Briefing 442-UD 3 Gesellschaft, Ehe, Eheschließung, Scheidung, Tod, Ehe-Eintrittsalter
Heute setzen wir unsere kleine Reihe mit statistischen Informationen über die Ehe, immer verbunden mit einem kleinen Kommentar von uns, mit der Altersstruktur der Eheschließenden fort. Bisher sind in unserer Reihe „Die Ehe statistisch“ folgende Beiträge erschienen:
- Die meisten Ehen enden nicht vor Gericht (Teil 1)
- Binationale Ehen in Deutschland (Teil 2)
- Das verflixte siebte Ehejahr? (Teil 3)
- Es wird immer später geheiratet (Teil 4, der vorligende Beitrag). Sie können alle weiteren Teile der Darstellung auch am Stück lesen, sie hängen unter diesem vierten Teil an.
Quelle der folgenden kursiv gesetzten Darstellung: Destatis, Pressemitteilung vom 8. Februar 2024.
- Frauen bei erster Eheschließung 2022 im Schnitt 32,6 Jahre alt, Männer 35,1 Jahre
- Zahl derjenigen, die mit 50+ zum ersten Mal heiraten, von 7 500 im Jahr 2002 auf rund 41 500 im Jahr 2022 gestiegen
- Rund die Hälfte (49 %) der erwachsenen Bevölkerung war Ende 2022 verheiratet, bei den 65- bis 69-Jährigen gut zwei Drittel (68 %)
WIESBADEN – Wer in Deutschland heute zum ersten Mal heiratet, ist deutlich älter als noch vor 20 Jahren. Im Jahr 2022 waren Frauen bei ihrer ersten Heirat im Schnitt 32,6 Jahre alt, Männer 35,1 Jahre – in beiden Fällen ein neuer Höchststand. Das teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Welttag der Ehe am 11. Februar mit. Binnen 20 Jahren ist das Durchschnittsalter bei der ersten Heirat bei Frauen damit um 3,8 Jahre und bei Männern um 3,3 Jahre gestiegen. Der durchschnittliche Altersunterschied zwischen den Geschlechtern ist somit seit 2002 von 3,0 Jahren auf 2,5 Jahre leicht geschrumpft. Nach der Einführung der Ehe für alle im Oktober 2017 gehen seit dem Berichtsjahr 2018 auch gleichgeschlechtliche Eheschließungen in die Statistik ein.
Erste Ehen: Anteil der unter 30-Jährigen geht zurück, Anteil der Älteren ab 50 Jahren nimmt zu
Von den gut 609 800 Menschen, die im Jahr 2022 zum ersten Mal heirateten, waren 221 400 oder 36 % jünger als 30 Jahre. Im Jahr 2002 waren es noch mehr als die Hälfte (52 %). Vor allem die Zahl und der Anteil derjenigen, die im mittleren und auch noch im höheren Alter zum ersten Mal heiraten, haben deutlich zugenommen: 2022 waren 62 500 oder gut 10 % bei der ersten Eheschließung 40 bis 49 Jahre alt, im Jahr 2002 waren gut 32 600 oder knapp 6 % in diesem Alter. In der Altersgruppe 50+ ist die Zahl auf 41 500 und der Anteil auf knapp 7 % im Jahr 2022 gestiegen. Im Jahr 2002 waren 7 500 oder gut 1 % bei ihrer ersten Heirat 50 Jahre oder älter.
Die Ursachen dieser Veränderungen sind zum einen der Anstieg des Alters bei den Erst-Ehen und zum anderen der veränderte Altersaufbau der Bevölkerung im Allgemeinen. So ist auch der Anteil der Altersgruppe 50+ an der Gesamtbevölkerung binnen 20 Jahren gewachsen: von gut 36 % zum Jahresende 2002 auf knapp 45 % Ende 2022.
Schon im Jahr 2015 hat Statista eine Grafik erstellt, welche die Veränderungen beim Alter der Erstehe-Schließenden in den Jahren 1992 bis 2012 darstellt, sodass wir hier um ein weiteres Jahrzehnt zurückblicken können:
Es wird immer später geheiratet

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
Wenn deutsche Frauen das erste Mal heiraten, sind sie durchschnittlich bereits über 30 Jahre alt. Das zeigen Daten von Eurostat. Konkret sind es im letzten für Deutschland verfügbaren Jahr, 2011, sogar 30,2 Jahre. Ein Jahrzehnt zuvor lag das Durchschnittsalter noch bei 28 Jahren: Eine sich fortlaufende Entwicklung, denn 1992 waren die deutschen Bräute im Schnitt gerade einmal 26,1 Jahre alt, als sie das erste Mal „ja“ sagten. Die gleiche Entwicklung ist bei den Männern zu beobachten, die jeweils knapp drei Jahre älter sind.
