Cash – Tatort 1262 #Crimetime Vorschau Das Erste 18.02.2024, 20:15 Uhr #Tatort #Dortmund #Faber #Herzog #Pawlak #WDR #Cash

Crimetime Vorschau – Titelfoto © WDR / Bavaria Fiction, Thomas Kost

Cash ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort. Der vom WDR produzierte Beitrag ist die 1262. Tatort-Episode und soll am 18. Februar 2024 im SRF, im ORF und im Ersten ausgestrahlt werden.[1] Das Team aus Dortmund ermittelt – es ist der 25. Fall von Faber, der 13. von Jan Pawlak und der 7. von Rosa Herzog.[1]

Meine Güte, der siebte Fall von Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger). Ist Martina Bönisch (Anna Schudt) schon so lange weg? Und ist Pawlak schon so lange dabei? Jedenfalls wird sein Darsteller Rick Okon nach diesem Film ebenfalls den Tatort Dortmund verlassen. Wenn man an die vielen Abschiede denkt, könnte man meinen, im Dortmunder Revier sei eine Drehtür installiert, aber auf eine Weise ist der Wechsel auch Programm und korrespondiert mit dem wechselhaften Leben und Wesen von KHK Peter Faber (Jörg Hartmann), der einzigen Konstante seit dem Dortmunder Teamstart im Jahr 2012. Die Psychos sind oft diejenigen, die man nie loswird, werden andere Teammitglieder immer wieder gedacht haben.

Verlassen haben das Team bisher: Daniel Kossik (Stefan Konarske) im Jahr 2020, Jan Pawlak (Rick Okon) stieg aber schon 2018 ein, ersatzlos blieb Nora Dalay (Aylin Tezel), die ebenfalls 2020 das Team verließ. Der Abschied, der das Team am meisten verändert hat, war der von Martina Bönisch (Anna Schudt) im Jahr 2022. Neben Pawlaks Abschied gibt es aber eine weitere Neuigkeit, wie wir sie viel seltener sehen als Wechsel in Teams oder neue Teams: Faber ist nicht mehr Leitender Ermittler bei der Dortmunder Mordkommission, seine Kollegin Rosa Herzog übernimmt. Nach  meiner Kenntnis gab e s nur einen einzigen ähnlichen Fall, die „Straversetzung“ von Charlotte Lindholm vom LKA  Hannover aufs Göttinger Revier, wo sie gleichberechtigt mit Kollegin Anais Schmitz zu arbeiten hatte.

In letzter Zeit haben wir viele Abschiede und Umstellungen in Teams vermelden müssen, die beiden wichtigsten liegen aber noch in der Zukunft: Das Münster-Team wird wohl nach dem 50. Fall aufhören, das Münchener Duo nach 100 Fällen. Das sind natürlich Legenden des Tatorts, deren Abschied das Gepräge der Reihe verändern werden. Durch die frühzeitige Ankündigung haben wir ein wenig Zeit, uns darauf einzustellen. Einem weiteren Abschied, wiederum beim WDR, sehen wir gefasst entgegen, obwohl er noch gar nicht verkündet ist. Irgendwann werden auch die Kölner Ballauf und Schenk Schluss machen, und das wird für mich wohl der schwierigste Moment werden, gefolgt von einer Demission der Wiener Melange Eisner und Fellner und den Stuttgartern Lannert und Bootz. Bis auf Letztere hatten sie alle zuletzt nicht ihre stärkste Phase, drehbuchmäßig, aber sie sind für mich dadurch nicht obsolet geworden, ganz und gar nicht. Zu allen anderen habe ich keine so enge Bindung entwickelt, dass ich ihren Abgang betrauern würde. Angesichts eines Bestands von 21 Tatortteams ist ohnehin klar, dass es immer wieder zu Abschieden und Begrüßungen kommen muss. Man kann sagen, in diese Phase des Wandels allüberall passt das besonders gut, man kann aber auch festhalten, dass die Kontinuität einiger Tatort-Teams gerade in diesen unruhigen Zeiten etwas Beruhigendes hat.

