Ocean’s Eleven (USA 2001) #Filmfest 1065

Filmfest 1065 Cinema

Superstar-Heist-Movie

Ocean’s Eleven ist ein Spielfilm aus dem Jahr 2001 von Steven Soderbergh. Er ist eine Neuverfilmung des Films Frankie und seine Spießgesellen von 1960, der unter der Regie von Lewis Milestone entstand und im englischsprachigen Original auch Ocean’s Eleven heißt. Der Film gehört zum Genre der Heist-Movies.

Regisseur Steven Soderbergh ist einer der profiliertesten Künstler im heutigen Hollywood und einer der wenigen, die es schaffen, immer wieder künstlerische Akzente zu setzen und doch kommerziell erfolgreich zu sein. Manchmal das eine mit dem einen, das andere mit einem anderen Projekt, manchmal geht sogar beides zusammen. Zuletzt hatten wir „The Good German“ rezensiert, kein schlechter Film, aber an der Kinokasse ein Flop – trotz George Clooney und Cate Blanchett in den Hauptrollen. Da kommt ein stylisches Heist-Movie vermutlich ganz anders zum Tragen. Darüber schreiben wir in der Rezension.

Handlung (2)

Danny Ocean wird nach mehrjähriger Haft, die er wegen Diebstahls verbüßte, auf Bewährung entlassen. Unverzüglich bereitet er seinen nächsten Coup vor: In Las Vegas will er den Tresor unter dem Casinohotel Bellagio ausrauben, in dem der Besitzer Terry Benedict auch das Geld seiner beiden anderen Casinos The Mirage und MGM Grand aufbewahrt. Über 160 Millionen Dollar liegen in dem mit allen erdenklichen Vorkehrungen gesicherten unterirdischen Tresor. Wegen der Sensoren im Erdreich rund um den 70 m tiefen Bunker ist nicht daran zu denken, einen Tunnel zu graben. Man kann das Geld nur durch das Casino hinaustragen. Dafür hat sich Danny Ocean in der Gefängniszelle einen raffinierten Plan ausgedacht. (…)

Rezension 

Eine ganz andere Tonart als dieser düstere Film, der im Berlin des Jahres 1945 spielt, schlägt „Ocean’s Eleven“ an, der so erfolgreich war, dass es zwei Fortsetzungen gab. Allerdings wurde der halb-offene Schluss des hier besprochenen ersten Teils so angelegt, dass bei entsprechendem Erfolg sofort an die Handlung des ersten Films angeknüpft werden konnte. Man dachte sich, bei dieser Starbesetzung mit Clooney, Brad Pitt und Julia Roberts konnte nicht viel schiefgehen. Zumal der Film das Remake eines ähnlich starbesetzten Heist-Movies aus dem Jahr 1960 ist. Damals spielten Frank Sinatra, Dean Martin und Peter Lawford die führenden Mitglieder des Rat-Packs, die Hauptrollen in einer Gaunerkomödie, in der alles etwas größer angelegt ist als im durchschnittlichen Genrefilm.

Da wir den Film aus dem Jahr 1960 noch nicht kennen, orientierten wir uns zunächst an den Wertungen in der IMDb, und da liegt der neue Film deutlich besser. Das heißt, dieses Mal wird die Kopie höher eingeschätzt als das Original. Keine Frage, dass der Film elegant und stilsicher ist, dass die Besetzung passt und es keine größeren Fehler zu beklagen gibt. Wie so viele Heist-Movies ist allerdings der Aufwand für die Durchführung des Raubzuges derart gigantisch, dass man wieder einmal daran erinnert wird, dass nicht nur die Räuber im Film, die hier immerhin 160 Millionen Dollar abgreifen wollen, sondern auch das Medium und die Menschen im Allgemeinen offenbar unfähig sind, den Bombast in Grenzen zu halten und nichts stets auf Steigerung zu zielen.  Wenn man so will, spricht der Film über einen Fehler, den die Evolution bei unserer Konstruktion gemacht hat. Wegen der Riesensumme des Raubes fällt dieses allgemeine Phänomen hier besonders auf.

