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Crimetime Vorschau – Titelbild © BR / Bavaria Fiction GmbH, Linda Gschwentner

 Schau mich an ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort. Der vom Bayerischen Rundfunk produzierte Beitrag ist die 1267. Tatort-Episode und soll am 7. April 2024 im SRF, im ORF und im Ersten ausgestrahlt werden. Das Münchner Ermittlerduo Batic und Leitmayr ermittelt in seinem 96. Fall.[1]

Einer der wichtigsten Countdowns in der deutschen Fernsehgeschichte läuft gnadenlos weiter: Die Tage der Münchener Ermittler Batic und Leitmayr werden bald gezählt sein.

  1. 1Nach Angaben des Bayerischen Rundfunks sind für 2024 und 2025 noch weitere Filme geplant, bevor sich die Kommissare nach dann 35 Jahren und glatt 100 Fällen vom Dienst verabschieden1Wer nach Ende dieser Ära ab 2026 neu in das Team des Tatorts München kommt, wird in Ruhe entschieden und zu gegebener Zeit bekannt gegeben12.

Sie merken, die obige Information ist nicht mehr ganz neu, aber das Ende wurde wohl erstmals nach 93 Filmen diskutiert. Wir werden sie nach dem 96. Tatort noch viermal sehen. Mich hat eine überraschende Stimmung ereilt. Bisher dachte ich, in diesen unruhigen Zeiten sind Konstanten, und die beiden sind die aktuell zweitgrößte Konstante im deutschen TV, umso wichtiger. Im Moment ist es aber umgekehrt. Wir müssen begreifen lernen, glaube ich, dass die letzten Jahre zu ruhig, insofern trügerisch waren. Corona und die neuen Kriege haben uns gezeigt, dass nichts sicher ist, was immer wir auch selbst getan zu haben glauben, um unser Leben abzusichern.

Das letzte für alle spürbare Großereignis in Deutschland vor den Herausforderungen des neuen Jahrzehnts war die Wende, und diese liegt bereits ein Jahr länger zurück als der Start von Batic und Leitmayr. Sie kam kurz nach dem ersten Tatort von Lena Odenthal, womit wir auch die größte Kontinuität in allen deutschen Fernsehserien benannt haben, die bezeichnenderweise ebenfalls im Tatort erzielt wurde. Formate wie die „Tagesschau“ nicht berücksichtigt, da sie – hoffentlich – nicht fiktional und die Sprecher, die sie über Jahrzehnte geprägt haben, mittlerweile im Ruhestand sind.

Worum geht es im fünftletzten Fall von Batic und Leitmayr?

Bei den Ermittlungen in einem Mordfall stoßen Batic, Leitmayr und Hammermann im Internet auf Gewaltvideos, in denen ein Unbekannter vor laufender Kamera erst Hunde und dann einen Menschen quält und tötet.[2]

Grausiger Fund in den Katakomben unter dem Münchner Hauptbahnhof: Ein weiblicher Torso ohne Kopf und Arme setzt die Ermittler Batic und Leitmayr auf die Spur eines brutalen Killers, der seine Morde live im Internet filmt und verbreitet. Vor allem Kommissar Kalli Hammermann gerät auf der Suche nach dem Täter in eine brenzlige Situation – zu sehen am 07.04.2024 um 20:15 Uhr im Ersten.[3]

In einem Abwasserkanal unter dem Münchner Hauptbahnhof finden Arbeiter einen weiblichen Torso. Bei ihren Ermittlungen stoßen Batic, Leitmayr und Hammermann im Internet auf verstörende Gewaltvideos. Die Fälle scheinen miteinander in Verbindung zu stehen und schnell wird klar, dass es möglicherweise bald schon einen weiteren Mord geben könnte. Bei ihrer verzweifelten Suche nach dem Täter treffen die Kommissare auf eine erschreckende Welt von online zur Schau gestellten Taten – und geraten selber in Gefahr.[4]

