Shrek – Der tollkühne Held (Shrek, USA 2001) #Filmfest 1063 #Top250

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Ein grüner Riese für die Seele

Shrek – Der tollkühne Held ist ein computeranimierter Kinofilm von DreamWorks aus dem Jahr 2001. Darin wird die Geschichte eines gleichnamigen Ogers erzählt, der in einer Märchenwelt lebt und versehentlich in ein Abenteuer um die Rettung einer Prinzessin gerät. Die Geschichte basiert auf dem Kinderbuch Shrek! von William Steig. Das Wort Shrek ist dem Jiddischen entliehen und entspricht dem deutschen Wort „Schrecken“.

Wer nicht wusste, was ein Oger (Englisch/Französisch: Ogre) ist, dem wurde es kurz vor 9/11 erklärt. Das ist ein Typ, der tut einfach gut – wie Knut, als er noch lebte.

Das Märchen vom hässlichen Sumpfbewohner, der auszieht, eine Prinzessin für einen kleinwüchsigen Lord zu erobern und diese am Ende selbst gewinnt, könnte eine Disney-Angelegenheit sein. Ist sie aber nur teilweise.

Shrek“ hat eine sehr liebe Botschaft, wie sie von vielen amerikanischen Filmen seit Anbeginn des Kinos geliefert wurde – und besonders, seit Hollywood die Strickmasche raus hatte, wie man Wohlfühlkino für den kleinen Mann an selbigen bringt. Das war in etwa und sinnvollerweise während der Depressionszeit der 30er Jahre, als der Realismus allmählich zurückgedrängt wurde und die moralischen Ansprüche der Filme immer höher wurden.

Symbolisch dafür steht das Disney-Studio, das die Welt dermaßen zuckergussartig verkaufte, dass zwar gute Filme dabei herauskamen und das trickfilmtechnisch lange Zeit führend war, aber man musste immer wissen, wie man die Filme zu lesen hatte. Nämlich als Illusionen über das Gute und Schöne, das obsiegt, als Verdichtung dessen, was das US-amerikanische Kino mit echten Schauspielern auch konnte.

Shrek stammt nicht aus der Disney-Werkatt, sondern vom Studio Dreamworks, das erst wenige Jahre zuvor seine Pforten eröffnet hatte und sich ausschließlich dem Animationskino widmete und bis heute widmet – in komplett am Computer erstellter Form, nicht, wie bei Disney bis dahin üblich, klassisch-zeichnerisch und in den letzten Jahren beim Finish IT-gestützt. Zusatzanmerkung anlässlich der Veröffentlichung der Rezension im Jahr 2024:  Mittlerweile sind auch die Disney-Animationsfilme allesamt voll digitalisiert. Shrek war der bis dahin aufwendigste computeranimierte Film.

Handlung (2)

Der Film beginnt mit dem Eintauchen der Kamera in ein Märchenbuch, das die Geschichte einer Prinzessin erzählt, auf der ein schrecklicher, nicht genau genannter Fluch liegt. Sie ist in einem Turm gefangen und wird von einem feuerspeienden Drachen bewacht – so lange bis ein tapferer Ritter sie befreit und sie durch den Kuss der wahren Liebe vom Fluch befreit.

Der Held der Geschichte, Shrek, ist ein Oger. Daher wird er von seinen Zeitgenossen als groß, dumm, hässlich und vor allem gefährlich empfunden. Er lebt in einem Sumpf und liebt es, allein zu sein.

Als Lord Farquaad, der Herrscher des Landes „DuLoc“, alle Fabelwesen vertreibt und sie in den Sumpf von Shrek umsiedelt, schließt dieser mit dem Lord einen Handel ab: Er darf seinen Sumpf wieder für sich alleine haben, wenn es ihm gelingt, die schöne Prinzessin Fiona aus ihrem von einem Drachen bewachten Turm zu befreien. Farquaad verspricht sich dadurch insgeheim eine Heirat mit der Prinzessin, die ihn zum König machen würde.

