Crimetime Vorschau – Titelfoto © ORF, Petro Domenigg
Dein Verlust ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort. Der vom ORF produzierte Beitrag ist die 1264. Tatort-Episode und soll am 10. März 2024 im SRF, im ORF und im Ersten ausgestrahlt werden. Es ist der 57. Fall des österreichischen Ermittlers Moritz Eisner und der 33. gemeinsame Fall des Ermittlerteams Eisner/Fellner.[1]
Wir petzen ein wenig. Dieses Mal scheint es Moritz Eisner zu sein, der ein Alkoholproblem hat. Allerdings nach einem speziellen Anlass, der mir ebenfalls in absehbarer Zeit bevorsteht und sofern nichts dazwischenkommt. Ich finde, dieser Anlass ist ein Grund, sich zu besaufen. Allerdings ist Eisner-Darsteller Harald Krassnitzer dem Film-Ereignis vier Jahre voraus. Dürfen wir daraus schließen, dass er uns als Tatort-Kommissar noch mindestens fünf Jahre lang erhalten bleibt? Schön wär’s auf jeden Fall. Die Wien-Tatorte stecken zwar, wie viele andere Schienen, derzeit ein wenig fest, hatten zuletzt nicht den Drive, den das gesamte Format Anfang der 2010er auszeichnete – als in Wien Bibi Fellner hinzukam und mit Moritz Eisner eines der besten Tatort-Teams aller bisherigen Zeiten formte. Aber die Zeiten sind eben im Moment so. Nicht besonders progressiv. Man kann froh sein, wenn Tatorte wenigstens auf Basis dessen, was vor Jahren erarbeitet wurde, gut sind.
Eisner bzw. Krassnitzer hatte aber dieses Jahr schon ein großes Jubiläum. Am 17. Jänner (Januar) 1999 erschien sein allererster Tatort „Nie wieder Oper“ auf dem Bildschirm. Damit ist Eisner die Nummer vier in der Rangfolge der am längsten dienenden Tatort-Ermittler, außerdem arbeitet er jetzt länger mit Bibi Fellner zusammen (13 Jahre), als er zuvor alleine unterwegs war (12 Jahre).
Da die Münchener, die Nummer zwei (Start 1991) nach sechs weiteren Tatorten, vermutlich Ende 2025 oder Anfangs 2026, in den mehr als verdienten Ruhestand gehen werden, bliebe Eisner allerdings die Nr. 4 der -Langzeit-Kommissar:innen. Durch den Abschied der Münchener ist der Allzeit-Rekord von Lena Odenthal (Start 1989) aus Ludwigshafen nicht mehr in Gefahr, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kölner Ballauf und Schenk (Platz 3, Start 1997) es darauf anlegen werden, bis in ihre 80er hinein zu ermitteln, nur, um diese Bestmarke für sich zu haben. Bei Max Ballauf gibt es allerdings zwei Sichtweisen, denn er war schon der Jungassistent von Kommissar Bernd Flemming in Düsseldorf (ab 1992), und da dies dieselbe Figur geblieben ist bis heute, könnte er wiederum die Münchner überholen und sich den ewigen 2. Platz sichern. Allerdings gab es eine Unterbrechung, nachdem er zunächst aus dem Düsseldorfer Team ausschied und nach einem „Studienaufenthalt“ in den USA als Leitender Ermittler nach Köln ging. Eisner könnte Ballauf also nach dieser Zählweise kaum überholen, um sich einen Platz auf dem Treppchen zu sichern, wohl aber, wenn man nur das Team Ballauf / Schenk betrachtet. Dazu müsste der Wiener sympathische Grantler allerdings zwei Jahre länger dabeibleiben als ein Team, das seinen Abschied noch nicht verkündet hat.
Trotzdem ist es eine herausragende Leistung, sich über die Grenzen Österreichs hinaus so beliebt gemacht zu haben, dass man nach wie vor gerne gesehen wird. Leider steht uns die Fanbasis „Tatort-Fundus“ nicht mehr zur Verfügung, die mir einen guten Einblick in das Denken versierter Zuschauer:innen ermöglicht hat, die auch Bewertungen abgeben, was wiederum zu besten Tatort-Rangliste führte, die bisher wurde. Darin war bei den Münchenern, auch den Kölnern und Odenthal immer mal wieder zu lesen: Sollen besser Schluss machen, werden zu alt oder die Filme bieten nicht mehr viel Neues. Ganz selten aber kam es zu einer solchen Äußerung bezüglich des Wiener Teams, das sich seit dem Einstieg von Bibi Fellner auch in der Teamrangliste ins obere Drittel vorgearbeitet hatte. Allerdings basierend auf den Durchschnittsbewertungen für die Filme, nicht auf einem Sonderranking Sympathie / Antipathie. Alles dies war gleichwohl subjektiv und man darf jede Auffassung zu jedem Fall und jeder Ermittler-Crew haben. Welcher Ansicht sind nun die Kritiker:innen zum 1264. Tatort namens „Dein Verlust“?
