UPDATE 2 Kampf ums Wasser nimmt zu – auch in Europa +++ Grunddaten +++ Gefährdung der Wasserversorgung? +++ Wasserverfügbarkeit in verschiedenen Ländern (Statista + Zusatzinfos + Kurzkommentar) | Briefing 478 Update 2 | Klima / Umwelt (KER = Klima-Energie-Report), Gesellschaft

Briefing 478-UD 2 Geopolitics, ClimateChange, Wasserverfügbarkeit, Wasserressourcen, Wasserverbrauch, Kampf ums Wasser, WaterWars,

Teil 3 vom 25.03.2024

Mit dem heutigen Beitrag schließen wir unseren Dreiteiler über das Wasser vorerst ab. Schon im Ausgangsartikel haben wir unser Erstaunen darüber angedeutet, dass ausgerechnet im grundsätzlich wasserreichen Europa die Kämpfe um das Wasser am stärksten zunehmen sollen. Hier erst einmal die Grafik dazu:

Kampf ums Wasser nimmt zu – auch in Europa

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Die Anzahl der Wasserkonflikte nimmt in den meisten Regionen der Welt zu. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis von Daten des Pacific Institutes. Schwerpunkt ist dabei Asien: hier gibt es in absoluten Zahlen die meisten Konflikte. Auffällig ist zudem, dass in den meisten Regionen in den vier Jahren des aktuellen Jahrzehnts bereits annähernd so viele Konflikte registriert worden sind wie in den 10 Jahren der vorangegangenen zwei Jahrzehnte. Zudem fällt auf, dass die Konflikte in Europa in diesem Jahrzehnt bereits deutlich über dem Niveau der vorangegangenen zwei Jahrzehnte übersteigt.

Das schnelle, globale Bevölkerungswachstum führt zu immer größerer Wasserknappheit. In der Folge steigen die Konflikte um diese lebenswichtige Ressource. Betroffen sind vor allem ärmere Gebiete, die zusätzlich durch die Folgen des Klimawandels vermehrt mit Dürren und Trockenzeiten zu kämpfen haben.

Die Quelle unterscheidet folgende verschiedene Konfliktarten:

– Casualty: Verlust von Wasserressourcen oder Wassersystemen durch Konflikte; Wasserressourcen oder Wassersysteme werden beabsichtigt oder beiläufig Ziele von Gewalt.

– Weapon: Wasser als eine Waffe in einem Konflikt.; Wasserressourcen oder Wassersysteme werden als Instrument oder Waffe in einem gewaltsamen Konflikt benutzt.

– Trigger: Wasser als Auslöser oder Ursache eines Konfliktes; Konflikte über die Kontrolle von Wasser; der ökonomische oder physische Zugang zu Wasser oder auch Wasserknappheit lösen Gewalt aus.

Weitere Statistiken zum Thema Wasserknappheit und Wasser allgemein finden Sie im Statista-Report zur Ressource Wasser.

Statista liefert also auch eine Definition dessen, was als Krieg ums Wasser gilt. Erkennen Sie in einer der drei Teildefinitionen einen aktuellen Vorgang in Europa wieder?  Es sei denn, der Ukrainekrieg wird auch als Wasserkonflikt bewertet, aber nicht als einzelner, sondern mit jeder Kampfzone extra, sehen wir bisher keine Schlagzeilen, die in diese Richtung weisen. Wasserkonflikte in Europa müssten sich ja im Wesentlichen innerhalb der EU abspielen. Vielleicht werden Sie schlauer, wenn Sie den oben verlinkten Wasserreport lesen. Allerdings müssen Sie dafür mehr aufwenden, als Ihre gesamte Trinkwasserversorgung pro Jahr in der Regel kosten dürfte.

