Liebe Leser:innen,
heute wieder einmal eine Nachricht in eigener Sache von uns. Wir stellen zumindest vorerst unsere Tatort- und Polizeiruf-Vorschauen ein.
- Sie passen nicht mehr in das Konzept der Artikelreduktion, das wir hier vorgestellt haben.
- Sie enthalten zu viel fremden Text.
- Sie zählen nicht zur Chronologie von „Crimetime“, zählen also nicht zu den Rezensionen.
- Sie haben als letzter Teil einer Beitragsreihe ein Timing erfordert; diese Anforderung ist im persönlichen Kontext nicht mehr zeitgemäß.
Wir haben ohnehin bei den noch archivierten Rezensionen der Rubrik „Crimetime“ bald aufgeräumt, sprich, nichts mehr auf Lager. Wir werden deshalb auch das Verhältnis der Publikation von Filmfest und Crimetime jetzt von 2:1 auf 3:1 ändern. Wir brauchen die Zeit, die wir bisher für Vorschauen verwendet haben angesichts des reduzierten Gesamtbudgets, um auch mal wieder einen Krimi zu schauen und neue Rezensionen zu schreiben. Die Lücken werden nicht kleiner, sondern größer. Eigentlich wollten wir mal alle bis dahin erschienen Polizeirufe und Tatorte rezensiert haben, bevor der Wahlberliner irgendwann seine Schreibstube schließen wird. Daraus wollten wir ein Buch machen oder mehrere. Nein, das ist nicht so wichtig.
Ein Problem rückt bei den Vorschauen außerdem immer mehr in den Vordergrund. Wir können immer weniger eigenen Text beisteuern, der aktuelle Entwicklungen spiegelt, weil wir zu wenig neue Filme dieser beiden Reihen anschauen und rezensieren. Also müssen wir uns auf Statistisches und bei den schon länger aktiven Teams auf unsere Beziehung zu ihnen und auf ihre meist glorreiche Vergangenheit beschränken. Immer mehr Ermittler:innen kennen wir gar nicht oder die Teams nicht in aktueller Konstellation.
Das fiel und beim heute Abend erscheinenden Magdeburger Polizeiruf besonders auf. Da werden Nachrufe auf einen jungen Schauspieler geschrieben, der verstorben ist, der dreimal als Ermittler im Einsatz war – und den wir noch gar nicht in dieser Rolle gesehen haben. Die Vorschauen würden bei gegenwärtig begrenzten zeitlichen Möglichkeiten (und sie werden nicht besser werden, sondern sich eher weiter verschlechtern) nur Sinn ergeben, wenn wir noch ganz dicht am Geschehen wären und Tatorte und Polizeirufe sofort nach der Premiere rezensieren würden oder doch, bevor der nächste Film desselben Teams in einer Vorschau zu besprechen ist.
Weiterhin werden wir das Subfeature „Crimetime Präsentation“ bedienen. Wenn uns eine Presseagentur Texte schickt, werden wir sie weiterhin veröffentlichen, aber der Zwischenschritt Vorschau zwischen dieser Präsentation und der Rezension wird künftig entfallen. Das muss nicht für immer sein, irgendwann kommt die Rente und vielleicht haben wir dann noch Spaß am Wahlberliner und viel, viel Zeit. Dann geht’s wieder los.
Wir haben auch durch diese Vorschauen viel über die Filme gelernt und wie unterschiedlich man sie wahrnehmen kann. Das versteht zwar von selbst, weil es um Geschmacksfragen geht, aber in Zeiten, in denen die Menschen immer weniger bereit sind, von eigenen abweichende Meinungen zu tolerieren, sollte es auch an dieser Stelle Erwähnung finden. Auch Kritiken sind selbstverständlich Meinungen, wie so vieles andere.
Das Erstellen einer Vorschau kostet uns in der Regel etwa so viel Zeit, wie einen Tatort zu schauen. Das heißt nicht, dass wir nun samstags oder sonntags immer einen Tatort oder Polizeiruf ansehen werden, genau zu dem Zeitpunkt, an dem wir bisher die Vorschau geschrieben haben.
Es gibt so viele Themen, man ist so übervoll mit ihnen. Die Vorschauen waren auch eine Art von Entspannung von allem, was wir intern ironisch als „Unkultur“ gelabelt haben (in unserer Artikelliste, die wir in Excel führen), leider ist es mittlerweile wirklich immer mehr eine Unkultur, die um uns herum herrscht.
„Crimetime“, „Filmfest“, „MusicMania“, „Kunstkalender“ waren hingegen Ausflüge in eine Welt, in der – nun ja, Film und Fernsehen betreffend, auch nicht alles heil ist, schon gar nicht in den Krimis. Aber es ist eine fiktive Welt, von der man sich besser abgrenzen kann als von dem, was uns, man muss es mittlerweile so ausdrücken, in der Realität jeden Tag um die Ohren fliegt.
Wir haben uns gerade erst ein wenig vom heutigen Artikel über den ESC erholt, der ja eigentlich zum Bereich Kultur gehören sollte, aber sich nicht mehr von der Politik trennen lässt. Wir müssen aufpassen, dass wir intakt bleiben für kommende Aufgaben. Wir halten es auch nicht für einen Rückzug, nur, weil wir jetzt ein Subfeature weniger haben, bei dem wir die Meinung anderer berücksichtigen. Wir könnten zum Beispiel die Rezensionen künftig mit mehr Zitaten versehen, wie wir das beim „Filmfest“ mittlerweile tun.
Nun wünschen wir Ihnen einen schönen Abend mit dem neuen Polizeiruf „Unsterblich“ aus Magdeburg. Unsere Vorschauen sind nicht unsterblich, wie man sieht, aber die Formate Tatort und Polizeiruf gibt es nun seit 54 bzw. 53 Jahren. Damit sind sie der Unsterblichkeit, wenn man sie auf Medienformate bezieht, schon recht nah. Das ist beinahe weltweit einmalig. Schade, dass Kontinuität im Fernsehen keine Zauberformel für den Erhalt des Bewährten im Realleben ist.
TH
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