Mehr geht im Grunde nur noch, wenn man Fort Knox angreift, wie es „Goldfinger“ 1964 getan hatte. Die Sache ging allerdings dank James Bond schief, und das trifft auch auf die meisten klassischen Heist-Movies zu. Einfach deshalb, weil die Verbrecher nicht davonkommen dürfen, denn das verbot lange Zeit der Produktionskodex der Traumfabrik.

Davon sind wir allerdings 2001 schon ein gutes Stück entfernt und es geht gut durch, dass sympathische Stars die Marie mitnehmen dürfen – und die Tess ebenfalls. Bemerkenswert ist, dass dieses Werk, das kurz nach 9/11 in die Kinos kam, so gut lief, obwohl die Leute gerade gar nicht gut gelaunt waren. Das weist uns auf eine zweite bemerkenswerte Eigenschaft des Menschen hin: Dass er sich gut abspalten kann. Einerseits ist das zum Überleben notwendig, andererseits schaffen wir erst die schrecklichen Bedingungen, die solche Überlebensmechanismen notwendig machen. Aber gerade die Vertrautheit mit den großen Stars, die eine Kontinuität des Lebens und anhand ihrer Figuren Vertrauen in die Fähigkeiten der Nation signalisierten, könnte andererseits diesen Erfolg mitbewirkt haben.

Gedreht wurde „Ocean’s Eleven“ natürlich vor diesem Ereignis und man kann höchstens darüber spekulieren, ob ein solches Projekt, in dem immerhin ein Hochhaus gesprengt wird, nach den Anschlägen vom 11. September noch so umgesetzt worden wäre. Diese Sprengung, die vorsichtshalber nur als Fernsehbild gezeigt wird, gab es wirklich, weil ein älteres Casinogebäude in Las Vegas Platz für ein (selbstverständlich) neues und größeres machen musste.  (1)

Das im Film gezeigte Boxmatch findet zwischen Wladimir Klitschko und Lennox Lewis statt, die in Wirklichkeit aber nie gegeneinander gekämpft haben. Wohl aber fochten Lewis und Wladimirs älterer Bruder Vitali um die Krone im Schwergewicht, es war Lewis‘ letzter Kampf und er blieb wegen eines technischen Knockouts ungeschlagen. Lewis boxte im November 2001, kurz vor dem Kinostart von „Ocean’s Eleven“ tatsächlich im Mandala Bay Resort in Las Vegas (gegen David Tua um die WBC/IBF-Titelverteidigung, auch diesen Kampf gewann Lewis).

Bei einem Film wie diesen, der mit enormen Beutesummen dealt, liegt es nahe, ein wenig auf die wirklichen Summen zu schauen, die zu Buche stehen. Der Film kostete etwa 85 Millionen Dollar und spielte in den USA bei der Erstaufführung innerhalb von fünf Monaten 180 Millionen ein. Das sind in etwa die Summen der Gesamtbeute oder der Beutehälfte, um die es im Film geht. Danny Oceans Beuteanteil am Gesamten wären etwa 15 Millionen gewesen. George Clooney, der die Rolle spielt, erhielt dafür 20 Millionen Dollar. Brad Pitt für die Rolle des Rusty nur 10, aber mit allen Beteiligen am Ergebnis soll er sogar auf 30 Millionen gekommen sein. Julia Roberts, damals der bestbezahlte weibliche Filmstar der Welt, gab sich mit 10 Millionen für ihre relativ kleine Rolle zufrieden – verbunden mit der Anekdote, dass man ihr das Drehbuch mit einem Dummy-Scheck über 20 Millionen zugesendet habe, weil man wisse, dass dies die Summe sei, für die sie arbeitet. Steven Soderbergh, der Regisseur, musste es wissen, denn er hat sich ihre Verkörperung der Erin Brokovich ein Jahr vor „Ocean’s Elevn“ tatsächlich 20 Millionen Dollar kosten lassen. Die Academy of Motion Pictures hat sich davon auch beeindrucken lassen und Roberts einen etwas umstrittenen Oscar zugesprochen.

