Filmfest 1056 Cinema – Concept IMDb Top 250 of All Time (147)
Mittelerde in großer Gefahr
Der Herr der Ringe: Die Gefährten ist ein neuseeländisch–US-amerikanischer Fantasyfilm und der erste Teil einer dreiteiligen Verfilmung des Romans Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien. Regie führte der Neuseeländer Peter Jackson.
Die Ringe-Trilogie rangiert gegenwärtig auf Platz 9, 11 und 17 der IMDb-Liste über die 250 besten Filme aller Zeiten (Stand 14.2014. Wir meinen, an dieser gigantischen Fan-Zustimmung müssen und an den vielen Preisen (der dritte Teil „Die Rückkehr des Königs“ erhielt rekordverdächtige 11 Oscars, darunter alle in den relevanten technischen Kategorien) sich die drei Filme von Peter Jackson messen lassen. Es ist unseren Stammlesern bekannt, dass wir neue Filme für überbewertet halten gegenüber den großen Klassikern, das soll aber in diesem Fall nur eine Bemerkung am Rande, wir fragen jetzt nicht: „Was, dieses Fantasy-Spektakel soll besser sein als …?“ und dann listen wir Filme, von denen wohl kaum ein kundiger Kinoliebhaber ernsthaft behaupten würde, sie seien qualitativ hinter der Ringe-Trilogie anzusiedeln. Mehr dazu finde Sie in der –> Rezension.
Handlung – Die Gefährten (1)
Die Gefährten erzählt zunächst die Vorgeschichte des sogenannten Einen Rings, der von dem Dunklen Herrscher Sauron geschmiedet wurde. Der Ring besitzt magische Kräfte und verleiht Sauron große Macht. Trotzdem gelang es den freien Völkern Mittelerdes, Sauron zu bezwingen. Isildur nahm den Einen Ring an sich, wurde aber getötet. Zweitausend Jahre später, als der Ring schon fast in Vergessenheit geraten war, fand ihn Smeagol, ein Halbling, der durch den Ring zur Kreatur Gollum wurde. Der Ring verfluchte das Leben der Kreatur fünfhundert Jahre lang, bis er sich auf die Suche nach einem neuen Träger machte und so dem Hobbit Bilbo Beutlin in die Hände fiel.
Die eigentliche Handlung beginnt nun – 60 Jahre später – im Auenland. Bilbo entschließt sich an seinem 111. Geburtstag von dort fortzugehen und seinem Neffen Frodo Beutlin den Ring zu vermachen. Durch das Studium alter Aufzeichnungen findet der Zauberer Gandalf heraus, dass es sich bei diesem um den Ring des dunklen Herrschers Sauron handelt. Sauron, der in sein altes Reich Mordor zurückgekehrt ist, lässt seine Diener, die Nazgûl, nach dem Ring suchen, durch den er seine alte Stärke wiedererlangen würde. Frodo muss daher aus seiner Heimat fliehen. Seine Freunde Samweis Gamdschie, Meriadoc Brandybock und Peregrin Tuk schließen sich ihm nacheinander an (…).
Rezension
Wir müssen anlässlich der Veröffentlichung der Rezension zehn Jahre nach ihrem Entstehen eine Ergänzung vornehmen. Gedacht war der Text offenbar als Baustein zu einer Gesamtrezension aller drei Teile von „Herr der Ringe“, aber die Beschreibung enthält im Grunde nur Angaben zu Teil 1. Wir haben uns die Trilogie zum mittelfristigen Wiederanschauen vorgemerkt, um eine aktuellere und längere Kritik entweder zum Gesamtprojekt oder zu den drei Teilen getrennt zu fertigen. Wir widmen den nachfolgenden Text also nur „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“.
Eine zweite Anmerkung muss an dieser Stelle folgen, schon deshalb, weil es wohl jeder merken würde, jeder der vielen Tolkien-Fans, selbst dann, wenn wir die Rubrik „Unterschiede zwischen Roman(en) und Verfilmung(en)“ aus der Wikipedia oder aus noch detaillierteren Quellen übernehmen würden: Wir haben Tokien nicht gelesen. Das mag eine Bildungslücke sein, aber dazu stehen wir, denn jeder hat solche Lücken. Wirklich jeder. Nämlich in den Augen eines anderen dann, wenn jener eine andere Auffassung von den Essentialia negotii der Bildung hat.
Dass wir nicht vergleichen können, hat aber gleich zwei große Vorteile. Die Rezension wird kürzer werden, als wenn wir in der Lage wären, eine synoptische Gegenüberstellung zu fertigen, und sie ist rein auf die Filme konzentriert und wie sie auf uns gewirkt haben. Wir können genießen, aber auch abwägen, ohne ständig vom Tolkien-Vergleich gestresst zu sein. Überragend viele Fans und Kritiker halten die Verfilmungen für gelungen. Der Metascore der amerikanischen Kritiker für den ersten Teil „Die Gefährten“ liegt bei 92/100, die IMDb weist exorbitante 8,8/10 bis 8,9/10 für die drei Filme aus – so sind sie gemäß diesen Bewertungen mit Abstand die beste Reihe oder Serie der Filmgeschichte.
Keine Frage, wir sind mitgegangen und haben den Film bewundert, aber es muss, wenn schon zuhause angeschaut, HD und eine gute Surround-Akustik sein, damit man überhaupt versteht, warum die Leute von Filmen wie diesem und besonders von diesem so erschlagen sind. Fehlt noch 3D, zumindest in der gesehenen Variante, aber dem wird sicher abgeholfen werden. Vor allem anderen ist „Der Herr der Ringe – die Gefährten“ ein optisches Spektakel. Die Qualität der CGI und aller anderen Effekte steht außer Frage, vor allem, wenn man bedenkt, was sich diesbezüglich in den 13 Jahren seit der Veröffentlichung des Films schon wieder getan hat. Dass die Umsetzung der Tolkien-Philosophien so schwelgerisch geriet, ist sicher unserer Zeit und ihrem Hang zum visuellen Overstatement zu verdanken, es gibt technisch kaum noch Grenzen, also hauen wir rein.