Mit dieser Entwicklung steht die Bundesrepublik nicht allein da, wie die Statista-Infografik zeigt. Im gleichen Zeitraum sind auch in anderen europäischen Ländern die gleichen Trends zu beobachten. Auch wenn die Schweizer bei der ersten Eheschließung mittlerweile im Schnitt etwas jünger sind als die Deutschen und die Franzosen etwas älter, so ist auch die Stärke der Altersverschiebung vergleichbar zu der in Deutschland. Der Altersunterschied zwischen Männern und Frauen bei der ersten Eheschließung bleibt ebenfalls weitestgehend konstant.
Es handelt sich somit um kein rein deutsches Phänomen und auch kein geschlechtsspezifisches. Allgemein scheint den Leuten, wenn sie überhaupt heiraten, mittlerweile erst später der Sinn danach zu stehen.
Als unsere Mutter und unser Vater heirateten, waren sie 23 bzw. 26 Jahre alt. Damals, in den 1960ern, war das vermutlich ein ziemlich durchschnittlicher Wert. Mittlerweile ist das Durchschnittsalter um beinahe sagenhafte ca. 9 Jahre angestiegen, wenn es zur ersten Ehe kommt. Geradezu sprunghaft hat die Zahl der Spätheirater zugenommen, die mit mehr als 50 Jahren die erste Ehe eingehen. Wie lautet dieses bekannte Sprichwort noch einmal?
Das Sprichwort lautet: „Jung gefreit hat nie gereut“1. Es bedeutet, dass es gut ist, früh zu heiraten1. Allerdings gibt es auch das gegenteilige Sprichwort: „Zu früh gefreit hat manchen gereut“2. Beide Sprichwörter spiegeln unterschiedliche Ansichten über das frühe Heiraten wider1. Es ist wichtig zu beachten, dass solche Sprichwörter kulturell geprägt sind und nicht unbedingt eine allgemeingültige Wahrheit darstellen1.
Es nach unserer Ansicht kein ideales oder zu bevorzugendes Alter für die Eheschließung, es sei denn, es geht um Kinderehen, die selbstverständlich abzulehnen sind. Wir finden ein anderes Sprichwort sehr klug: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet.“ Unsere Eltern kannten sich bereits mehrere Jahre bevor sie in die für heutige Verhältnisse sehr „junge“ Ehe gingen. Natürlich kann die plötzliche ganz große Liebe zu einer dauerhaften Ehe führen, wir haben mehrere konkrete Fälle vor Augen, in denen Menschen nach kurzer Zeit des Kennenlernens eine Ehe miteinander schlossen und auch zusammenblieben. Die inhaltliche Ausprägung dieser Schnellehen, die wir kennen, ist sehr unterschiedlich.
Das Risiko ist u. E. allerdings hoch, dass diese Methode Hals-über-Kopf schiefgeht. Ob heute länger geprüft wird als früher, geht aus den Statistiken nicht hervor, denn das wäre nur durch Umfragen zu ermitteln, während die obigen Daten nachprüfbar sind. Das höhere Ehe-Eintrittsalter liegt wohl vor allem an den Berufs- und Lebensmodellen und daran, dass heutzutage mehr ausprobiert wird. Ausprobieren ist nicht das Gleiche wie das Prüfen einer einzigen Verbindung über einen längeren Zeitraum hinweg, aber beides hilft natürlich, sich dann, wenn es ernst wird, sicher zu sein.
Damit diese Prüfungszeit sinnvoll genutzt werden kann, war und ist allerdings eine Distanzierung von religiösen Vorgaben notwendig. Da die Ehen mittlerweile wieder besser zu halten scheinen (siehe Teil 1), wirkt diese Methode offenbar positiv. Weitere Faktoren sind die zunehmende ökonomische Unabhängigkeit von Frauen und die Möglichkeit, Kinderwünsche weitgehend nach Plan erfüllen zu können. Was wir sehr interessant fänden: Eine Statistik, die ausweist, ob Ehen mit Kindern oder solche ohne Kinder länger halten. Auf den ersten Blick scheint das klar zu sein: Viele bleiben auch dann zusammen, wenn es nicht mehr rundläuft in der Ehe, wenn sie Kinder haben und weil sie den Kindern das gemeinsame Zuhause nicht wegnehmen möchten und Kinder können tatsächlich Familien kitten, auch durch ihre emotionale Kraft. Es gibt aber auch Argumente in die andere Richtung, denn Kinder und deren Erziehung, der Kampf um die Zuwendung, das komplexere Beziehungsgeflecht in Mehr-als-zwei-Personen-Haushalten erhöhen die Krisengefahr, das Management ist umso aufwendiger und fehleranfälliger, je größer eine Familie ist.