Wer Wasser entsalzen kann, ist klar im Vorteil, denn 97 Prozent des Weltwasservorrats bestehen aus Salzwasser, außerdem soll der Meeresspiegel bekanntlich ansteigen. Verblüfft hat uns, wie hoch der Süßwasseranteil ist, der in Eis und Schnee gebunden ist

Wer nicht zu häufig Durchfall hat, ist ebenfalls im Vorteil, denn 27 des häuslichen Trinkwassers in Deutschland gehen durch die Toilettenspülung abwärts, und auf der Liste der Länder, die am meisten bezüglich ihrer Wasserversorgung gefährdet sind, ist kein europäisches zu finden (außer San Marino – Zeit, die Kleinstaaterei zu beenden und sich unauffällig einem wasserreicheren Land anzuschließen?). Der Anteil von Menschen mit sicherem Wasserzugang ist von allen Kontinenten in Europa am höchsten. Alle Länder, in denen die sichere Trinkwasserversorgung besonders selten gewährleistet ist, liegen derzeit in Afrika.  Hier nun ein paar Zahlen der WMO (World Meterological Organization):

Die Landwirtschaft verbraucht rund 70 % der natürlichen Wasserressourcen. Besonders wasserintensiv ist dabei die Viehwirtschaft. Werden Sie vegan und sparen Sie Wasser!

Im Jahr 2022 wiesen über 50 % der globalen Einzugsgebiete und Stauseen Abweichungen von den normalen Bedingungen auf.

 Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung leidet zumindest für einen Teil des Jahres unter akuter Wasserknappheit.

 Dürren zwischen 1970 und 2019 führten zu über 700.000 dürrebedingten Todesfällen und wirtschaftlichen Verlusten in Höhe von über 260 Milliarden US-Dollar.

 Zwischen 2001 und 2018 waren rund 74 % aller Naturkatastrophen wasserbedingt.

 Weltweit sind rund 1,8 Milliarden Menschen einem erheblichen Überschwemmungsrisiko ausgesetzt.

TH

Teil 2 vom 23.03.2025

Wir machen uns unserem Artikel  zur weltweiten Versorgungslage in Sachen Wasser nun einen kleinen Mehrteiler – mit dem ersten Ergänzungartikel heute. Im Ausgangsbeitrag ging es um die teilweise dramatische Lage bei der weltweiten Versorgung mit Wasser, die in den kommenden Jahrzehnten eintreten könnte.

Heute werfen wir einen kurzen Blick auf die aktuelle Einschätzung der Lage in einigen Ländern Europas:

Ist die Versorgung mit Wasser und Nahrung in Europa gefährdet?

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Wasser- und Nahrungsversorgung waren in Europa lange kein großes Thema. Das hat sich mittlerweile geändert. Selbst im eigentlich wasserreichen Deutschland ist Trockenheit zuletzt zum Problem geworden. Der Mittelmeerraum leidet aktuell unter Dürre und hohen Temperaturen. Dass Wassermangel im Bewusstsein der Verbraucher:innen angekommen ist, zeigen auch Daten der Statista Consumer Insights. Demnach hielten zuletzt ein Viertel der Französ:innen Wasser- und Nahrungsversorgung für eine der größten Herausforderungen ihres Landes. Ähnlich hoch ist der Anteil im Vereinigten Königreich (24 Prozent), Spanien (24 Prozent) und Italien (23 Prozent) – damit bereitet das Thema den Menschen deutlich mehr Sorgen als in den Vorjahren, wie der Blick auf die Statista-Grafik. Und auch bei uns wird Versorgungssicherheit zunehmend zum Thema.

Wie im Ausgangsartikel erwähnt, war bei uns der Auslöser für das Nachdenken über das Wasser die Dürrezeit im Sommer der Jahre 2018 und 2019, als Bestandteile der Natur in Berlin sichtbare Zeichen von Versorgungsnot zeigten. Im Grunde fing es aber schon mit unserem Umzug in die Stadt an. Wir haben uns gewundert darüber, wie unterschiedlich innerhalb Deutschlands die Niederschlagsmengen waren. 

Dabei begann es sehr verheißungsvoll: Unser Umzug im Frühjahr war perfekt, wochenlang zuvor und danach schönes Wetter und kaum Regen. Mittlerweile wissen wir, dass das hier ein Dauerzustand sein kann und dass es den tagelangen, nervigen Landregen, den wir von „zu Hause“ kennen, hier kaum gibt. Nun könnte man schreiben: kaum gab. Denn das Jahre 2023 und auch das bisherige 2024 waren recht niederschlagsreich und es kam auch zu Niederschlägen, die mehr als nur wenige Stunden oder gar Minuten andauerten. 

