Briefing 449 Klima Umwelt
Dieses Mal sind wir etwas schneller und bilden eine Statista-Grafik zu einem „Tag der / des …“ nicht an ebenjenem Tag ab oder sogar nachträglich, sondern schon einen Monat früher. Es geht um den Tag des Wassers am 22. März 2024 und den teilweise besorgniserregenden Wasserverbrauch der Erdbevölkerung:
Infografik: Wie viel Wasser verbraucht die Welt? – Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
Der Weltwassertag der Vereinten Nationen am 22. März steht in diesem Jahr unter dem Motto „Water for Peace“ („Wasser für den Frieden“). Weltweit haben 2,2 Milliarden Menschen laut Unicef keinen regelmäßigen Zugang zu Trinkwasser. Durch den Klimawandel verschärft sich die Lage weiter.
In Deutschland ist der Wasserverbrauch pro Kopf gegenüber dem Jahr 1990 deutlich gesunken. Laut den aktuellsten verfügbaren OECD-Daten verbrauchte Deutschland im Jahr 2019 im Schnitt 249.000 Liter Wasser pro Kopf. Gründe für den geringeren Verbrauch waren ein bewussterer Umgang mit der Ressource Wasser sowie verbesserte Technologien bei Geräten wie Waschmaschinen.
Im weltweiten Vergleich zählen die Bundesbürger damit aber immer noch zu den Vielverbrauchern. In vielen afrikanischen Ländern liegt der jährliche Wasserverbrauch beispielsweise unter 100.000 Liter pro Kopf. Zu den Ländern mit dem höchsten Wasserverbrauch zählen die südamerikanischen Länder Kolumbien und Peru sowie Aserbaidschan, mit über einer Millionen Liter pro Einwohner:in im Jahr.
In die Daten der OECD zählt neben dem privaten Wasserverbrauch für Körperpflege, Wäschewaschen, Toilettenspülung und Geschirrspüler auch der industrielle Wasserverbrauch, mit Ausnahme von Wasserkraftanlagen.
Interessanterweise ist, anders als in einer Statista-Balkenstatistik von 2021, der enorm hohe Wasserbrauch der US-Bevölkerung pro Kopf nicht mehr enthalten, deswegen haben wir uns per KI noch einmal eine Übersicht verschafft:
Der Wasserverbrauch pro Kopf variiert weltweit erheblich. Hier sind einige Beispiele aus dem Jahr 202112:
- In Griechenland betrug der jährliche Pro-Kopf-Wasserverbrauch etwa 947 Kubikmeter1.
- Auch die Türkei, Mexiko und Estland wiesen einen hohen Wasserverbrauch pro Kopf auf1.
- In Deutschland nahm der Wasserverbrauch pro Kopf gegenüber dem Jahr 1990 deutlich ab, mit einem Durchschnitt von 297.000 Litern pro Kopf im Jahr 20182.
- In Kenia liegt der jährliche Wasserverbrauch pro Kopf nur bei 80.000 Litern2.
- Zu den Ländern mit dem höchsten Wasserverbrauch zählen Estland und die USA, mit über einer Millionen Liter Wasserverbrauch pro Kopf im Jahr2.
Bitte beachten Sie, dass diese Zahlen sowohl den privaten als auch den industriellen Wasserverbrauch umfassen2. Es ist wichtig zu beachten, dass der Wasserverbrauch von vielen Faktoren abhängt, einschließlich Klima, Wirtschaft, Technologie und Lebensstil12.
Weitere Informationen 1de.statista.com2de.statista.com3de.statista.com4diespardusche.de5umweltbundesamt.de
Wir haben für Sie noch einmal die Gesamtgrafik der OECD aufgelistet, auch darin ist interessanterweise das Hochverbrauchsland USA nicht abgebildet. 2018 war das noch der Fall:

Bei einem Durchschnittsverbrauch von fast 750.000 Litern Wasser pro Kopf und Tag in allen OECD-Ländern und einem Verbrauch in Mitteleuropa von 350.000 oder 250.000 Litern ist klar, dass auf der neueren Grafik irgendwelche Groß- und Vielverbraucher fehlen müssen. Wenn man dann noch bedenkt, wie knapp das Wasser in manchen Regionen der USA ist und welcher Aufwand betrieben werden muss, um zum Beispiel wuchernde Städte wie Las Vegas mit Wasser zu versorgen, hat man eine Ahnung davon, warum das in diesem Falle wörtliche Greenwashing des gegenwärtigen Wirtschaftssystems immer wieder scheitern wird.
Aber auch Deutschland wird Probleme bekommen. In manchen Regionen ist über Jahre hinweg ein erheblicher Verlust an Grundwasser zu beobachten, der selbst bei mäßigem Verbrauch. Wir haben dem Copiloten also eine weitere Frage gestellt, nämlich, ob Deutschland Wasser verliert:
Ja, Deutschland verliert tatsächlich Wasser. Laut Berichten von Hydrologen und Umweltexperten trocknet Deutschland langsam aus1. Die Daten der Grace-Satelliten, die vom Global Institute for Water Security in Kanada (GIWS) zusammen mit der NASA und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ausgewertet wurden, zeigen, dass Deutschland in den letzten 20 Jahren Wasser im Umfang des Bodensees verloren hat1. Der Wasserrückgang in Deutschland beträgt etwa 2,5 Gigatonnen oder Kubikkilometer im Jahr1. Dieser Wasserverlust hat dramatische Folgen für die Landwirtschaft und die Wälder2.
Zusätzlich zu den natürlichen Ursachen gibt es auch menschliche Faktoren, die zu diesem Wasserverlust beitragen. Jeden Tag versickern in Deutschland etwa 1,3 Milliarden Liter Trinkwasser ungenutzt im Boden aufgrund von geplatzten Rohren, undichten Leitungen und veralteten Versorgungsnetzen3. Dies führt zu einem wirtschaftlichen Schaden von mindestens rund 946 Millionen Euro pro Jahr3.
Es ist wichtig, dass sowohl die Regierung als auch die Bürger Maßnahmen ergreifen, um diesen Wasserverlust zu reduzieren und eine nachhaltige Wassernutzung zu fördern.
Was man auf der aktuellen Statista-Grafik deutlich sieht: Der Lebensstandard der Bevölkerung entscheidet nicht über den Wasserverbrauch. Vielmehr dürfte der Verbrauch von Industrie und Landwirtschaft die entscheidende Rolle spielen. Lediglich in Afrika wird wohl vor allem deswegen besonders wenig Wasser verbraucht, weil der Zugang zu Trinkwasser eingeschränkt ist. Das zeigt wieder einmal, dass ökologische Günstigkeit auch mit Armut zusammenhängen kann. Umso wichtiger wäre ein finanzieller Ausgleich für die ärmsten Länder, die der Welt beim Sparen von allem helfen, was die Ökologie und das Klima belastet. Die Wasserkraftgewinnung ist beim Wasserverbrauch nicht einbezogen worden, siehe oben.
TH
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