Falls Sie eine Statistik dazu gefunden haben, schreiben Sie uns! Wir würden uns über Informationen freuen.
TH
Wir fahren fort mit unserer kleinen Beitragsreihe zum Thema Ehe, die wir vorgestern zum Valentinstag gestartet haben und betrachten heute, wann die meisten Ehen geschieden werden. Ist das „verflixte siebte Jahr“ das scheidungsträchtigste? Ob der Komödienklassiker von Billy Wilder (im Original „The Seven Year Itch“), bei dessen Dreh das ikonische Foto von Marilyn Monroe entstand, bei dem ihr Kleid über dem U-Bahn-Schacht ein Stück weit hochgeweht wird, das wirklich suggeriert oder eher ironisch damit umgeht, wollen wir dahingestellt sein lassen, vielmehr zeigen wir eine Statistik, die sich mit der Häufigkeit von Ehescheidungen in unterschiedlichen Zeiträumen nach der Eheschließung befasst. Sie erhalten im Begleittext weitere interessante Informationen.
Infografik: Das verflixte sechste Jahr | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
Das sprichwörtliche verflixte siebte Jahr soll für Paare eine besondere Belastungsprobe sein. Der gleichnamige Hollywoodfilm suggeriert etwa, dass in dieser Zeit die Gefahr einer Affäre besonders groß sei. Wie die Statista-Grafik zeigt, wurden im Jahr 2022 die meisten Ehen allerdings bereits nach sechs Jahren Ehedauer geschieden. Nach diesem sechsten Jahr der Dauer nimmt die Zahl der Scheidungen nahezu kontinuierlich ab. Man könnte dieses Jahr zwar als siebtes Jahr der Ehe rechnen, allerdings: Als Ehedauer wird die Zeit von der Eheschließung bis zur rechtskräftigen Scheidung gerechnet – das Aus der Ehe dürfte de facto also früher besiegelt worden sein.
Der Blick ins Datenarchiv des Statistischen Bundesamts bis ins Jahr 1982 zurück zeigt außerdem, dass im sechsten Jahr der Ehedauer mit Abstand die meisten Ehen geschieden worden sind (in insgesamt 22 Jahren im Zeitraum von 1982 bis 2022), es folgen 5 Jahre Ehedauer (in insgesamt 10 Jahren) und 4 Jahre Ehedauer (in insgesamt 8 Jahren). Je älter die Daten sind, desto näher rückt das Jahr mit den meisten Scheidungen dabei zeitlich an die Heirat heran. In den deutlich konservativeren 1950er und 1960er Jahren mag das anders gewesen sein, so weit reichen die Daten jedoch nicht zurück. Übrigens werden mehr Ehen durch den Tod eines Ehepartners beendet als durch einen Scheidungsrichter.
Wer in Deutschland heute zum ersten Mal heiratet, ist deutlich älter als noch vor 20 Jahren. Im Jahr 2022 waren Frauen bei ihrer ersten Heirat im Schnitt 32,6 Jahre alt, Männer 35,1 Jahre – in beiden Fällen ein neuer Höchststand. Binnen 20 Jahren ist das Durchschnittsalter bei der ersten Heirat bei Frauen damit um 3,8 Jahre und bei Männern um 3,3 Jahre gestiegen. Der durchschnittliche Altersunterschied zwischen den Geschlechtern ist somit seit 2002 von 3,0 Jahren auf 2,5 Jahre leicht geschrumpft.
Natürlich gibt es zu jedem Zeitpunkt einer Ehe Stolpersteine und die Zahl der Ehescheidungen nach mehr als sieben Jahren Ehedauer nimmt wohl auch deshalb ab, weil besonders kritische Ehen dann schon geschieden sind. Es ist wie mit der Lebenserwartung: Wer es lange geschafft hat, zusammenzubleiben, der hat auch gute Chancen, dass die Liebe ein Leben lang hält. Wir finden es nach wie vor beeindruckend, wenn Menschen das hinbekommen.