Da wir ja die Bücher nicht kennen, nur hin und wieder ein paar Informationen darüber gelesen haben, hingegen mit vielen anderen Filmen vergleichen können, fällt auf, dass bei aller Optik, bei all den tollen Figuren, die uns begegnen, mindestens die Verfilmung eine klassische Schnitzeljagd ist und eine Heldenreise, der Ring, den der Hobbit Frodo trägt, beinahe ein McGuffin, wenn auch präsent. Wir jagen durch Kulturen, Szenarien und Kämpfe, und mit etwas Glück verstehen wir die Botschaft von der Macht des Bösen und wie man sie brechen kann, was eine Gemeinschaft ist, und wie sie funktioniert, und wie ihr Versagen dem Untergang von Mittelerde Vorschub leistet, so, wie sie dem Untergang der realen menschlichen Zivilisation Vorschub leistet. Alles wunderbar gemacht, aber sowohl die Botschaft als auch die Umsetzung sind nicht so viel anders als in anderen Filmen.
Eine kleine Truppe Aufrechter schlägt sich also durch unzählige Gefahren, besteht unzählige Proben, stolpert durch unzählige unwegsame Gegenden. Eines ist sicher – sollten die Bücher philosophisch tiefgründig sein, wie man erzählt, so geht dies im Film in etwa in dem Verhältnis verloren, wie das Anschauen des Films kürzer dauert als das Lesen der Mittelerde-Saga. Damit man aber den Einstieg in die Handlung findet, wird ein Talking Head vorangestellt, der so ziemlich der längste ist, den wir bisher gesehen haben und man ahnt schon, warum ein Drittel der Trilogie drei Stunden dauert: Weil man die Vorlage zwar verkürzen musste, aber nicht auf die Möglichkeit verzichten wollte, die aktionsbetonten Szenen sogar erheblich auszudehnen. So entsteht eine fantastisch gemachte Abenteuerreise, die bei genauem Hinsehen recht konventionell ist. Und vor allem auf einem Niveau angesiedelt, das auch Jugendliche gut verstehen, die man als Zielpublikum nicht vergessen wollte, auch wenn sie vielleicht noch nie ein Buch gelesen haben. Ja, wir haben Tolkien auch nicht, aber generell besteht die Tendenz zum Zweitbuch.
Neben seiner Aktion lebt der Film gewiss von seinen reizenden Figuren, von denen unser persönlicher Favorit der Zauberer Gandalf ist, gefolgt von Frodo, dem Hobbit mit den großen, runden Augen. Durch die Zusammenstellung der neun Gefährten ist für Spannung gesorgt, obwohl sie, bis auf den Vertreter der Spezies Mensch, der bereit ist, Verrat zu üben und damit das Unternehmen und die Welt zum Scheitern zu verurteilen, harmonisch angelegt ist. Natürlich handelt und spricht ein jeder nach seiner Art, Elfen, Zwerge, Menschen, Hobbits. Aber man hat von Beginn an das Gefühl, hier kann nicht viel schiefgehen, da mögen die Orks und andere Kreaturen noch so zahlreich sein.
Das wiederum bedeutet, dass man mit Spaß zuschaut, welches Abenteuer die Gefährten als nächstes zu bestehen haben und was die Filmtechnik sich wieder alles hat einfallen lassen, um es angemessen zu visualisieren, dass aber die Ergriffenheit gegenüber dem Schicksal sich nicht einstellt, kein Mitleiden – und auch keine Identifikation. Denn wem von diesen ungewöhnlichen Figuren soll oder will man sich nah fühlen? Sie reagieren zwar menschlich, weil eben alle Fantasy-Figuren den Menschen ähneln müssen, damit Menschen sie verstehen, auch wenn die Menschen im Film nicht gut wegkommen – aber es gibt kein Herzklopfen, keinen Schauer, sondern nur dieses wohlwollende Interesse.
Finale
Dass es so laufen wird, hatten wir schon vor dem Anschauen der Trilogie vermutet, weil wir unsere Einstellung zu diesen optisch überladenen und oft aus dem Zentrum subtilerer Vorlagen herausgehauenen Kinostücke kennen, aber selbstverständlich ist „Der Herr der Ringe – die Gefährten“ ein guter Film, unter den erwähnten Bilderschlachten gewiss eine der besten. Wer sich an dem ergötzt, was es zu sehen gibt, der wird komplett glücklich damit sein, denn viel mehr geht diesbezüglich nicht, und sicher hat dieser Zyklus zu Beginn des neuen Millenniums neue Maßstäbe gesetzt. Er ist reicher an Charakteren und fantastischen Einfällen als viele Epigonen, die seit der Aufführung gefertigt wurden, er ist in seinem Genre vielleicht sogar ein Meilenstein-Werk, aber eines ist er nicht: Der etwa zehntbeste Film aller Zeiten. Das ist eben doch eine Anmaßung gegenüber Filmen, die viel tiefer, beeindruckender und menschlich größer sind und in ihrer Zeit möglicherweise neue Dimensionen eröffnet hatten.
81/100
© 2024 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2014)
| Regie | Peter Jackson |
|---|---|
| Drehbuch | Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson |
| Produktion | Barrie M. Osborne, Peter Jackson, Fran Walsh, Tim Sanders |
| Musik | Howard Shore |
| Kamera | Andrew Lesnie |
| Schnitt | John Gilbert |
| Besetzung | |
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