Das darf man nur als Erwachsener (Sixteen Candles, USA 1984) #Filmfest 1058

Filmfest 1058 Cinema

Das darf man nur als Erwachsener (Originaltitel: Sixteen Candles) ist ein US-amerikanischer Highschool-Film aus dem Jahr 1984 von John Hughes, der mit diesem Film sein Regiedebüt gab.[1]

Der Film trägt also in Deutschland den Titel „Das darf man nur als Erwachsener“, weil der 16. Geburtstag, um den herum die Story aufgebaut ist, im Deutschland kaum eine elektrisierende Wirkung hat. Eher ist es der 18. als Datum der Volljährigkeit, aber Samantha ist nun einmal 16 geworden und nicht 18. Und was man nicht alles nur als Erwachsener darf.

Die 1980er waren der heutigen Zeit sicher näher als die 1950er es waren, wenn es um die Entwicklung sexueller Vorstellungen und den sexuellen Reifeprozess bei Jugendlichen geht, aber was man daraus nicht alles an Gags ziehen kann, hat Regisseur John Hughes mit „Sixteen Candles“ eindrucksvoll bewiesen – wir bleiben bei der romantischeren, englischen Bezeichnung des Films und Sie lesen mehr in der Rezension.

Handlung (1)

Samantha hat ihren sechzehnten Geburtstag. Jedoch muss sie feststellen, dass ihre gesamte Familie diesen über den Vorbereitungen für die Hochzeit ihrer Schwester Ginny, die am folgenden Tag stattfinden soll, vergessen hat. Frustriert geht sie in die Schule, wo sie mit ihrer Freundin geheime Briefe austauscht und dabei gesteht, dass sie hoffnungslos in den älteren und unerreichbar scheinenden Jake verliebt ist. Dieser erhält durch einen Zufall ihren Brief und beginnt, sich für Samantha zu interessieren. Zugleich versucht Farmer Ted sein Image durch Annäherungsversuche an Samantha aufzupolieren. Es folgt eine Reihe von Zwischenfällen, die Enttäuschungen, aber auch aufbauende Momente für Samantha bereithalten.

Der Film endet damit, dass Jake und Samantha sich schließlich doch noch finden.

Rezension

Außerdem bildet dieses Teenager-High-School-Movie den Auftakt zu einer ganzen Reihe von ähnlichen Filmen dieses Teams, die bekanntesten davon sind „Der Frühstücksclub“ und „Pretty in Pink“ aus den Jahren 1985 und 1986. Wie in „Sexteen Candles“ spielt Molly Ringwald als Hughes‘ ideales Medium für einen scheuen, aber beseelten und leidlich hübschen Teenager die weibliche Hauptrolle und galt als Mitglied des „Brat Pack“, das einige bemerkenswerte Schauspielerkarrieren hervorbrachte.

Filme über die Schwierigkeiten mit dem erwachsen werden gab es im Wesentlichen seit den 1950ern, als Jugendliche nicht mehr als untergeordneter Teil eines Familiensystems galten, sondern, auch aufgrund der Rock’n-Roll-Rebellion, mit einem Mal ein eigenständiges Milieu wurden. Der legendärste der frühen Teenager-Filme ist gewiss „Rebel Without A Cause“ (1955), der James Dean auf einen Schlag zum Superstar machte. Obwohl der Film heute sehr artifiziell wirkt und James Dean alles andere als natürlich spielt, sondern eher so, wie man sich mit 25 und nach einem intensiven Method Acting-Training einen 17-Jährigen zurechtlegt, den man im Theater mit maximaler Dramatik verkörpern muss, waren die echten Teenager hingerissen, weil sie ihre Probleme mit einem Mal im Fokus des Mainstream-Kinos fanden.

Es gab keine materiellen Krisen mehr, welche einfache amerikanische Familien bis in die 1930er in Atem gehalten und auch zusammengeschweißt haben, der allgemeine Wohlstand 1950er ließ mit einem Mal einen vorher so nicht thematisierten Generationenkonflikt sichtbar werden; zwischen spießigen und materiell orientierten Erwachsenen mit oftmals verlogener Doppelmoral und Jugendlichen, die nach den wahren Gefühlen und Zielen suchten. Kurz darauf kam es auch in Deutschland zu ersten Jugendlichen-Filmen wie „Die Halbstarken“ (1956), eine tiefere Befassung mit dem Generationenkonflikt folgte jedoch zunächst nicht.  In den 1960ern, teilweise mit ganz anderer soziologischer Hinterlegung, erreichte diese Konfliktsituation auch Deutschland und führte weltweit zum Protest der Jugend gegen die Erwachsenen, und das waren die politischen Proteste im Wesentlichen: Auflehnung gegen das Establishment, auch dasjenige im eigenen Haus. Nur die wenigsten Menschen haben damals wirklich (radikal) politisch gedacht – trotzdem waren es bewegte Zeiten, die etwas von Aufbruch hatten.

Ein Genre namens High-School-Movie entstand daraus auch in den USA zunächst nicht, auch wenn es immer wieder schöne Einzelfilme gab, wie etwa „American Graffiti“ (1973). Erstaunlich oder nicht, erst das konservative Rollback der 1980er ermöglichte offenbar den unverkrampften und offenen Umgang mit den Problemen Jugendlicher, aber auch die komplette Abstinenz von politischen Dimensionen, die bis heute Stand der Dinge ist. Kids von 16, die politisch aktiv sind, würden in diesen Filmen nachgerade lächerlich wirken.