Genau hier kommen wir beim Unterschied zwischen Wetter und Klima an, der vielen Menschen offenbar Wahrnehmungsschwierigkeiten bereitet. Selbstverständlich haben diese Ereignisse der letzten 15 Monate nichts daran geändert, dass es die Mark Brandenburg im Vergleich zum Südwesten Deutschlands eine ziemlich trockene Sandkiste ist, auch die Böden sind weniger fruchtbar. Wozu beides führt, ist offensichtlich: Die Natur, die wir aus unserer Kindheit kennen, ist üppiger vor allem im Bereich hochwachsender Pflanzen,  wasserbedarfsintensiver Laubbäume nämlich. Die wundervoll hohen Eichen- und vorallem Buchenwälder, die bis zum Himmel zu reichen scheinen, gibt es hier im Nordosten nicht. Trotzdem haben wir im Ausgangsartikel gelernt, dass gerade im Südwesten ein starker Wasservorratsrückgang zu erwarten sein könnte. 

Es ist eben alles relativ. Irgendwie kann man auch in der Sahara überleben, aber nicht mit der Alltagsqualität und nicht mit so vielen Menschen auf engem Raum wie in unseren noch immer und natürlich auch in Berlin mit seinen vielen Binnengewässern wassergesegneten Breiten. 

Das Thema Wasser war uns also nicht ganz neu, bevor wir diese kleine Serie gestartet haben und wir haben immer wieder verwundert gelesen, wie zum Beispiel in den USA der Wasserhaushalt ganzer Großregionen von Menschen derart verändert wird, dass eines Tages bestimmte Bundesstaaten vielleicht gar kein natürliches Wasser mehr für ihre Bewohner haben. Weil man schlicht meinte, es übertreiben zu müssen, wie die in jeder Hinsicht eklektische Wüstenstadt Las Vegas besonders deutlich illustriert. Auch andernorts blüht die Wüste mit einer Hybris auf, die nur zu bewältigen ist, wenn man in großen Mengen Meerwassere entsalzen kann.  Den Meerresspiegel wird das nicht senken, er soll ja eher ansteigen. Aber was in Binnenregionen passiert, in denen immer mehr Menschen immer mehr Wasser verbrauchen, sollte uns zu denken geben. Die relative deutsche Sparsamkeit ist grundsätzlich der richtige Weg. Wenn man bedenkt, dies ist ein Industrieland, in dem  viel Brauchwasser eingesetzt wird, ist das hiesige Wasserkonsumverhalten beinahe vorbildlich geworden. 

Was aber, wenn die Landwirtschaft immer mehr künstlich bewässern muss, weil das Oberflächenwasser immer weniger wird, sprich, es noch weniger regnet als zum Beispiel 2018, 2019? Was wird dann mit dem Grundwasserspiegel geschehen?  Die Berliner Situation haben wir uns diesbezüglich einmal erklären lassen, hier sieht es offenbar noch recht gut aus, vertrocknete Bäume hin oder her.  Nicht aber notwendigerweise im weiteren Umland, und dieses ist ja für unsere Lebensmittelversorgung entscheidend.

Fragen wie diese stellen sich die Menschen  in Europa mehr und mehr und es drückt sich in der oben gezeigten Grafik aus. Nun müsste man über die obige Grafik eine Linie mit der Niederschlagsmenge der jeweiligen Jahre seit 2019 legen, um zu ermitteln, wie exakt sich die Sorgen der Menschen am gerade aktuellen Wettergeschehen ausrichten. In den südeuropäischen Ländern kam es in den letzten Jahren wieder zu erheblichen Dürreperioden u. a. mit riesigen Waldbränden, daher ist die zunehmende Sorge um das Wasser nicht verwunderlich. In Deutschland war das Jahr 2023 nicht ganz so trocken und die durch Waldbrände vernichtete Fläche erreichte nicht das extrem hohe Niveau des Vorjahrs, aber:

Auf der Suche nach einem Wort für 2023 drängt sich „Extremwetter“ geradezu auf. Am Jahresende scheinen die zurückliegenden Monate zu einer unheilvollen Mischung aus Überflutungen, Waldbränden und Stürmen zu verschwimmen – ein Extrem reihte sich an das nächste.

