Briefing 413 Klimawandel, Umweltschutz, Desinformation, extreme Wetterereignisse, gesellschaftliche Polarisierung, Cybersicherheit, Kriege, Konflikte, wirtschaftlicher Abschwung, AI-Risiken, Inflation, unfreiwillige Migration
Was ist für Sie das größte Risiko für die Welt bzw. für die Menschheit? Hier gibt es eine Übersicht. Sie müssen die darin vertretenen Ansichten nicht teilen, denn es handelt sich um Einschätzungen, nicht um Fakten. Aber über diese Themen nachdenken lohnt sich. Im Kommentar tun wir das heute in Kurzform.
Infografik: Was sind die größten Risiken für die Erde? | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
In den nächsten zehn Jahren werden der Klimawandel und seine Folgen das größte Risiko für die Welt darstellen. Zu diesem Schluss kommen rund 1.500 internationale Expert:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, die für die jährliche Umfrage des Weltwirtschaftsforums zur Wahrnehmung globaler Risiken globaler Risiken befragt wurden.
Kurzfristig sieht der Global Risks Report 2024 aber erstmal vor allem Fehl- und Desinformation als größtes Risiko. Das liegt auch daran, dass in den kommenden zwei Jahren fast drei Milliarden Menschen neue Regierungen wählen können. Außerdem finden sich mit gesellschaftlicher Spaltung, Cyberunsicherheit und bewaffneten Konflikten noch drei weitere Risiken in den Top 5, die nichts mit der Umwelt zu tun haben.
Indes wird sich das mittelfristig ändern. Bereits in zehn Jahren werden die drei größten Risiken, denen die Welt ausgesetzt ist, allesamt mit dem Klimawandel zusammenhängen. Das sind namentlich extreme Wetterereignisse, kritische Veränderungen der Erdsysteme (z.B. Anstieg des Meeresspiegels, kollabierender Eisschild) sowie der Verlust der biologischen Vielfalt und der Zusammenbruch von Ökosystemen.
Unser erster Gedanke angesichts der massiven Verschiebungen bei den größten Risiken für die Welt bei kurz- und mittelfristiger Betrachtung: Nehmen die für die nächste Zeit noch wichtigen Risiken ab und sind deshalb nicht mehr unter den Tops vertreten, oder nehmen die Auswirkungen der Klimakrise so stark zu, dass sie alles andere überlagern, auch geopolitische und wirtschaftliche Probleme? Oder ist es sogar so, dass die Menschheit erkennt, dass sie wegen des Klimawandels endlich aufhören muss, Kriege zu führen, um alle Kräfte seiner gemeinsamen Bekämpfung zu widmen?
Diese Interpretation hätte sogar etwas Hoffnungsvolles, aber wir glauben, so ist es nicht gemeint. Eher werden die Risiken insgesamt weiter zunehmen und die „grünen“ Risiken werden die anderen lediglich von den vorderen Rängen verdrängen, ohne dass die übrigen Probleme gelöst wären. Es gibt eine weltweite Kooperation über ideologische und geostrategische Barrieren hinweg, wie COP28 wieder gezeigt hat, aber reicht sie aus, ist sie entschieden und progressiv genug? Es tut uns leid, schreiben zu müssen: Wenn man sieht, wie die Menschen sich nach wie vor gegenseitig umbringen und uraltes Denken überall die Oberhand gewinnt, werden sie keine hinreichende Antwort auf die selbst verschuldeten Folgen des Klimawandels finden.
Diese Spezies wirkt deutlich zu beschränkt, um ihren eigenen Untergang nicht immer weiter anzutreiben. Alle Bevölkerungsprognosen der Welt, auch die defensivsten, gehen aber davon aus, dass das Klimaproblem gelöst wird und der Planet in weiten Teilen bewohnbar bleibt. Gegenwärtig spricht nicht viel dafür, dass die Dimension des Problems und die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit aller bei seiner Lösung erkannt worden sind. Selbst, wenn man noch die notwendigen Ziele vereinbaren könnte, müssen sie auch um- und durchgesetzt werden. Dafür ist unter anderem dringend nötig, dass nicht immer wieder irgendwo bewaffnete Konflikte auftreten oder immer weiter hochgerüstet wird. Auch die Transformation der Wirtschaft kann ganz leicht konservativen Ideologien zum Opfer fallen. Insofern sind politische Probleme auch Klimaprobleme und verdienen einen Platz weit vorne auf der obigen Liste.
TH
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