Zum Jubiläum schickt der ORF seinen allseits beliebten Chefermittler auf einen wahren Horrortrip, der es in sich hat. Dass der grundanständige und gewissenhafte Eisner mit seinem stets zuverlässig ausgerichteten moralischen Kompass tatsächlich einen Mord begangen haben könnte, nimmt man dem Drehbuch nicht wirklich ab. Und so bezieht der Film seine Spannung vor allem daraus, dass man als Zuschauer mitfiebert bei Bibis Versuchen, Eisners Unschuld zu beweisen. Hier werden dramaturgisch geschickt einige falsche Fährten gelegt, und die Auflösung kommt zwar ziemlich überraschend, fügt sich aber dennoch logisch in die Gesamthandlung ein. Wie gewohnt servieren uns die Wiener solide und unterhaltsame Krimikost am Sonntagabend, diesmal gewürzt mit vielen Emotionen.[2]
Solide Krimikost liest sich mittelplusgut, mit etwas Kritik am Drehbuch. Ich fand, dass die Wiener seit dem Einstieg von Bibi Fellner immer viel Emotion zeigen, aber es selten melodramatisch wirkt, weil da der Humor und das erwähnte Granteln dämpfend wirken. Würde man diese beiden Komponenten rausnehmen, würde man trotzdem zu der Erkenntnis gelangen: Es wird nicht übertrieben. Es verlieren zum Beispiel nicht die Ermittlerpersonen während des Films ihre gerade neugewonnene Liebe, wie das in Köln und Hannover schon der der Fall war. Es scheint sich demnach um einen Whodunit zu handeln, also das klassische Muster, das in Wien aber bis heute dominiert und manchmal auch sehr geschickt dramatisiert wurde.
Ich erinnere mich an die legendären ersten Eisner-Fellner-Krimis im Milieu der Organisierten Kriminalität, bei denen es letztlich nur darum ging, welche Bande und welches Mitglied davon nun den Mord begangen hat oder die Morde. Eine Zeitlang hielten die Wiener die „Bestmarke“ für die meisten Morde in einem einzigen Tatort, bis diese durch einen Krimi mit Felix Murot pulverisiert wurde (irgendwie passender Titel: „Im Schmerz geboren“). Vielleicht war dazwischen noch ein mordreicher Krimi mit Nick Tschiller der Rekordhalter, das wäre zumindest typisch für das Gepräge der damaligen Hamburg-Tatorte.
„60 Jahre. Bist du deppert?“ (…) Eisner hat in diesem Tatort zu kämpfen. Nicht nur wegen der Ermittlungen gegen ihn, sondern auch mit seinen 60 Jahren. Er sieht seinem Alter und seiner Vergänglichkeit ins Auge – und das ausgerechnet in der Jubiläumsfolge zum 25. Dienstjubiläum des Wiener Kommissars. Diese Melancholie gibt dem sonst sehr schnellen, spannenden und teilweise wirklich lustigen Tatort aber die nötige Tiefe, bringt eine ungewohnt persönliche Note in die Wiener Ermittlungen.[3]
Vor allem der Plottwist am Ende kommt unvorhersehbar und lässt mich als Zuschauerin sehr zufrieden zurück. Diese anderthalb Stunden Tatort am Sonntagabend waren ganz sicher kein Verlust – 5 von 5 Elchen!
Die Vergänglichkeit! Mir wird ganz flau im Magen. Trotz der Vergänglichkeit auch des Gedächtnisses meine ich, es heißt „Bist deppert?“. Das „du“ wird im Österreichischen normalerweise nicht mitgesprochen. Vielleicht man es hier der besseren Verständlichkeit für die Zuschauermehrheit in Deutschland wegen eingefügt. Wie auch immer, fünf von fünf Elchen gab es vom SWR zuletzt selten und ist demgemäß eine Ansage. Wir verbuchen also zwei positive Meinungen und noch keine negative.