2023 war das wärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der Aufzeichnungen 1881 – davon ging der Deutsche Wetterdienst (DWD) kurz vor Ende des Kalenderjahres sicher aus. Die Durchschnittstemperatur werde voraussichtlich bei 10,6 Grad liegen, sagte ein Sprecher. (Quelle)

Die Flutopfer der letzten Jahre werden dem Nachdenken über die Wasserknappheit vermutlich nicht so viel abgewinnen können, aber das ist eben der Unterschied zwischen Wetter und Klima und es ist notwendig, etwas um die Ecke denken zu können: Auch die großen Wassermassen zur Unzeit sind durch Klimaveränderungen mitverursacht bzw. kommen häufiger vor. In dem Fall ist Wasser zerstörerisch, mittelfristig aber werden wir wohl eher mit Trockenheit zu kämpfen haben, wenn wir nicht den Klimawandel entschieden angehen und versuchen, die Erderwärmung so niedrig wie möglich zu halten. Das Jahr 2023 war weltweit das wärmste seit 1940, wie wir anhand einer Zeitreihe gesehen haben, die „Our World in Data“ bereithält, und dies nicht nur ein bisschen, sondern mit großem Abstand zum bisherigen wärmsten Jahr 2016. Das Jahr 2024 zeigt im bisherigen Verlauf einen weiteren Anstieg, wenn auch nicht einen so großen wie im Vorjahr, dafür aber auf der extrem hohen Basis des Vorjahrs. Das Wetter in Deutschland ist gerade gar nicht so warm, wir fluchen manchmal über Temperaturen nahe null Grad, wenn wir auf dem Fahrrad unterwegs sind, alle sin uns will den Frühling kommen sehen. Ja, aber das ist eben das Wetter, nicht das Klima. Im Grunde müssen wir für jeden kühlen Tag froh sein, besonders, wenn er, wie  heute, auch noch etwas Regen mitbringt.

Die Kastanie in unserem Hof treibt dennoch aus. Wird sie dieses Jahr ihren normalen Rhythmus einhalten können oder im August schon die Blätter einrollen, wie erstmals im Jahr 2018 beobachtet? Wir können uns eben nicht mehr sicher sein, und das sollte uns warnen und den Klimawandel ernstnehmen lassen. 

In den Umfragewerten drückt sich ein zunehmendes Bewusstsein für das Problem auch in vermehrten Gedanken zum Thema Wasser aus. Aber kämen ein paar ruhige, regenreiche Jahre, was wäre dann? Käme wieder die trügerische Sorglosigkeit? Oder würde man die Chance nutzen, ohne akuten Druck und bei angenehmem Wetter weiterhin konsequent an der Zukunftssicherheit der Systeme zu arbeiten, die wir betreiben? 

TH

Vor einiger Zeit hat uns nachdenklich gestimmt, dass Deutschland per Saldo seit vielen Jahren Wasser (bzw. Wasservorräte) verliert.

Dazu haben wir uns eine KI-generierte Zusammenfassung schreiben lassen:

Deutschland gehört zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit12Laut einem Bericht verliert Deutschland pro Jahr etwa 2,5 Kubikkilometer Wasser3Dies hat dramatische Folgen für die Landwirtschaft und die Wälder3Eine weitere Ursache neben dem Klimawandel ist das verstärkte Abpumpen von Grundwasser als Reaktion auf die abnehmende Verfügbarkeit von Oberflächenwasser1.

In den Jahren 2019 bis 2021 wurden vielerorts Rekordunterschreitungen der langjährigen niedrigsten Grundwasserstände an den Messstellen ermittelt2Besonders betroffen sind die Regionen um Lüneburg, Baden-Württemberg und Bayern1.

Unter Vorbehalt: Auch im ohnehin trockenen Nordosten des Landes, in dem wir leben, wird die Lage sich vermutlich nicht gerade verbessern. Die Dürrejahre 2018 und 2019 und wie die Natur gelitten hat, sind uns noch gut in Erinnerung. Wie aber sieht es weltweit aus?

Infografik: Wer 2050 genug Wasser zur Verfügung hat – und wer nicht | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Wasser ist nicht nur die Lebensgrundlage für Tiere und Pflanzen, sondern wird sich in den kommenden Jahrzehnten in Teilen der Welt voraussichtlich auch zu einer umkämpften Ressource entwickeln. Der weltweite Wasserstress, also der Anteil des entnommenen Wassers zur Nutzung in Industrie, Landwirtschaft oder Privathaushalten an verfügbarem Wasser, war im Jahr 2020 laut UN-Angaben mit 18,2 Prozent überschaubar. 2022 lebten dennoch 2,4 Milliarden Menschen in Gebieten, die teilweise extremem Wasserstress ausgesetzt sind.