Bei dieser Mission wird Shrek von einem sprechenden Esel begleitet. Zusammen erleben die beiden so unterschiedlichen Lebewesen verschiedene Abenteuer. Es gelingt ihnen, Fiona aus dem Turm zu befreien und vor dem Drachen zu retten. Fiona selbst ist empört, dass Lord Farquaad Shrek als Handlanger gesandt hat, anstatt sie selbst heldenhaft zu retten. Auf dem Rückweg nach DuLoc muss Shrek sie anfangs tragen, da sie sich weigert, mitzukommen. Dass sich auf dem Weg sowohl Shrek und Fiona als auch Esel und die Drachendame ineinander verlieben, macht die Reise nicht einfacher. Shrek weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, dass auf Fiona ein Fluch liegt, der sie nach Einbruch der Nacht selbst zum Oger werden lässt.

In der Nacht, bevor Fiona Lord Farquaad treffen soll, entdeckt Esel, dass Fiona sich nach Sonnenuntergang in einen Oger verwandelt. Esel versucht, Fiona zu überzeugen, bei Shrek zu bleiben. Shrek hört durch die Tür von der Unterhaltung nur, dass Fiona sagt, niemand könnte ein Monster lieben. Shrek denkt, dass Fiona von ihm spricht, da er nicht wissen kann, dass Fiona sich selbst als Monster bezeichnet. Wütend bringt er Farquaad kurz nach Sonnenaufgang zu Fiona, die wieder Menschengestalt angenommen hat. Shrek verabschiedet sich von Fiona mit den Worten, dass sie recht habe und sich niemand in ein Monster verlieben könnte. Fiona wiederum denkt, er spräche von ihr, obwohl er von sich selbst spricht.

Unglücklich beschließt Fiona, Farquaad zu heiraten. Nachdem Esel Shrek das Missverständnis erklärt hatte, verhindern die beiden mit Hilfe des Drachen die Hochzeit. Farquaad, der Shrek hinrichten und Fiona zurück in den Turm sperren will, wird von dem Drachen verschlungen. Durch den darauf folgenden Kuss der wahren Liebe zwischen Fiona und Shrek wird der Fluch, der auf Fiona liegt, aufgehoben. Sie nimmt endgültig die Gestalt einer Ogerfrau an und heiratet Shrek.

Rezension

Die erste Saga vom groben, aber tapferen und liebenswerten Oger Shrek war State of the Art, als sie 2001 erschien – wie schnell sich die Technik entwickelte, konnte man schon in der Fortsetzung aus 2004 sehen, wo die Texturen noch um einiges feiner geworden waren, und natürlich im dritten Teil in 3D, der 2010 in die Kinos kam. Mittlerweile hat Dreamworks auch so bekannte Serien wie „Madagascar“ und „Kung Fu Panda“ initiiert. Hauptsächlich mit diesen drei Linien bestreitet das Studio seine beachtlichen Einkünfte. Animationsfilme sind nicht billig, der erste „Shrek“ hat beachtliche 60 Mio. US-$ gekostet, aber ein Vielfaches eingespielt, wie seine Nachfolger und die anderen Dreamworks-Kreationen.

Eine Zeitlang gab es Widerstände gegen das rein computeranimierte Kino, wie es schon zuvor „Toy Story“ geboten hatte, aber wer „Shrek“ gesehen hat, muss anerkennen, dass diese neue Kunstform um nichts weniger charmant ist als ein traditioneller Zeichentrickfilm. Vielleicht für jemanden, der mit Mickey und Donald und vielleicht sogar noch mit richtigen Büchern aufgewachsen ist, etwas gewöhnungsbedürftig, auch wegen der verblüffenden Dreidimensionalität der Charaktere. Diese zeigt sich sogar im 2D-Format, wegen der sehr extatischen, manchmal auch ein wenig ruckarig, dann wieder etwas zäh wirkenden Bewegungen – da ist man allerdings in den letzten Jahren auch wieder vorangekommen und das Timing stimmt noch besser als im ersten „Shrek“.

Die Generation Computerkids 2.0 aber war begeistert und für sie war es das natürliche Filmvergnügen der frühen Kindheits- und Jugendjahre. Der Film erhielt den Oscar des Jahres als „Best Animated Feature“.