Faber hat als Typ nie auf irgendwen beruhigend gewirkt, auch wenn er nicht mehr so exzentrisch gezeigt wird wie zu Beginn seiner Fernsehkarriere, deswegen darf er sich nicht wundern, wenn er eines Tages unter interessant, aber sicher nicht unersetzbar, verbucht werden wird, wenn auch seine Tatortdienstzeit sich dem Ende nähert. Erst einmal ist das aber bei Ermittler Jan Pawlak aus dieser Crew der Fall, und damit zum Tatort 1262.

Dieser Tatort hat viel zu bieten: einen guten Fall, einen überraschenden Plot-Twist und viel Emotionen. Für mich die beste Szene: Faber erklärt Kollegin Herzog sein Anti-Aggression-Mittel – mit dem Baseball-Schläger auf etwas einschlagen. Also fährt er mit ihr zum Schrottplatz. Da soll sie mal so richtig Dampf ablassen und nennt ihr gleich noch genug Gründe. (…)

SWR3 Tatort-Kritik: Pawlaks letzter Fall ist ein gelungener Abschluss: Herrlich, da will am liebsten mitmachen! Wer sagt, private Probleme der Ermittler haben im Tatort nix verloren, für den ist „Cash“ sicher nichts. Für mich ist der Fall aber gut mit den vielen privaten Verbindungen verwoben und ein gelungener Pawlak-Abschied. 4 von 5 Elchen.

Rick Okon über sein Ausscheiden als Kommissar Jan Pawlak. Für 13 Fälle stand Rick Okon als Kommissar Jan Pawlak vor der Kamera. Dass er zukünftig nicht mehr Teil des Tatorts aus Dortmund sein wird, sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Der Ausstieg fällt mir nicht leicht, denn der ‚Pawlak‘ ist mir sehr ans Herz gewachsen und hat mich die letzten sechs Jahre intensiv begleitet. Aber für mich ist nun der Zeitpunkt gekommen, neue Wege zu gehen.“[2]

Ein respektvoller Umgang mit den Teams der Partnersender in der ARD versteht sich für den SWR-Check von selbst, inklusive Zitat des Schauspielers Rick Okon zu seinem Abgang. Um Gründe zu erfahren, reichen solche Statements natürlich nicht aus, sind zu nichtssagend. Oft stecken hinter ihnen erhebliche Probleme und Dissonanzen, manchmal stimmt es, dass jemand einfach nur eine neue Herausforderung sucht. Je prominenter ein Tatortteammitglied ist, desto genauer sollte man aber hinschauen, denn in diesen, siehe oben, wechselhaften Zeiten ist selbst für Topschauspieler eine sichere Einnahmequelle wie eine Hauptrolle in dieser Reihe nicht unwichtig. Wir hatten einmal über die Gagen einiger Hauptdarsteller geschrieben, die Darstellung dürfte aber mittlerweile veraltet sein, also weiter mit den Stimmen:

Wettbetrug, Gangster als Saubermänner und Kleinganoven, die auf das große Geld hoffen – diese Krimi-Zutaten sind altbekannt, und inhaltlich ist „Cash“ eher von durchschnittlicher Qualität, überzeugt aber dennoch durch manch überraschende Wendung und die interessante Weiterentwicklung im Team. Spannend zu sehen, wie Herzog und Faber ihr Verhältnis zueinander neu ausloten, während sich Pawlaks familiäre Situation weiter zuspitzt. Ein starker Abgang für Rick Okon – man darf gespannt sein, wie sich die beiden anderen Ermittler künftig vertragen werden.[3]