Viele Ehen können vieles überstehen, auch Affären, schwierige Phasen, die aus den unterschiedlichsten Gründen entstehen. Wir meinen auch, dass gerade heutzutage sehr lange Ehen etwas ganz besonders Wertvolles sind. Nicht aus einem konservativen Grunddenken heraus, sondern, weil ja gerade die Gesellschaft so offen geworden ist, dass Scheidung nicht mehr so problematisch ist wie einst und ökonomische Gründe weniger eine Rolle spielen. Mithin ist man also seltener langfristig aneinandergekettet und hält aus sozialen oder finanziellen Gründen eine dysfunktionale Beziehung aufrecht, sondern bleibt tatsächlich aus Überzeugung, aus einer intakten Emotionalität innerhalb der Ehe heraus lange beieinander.
Derzeit haben wir häufig mit Menschen Kontakt, die eine sehr lange Ehezeit hinter sich haben, aber deren Partner meist verstorben sind. Die Geschichten dazu und die Zärtlichkeit, die darin mitschwingt, sind sehr berührend. Ob es konservativ ist oder nicht, es wirkt erfüllt und harmonisch, aber nie kitschig und selten überwiegend verdrängend. Lange Ehen scheinen auch einen klaren Blick auf das Leben zu fördern, ohne dass dieser zu zynisch wird. Klar, es gibt auch Menschen, die gemeinsam am besten ungut sein können, aber der vertraute, häufige Austausch von Menschen, die ähnlich ticken, ohne immer alles gleich betrachten zu müssen, fördert die Analysefähigkeit und die Fähigkeit, einen Standpunkt einzunehmen und ihn, wie das Fundament der Ehe selbst, immer wieder zu überprüfen und gegebenenfalls Korrekturen vorzunehmen. Bei Singles ist Flexibilität hingegen oft eher ein Zwang.
Keine Bindung, gleich ob mit oder ohne Trauschein, darf man idealisieren, sonst erkennt man die Gefahren nicht, die eine solche Bindung ins Wanken bringen und zerstören können, aber es gibt tatsächlich die wahre Liebe, und wer sie gefunden hat, der hat anderen nach unserer Ansicht klar etwas voraus und steht in der Regel sicherer im Leben als ein noch so gut organisierter Einzelgänger. Selbstverständlich gibt es Ausnahmen, sehr autarke, oft künstlerisch veranlagte Typen, für die „Lebensabschnittsbeziehungen“ tatsächlich die bessere, authentische Lösung sind, ein Lebensmodell, das mehr in Phasen und Stufen angelegt ist, als dass es durch permanentes Wachstum auf der Basis von Stabilität geprägt wird.
Diese Gedanken sind eine Momentaufnahme, das wollen wir ausdrücklich festhalten, und, das versteht sich von selbst, subjektiv.
TH
Am Valentinstag 2024 haben wir eine kleine Reihe von Beiträgen gestartet, mit denen wir Informationen über das Institut der Ehe weitergeben möchten. Gestern haben wir uns im Ausgangsartikel mit Eheschließungen, Scheidungen und Ehen, die durch einen Todesfall enden, beschäftigt, heute hat Statista eine ganz aktuelle Grafik zu den binationalen Ehen in Deutschland erstellt.
Liebe überwindet Landesgrenzen

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
Rund 10 Prozent aller Eheschließungen in Deutschland waren im Jahr 2022 bi-national, das heißt eine deutsche Frau oder ein deutscher Mann hat eine(n) Partner:in aus dem Ausland geheiratet. Wie die Statista-Grafik auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts zeigt, stammen die meisten dieser Partner:innen dabei aus der Türkei, Italien und Polen.
Nach Kontinenten aufgegliedert stammten die meisten ausländischen Ehepartner:innen aus Europa (23.928 Personen), gefolgt von Asien (7.277 Personen), Amerika (2.737 Personen) und Afrika (1.175 Personen). Aus Australien und Ozeanien kamen dagegen nur 77 Personen.
Haben Sie eine(n) Partner:in aus dem Ausland geheiratet? Dann kann Ihnen der Verband binationaler Familien und Partnerschaften bei der Bewältigung von alltäglichen und juristischen Fragen behilflich sein. Der Verband ist auf Bundes-, Länder- und zugleich auf kommunaler Ebene eine Interessenvertretung binationaler, migrantischer und transnationaler Familien und Paare. Er engagiert sich diskriminierungs- und rassismuskritisch für die Grund- und Menschenrechte aller hier lebenden Familien und Paare.