Auch inhaltlich hat Dreamworks sich partiell vom Disney-Schema empanzipiert. Nicht schöne Prinzen und Prinzessinnen finden einander, sondern ein Oger, der aus dem Mund stinkt und eine Prinzessin, die nur tagsüber schön ist und des Nächtens verdächtig ogerhaft aussieht – und, da wird mit den Erwartungen des Publikums am deutlichsten gespielt – die durch den Kuss des wahren Geliebten, das ist natürlich Shrek, eben nicht verwandelt wird, sondern eine Ogerin bleibt. Die Botschaft ist, dass das Glück nicht vom Aussehen abhängt, und wer das amerikanische Kino auch außerhalb des Animationsgenre beobachtet weiß, wie bedeutend die Botschaft ist. Nirgendwo werden Figuren und Typen so nach äußerlicher Konformität und einem wirklich langweiligen Schön-Schema entwickelt wie in den USA. Nichts gegen eine Besetzung nach dem goldenen Schnitt, es ist nun einmal so, dass wir gerne schöne Menschen auf der Leinwand sehen. Doch ein Problem dabeiist, dass die realen Amerikaner nicht wohlgestalteter sind als Menschen in vergleichbaren Ländern und daher so eine riesige Schere zwischen den makellosen Schauspielern und Models und dem alltäglichen Bewohner eines alltäglichen Dorfes oder einer alltäglichen Stadt klafft (das ist in Deutschland zum Beispiel nicht in dem Maße der Fall, wo Rollen deutlich häufiger mit „Charakterköpfen“ besetzt werden).

Da kommt ein Film mit einer so klaren Ansage äußerst wohltuend daher. Was fehlt, ist ein A-Film mit Realschauspielern, der ähnlich tendiert. Also der Mut, mit großem Budget eine kleine, wahre Geschichte zu erzählen, ohne Angst vor dem Verdikt der so an Illusionen gewöhnten Zuschauer.

Ein schöner Aspekt, den wir gerade nachgelesen haben, der aber unseren Disney-Vergleich unterfüttert: Der Produzent Jeff Katzenberg verließ Mitte der 1990er Jahre die Disney-Studios im Streit und ihm ist es offensichtlich zu verdanken, dass viele Disney-Figuren in „Shrek“ parodiert werden.

Oger sind nicht durch Dreamworks erfunden wurden, das Wort stammt aus dem Französischen und bezeichnet Märchenfiguren mit negativen Charaktereigenschaften, nicht nur ungeschlacht, wie Shrek, sondern auch dumm und gewalttätig (im Deutschen oft mit „Kinderfresser“ bezeichnet). Das Wort „Oger“ war bis zu Shreks Auftreten in Deutschland eher unbekannt und hat natürlich durch diesen grünen Kraftprotz, Sumpfbesitzer und Prinzessinneneroberer eine deutlich positive Konnotation.

Der Film selbst hat uns ein wenig  zwiespältig hinterlassen. Die ausgelassene Animation ist manchmal schon etwas Viel des Guten und wird von späteren Filmen ähnlicher Art noch deutlich getoppt. Der Auftritt von unglaublich vielen Märchenfiguren ist eine Show, aber auch ein wenig over the top. Sie alle wurden von Lord Farquaard in Shreks Sumpf verbannt, woraufhin dieser zum Lord zieht, und seine Ruhe wiederverlangt. Der trickst den Oger aus und der muss auf die Mission „Prinzessin erwecken“, weil der kleine Lord dafür zu feige ist. Dann gibt es einen Esel, der dem Oger alsbald zuwächst und der wirklich nervend sein kann. Wir hatten Verständnis dafür, dass dieser Typ, dessen Motivation, sich Shrek anzuschließen, irgendwie doch sehr aus dem Nichts gegriffen wirkt (wie überhaupt die Motive der Figuren ein weniger ausgearbeiteter Aspekt des Films ist), von Shrek immer wieder abgeschüttelt wird. Allerdings auch noch nach dem gemeinsamen Abenteuer, was dann wieder ein wenig seltsam wirkte. Die Charaktere sind nicht ganz so eingängig, durchschaubar und linear gut oder böse wie die bei Disney, das kann man durchaus auch positiv sehen und es hat dem Erfolg des Films keinen Abbruch getan (1).