Kritiken und Anmerkungen

Tja, auf die Münchner ist einfach Verlass. Auch diesmal bieten sie eine souverän inszenierte, spannende und erzählenswerte Story zu einem topaktuellen Thema, widerstehen dabei aber konsequent der Versuchung, sich zu sehr an die Aktualität anzubiedern. Keine Spur von coolen Influencern und ihrer oberflächlichen Glitzerwelt, die den Old-School-Kommissaren erklären müssen, wie der Hase läuft. Nein, in diesem Tatort ist die virtuelle Welt vor allem düster, grausam, gewalttätig, voyeuristisch, kaum erträglich – und damit wohl leider sehr nah an der Realität. Getoppt wird alles vom starken Solo für Kalli Hammermann am Ende – absolute Einschaltempfehlung![5]

Weist das Solo für den Jungpolizisten, der Hammermann immer noch ist, auf die Zukunft des Teams hin? Erinnern Sie sich noch an den Wechsel von Veigl zu Lenz? Damals wurde der Stab auch weitergegeben an ein schon bekanntes Gesicht – das aber nach meiner Ansicht viel prominenter und auch prominenter in den Filmen platziert war als jetzt das von Ferdinand Hofer, der Kalli Hammermann spielt. Und damit zu unserer zweiten Nachfrage beim Chatbot der Wahl:

Ja, es scheint so, dass die Figur Kalli Hammermann, gespielt von Ferdinand Hofer, auch nach dem Ausscheiden der Kommissare Batic und Leitmayr im Münchner Tatort erhalten bleibt12Hofer hatte bereits gesagt, er könne sich vorstellen, seine Rolle als Assistent Kalli auch dann weiterhin zu spielen, wenn die Chefs einmal in den Ruhestand gehen sollten2Es ist jedoch noch unklar, in welcher Form und mit welchem Team Kalli Hammermann in zukünftigen Folgen des Münchner Tatorts auftreten wird12.

Seine Form wird sich vermutlich nicht sehr von der bisherigen unterscheiden, aber möglicherweise seine Funktion? Man darf gerne ein einen weiteren Tatbestand der bayerischen Tatort-Geschichte erinnern: Batic und Leitmayr haben nicht immer schon so gesetzt-ergraut ausgeschaut wie heute. Als sie begannen, waren ihre Darsteller 36 Jahre (Miroslav Nemec) und 33 Jahre alt (Udo Wachtveitl). Nach Lena Odenthal, deren Darstellerin Ulrike Folkerts erst 28 war, als diese Ära begann, das jüngste Hauptermittler-Team bis dahin. Seitdem haben wir viele Versuche gesehen, den Tatort richtiggehend jugendlich zu machen, nicht alle sind geglückt und aktuell gibt es kein Team, das im Durschnitt so jung ist wie die beiden damals waren. Ferdinand Hofer ist knapp 31 Jahre alt, wird also 32 oder 33 sein, wenn seine Vorgesetzten den Dienst quittieren werden, wie seinerzeit Udo Wachtveitl. Außerdem ist er ein eingeführtes Gesicht, das war bei den beiden, besonders bei Wachtveitl, damals nicht der Fall, auch wenn die Wikipedia sie als aufstrebende Talente des deutschen Fernsehens in der Zeit kurz nach der Wende bezeichnet, weil die beiden schon in einigen bemerkenswerten Produktionen mitgespielt hatten. Sie brauchten nach meiner Ansicht durchaus eine gewisse Zeit, bis sie ihre heutige Statur erreicht hatten. Dies soll aber kein Werbetext für irgendwen werden, ich zeichne nur nach, was eine gewisse Logik für sich hätte.

Apropos Schauspielgrößen im Tatort und große Tatort-Darsteller: Harald Krassnitzer, der den Wiener Tatort seit 25 Jahren, davon 13 mit Bibi Fellner, prägt ist als Gast in einer Gastrolle zu sehen.