Jemanden anständig rauszuschreiben ist auf jeden Fall die bessere Variante im Vergleich zu einem schnöden Abgang, der kaum besser begründet ist als der Abschied der hinter einer Figur stehenden Schauspielerperson und außerdem ganz plötzlich kommt. Besonders in den 1980ern gab es weit mehr unmotiviert wirkende Experimente mit neuen Teams, Eintagsfliegen und Parvenüs als inhaltliche Innovationen, aber trotz der zuletzt als häufig empfundenen Wechsel hat sich die Reihe insgesamt eine große Stabilität erarbeitet. Der Eindruck wird immer noch gefördert durch die Dauerbrenner, die schon 20 oder 30 Jahre am Werk sind und durch die gegenüber den ersten Jahrzehnten kürzeren Intervalle zwischen Episoden mit demselben Team. Anfangs gab es pro Monat einen neuen Tatort, mittlerweile sind es 35 bis 40 Premieren im Jahr, zuzüglich mehrerer Polizeiruf-110-Fälle.

Tatsächlich ist der 1969 in Hagen vor Dortmunds Toren geborene Schauspieler Jörg Hartmann letzter verbliebener Ur-Ermittler des 2012 als Viererteam gestarteten Ruhrpott-„Tatorts“. Es ist der dritte nach den Ermittlern Haferkamp (Hansjörg Felmy, 1974 bis 1980) in Essen und Schimanski (Götz George, 1981-1991/97) in Duisburg. Wir erinnern uns – 2012 standen Faber noch die Kollegen Bönisch (Anna Schudt), Dalay (Aylin Tezel) und Kossik (Stefan Konarske) zur Seite.

Doch wie ist er nun, der neue Fall aus Dortmund, der mal wieder einen personellen Übergang moderieren muss? Zwischen den Zeilen ist die Sportwetten-Geschichte interessanter, als man auf den ersten Blick denken könnte. Denn neben eins, zwei guten Twists verrät der Fall aufmerksam Zuschauenden auch ein paar Tricks aus der Welt des Wettgeschäfts und seiner Möglichkeiten. Dass Manipulation auch abseits des sportlichen Rasens in den Tricks und Blendungen des Organisierten Verbrechens wie auch der Staatsdiener zu finden ist, darf als weiterer Pluspunkt des Krimis gelten, der in Sachen Filmkunst und charakterlicher Gefühlstiefe allerdings eher konventionelle Krimikost bietet.

Aufgrund der Cleverness, wie der Wett-Plot, seine Verschleierung sowie dessen Offenlegung geschrieben sind, geht der neue Dortmunder „Tatort“ dennoch mit einem knappen Sieg vom Feld. „Macht doch nichts“, werden sich die Macher sagen: „Hauptsache gewonnen“.[4]

Wegen des Rückblicks auf den Ruhrpott-Tatort seit seinen Anfängen haben wir hier noch einmal relativ ausführlich zitiert und halten fest, dass es bisher nur überwiegend positive, aber keine herausragenden Bewertungen gab. Der konventionelle Plot ist gleich mehrfach kritisiert worden. Drehbuchautor Jürgen Werner hat nun schon seinen zwölften Fall für das Team Dortmund geschrieben. Die Logik ist beinahe zwingend: Wenn alles mehr oder weniger aus derselben  Feder stammt, ist die horizontale Erzählweise, der Schatten von Fabers jüngerer Vergangenheit, einfacher zu gestalten. Eine Quelle der Kritik darf in unseren Vorschauen nicht fehlen, bevor wir sie schließen:

Anders als Anna Schudt, die vor zwei Jahren ohne Vorwarnung mit dem Tod ihrer Martina Bönisch aus dem „Tatort“ Dortmund ausschied, nimmt in „Cash“ (WDR / Bavaria Fiction) Rick Okon Abschied von seiner Rolle Jan Pawlak, der mächtig leiden muss bei seinem Abgang. Und auch sonst hat sich Autor Jürgen Werner einiges einfallen lassen: Er hat KTU-Kotzbrocken Haller zurückgeholt und einen weiteren Lieblingsfeind von Faber, der mal wieder in seinem provokant-sarkastischen Element ist, und nach einer Filmstunde sorgt Werner für eine dramaturgische Wende, die Vieles vom bisher Erzählten in Frage stellt, ja sogar umwertet – was erzähllogisch durchaus stimmig ist. Einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt dieser „Tatort“ nicht zuletzt auch durch die ebenso dynamische wie kompakte, einfalls- und abwechslungsreiche Inszenierung von Sebastian Ko. Und die Krönung ist eine Szene, in der Faber seiner jungen Kollegin zeigt, wie sich Druck abbauen lässt. Spätestens nach dieser Szene weiß man, dass hier ein Klasse-Ermittler-Duo zusammenwächst. [5]

