeballsystem. Geld verdient wird – oben – dann, wenn die Pyramide nach unten hin immer breiter wird, also immer mehr Menschen mitmachen. Wer der allerhässlichsten Fratze des Kapitalismus nicht gegenübertreten will, sollte von solchen Geschäften im persönlichen Umfeld ohnehin Abstand nehmen. Was passiert, wenn man es nicht tut und der menschlichen Gier Tür und Tor öffnet, zeigt die Finanz- und Thriller-Farce „Tatort: Pyramide“ aus Köln ziemlich gut.“[7]
Ich muss an dieser Stelle wieder einmal betonen, dass ich diese Vorschauen im Discovery-Modus schreibe. Ich habe also nicht zuerst diese Meinung gelesen und dann die Kritik-Kritik an der vorherigen Meinung formuliert, doch diese letzte Stimme, die wir zeigen, bestätigt, was ich selbst über die Branche denke, weshalb ich den Film vom Ansatz her und nach dem, was alle Kritiken zusammengenommen ausdrücken, zumindest nicht für eine Fehlkonstruktion hinsichtlich der Pyramiden- oder Strukivertrieb-Darstellung halte. Etwas widersprüchlich: Einerseits wird bezweifelt, dass Menschen heute noch so naiv sind wie der Herr Stamm, andererseits sollte man sich erst diesen Tatort anschauen, um vom Mitmachen bei einer Pyramide endlich Abstand zu nehmen. Kleiner Tipp für die vielen ganz fixen Jungs (und wenigen Mädels): Pyramide gründen, nicht bei anderen mitmachen! Wer ganz am Anfang dabei ist und ganz oben steht, der macht sein Ding.
Trauen Sie sich das zu! Zweifel? Aber hallo, wir leben doch in einem System, in dem der gewinnt, der wagt und hart arbeitet! Ganz famos wäre es, wenn der Tatort auch ein Fenster über die Strukturvertriebe hinaus öffnen würde: Sie sind, wie eingangs erwähnt, Symptome einer kranken Wirtschaftsverfassung und das Denken, das dort vorherrscht, frisst sich, die Gesellschaft zerstörend, in immer weitere Kreise hinein, weil kaum noch jemand ehrlich arbeiten will. Ehrlich arbeiten heißt nämlich in diesem System, den Abzockern immer materiell unterlegen sein. Und da nur das Materielle zählt, entsteht Druck auf alle, die noch auf anständige Weise ihre systemrelevanten Jobs machen. Sie werden von den Strukturvertriebsmachern und anderen Parasiten des Kapitalismus geradezu als Idioten dargestellt, weil sie noch wirklich arbeiten.
Erst, wenn diese Jobs niemand mehr machen will und die Infrastruktur dadurch zuammenbricht, wird man schlauer werden. Tatsächlich? Vielleicht nicht einmal das. Man wird wieder auf den Armen herumtrampeln und sie notfalls verhungern lassen, damit diese Zitrone namens Kapitalismus noch mehr ausgepresst werden kann. Die Tendenz ist seit vielen Jahren eindeutig, der nächste Rechtsruck wird sie beschleunigen und die vielen Naiven, die es tatsächlich, immer noch, immer wieder gibt, werden nicht merken, wie sie manipuliert werden. Der Herr Stamm, das sind ganz, ganz viele von uns, auch wenn sie nicht in Strukturvertrieben versuchen, Geld zu machen.
Handlung[8]
Wie aus dem Nichts kommt für André Stamm die Chance seines Lebens. Ein Kamerad aus Bundeswehrzeiten bietet ihm einen vielversprechenden Job bei der Investment-Firma „Concreta“ an. Rocko Andersen ist bei dem Unternehmen an viel Geld gekommen. Ein schickes Auto und eine Wohnung über den Dächern der Stadt: All das kann André sich bald auch leisten. Dafür muss er nur das tun, was Firmengründer Christopher Komann von seinem Team fordert: Verkaufen, verkaufen, verkaufen!
André ist dazu bereit. Seine Frau Anja erwartet gerade ihr erstes Kind. Er will seiner Familie ein Leben in Wohlstand bieten. Und tatsächlich: Auf Anhieb gewinnt er im Job neue Kunden und fährt fette Provisionen ein. Doch schon kurze Zeit später laufen die Dinge bei „Concreta“ vollkommen aus dem Ruder.
Einem Realismuscheck sollte man vor allem das Laufen aus dem Ruder unterziehen, denn Strukturvertriebe sind in der Regel recht stabil. Es gibt immer neue Menschen, die anfangen, ihre Verwandten und Bekannten mit Finanzangeboten zu belästigen, obwohl sie von diesen Dingen keine Ahnung haben, das sind die absterbenden Zweige der Strukturvertriebe, die aber dafür sorgen, dass der Stamm immer kräftig und gesund bleibt. Wir müssten uns mal die Liste gescheiterter Strukturvertriebe ansehen. Aber alle, die wir ein wenig beurteilen können und lange kennen, gibt es heute noch. Weil eben die Gier kein Ende kennt und die Dummen nicht alle werden, auch auf Kundenseite übrigens und weil die meisten Deutschen in Wirtschaftsdingen krachend simpel gestrickt sind und eben nicht vielschichtig, nicht, weil die Mehrzahl der dort Tätigen wirklich reich wird.
Auch die Darsteller von Ballauf und Schenk sind keine armen Leute. Sie verdienen alleine an den drei Tatorten pro Jahr brutto etwa 250.000 bis 300.000 Euro. Aber sie zahlen davon Steuern und sie sind Schauspieler auf professionellem Niveau, die anderen viel Freude machen mit ihrem Spiel. Keine Knallchargen und Manipulateure, wie man sie in Strukturvertrieben häufig antrifft. Und vor allem: Sie sind authentisch. Wenn Ballauf und Schenk ein soziales Thema als Krimi darstellen, weiß man, sie stehen mit ihren realen Persönlichkeiten hinter wichtigen und richtigen Botschaften.
TH
Besetzung und Stab
Hauptkommissar Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Hauptkommissar Freddy Schenk – Dietmar Bär
Oberkommissar Norbert Jütte – Roland Riebeling
Kriminaltechnikerin Natalie Förster – Tinka Fürst
Staatsanwältin Melanie Novak – Renan Demirkan
Christopher Komann – Robin Sondermann
Robert „Rocko“ Andersen – Oleg Tikhomirov
Sylvia Andersen – Sophie Pfennigstorf
André Stamm – Rouven Israel
Anja Stamm – Roxana Samadi
Alina Janßen – Caro Cult
Claudia Lilienthal – Nicole Johannhanwahr
Stephan Kleinerts – Kasem Hoxha
Josy Peters – Rebekka Wurst
u. v. a.
Buch – Arne Nolting, Jan Martin Scharf
Regie – Charlotte Rolfes
Kamera – Mathias Prause
[1] Tatort: Pyramide – Wikipedia
[2] Tatort Folge 1257: Pyramide – Tatort Fans (tatort-fans.de)
[3] https://www.tittelbach.tv/programm/reihe/artikel-6492.html
[4] Tatort Köln „Pyramide“: Ballade vom traurigen Hund – Medien – SZ.de (sueddeutsche.de)
[5] Tatort-Kritik für „Pyramide“ aus Köln am 14.1. (swr3.de)
[6] Die Kritiker: «Tatort – Pyramide» – Quotenmeter.de
[7] „Tatort: Pyramide“: TV-Kritik zum Kölner Krimi mit Klaus Behrendt und Dietmar Bär (prisma.de)
[8] Pyramide – Tatort – ARD | Das Erste
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