Die Grafik ist im Grunde nicht korrekt betitelt. Die Liebe überwindet nicht die Landesgrenzen, sondern die ethnische Zugehörigkeit der Ehepartner und es geht nur um Ehen, die in Deutschland geschlossen werden. Dass Menschen eigens zwecks Eheschließung ins Land kommen, ist dabei inbegriffen. Es gibt keinen Grund, warum eine binationale Ehe nicht genauso glücklich sein sollte wie eine, die zwischen Angehörigen einer Ethnie geschlossen wird. Aber der letzte Absatz, besonders der letzte Satz, weist auf einen wichtigen Punkt hin: Dass Grund -und Menschenrechte in diesem Land für alle Eheschließenden nach innen und nach außen gelten müssen, gleich, welchem Kulturkreis sie selbst oder ihre Ehepartner entstammen.
TH
Sind Sie verheiratet, liebe:r Leser:in? Der „Tag der Ehe“ war bereits am 26. Januar 2024, aber auch am Valentinstag kann man in das Thema einsteigen, ohne dass man damit andeuten muss, dass der Valentinstag nur für Eheleute ist. Ganz und gar nicht. Zum Geist des Valentinstags passt es aber, dass die Zahl der Ehescheidungen in Deutschland sinkt.
Infografik: Die meisten Ehen enden nicht vor Gericht | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
Bis dass der Tod euch scheidet – dieses Eheversprechen halten die meisten Paare in Deutschland ein. Wie die Statista-Grafik auf Basis von Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigt, werden mehr Ehen durch den Tod eines Ehepartners gelöst als durch einen Scheidungsrichter. Wie der Verlauf der beiden Kurven in der Grafik zeigt, war die Zahl der Ehelösungen durch Tod eines Ehepartners seit den 1970er Jahren rückläufig, während die Zahl der richterlichen Scheidungen stieg – dieser Trend hat sich zu Beginn des neuen Jahrtausends umgekehrt.
Die Ursache für die Entwicklung können auch Experten nicht genau benennen. Möglicherweise liegt es an einer steigenden Wertschätzung konservativer Werte, mutmaßt etwa Michaela Kreyenfeld, Soziologieprofessorin an der Hertie School in Berlin. Denkbar sei aber auch, dass Paare heute nicht mehr so leichtfertig heiraten wie früher. Denn heute leben immer mehr Paare auch ohne Trauschein lange zusammen. „Denkbar ist deshalb, dass diejenigen, die überhaupt noch heiraten, es dann auch ernster meinen“, sagt Kreyenfeld.
Das ging uns sofort durch den Kopf: Wir müssen noch etwas ergänzen. Die obigen Zahlen sind nicht vollständig, wenn man nicht die Gesamtzahl der Eheschließungen in Deutschland über die Jahre hinweg ergänzt. Denn eine geringere Zahl von Ehen führt natürlich auch zu einer tendenziell geringeren Zahl von Scheidungen, ohne dass sich andere Parameter verändert haben müssen.
In der Tat wurden im Jahr 1950 mehr als doppelt so viele Ehen geschlossen wie 2022: Eheschließungen in Deutschland bis 2022 | Statista. Seit Beginn der 2000er ist allerdings die Zahl der geschlossenen Ehen nahezu konstant und liegt bei 350.000 bis 400.000 jährlich. Das bedeutet in der Tat, dass die auffällige Rückläufigkeit von Ehescheidungen, die seit Mitte der 2000er zu beobachten ist, eine höhere Ehetreue (nicht gleichzusetzen mit Treue in der Ehe) impliziert.
Stimmt das? Ja, sofern man eine weitere Zahl berücksichtigt. Die meisten Ehen werden im 6. Ehejahr geschieden, danach nimmt die Rate sukzessive ab. Ehen, die also schon in den 2000ern geschlossen wurden, sind relativ sicher, und da die Zahl der geschlossenen Ehen seitdem nur geringe Veränderungen erfahren hat, kann man von einer Tendenz zu stabileren Ehen sprechen. Dass hingegen die Zahl der Ehen, die durch Todesfälle enden, in den letzten Jahren stark gestiegen ist, liegt vor allem daran, dass es sich um Ehen handelt, die in ebenjenen „ehestarken“ 1950ern geschlossen wurden. Das wird sich auch noch einige Jahre fortsetzen, bis die „Babyboomer“ nicht nur aus dem Erwerbsleben, sondern auch aus dem Eheleben abtreten und versterben werden.
Die Ehe im Wandel der Zeit ist ein spannendes Thema, dem wir uns in Updates zu diesem Beitrag weiter widmen werden.
TH
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