Für meinen Geschmack ist das trotz des schweren Themas ein sehenswerter Tatort über die grausamen Untiefen des Internets, oder sagen wir die grausamen Untiefen des menschlichen Daseins. Spannend besonders gegen Ende mit dieser einen gelungenen Wendung. Ein guter Tatort, drei von fünf Elchen![6]

Nach Schulnoten wäre ein guter Tatort eher einer mit vier Elchen, aber der Film muss auch ziemlich unangenehm sein, kein gemütlicher Rätselkrimi, auch wenn er offenbar als Whodunit aufgebaut ist, denn er hat den üblichen Thriller-Ansatz, dass der Zeitfaktor bis zum möglichen nächsten Mord eine wichtige Rolle spielt. 

Serienmörder ist ein Knochenjob. Früher waren Serienkiller zarte Künstlerseelen, heute sind sie verschwitzte Malocher des Todes: ein »Tatort« über das anstrengende Handwerk des Strangulierens, Zerlegens und Zersägens.[7]

Ich weiß nicht, welches Früher Christian Buß vom Spiegel meint, aber wenn man die Geschichten realer Serienmörder liest, gewinnt man eher den Eindruck, dass sie vor allem nicht psychisch gesund waren, wohl aber häufig intelligent und – sic! – handwerklich und technisch begabt, in manchen Fällen. Wegen dieser Kombination von Eigenschaften blieben sie oft lange unentdeckt, weil die psychische Störung nicht zu auffällig war, schon gar nicht für die Verhältnisse der alten Zeiten, in denen das wahre Grauen gleich um die Ecke wohnen konnte, ohne dass die Nachbarn etwas davon mitbekamen und kein:e auf Serienmörder:innen spezialisierte:r Therapeut:in weit und breit.

Leider können Sie die Rezension nur vollständig lesen, wenn Sie ein Spiegel-Abo besitzen. Liegt hier etwa eine Diskriminierung vor? Die Kritik von Buß für den letzten Polizeiruf lag nicht hinter einer Bezahlschranke. Niemals eine solche gibt es bei folgender wichtiger Stimme:

Ein weiblicher Torso in einem Abwasserkanal, Foltervideos im Netz, ein akribisch vorbereiteter Mord vor laufender Kamera – Batic und Leitmayr sind sichtlich angefasst von diesem Fall, der allen die Sprache verschlägt. Besonders Kalli kann sich bei diesem Recherche-intensiven Fall hervortun. Allerdings begibt er sich dabei in größte Gefahr. Ein kluger Schachzug. So wird die Identifikation mit diesem sympathischen Jungkommissar spannungstechnisch genutzt. Vor allem aber gerät so die Gewaltbereitschaft des Täters nicht mehr vermittelt per Video, sondern unmittelbar in den Fokus, ohne als Zuschauer befürchten zu müssen, Augenzeuge eines weiteren Mordes zu werden. Die Gratwanderung – gerade im Abbildmedium Film – zwischen Gewalt-Voyeurismus auf der einen und einer vagen & damit verharmlosenden Darstellung der realen Brutalität auf der anderen Seite ist die größte Herausforderung eines Films wie „Schau mich an“ (ARD / Bavaria Fiction), besonders als Beitrag einer so populären Krimi-Reihe wie „Tatort“. Autor-Regisseur Christoph Stark beweist Fingerspitzengefühl. Ein Ermittler-Krimi erliegt ohnehin – anders als Filme über Serienkiller  weniger der Gefahr, diese menschlichen Monster zu „Helden“ zu machen.[8]

4,5/6 sind für Tittelbach-TV, wo Rainer Tittelbach dieses Mal selbst in die Tasten gegriffen hat, eine durchschnittliche Tatort-Bewertung. Ich  muss zugeben, an diesen elaborierten Kommentaren stört mich selten etwas, aber ich lese nicht gerne von menschlichen Monstern. Wir treffen in der folgenden Zusammenfassung des Copiloten alte Bekannte wieder, aber an anderer Stelle zitiert:

Die Kritiken zum Tatort “Schau mich an” aus München sind gemischt, aber insgesamt positiv. Hier sind einige Auszüge:

Es scheint, dass der Tatort “Schau mich an” die Zuschauer mit seinem schweren Thema und seiner intensiven Darstellung herausfordert, aber insgesamt wird er als spannend und sehenswert angesehen. Na bittschön, der Kalli könnt’s doch. Eine letzte Stimme, dieses Mal von unserem Mailprovider, der, wir haben es kürzlich erwähnt, auch Nachrichten verbreitet.

