Crimetime Vorschau – Titelfoto © NDR, Christine Schroeder
Diebe ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Polizeiruf 110. Der vom Norddeutschen Rundfunk produzierte Beitrag ist die 410. Polizeiruf 110-Episode und soll am 25. Februar 2024 im Ersten ausgestrahlt werden. Es ist der 28. Fall des Rostocker Teams.[1]
Wenn man schreibt „der 28. Fall des Rostocker Teams“ darf man nicht unterschätzen, dass viele Fans ebenjenes Rostocker Teams finden, das Rostocker Team ist nicht mehr das gleiche, seit Sascha Bukow (Charly Hübner) weg ist. Und immer häufiger kommt die Frage auf, ob der Polizeiruf 110 im Ganzen zu retten ist. Die neue Rostocker Teamkonstellation oder -koalition überzeugt bei weitem nicht alle Beobachtenden, das Magdeburger Dunkelfeld, jetzt Düstersolo, ist ohnehin nie jedermanns Sache gewesen. In Brandenburg / Polen geht man zwar einen neuen Weg ausgerechnet, dies jedoch in einer mega-konservativen Gegend und muss aufpassen, dass man dabei nicht unglaubwürdig wird. In München ist noch nicht klar, ob der jüngste Wechsel der Hauptermittlerin geglückt ist und leider geht es uns so, dass wir den großen Zeiten mit Tauber und Obermaier und von Meuffels melancholisch hinterherschauen. Und natürlich der Zeit mit König und Bukow in Rostock. Hinzu kommt, dass auch bei den jüngeren Wechseln in der Reihe Tatort noch kein Knaller dabei war oder sich ein deutlicher Fortschritt herausschält, müssen hingegen Figuren und Darsteller:innen wie Schmitz / Kasumba in Hannover verabschieden, mit denen man etwas wirklich Progressives hätte entwickeln können.
Bei weiteren Ermittlerteams der Tatort-Reihe stehen die Abschiede fest: Kiel, Münster, München. Das sind drei der ganz Wichtigen, bei denen ich im Moment Mühe habe, mir gleichwertigen oder gar besseren Ersatz vorzustellen, einen Abschied gibt es zudem in Freiburg (Berlinger / Makatsch) und in Frankfurt (Janneke / Brix). Ich hoffe angesichts dieser vielen Wechsel besonders, dass die Kölner, die Wiener und die Stuttgarter noch eine Zeitlang weitermachen werden.
Zunehmend drängt sich der Verdacht auf, dass die nicht enden wollende Diskussion um die Öffentlich-Rechtlichen den Betrieb zu lähmen beginnt und Innovationen bremst. Damit bekäme man eine selbsterfüllende Prophezeiung, wenn es sich in dauerhaftem Nachlassen von Neuerungswillen und Qualität niederschlägt. Die Quoten stimmen aber noch, zumal man das Streaming in steigendem Maße zu den Premieren-Zuschauerzahlen hinzuaddieren muss. Tatorte laufen einen Tick besser als Polizeirufe, aber die Unterschiede sind per se kein Grund, über eine Zusammenlegung der Reihen mit einigen Streichungen nachzudenken. Wir haben das außerdem an anderer Stelle schon getan und fänden es sinnvoll, sich auf insgesamt etwa 20 Teams zu beschränken, die dann regelmäßig zwei Filme pro Jahr drehen könnten. Und damit wieder zum 410. Polizeiruf.
Die Redaktion von Tatort-Fans meint: Spannung erzeugt dieser komplett gelungene Fernsehkrimi vor allem dadurch, dass man als Zuschauer ahnt, dass die beiden Ermittlungsstränge irgendwann zusammenlaufen werden, aber das raffinierte Drehbuch von Elke Schuch lange offenlässt, wann und wie genau. Beeindruckend ist auch die sensible und zugleich realitätsnahe Gestaltung der Figuren Mascha und Holli: Schon die vordergründig harmonische Musik zu Beginn signalisiert durch gezielt eingestreute „Störungen“, dass hier etwas nicht stimmt. Das Rostocker Team ist ohnehin in Hochform, also rundum sehenswert![2]
Zumindest diese Stimme sieht keine Krisenerscheinungen, keine Sonntagabendkrimi-Elegie. Das ist doch ein guter Einstieg, denn letztlich kommt es darauf an, dass genug gute Schauspieler:innen und genug gute Drehbücher für die vielen Standorte zur Verfügung stehen und dass das Figurenkonzept stimmt. Unsere Hauptkritik hat sich zuletzt auch weniger an den einzelnen Fällen als an dem Konzept einiger Standorte festgemacht und wie man sie langfristig attraktiv halten will.
Ganz schön viel Stoff für eine Folge. Ich finde, dadurch leidet zum Teil die Spannung, etliche Szenen wirken sehr langatmig. Allerdings spielen vor allem die Ermittlerinnen Böwe und König und die Drogen-Mama ihre Rollen derart gut, dass ich vom Ende doch überrascht war. Es wird spannend, ob das Verhalten von Böwe in der nächsten Folge Konsequenzen hat.[3]
So, wie verhält sich Böwe denn? Wie ihr Vorgänger Bukow oder wie König? Eigentlich egal, beide haben sich schon unfassbare Kompetenzüberschreitungen und Dienstvergehen geleistet. Dieser Part war, wenn er zu sehr übertrieben wurde, nicht das, was mich an dem „alten“ Duo so fasziniert hat, auch wenn es zu dem äußerst emotionalen Gepräge dieser Schiene beigetragen hat. Bestimmte Dinge bleiben haften, wie zum Beispiel die Beweisfälschung in „Für Janina“, wegen der ich den Film unabhängig von seiner Qualität abgewertet habe. Es gibt übrigens drei von fünf Elchen. Elchtest knapp bestanden.