Ebenso, wenn sie noch so theatralisch ernst aufträten wie in den 1950ern. Daher gibt es im Grunde bis heute keinen Highschool-Film, sondern nur die Highschool-Comedy. Die Filme von John Hughes haben dazu beigetragen, dass alle Probleme in einer komödienhaften Weise abgearbeitet werden, ohne, zumindest ist das in „Sixteen Candles“ noch so, dass zumindest die Hauptfiguren nicht ernst genommen würden.

Wenn man von einer neuen, natürlichen Spielweise spricht, dann muss man einschränkend sagen, das gilt nur für Samantha und für ihr Love Interest, die sehr normal wirken. Alle anderen Figuren, auch die Eltern, sind davon bewusst abgesetzt und auf humorige Weise überzeichnet – und vom Sockel geholt. Die Art zu reden, die in den Familien und zwischen den Jugendlichen herrscht, ist mehr als flapsig, sie ist vulgär, was das gesamte Szenario niederschichtig wirken lässt, trotz des Wohlstandes, in dem die Kleinstädter offensichtlich leben. Aber dieses Leben ist auch prall, partygeneigt, voller witziger Einfälle und Ereignisse, von denen wir uns insgeheim vielleicht wünschen, davon hätten wir in der Zeit, als wir 16 waren, ein paar mehr  miterleben dürfen.

Jeder, der seine Jugendzeit nicht vergessen hat und wirklich eine hatte, der diesen Film um Himmels willen nicht vom intellektuellen Standpunkt aus betrachtet, findet hier etwas, worüber er schmunzeln oder sogar lachen kann, und es ist nicht so, dass schlechter Geschmack nicht auch etwas Befreiendes hätte.

Der mittlerweile überdehnte Gestaltungswille, auf maximal korrektem Niveau miteinander zu kommunizieren, den wir in unserer Wohngegend angesichts vieler (sozial-) pädagogisch geschulter, aber sehr verkopft wirkender Eltern sogar beim Einkaufen mitbekommen, legt auch eine Art von Schleier über das Kindsein, das zudem noch dadurch beeinträchtigt wird, dass das Aufwachsen in der Innenstadt nie so viel Freiraum bieten kann wie die Weiten des Landes. Von Letzteren sieht man in den Highschool-Movies allerdings auch dann wenig, wenn sie im ländlichen Raum spielen. Die Partys in den Elternhäusern sind zwar nur durch größere Räumlichkeiten mit Garten etc. möglich, ebenso, dass jeder jeden mehr oder weniger kennt, aber eine Art Naturverbundenheit kann man nicht konstatieren und damit auch nicht das Abenteuergefühl, das andere Jugendfilme ausstrahlen, die oftmals retrospektiv erzählt sind.

Wenn man sich Fotos echter High-School-Absolventen und deren Umgebung anschaut, kann man sich vorstellen, wie dicht vieles aus „Sixteen Candles“ und ähnlichen Filmen an der Wahrheit liegt – aber manches auch knapp daran vorbei zielt, mit Absicht, wie wir denken. So wirken die Häuser im Film größer, und zwar konservativ-plüschig, aber hochwertiger eingerichtet, als das in durchschnittlichen tatsächlichen Verhältnissen der Fall sein dürfte.

Finale

“This is a fresh and cheerful movie with a goofy sense of humor and a good ear for how teenagers talk. It doesn’t hate its characters or condescend to them, the way a lot of teenage movies do; instead, it goes for human comedy and finds it in the everyday lives of the kids in its story”, schreibt der amerikanische Star-Kritiker Roger Ebert, der dem Film aber, wie alle anderen auf “Metacritic” vertretenen Rezensenten dennoch nicht die Punktzahl verleiht, die er geben würde, wenn es sich eben nicht um einen Teenager-Film handeln würde, den man nicht für voll nimmt. Daraus erklärt sich auch der recht niedrige Metascore von 57/100, obwohl die Kritikerstimmen sich überwiegend positiv lesen. Wenn man bedenkt, mit wie viel erstaunlichem Ernst heutige Fantasy-Märchen, die im Grunde auch für Kinder gemacht sind, kommentiert werden, ist das schade.

Im Grunde gehört „Sixteen Candles“ und seine Nachfolger sogar zu den Filmen, die das Lebensgefühl Jugendlicher ab der Mitte der 1980er begleitet und möglicherweise mitgeprägt haben, vor allem natürlich in den USA. Da von dorther ja auch vieles kommt, was bei uns Einfluss gewinnt, gehören diese Filme sogar zu den einflussreichen Kinowerken ihrer Zeit und ihr vergleichsweise hoher Realitätsgehalt lässt mehr Rückschlüsse auf den Stand der Dinge zu als aufwendige Großproduktionen. Außerdem ist der Film nie langweilig und profitiert deutlich davon, dass er der erste seiner Art und des Teams und in diesem Stil war, was seiner Originalität sehr zugutekam.

74/100

© 2024 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2015)

(1), kursiv und tabellarisch: Wikipedia

Regie John Hughes
Drehbuch John Hughes
Produktion Hilton A. Green,
Ned Tanen
Musik Ira Newborn
Kamera Bobby Byrne
Schnitt Edward Warschilka
Besetzung

 


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