Uns ging es so, dass wir uns erst richtig für den Film begeistern konnten, als die Prinzessin befreit war. Der auslösende Moment war wohl, als sie mit dem blauen Vogel auf dem Baum ein Duett am Morgen aufführte und dieser bei dem Versuch, mit ihr stimmlich mitzuhalten sich aufbläst – und zerplatzt. Aus den drei Eiern im Vogelnest brät man sich dann ein Frühstück für drei – für die Prinzessin, für Shrek und für den Esel. Das ist ein knackiger und nach den manchmal anstrengenden Eselmonologen in der Tat befreiender Moment – einer von jenen, die zeigen, dass die Macher des Films das Süßliche nicht so in den Vordergrund gestellt haben wie bei unserem Vergleichsstudio Disney üblich. An dieser Stelle die zweite Anmerkung anlässlich der Republikation des Textes im Jahr 2024: Wir haben mittlerweile fast alle klassischen Disney-Meisterwerke gesichtet – so kitisch sind diese gar nicht, manche kann man sogar kontrovers berwerten und sie sind nicht etwa problem- und gewaltfrei. Lediglich die Botschaft ist unerschütterlich positiv, nicht immer wirklichkeitsnah, aber selten penetrant.

Der Film hat auch den einen oder anderen berührenden Moment – wie aber auch nicht, wenn in einer Verwandlungs-Liebeszene „Hallelujah“ eingespielt wird – allerdings nicht die bekannte Version von Leonard Cohen, sondern die von John Cale. Viele Popsongs in Original- und anderen Versionen werden integriert, zudem hat „Shrek“ einen sehr schönen, sinfonischen Original-Score, der als „Main Title“ ganz zum Klingen kommt.

Bekannte Schauspieler liehen dem Film ihre Stimmen und am meisten hatte Eddie Murphy in der Rolle des Esels zu tun, was ihm keine Schwierigkeiten bereitet haben dürfte. Mike Myers verleiht Shrek seine Stimme und Cameron Diaz spricht die selbst als Ogerin noch irgendwie anziehende Prinzessin (einer der schönen Tricks des Films jenseits der Technik) Fiona. Die deutschen Stimmen der wichtigsten Figuren sind: Shrek – Sascha Hehn (!), Fiona – Esther Schweins und der Esel – Randolf Kronberg, Lord Farquaard – Rufus Beck.

75/100

Der Film in der Wikipedia und in der amerikanischen IMDb.

(1) Wenn man sich anschaut, welch gigantische Summen Disney-Filme zu ihrer Zeit schon eingespielt haben und sie ins Verhältnis zu den damaligen Produktionskosten sowie zu heutigen Werten abzüglich der Inflation setzt, weiß man allerdings, dass es durchaus einen Unterschied gibt – Disney-Filme waren damals von Realfilmen nicht zu toppen, heute spielen gut aufgenommene US-Filme mit Realschauspielern ähnliche Summen ein wie „Shrek“ und der Rekordhalter in absoluten Einspielergebnissen ist mit „Titanic“ weiterhin ein klassisches Katastrophendrama. Dritte Anmerkung anlässlich der Republikation: Der Animationsfilm „Avatar“ ist mittlerweile der erfolgreichste Film aller Zeiten.

(2), kursiv und tabellarisch: Wikipedia

Regie Andrew Adamson,
Vicky Jenson
Drehbuch Ted Elliott,
Terry Rossio,
Joe Stillman,
Roger S.H. Schulman
Produktion Aron Warner,
John H. Williams,
Jeffrey Katzenberg
Musik Harry Gregson-Williams,
John Powell
Kamera Simon J. Smith
Schnitt Sim Evan-Jones,
Michael Andrews,
Christopher Knights
Rolle Originalsprecher Deutscher Sprecher
Shrek Mike Myers Sascha Hehn
Fiona Cameron Diaz Esther Schweins
Esel Eddie Murphy Randolf Kronberg
Lord Farquaad John Lithgow Rufus Beck
Pinocchio Cody Cameron Gerald Schaale
Lebkuchenmann Conrad Vernon Santiago Ziesmer
Wolf Aron Warner Wolfgang Kühne
Zauberspiegel Chris Miller Michael Nowka
Monsieur Hood Vincent Cassel Michael Pan
Drache Frank Welker

 

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