Seit 25 Jahren spielt Harald Krassnitzer den Oberstleutnant Moritz Eisner. Zu seinem Jubiläum wird er auf einen wahren Horrortrip geschickt. Im „Tatort – Dein Verlust“ (ORF / Epo-Film) hat der Ermittler einen Filmriss, wird angeschossen und des Mordes beschuldigt. Seine Kollegin und Seelenverwandte Bibi Fellner versucht, seine Unschuld zu beweisen und muss bald feststellen, dass sie tiefer in dem Fall steckt, als sie glaubt. Katharina Mückstein ist bei ihrem „Tatort“-Debüt eine äußerst sensible und eindringliche Regiearbeit gelungen, klug leuchtet sie die Tiefen ihrer Hauptfiguren aus. Ein emotional wuchtiger Krimi um den Zusammenhalt der Kommissare, um Vertrauen und die Zweifel daran. Ein emotional wuchtiges Krimi-Drama, das zu einem Klassiker der Reihe werden könnte![4]
Von diesem Rezensenten bei Tittelbach-TV habe ich bisher noch nicht so viel gelesen, mir sind vor allem die Namen Tittelbach (selbst), Gangloff und Kallweit ein Begriff, aber das ändert erst einmal nichts daran, dass wir hier ein Ausrufezeichen sehen, was für den immer dem Tatort zugewandten, aber auch sehr sachlichen Stil dieser Publikation geradezu sensationell ist. Und es kommt zu 5,5/6. Das ist ebenso sensationell. An 6/6 kann ich mich nicht erinnern, die sind normalerweise für ganz besondere Fernseh-Events reserviert, die nicht zur Tatort-Reihe zählen, aber auch 5,5 habe ich schon längere Zeit nicht mehr gelesen, der Durchschnitt liegt bei ca. 4,5/6 (mit der formatüblichen Vergabe ab 3 oder 3,5). Wir sehen also möglicherweise einen künftigen Klassiker, am heutigen Abend. Darauf einen heben? Nicht doch, in diesem bald eisner-mäßigen Alter muss man vorsichtig mit den eigenen Ressourcen umgehen.
Das Motiv des derangierten Kommissars, der aufgrund eines Filmrisses selbst unter Mordverdacht gerät, ist im „Tatort“ freilich kein neues. Ob Manfred Krug, Maria Furtwängler, Axel Prahl oder sein Namensvetter Axel Milberg, sie alle wurden bereits ihrer Zurechnungsfähigkeit beraubt und kurzzeitig zu Mordverdächtigen erklärt, nur um am Ende eine möglichst große Verschwörung aufzuklären. In sofern hat der neuste Wiener „Tatort“ keinen Originalitätspreis verdient, vermag aber mit den tollen schauspielerischen Leistungen seines Ensembles und dessen einzigartigem Wiener Schmäh zu überzeugen.[5]
Auch gut, wenn auch mit ein bisschen Relativierung, was sich im nicht zitierten Schlusssatz des Textes zeigt. Interessant, die Aufzählung zu Beginn. In Erinnerung sind mir nur wenige dieser Blackouts oder welche Form der mangelnden Zurechnungsfähigkeit auch immer. Ist es schon die Verdrängung, der eigene Honig im Kopf? Oh je, jetzt muss es aber mal gut sein mit den unvermeidlichen Erwartungen. Man kann nicht die Demenz verhindern, aber sie etwas hinauszögern, und wenn sie kommt, ihren Verlauf von Stufe 1 (Granteln à la Eisner mit 60 als erstes Anzeichen?) bis Stufe 4 (wer, was und wo bin ich, nur noch ausgedrückt durch Blicke) mit etwas Glück verlangsamen: geistig fit bleiben durch Artikel schreiben hilft!
Obwohl Christian Buß vom Spiegel wieder mal eine Bezahlschranke vorgesetzt bekam, scheint auch seine Kritik positiv zu sein, außerdem wissen Spiegel-Leser mit Online-Abo bekanntlich mehr: Tatort Dein Verlust« aus Wien: Dieser »Tatort« schimmert so blau, dass man darin baden möchte – DER SPIEGEL.
Die Folge sind einige der berührendsten Wiener „Tatort“-Szenen seit langem, zum Beispiel ein weinender Moritz Eisner in einer Gefängniszelle oder auch eine Plot-Auflösung, die ob ihrer Schönheit fast schon sprachlos macht. Auf diesem Niveau dürfen die Wiener Ü-60-Freunde Krassnitzer (63) und Adele Neuhauser (65) ihr Publikum gern noch ein paar weitere Jahre glücklich machen.[6]
Mich haut’s nach so vielen positiven Einlassungen zum Film schon fast beim Lesen weg, ich brauche mir den Krimi gar nicht mehr anzuschauen (Österreichisch: eh net anschau(e)n). Trotzdem nehmen wir noch eine Stimme auf, die wir in letzter Zeit häufiger zitiert haben und die uns durch eine ziemlich harte Haltung aufgefallen ist:
So entstand mit «Tatort – Dein Verlust» ein mitreißender und packender Fernsehfilm, der nicht nur durch eine spannende Handlung, sondern auch durch die starken persönlichen Beziehungen der Ermittler besticht. Die herausragenden Leistungen der Darsteller und die empathische Regiearbeit machen den Film zu einem echten Highlight der Wiener «Tatort»-Reihe und lassen den Zuschauer gespannt auf weitere gemeinsame Fälle von Bibi Fellner und Moritz Eisner warten.[7]
80/100 sind das Beste, was ich gesehen habe, seit ich diese Quelle lese. Damit ergibt sich ein rundum positives bis begeistertes Bild und wir erwarten heute Abend ein Fest, das mindestens so berührend wird und nachdenklich macht wie – nun ja, gewisse runde Geburtstage.