„Schau mich an“ war dermaßen darauf bedacht, Distanz zu wahren, dass jede (wenn auch zwiespältige) Annäherung gar nicht erst entstehen konnte. Weshalb das Ende wirkt, als sollten mit aufgesetzt wirkenden Erklärungen aus Pappfiguren schnell noch komplexe Monster kreiert werden. So eine lieblose Behandlung aber haben vielleicht Psychopathen verdient, nicht aber Krimizuschauerinnen.[9]

Zuvor heißt es, würde der Krimi doch wieder in den Erklärbär-Modus verfallen, inklusive der Kindheitstraumata von Psychopathen, wohingegen ein Kommissar besonders stark aufspiele (gemeint ist wohl Kalli Hammermann). Tja, lässt man weg, wie Serienkiller überhaupt erst gemacht werden? In amerikanischen Filmen gibt es das ja, aber ich meine, es muss klar werden, dass nichts von nichts kommt und das Mörder-Gen, das von Geburt dafür sorgt, dass Menschen kaum eine Tötungs-Hemmschwelle haben, eine große Ausnahme sein dürfte, falls es existiert. Und falls es existiert, kann man es mit einiger Wahrscheinlichkeit durch Entgegenwirken in der Erziehung so dämpfen, dass es sich eben nicht in Taten manifestiert. Gerade merke ich, wie heikel Serienmörder-Filme sind, weil sie in der Regel nicht wirklich die Psyche eines solchen Menschen abbilden, sondern auf die eine oder andere Weise spekulativ sind und die Sensationsgier mehr als andere Krimi-Spielarten bedienen, auch wenn man versucht, den „Gewalt-Voyeurismus“ einigermaßen zu begrenzen.

„Schau mich an!“ ist übrigens auch der Titel einer französischen Filmkomödie aus dem Jahr 2004, aber dass man darauf angespielt hat, ist angesichts des stark abweichenden Plots eher fraglich. Wir hatten bei der Suche nach dem Titel einen anderen Film im Blick, dieser heißt aber „Öffne die Augen!“ (1997). 

TH

Besetzung und Stab

Hauptkommissar Ivo Batic – Miroslav Nemec
Hauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Oberkommissar Kalli Hammermann – Ferdinand Hofer
Claudia Paulsen – Paulina Morisse
Lukas Wagner – Sammy Scheuritzel
Lisa Berger – Aenne Schwarz
Paul Reiser – Emil Vorbrugg
Erika Reiser – Katja Bürkle
Richy Semmler – Stefan Betz
Hausmeister – Gerhard Wittmann
Franziska Schwarz – Pauline Fusban
Dimitrij – Niklas Mitteregger
als Gäste:
Oberstleutnant Moritz Eisner – Harald Krassnitzer
Kenny – Joshua Kimmich
u. v. a.

Drehbuch – Christoph Stark
Regie – Christoph Stark
Kamera – Frank Blau
Musik – Thomas Osterhoff

 

 

[1] Tatort: Schau mich an – Wikipedia

[2] Tatort: Schau mich an – Wikipedia

[3] Tatort Folge 1267: Schau mich an – Tatort Fans (tatort-fans.de)

[4] Schau mich an – Tatort – ARD | Das Erste

[5] Tatort Folge 1267: Schau mich an – Tatort Fans (tatort-fans.de)

[6] Tatort-Kritik „Schau mich an“ aus München heute am 7.4. (swr3.de)

[7] München-»Tatort«: »Schau mich an« mit Batic und Leitmayr – Serienmörder ist ein Knochenjob – DER SPIEGEL

[8] https://www.tittelbach.tv/programm/reihe/artikel-6571.html

[9] „Tatort: Schau mich an“: Psychopathen, sachlich betrachtet | WEB.DE

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