Haben Sie aus diesem galanten Text einen Hauch von Mängelbeschreibung herausgelesen? Ich nicht, aber trotzdem gibt Rainer Tittelbach höchstpersönlich 4,5/6, und das ist nach dem Muster dieser Publikation eine durchschnittliche, keine herausragende Wertung. Es bleibt also bis zum Schluss dabei, dass die Profis den Tatort Nr. 1262  mit verhaltenem Enthusiasmus aufnehmen, ihn demgemäß aber auch nicht als schlecht einstufen.

TH

Handlung[6]

Hauptkommissar Faber ist zurück im Dienst, doch sein Job als Chef der Mordkommission ist erstmal weg. Und Staatsanwalt Matuschek hätte nichts dagegen, wenn sich daran auch nichts mehr ändern würde. Kommissarisch übernimmt nun erst einmal Fabers Kollegin Rosa Herzog die Leitung. Hauptkommissar Jan Pawlak hingegen hat offenbar nur noch wenig Interesse an seinem Job. Stattdessen vergnügt er sich lieber im Wettbüro „Mutluluk“ (türkisch für „Glück“) von Alkim Celik.

Als Celiks Schwager Lukas Becker tot aufgefunden wird, steht das „Mutluluk“ plötzlich im Fokus der Ermittlungen. Auch ein alter Bekannter von Faber erscheint jetzt wieder auf der Bildfläche: Tarim Abakay ist nicht nur Präsident des Fußball-Regionalliga-Clubs TUS Hörde, auch im Dortmunder Drogen- und Glücksspielgeschäft hat er seine Finger im Spiel. Dieses Mal will Faber ihn nicht davonkommen lassen. Doch sein Spürsinn bleibt nicht lange ohne Folgen: Auf dem Parkplatz vor dem Pflegeheim seines Vaters wird Faber von Ira Klasnic und ihren beiden bewaffneten Begleitern abgefangen. Hat Abakay sie geschickt?

Besetzung und Stab

Hauptkommissar Peter Faber – Jörg Hartmann
Hauptkommissarin Rosa Herzog – Stefanie Reinsperger
Hauptkommissar Jan Pawlak – Rick Okon
Staatsanwalt Matuschek – Moritz Führmann
Sebastian Haller, Leiter der KTU – Tilman Strauß
Gerichtsmedizinerin Dr. Greta Leitner – Sybille Schedwill
Kommissarin Ira Klasnić – Alessija Lause
Mia – Jana Giesel
Britta Tremmel – Angelika Bartsch
Alkim Celik – Sahin Eryilmaz
Dilara Celik – Neshe Demir
Tarim Abakay – Adrian Can
Gülay Becker – Samira Yildiz
Lukas Becker – Linus Scherz
Maike Stetter – Katharina Hintzen
Aslan Dursun – Leonidas Emre Pakkan
Denis Ritter – Slavko Popadić
Steffen Fehling – Paul Trempnau
Aysun Sari – Elif Kardesseven
u. v. a.

Drehbuch – Jürgen Werner
Regie – Sebastian Ko
Musik – Olaf Didolff

 

 

 

[1] Tatort: Cash – Wikipedia

[2] Tatort heute: Kritik Dortmund „Cash“ – letzter Fall mit Pawlak (swr3.de)

[3] Tatort Folge 1262: Cash – Tatort Fans (tatort-fans.de)

[4] „Tatort: Cash“: Kritik zum letzten Krimi aus Dortmund mit Rick Okon (prisma.de)

[5] Tatort – Cash – Kritik zum Film – Tittelbach.tv

[6] Cash – Tatort – ARD | Das Erste


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