Handlung[8]
Kommissarin Bibi Fellner fährt allein zum einem Tatort in der Wiener Nachtszene – Moritz Eisner ist nach der Feier seines 60. Geburtstags am Vorabend dienstunfähig. Der Clubbesitzer Otto Hübner wurde erschossen aufgefunden.
Handlung[9]
Moritz Eisner unter Mordverdacht! Gerade noch hat der Wiener Oberstleutnant seinen 60. Geburtstag mit einer rauschenden Party gefeiert, doch am Morgen danach wacht er übel verkatert und mit einem totalen Filmriss auf. Als dann die Leiche eines prominenten Clubbetreibers gefunden wird, deuten viele Spuren auf Eisner als Täter hin. Was ist in jener Nacht passiert? Kann Majorin Bibi Fellner die Unschuld ihres Freundes und Kollegen beweisen? Die Antworten gibt’s im Tatort Wien „Dein Verlust“ am Sonntag, den 10.03.2024 um 20:15 Uhr im Ersten.
Handlung[10]
Als der Clubbesitzer Otto Hübner erschossen aufgefunden wird, muss Kommissarin Bibi Fellner ohne ihren Partner zum Tatort fahren. Moritz Eisner, der am Abend zuvor seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, schläft seinen Rausch aus. Kaum wieder im Dienst, schießt Hübners Geschäftspartner auf den Kommissar. Die Kugel streift Eisner nur, doch schon bald kommen ernste Probleme auf ihn zu. Tatortspuren und andere Indizien machen ihn zum Verdächtigen!
Obwohl sich Eisner nach seinem Filmriss an wenig erinnert, glaubt Bibi seinen Unschuldsbeteuerungen. Bei einem Hersteller von lebensechten 3-D-Masken stoßen die beiden auf Social-Media-Fotos von Eisner, die Claudias neuer Freund Lukas gepostet hat. Zwar glaubt Polizeichef „Ernstl“ Rauter an Eisners Unschuld, doch „die Interne“ zögert nicht, den Kollegen festzunehmen. Um herauszufinden, wer dem Kommissar einen Mord anhängen will, muss Bibi nicht nur einen Killer ausfindig machen, sondern sich auch früheren Fällen zuwenden.
Besetzung und Stab
Moritz Eisner, Oberstleutnant – Harald Krassnitzer
Bibi Fellner, Majorin – Adele Neuhauser
Ernst Rauter, Oberst – Hubert Kramar
Meret Schande, Kriminalassistentin – Christina Scherrer
Irene Stadler – Nicole Beutler
Claudia Eisner – Tanja Raunig
Lukas – Julius Feldmeier
Silvia Wei-Hübner – Daniela Kong
Christopher Hassen – Jonathan Bella Luto
Georgios Sideris – Eidin Seyed Jalali
Carl Dräger – Norman Hacker
u. v. a.
Drehbuch – Thomas Christian Eichtinger, Samuel R. Schultschik
Regie – Katharina Mückstein
Kamera – Michael Schindegger
Musik – Karwan Marouf
[1] Tatort: Dein Verlust – Wikipedia
[2] Tatort Folge 1264: Dein Verlust – Tatort Fans (tatort-fans.de)
[3] Tatort-Kritik zum Tatort heute (10.3.) aus Wien „Dein Verlust“ (swr3.de)
[4] Dieser Artikel stammt von https://www.tittelbach.tv/programm/reihe/artikel-6550.html
[5] „Tatort“ am Sonntag: Unerwartete Rückkehr entwickelt sich zum dramatischen Reißer [Kritik] (msn.com)
[6] „Tatort: Dein Verlust“: Kritik zum Krimi mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser (prisma.de)
[7] Die Kritiker: «Tatort – Dein Verlust» – Quotenmeter.de
[8] Tatort: Dein Verlust – Wikipedia
[9] Tatort Folge 1264: Dein Verlust – Tatort Fans (tatort-fans.de)
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