Man sieht also, auf die Summen, die im Film genannt werden, mussten die Topstars nicht neidisch sein, weil sie sogar unterhalb der Realgagen lagen, die sie bezogen. Die 1990er brachten enorme Steigerungen in diesem Bereich, einhergehend mit einer neuen Generation von Stars. Diese waren den Studios wieder so viel wert wie in den klassischen Zeiten Hollywoods, als die Messlatte für längere Zeit und unter anderen Voraussetzungen bei etwa vierhunderttausend Dollar lag.

Zu Beginn des Films spielen Brad Pitt und George Clooney in einer Pokerrunde, bei der auch das Spiel Black Jack benannt wird – die Filmcrew spielte dieses Spiel häufig. Dabei sollen Matt Damon oder Brad Pitt am meisten gewonnen haben, während George Clooney fünfundzwanzig Mal hintereinander verlor. An seiner Stelle war ursprünglich Bruce Willis als Danny Ocean vorgesehen, konnte die Rolle aber wegen Terminkonflikten nicht annehmen.

Finale

„Ocean’s Eleven“ ist ein Muss für Fans von George Clooney und Brad Pitt, während Julia Roberts hier mehr eine Nebenrolle spielt. Gemäß Wertung in der IMDb ist das Werk bei Männern und Frauen gleichermaßen geschätzt (7,8/10 im Jahr 2014, als der Entwurf dieses Textes verfasst wurde, 7,7/10 im Jahr 2024, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung). Bei Frauen gewiss wegen Pitt und Clooney, bei den Männern, weil der coole Job, der hier erledigt wird, ohne dass auch nur einer der elf Spießgesellen zu Schaden kommt – wenn man von einem gequetschten Finger absieht – etwas ist, wovon Männer träumen. Es wirkt alles so smooth, so vergleichsweise ungefährlich, trotz des Gegenspielers mit den vielen Millionen im Hintergrund, dem die drei beraubten Casinos gehören.

Die Casinos gehören auch real zu einer Kette, die ein Ableger des Hollywoodstudios MGM ist, aber vermutlich haben sie keinen gemeinsamen Tresorraum – das ist mit der unrealistischste Part diese Films und im Grunde eine Mogelpackung, denn es werden nicht drei Casinos nacheinander ausgeraubt, sondern der gemeinsame Tresorraum, sodass nur ein einziger Coup durchzuziehen ist.

76/100

© 2024 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2014)

(1) Wir haben es später in den „Trivia“ zum Film auf der IMDb entdeckt: Die kurzeSequenz mitTerry undTess, die den Abriss einesVegasHotels beobachten, war ursprünglichdie Sprengung des „New York, New York“ Hotels und Casinos.  Dochinder Zeit nach den9/11 –Angriffenwar man der Ansicht, dass diesvöllig unangebracht war, da das Bildan den Einsturz der Türme des World Trade Centers erinnerte. Der computeranimierteHintergrund deseinstürzenden Gebäudeswurde kurz vorKinostartdes Filmsdurch ein neuenfiktivesHotelnamens „Xanadu“Das „Making of“ auf DVD war damals allerdings schon fertig und zeigt die Originalszenen. Ob dies auch die Version war, die wir im TV gesehen haben, lässt sich schwer beurteilen, weil die Szene eben nur wenige Sekunden dauerte und die Fernsehbilder wohl bewusst undeutlich gehalten waren.

(2), kursiv und tabellarisch: Wikipedia

Regie Steven Soderbergh
Drehbuch Ted Griffin
Produktion Jerry Weintraub
Musik David Holmes
Kamera Steven Soderbergh
Schnitt Stephen Mirrione
Besetzung

 

 

 

 


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