Eine drogenabhängige und doch liebevolle Mutter (stark: Meira Durand), eine von ihrem Vater überforderte Katrin König, weitere originelle Nebenfiguren und eine spannende Story um den Traum von Reichtum und eigenem Häuschen: Der achtundzwanzigste Rostocker „Polizeiruf“ hält auch mit der Episode „Diebe“ (NDR / filmpool fiction) das gewohnt hohe Niveau. Die durchgehende Erzählung des Ermittlerteams fügt sich nahtlos in den aktuellen Fall um den Mord an einer 74 Jahre alten Frau ein. König und Melly Böwe, erstklassig gespielt von Anneke Kim Sarnau und Lina Beckmann, erweisen sich immer deutlicher als unterschiedliche Charaktere, was dennoch nicht in Krimi-typisches Kompetenzgerangel ausartet.[4]
In dem Fall ist schon die Kürze der Zusammenfassung doch ein Hint, nämlich in die Richtung, dass die Begeisterung sich einigermaßen in Grenzen hält. Tittelbach-TV ist eine der kundigsten Stellen für Krimi-Rezensionen, aber die ausgewiesenen 4,5/6 sind, gerade für Rostocker Verhältnisse, kein Spitzenwert, sondern liegen auf Höhe des Durchschnitts.
Eine Junkiemutter, die mit ihrem Kind auf Raubzug geht. Eine Kommissarin, die ihren Vater auf Abstand hält. Der »Polizeiruf« erzählt von unkonventionellen Familienverhältnissen – leider mit allzu konventionellem Plot.[5]
Auch Christian Buß vom Spiegel hat sicher wieder Interessantes geschrieben, wir beschränken uns aber oben auf das, was gerade noch ohne SPIEGEL-Abo lesbar ist und auf eine mittlere Wertung hindeutet.
Die Nebenhandlung um die drogenabhängige Tatverdächtige und ihre Tochter wirkt indes wie ein ziemlich billiger Versuch, die Geschichte um noch mehr emotionale Themenfelder zu erweitern, ohne diese wirklich auszuarbeiten. Der Kampf um das tägliche Überleben einer unterprivilegierten Familie und ihre Verstrickung in den Mordfall hätten sehr viel dramaturgisches Potenzial gehabt, doch auch hier bleibt die Darstellung oberflächlich und wenig überzeugend.
So bekommt der Zuschauer mit «Diebe» eineinhalb Stunden lang präsentiert, was hätte sein können, nur leider nicht von der Idee auf den Fernsehbildschirm übertragen wurde. Denn statt sich mit den komplexen Emotionen und Zwischentönen der Figuren auseinanderzusetzen, verbleibt dieser «Polizeiruf 110» durchgehend auf einer oberflächlichen Ebene, die den Zuschauer unberührt zurücklässt. Es mangelt an Authentizität und Tiefe, wodurch sowohl Handlung als auch Charaktere letztendlich belanglos und uninspiriert wirken.[6]
Je weiter wir uns vorarbeiten, desto schlechter werden die Kritiken, scheint’s. Deswegen lassen wir es auch an dieser Stelle bewenden, halten die Vorschau dieses Mal etwas kürzer als üblich. Es folgen die wichtigen Angaben zu Handlung, Besetzung und Stab.
Handlung[7]
Das Kripoteam Rostock wird an einen Tatort gerufen, bei dem es sich auf den ersten Blick auch um einen unglücklichen Haushaltsunfall handeln könnte. Doch die Gerichtsmedizin und Einbruchsspuren sprechen eine deutliche Sprache: Vera Bödecke wurde ermordet. Erste Hinweise führen zur drogenabhängigen Mascha Kovicz, die sich und ihre vierjährige Tochter Holli mit Einbrüchen über Wasser hält. Melly Böwe geht das Schicksal der kleinen Familie nahe und sie begibt sich in eine gefährliche emotionale Nähe zur Tatverdächtigen. Denn Mascha weiß mehr als sie zugibt und bringt alle damit in große Gefahr.
Katrin König trifft auf ihren Vater Günther Wernicke und möchte ihm so gerne seine Liebe glauben, aber ihr Misstrauen sitzt tief. Ist der Graben zwischen ihnen überwindbar?
Besetzung und Stab
Katrin König Anneke Kim Sarnau
Melly Böwe Lina Beckmann
Anton Pöschel Andreas Guenther
Volker Thiesler Josef Heynert
Henning Röder Uwe Preuß
Benjamin Hinze Maximilian Dirr
Mascha Kovicz Meira Durand
Holli Kovicz Mathilda Graf
Kai Schopp Robin Sondermann
Alina Schopp Monika Oschek
Konrad Bödecke Michael Stange
Günther Wernecke Wolfgang Michael
Musik: Chris Bremus
Kamera: Marcus Kanter
Buch: Elke Schuch
Regie: Andreas Herzog
[1] Polizeiruf 110: Diebe – Wikipedia
[2] Polizeiruf 110: Diebe – Tatort Fans (tatort-fans.de)
[3] Polizeiruf-Kritik Rostock (25.2.) „Diebe“ mit Böwe und König (swr3.de)
[4] https://www.tittelbach.tv/programm/reihe/artikel-6520.html
[5] Polizeiruf »Diebe« aus Rostock: Von der Last, ein Arschloch zu sein – DER SPIEGEL
[6] Die Kritiker: «Polizeiruf 110 – Diebe» – Quotenmeter.de
[7] Diebe – Polizeiruf 110 – ARD | Das Erste
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