Regenreiches Frühjahr 2024 (Statista + Kurzkommentar) | Briefing 543 | Klima, Umwelt, KER Klima-Energie-Report

Briefing 543 KER, Klima, Umwelt, Regenfälle, Starkregen, Hochwasser, Dürre, Austrocknung, Klimawandel, Klimaschutz

Wir denken heute an die Menschen im Süden und Westen des Landes, die gerade vom Hochwasser bedroht oder schon betroffen sind. In Berlin hatten wir jahrelang eher das Problem, dass es zu wenig geregnet hat. Das war 2023 anders, verstärkt im Herbst, die Tendenz setzte sich im Frühjahr 2024 fort und wir sind froh, dass die Natur noch keine Trockenheits-Ausfallerscheinungen zeigt. Wir hoffen, es bleibt dieses Jahr so. Jetzt ist es seit vielen Tagen warm und weitgehend trocken, ganz anders als in weiten Teilen der Republik. Im deutschen Mittel sieht es so aus:

Infografik: Regenreiches Frühjahr 2024 | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Teile Deutschlands sind derzeit von starken Regenfällen betroffen. Schon das letzte Quartal des Jahres 2023 war laut Daten des Deutschen Wetterdienstes überdurchschnittlich nass und auch im Frühjahr 2024 gab es wieder mehr Regen als gewöhnlich, wie die Statista-Grafik verdeutlicht. So regnete es im Januar durchschnittlich etwa 74 Liter pro Quadratmeter – rund 13 Liter über dem Mittelwert des Referenzzeitraums 1961-1990. Auch im April waren die Regenfälle noch stärker als der Vergleichswert. Durch die kürzlichen Starkregenfälle, die vor allem in Rheinland-Pfalz und dem Saarland für Hochwasser sorgten, wird der Mai voraussichtlich ebenfalls über dem vieljährigen Mittelwert liegen. Im Jahr zuvor war der Mai dagegen besonders trocken. Den Meteorolog:innen zufolge halten die Unwetter in Deutschland noch eine Weile an.

Wir haben im Mai natürlich viel an die alte Heimat gedacht, uns auch daran erinnert, dass der Fluss, der durch die Hauptstadt fließt, seit wir denken können, die Eigenart hat, über die Ufer zu treten und die Stadtautobahn unpassierbar zu machen. In der Regel einmal pro Jahr, manchmal kam es zu zwei Hochwassern. Wir erinnern uns auch an ein Hochwasser, das fast ein „Jahrhunderthochwasser“ war und bei dem weite Teile der Innenstadt geflutet wurden.

Hochwasser in Südwestdeutschland 2024 – Wikipedia

Die vermehrten Regenfälle der letzten Monate in Berlin waren manchmal lästig, vor allem, wenn man viel mit dem Rad unterwegs war und es immer gerade dann zu regnen begann, wenn man sich auf den Weg machte. Sie kennen dieses Phänomen sicher, das in etwa so sehr für eine Beurteilung des Klimawandels herhalten kann wie jede episodische Wetterbetrachtung.

Deswegen sind wir eher froh, dass es zuletzt wieder mehr geregnet hat und unsere innere Uhr sagt uns, es müsste mal wieder ein paar Regentage geben. Sie müssen ja nicht am Stück stattfinden, im Stil des tagelangen Landregens, den wir aus der erwähnten Heimatregion kennen, die generell eine höhere Niederschlagsmenge aufweist als die Staubplatte Berlin-Brandenburg. Wir stellen uns gerade vor, wie es geregnet haben muss, Mitte Mai, wenn dort an einem einzigen Tag die übliche monatliche Niederschlagsmenge erreicht wurde.

Hätte man den Vergleichszeitraum für die Säulen der Grafik nicht mit 1961 bis 1990 angegeben, sondern fortgeschrieben, hätte sich das regenreichere Jahr 2023 auch ein wenig auf die Basisdaten für 2024 ausgewirkt, es wären allerdings auch die Trockenjahr 2018, 2019 in der Statistik enthalten gewesen. Da allgemein für den Klimawandel als Referenzwert das Jahr 1970 festgesetzt wurde, ist der Zeitraum von 1961 bis 1990 durchaus sinnvoll.

Es wird nicht ruhig bleiben, an der Wetter- und Klimafront. Als ein Grund für den Starkregen im Südwesten vor zwei Wochen wird angegeben, dass das Mittelmeer für die Verhältnisse der Jahreszeit erheblich zu warm war und daher die Wolken des Tiefs, das nach Osten wanderte, besonders viel Feuchtigkeit aufnehmen konnte. Derlei werden wir noch häufiger sehen. Das Wetter wird unruhiger werden, weil das Klima wärmer wird.

Was ist am Ende weniger schlimm? Solche Wetterlagen wie beschrieben oder das langsame Austrocknen, das in Berlin schon bedenkliche Ausmaße erreicht hatte, bevor es in den letzten beiden Jahren zu einer Erholung kam? Beide Phänomene haben dieselbe Ursache, und für erdgeschichtliche Verhältnisse spielt sich die Klimaänderung in einem beängstigend raschen Tempo ab. Es ist gut, sich das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, aber es ist auch wichtig, das, was wir in Deutschland tun können, um den Klimawandel zu bremsen, in einen größeren Zusammenhang zu stellen.

TH

 

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