Wie hoch dieser bis 2050 genau ausfallen wird, lässt sich aufgrund zahlreicher Faktoren wie dem Stand der Weltbevölkrung oder den wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in Schwellen- und Transformationsländern nicht genau bestimmen. Deswegen arbeiten Wissenschaftler:innen heutzutage mit Szenarios statt genaueren Schätzungen. Dass der Bedarf an Wasser stetig zunehmen wird und viele Länder schon jetzt mehr verbrauchen, als sie zur Verfügung haben, gilt allerdings als gesichert.

Wie die Grafik auf Basis von Projektionen des US-Thinktanks World Resources Institute (WRI) zeigt, werden voraussichtlich 51 der 164 untersuchten Länder und Gebiete 2050 unter hohem bis extrem hohem Wasserstress leiden, was 31 Prozent der Grundgesamtheit entspricht. Das dabei verwendete Szenario entspricht laut WRI einer „Weiter wie bisher“-Zukunft mit Temperaturanstiegen zwischen 2,8 und 4,6 Grad Celsius bis 2100 sowie einer weiterhin ungleichen Welt, „einschließlich eines langsamen Wirtschaftswachstums, einer schwachen Regierungsführung und schwacher Institutionen, geringer Investitionen in Umwelt und Technologie und eines hohen Bevölkerungswachstums, insbesondere in Entwicklungsländern“. Zu den Staaten, in denen 2050 mindestens 80 Prozent der verfügbaren Wassermenge verbraucht werden sollen, zählen neben der gesamten arabischen Halbinsel, dem Iran und Indien auch die meisten nordafrikanischen Länder wie Algerien, Ägypten oder Libyen.

Das Phänomen der Wasserknappheit ist allerdings nicht nur auf Schwellenländer beschränkt. Auch südeuropäische Staaten wie Portugal, Spanien und Italien leider derzeit angeblich schon unter hohem Wasserstress, in Spanien soll sich die Lage bis 2050 noch deutlich verschlimmern. Für Frankreich und Polen gehen die Expert:innen des WRI von mittlerem bis hohem Wasserstress aus, was einer Nutzungsquote von 20 bis 40 Prozent der verfügbaren Ressourcen entspricht. In Deutschland soll sich die Lage nur geringfügig verschlechtern.

Durch die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Wasserversorgung sollen auch die Konflikte ums Wasser stark zunehmen – überraschenderweise vornehmlich in Europa. Überraschend deshalb, weil wir dazu bisher nicht viel gehört haben. Offenbar spielen sich diese Konflikte noch unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der Öffentlichkeit ab.

Wir finden die Lage in Deutschland besorgniserregend, wenn auch nicht in dem Maße, wie in Teilen Afrikas oder anderer Hotspots der Wasserknappheit. In weiteren großen Industrieländern sieht es auch nicht besonders gut aus, quer durch Mitteleuropa zieht sich eine Zone mit recht intensiver Wassernutzung. Nicht verwunderlich wiederum, dass Ähnliches für die USA mit ihrem extremen Pro-Kopf-Wasserverbrauch gilt – oder auch für China als einem Land, bei dem der Ressourcenverbrauch in jeder Hinsicht in beängstigendem Maße zunimmt.

Sehr interessant ist, dass die skandinavischen Länder, die auf quasi allen Gebieten die höchsten Standards aufweisen, auch beim Thema Wasser auf der sicheren Seite sind. Immerhin gilt das dieses Mal auch für Teile Südamerikas und Afrikas, die auf anderen Gebieten nicht zu den Topstaaten zählen. Es gilt jedoch: Viele Länder, die ohnehin viele Probleme haben, haben auch ums Wasser zu kämpfen.

Auf eine Besonderheit muss selbstverständlich hingewiesen werden: Das hier für 2050 gezeigte Szenario geht davon aus, dass sich in Sachen Klima- und Umweltmanagement weltweit nicht viel ändert, also von einer negativen Entwicklung. Vielleicht wird diese nicht in dem Maße eintreten, zumindest würde die Einhaltung der Klimaziele sie abschwächen. Man sieht also auch beim Thema Wasser, wie wichtig es ist, die Umwelt und das Klima besser zu schützen.

TH

Hinterlasse einen Kommentar