Viel Verkehr auf dem Everest (Statista + Kurzkommentar) | Briefing 410 | Umwelt, Gesellschaft

Briefing 410 Umwelt, Tourismus, Mount Everest, Erstbesteigung, Besteigungen, Müll-Gesellschaft

Wir dachten uns, wenn wir den Sonntag sowieso wegen der vielen Politik nicht als Kulturtag und damit zur Entspannung für Sie und uns verwenden, machen wir noch ein wenig Statistik. Ausnahmsweise. Aber egal, wo man hinschaut, es ist immer mehr oder weniger das Gleiche. Sie werden noch sehen, was wir damit meinen. Wir haben für Sie mithilfe von Statista die Besteigungen des Mount Everest seit der allersten im Jahre 1953 dargestellt.

Infografik: Viel Verkehr auf dem Everest | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Der Mount Everest, als höchster Berg der Welt, galt viele Jahre als unbezwingbar, bis Sir Edmund Hillary und der Sherpa Tenzing Norgay ihn am 29. Mai 1953 erklommen. Seitdem versuchen immer mehr mutige Bergsteiger das “Dach der Welt” zu besteigen.

Ein regelrechter Boom der Everest-Besteigungen begann in den 90er Jahren. Wie steil die Anzahl der jährlichen Aufstiege seither in die Höhe wuchs, zeigt die Statista-Grafik auf Basis der Himalayan Database. Der bisherige Spitzenwert wurde 2019 erreicht – rund 878 Personen haben in diesem Jahr den Gipfel des Mount Everest besucht. Wäre die Corona-Pandemie nicht gewesen, hätten sich 2020 voraussichtlich noch weitaus mehr Menschen auf dem “Sagarmatha”, wie der Everest auf Nepali heißt, getummelt. In den Folgejahren hat sich der Bergtourismus bereits wieder erholt – 2022 und 2023 waren jeweils mehr als 600 Bergsteiger:innen auf dem Gipfel.

Dass die Zahl der Bergsteiger:innen in den letzten Jahren so drastisch gestiegen ist liegt zum einen an der immer besseren Ausrüstung. Zum anderen bedeuten die Aufstiege ein lukratives Geschäft für die relativ arme Region. Westliche Alpinist:innen sind bereit bis zu 100.000 US-Dollar für eine Genehmigung zu zahlen und Bergführer:innen leben vom Tourismus aus aller Welt.

Das Resultat der vielen Führungen ist letzten Endes die Vermüllung des Berges. Da jeglicher Ballast auf über 5.000 Meter Höhe ein Risiko so wie großen Kraftaufwand bedeutet, werden jedes Jahr Unmengen an Plastikabfällen sowie Fäkalien auf dem Berg hinterlassen. Den Müll haben Jahr für Jahr stets die Sherpas und Sherpanis beseitigt, seit 2014 sind Bergsteiger:innen allerdings dazu angehalten beim Abstieg bis zu acht Kilo mit ins Basislager zu tragen. Zudem verlangt die Regierung pro Expedition ein Müllpfand von etwa 4.000 US-Dollar.

Über die Erstbesteigung haben wir als Jugendliche gelesen. Sehr spannend, ein tolles Abenteuer. Und heute? Der übliche Irrsinn. Ein paar Betuchte versauen die Welt, mit Abenteuer hat das alles aufgrund der erwähnten immer moderneren Ausrüstungen viel weniger zu tun als mit dem üblichen Protzgehabe. Der Letzte, der noch etwas Neues beigesteuert hat, war wohl Reinhold Messner in den 1980ern, weil er unbedingt ohne zusätzliche Sauerstoffzufuhr auf den Berg wollte.

Im Grunde ist das wieder eine Symbolstatistik, die belegt, dass die Menschheit letztlich diesen Planeten ausweglos ruinieren wird, mehr nicht. Touristen sind dafür besonders anfällig und versauen Region um Region, die vor wenigen Jahren noch halbwegs intakt war. Kein Winkel ist abgelegen und unwirtlich genug, um ihn nicht zu belästigen.

Kein Wunder, dass auch der Yeti sich in jüngerer Zeit nicht mehr blicken ließ. Es wird auch einfacher für ihn, sich zu verstecken, trotz der vielen Touristen. Denn es gibt dank der unermüdlichen und immer stärkeren Einwirkung der Menschen auf die Natur immer mehr schneefreie Zonen auch im Hochgebirge, in denen man seinen Spuren nicht mehr folgen kann.

TH

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