Briefing 478 Geopolitics, ClimateChange, Wasserverfügbarkeit, Wasserressourcen, Wasserverbrauch
Vor einiger Zeit hat uns nachdenklich gestimmt, dass Deutschland per Saldo seit vielen Jahren Wasser (bzw. Wasservorräte) verliert.
Dazu haben wir uns eine KI-generierte Zusammenfassung schreiben lassen:
Deutschland gehört zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit12. Laut einem Bericht verliert Deutschland pro Jahr etwa 2,5 Kubikkilometer Wasser3. Dies hat dramatische Folgen für die Landwirtschaft und die Wälder3. Eine weitere Ursache neben dem Klimawandel ist das verstärkte Abpumpen von Grundwasser als Reaktion auf die abnehmende Verfügbarkeit von Oberflächenwasser1.
In den Jahren 2019 bis 2021 wurden vielerorts Rekordunterschreitungen der langjährigen niedrigsten Grundwasserstände an den Messstellen ermittelt2. Besonders betroffen sind die Regionen um Lüneburg, Baden-Württemberg und Bayern1.
Unter Vorbehalt: Auch im ohnehin trockenen Nordosten des Landes, in dem wir leben, wird die Lage sich vermutlich nicht gerade verbessern. Die Dürrejahre 2018 und 2019 und wie die Natur gelitten hat, sind uns noch gut in Erinnerung. Wie aber sieht es weltweit aus?
Infografik: Wer 2050 genug Wasser zur Verfügung hat – und wer nicht | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
Wasser ist nicht nur die Lebensgrundlage für Tiere und Pflanzen, sondern wird sich in den kommenden Jahrzehnten in Teilen der Welt voraussichtlich auch zu einer umkämpften Ressource entwickeln. Der weltweite Wasserstress, also der Anteil des entnommenen Wassers zur Nutzung in Industrie, Landwirtschaft oder Privathaushalten an verfügbarem Wasser, war im Jahr 2020 laut UN-Angaben mit 18,2 Prozent überschaubar. 2022 lebten dennoch 2,4 Milliarden Menschen in Gebieten, die teilweise extremem Wasserstress ausgesetzt sind.
Wie hoch dieser bis 2050 genau ausfallen wird, lässt sich aufgrund zahlreicher Faktoren wie dem Stand der Weltbevölkrung oder den wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in Schwellen- und Transformationsländern nicht genau bestimmen. Deswegen arbeiten Wissenschaftler:innen heutzutage mit Szenarios statt genaueren Schätzungen. Dass der Bedarf an Wasser stetig zunehmen wird und viele Länder schon jetzt mehr verbrauchen, als sie zur Verfügung haben, gilt allerdings als gesichert.
Wie die Grafik auf Basis von Projektionen des US-Thinktanks World Resources Institute (WRI) zeigt, werden voraussichtlich 51 der 164 untersuchten Länder und Gebiete 2050 unter hohem bis extrem hohem Wasserstress leiden, was 31 Prozent der Grundgesamtheit entspricht. Das dabei verwendete Szenario entspricht laut WRI einer „Weiter wie bisher“-Zukunft mit Temperaturanstiegen zwischen 2,8 und 4,6 Grad Celsius bis 2100 sowie einer weiterhin ungleichen Welt, „einschließlich eines langsamen Wirtschaftswachstums, einer schwachen Regierungsführung und schwacher Institutionen, geringer Investitionen in Umwelt und Technologie und eines hohen Bevölkerungswachstums, insbesondere in Entwicklungsländern“. Zu den Staaten, in denen 2050 mindestens 80 Prozent der verfügbaren Wassermenge verbraucht werden sollen, zählen neben der gesamten arabischen Halbinsel, dem Iran und Indien auch die meisten nordafrikanischen Länder wie Algerien, Ägypten oder Libyen.
Das Phänomen der Wasserknappheit ist allerdings nicht nur auf Schwellenländer beschränkt. Auch südeuropäische Staaten wie Portugal, Spanien und Italien leider derzeit angeblich schon unter hohem Wasserstress, in Spanien soll sich die Lage bis 2050 noch deutlich verschlimmern. Für Frankreich und Polen gehen die Expert:innen des WRI von mittlerem bis hohem Wasserstress aus, was einer Nutzungsquote von 20 bis 40 Prozent der verfügbaren Ressourcen entspricht. In Deutschland soll sich die Lage nur geringfügig verschlechtern.
Durch die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Wasserversorgung sollen auch die Konflikte ums Wasser stark zunehmen – überraschenderweise vornehmlich in Europa. Überraschend deshalb, weil wir dazu bisher nicht viel gehört haben. Offenbar spielen sich diese Konflikte noch unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der Öffentlichkeit ab.
Wir finden die Lage in Deutschland besorgniserregend, wenn auch nicht in dem Maße, wie in Teilen Afrikas oder anderer Hotspots der Wasserknappheit. In weiteren großen Industrieländern sieht es auch nicht besonders gut aus, quer durch Mitteleuropa zieht sich eine Zone mit recht intensiver Wassernutzung. Nicht verwunderlich wiederum, dass Ähnliches für die USA mit ihrem extremen Pro-Kopf-Wasserverbrauch gilt – oder auch für China als einem Land, bei dem der Ressourcenverbrauch in jeder Hinsicht in beängstigendem Maße zunimmt.
Sehr interessant ist, dass die skandinavischen Länder, die auf quasi allen Gebieten die höchsten Standards aufweisen, auch beim Thema Wasser auf der sicheren Seite sind. Immerhin gilt das dieses Mal auch für Teile Südamerikas und Afrikas, die auf anderen Gebieten nicht zu den Topstaaten zählen. Es gilt jedoch: Viele Länder, die ohnehin viele Probleme haben, haben auch ums Wasser zu kämpfen.
Auf eine Besonderheit muss selbstverständlich hingewiesen werden: Das hier für 2050 gezeigte Szenario geht davon aus, dass sich in Sachen Klima- und Umweltmanagement weltweit nicht viel ändert, also von einer negativen Entwicklung. Vielleicht wird diese nicht in dem Maße eintreten, zumindest würde die Einhaltung der Klimaziele sie abschwächen. Man sieht also auch beim Thema Wasser, wie wichtig es ist, die Umwelt und das Klima besser zu schützen.
TH
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