Filmfest 1106 Cinema
Gremlins 2 – Die Rückkehr der kleinen Monster (Originaltitel Gremlins 2 – The New Batch) ist ein Film von Joe Dante aus dem Jahr 1990. Das Drehbuch stammt von Charles S. Haas.Der erste Gremlins-Film kam 1984 in die Kinos (Rezension beim Wahlberliner). Seit 2023 wird eine Prequel-Animationsserie unter dem Titel Gremlins – Secrets of the Mogwai auf dem US-amerikanischen Streamingdienst Max ausgestrahlt.
Im Gegensatz zum ersten Gremlin-Film haben wir „Gremlins 2“ nie im Kino gesehen – und nicht nur das, für uns war das jetzige Ansehen eine Premiere. Nach wenigen Minuten war schon ein grundsätzliches Statement für diese Rezension gefunden, wir betten es aber aus bestimmten Gründen jetzt in einen längeren Satz ein: Wir wissen schon, warum wir uns Sequels nur ungern anschauen und daher von vielen berühmten Franchises nur den ersten, allenfalls die ersten beiden Filme kennen. Alles danach ist meist richtig schlecht. Nun ist dies aber der zweite Film. Mehr darüber steht in der Rezension.
Handlung (1)
Einige Jahre, nachdem Gremlins die Heimatstadt von Billy und Kate verwüstet haben (siehe Gremlins – Kleine Monster), lebt das junge Paar in New York und arbeitet im High Tech-Zentrum des Medienmoguls Daniel Clamp. Neben einem Fernsehsender, zahlreichen Geschäften und Restaurants sowie einem Architekturbüro befindet sich auch ein Forschungslabor in dem Zentrum. Genau dorthin wird eines Tages der freundliche Mogwai Gizmo gebracht.
Als Gizmo mit Wasser in Berührung kommt, schlüpfen aus seinem Fell gefräßige und aggressive Mogwais: Der verrückte Daffy, der dumme Lenny, der aggressive George und ihr Anführer, der bösartige Mohawk, bei dem es sich um den wiedergeborenen Stripe aus dem ersten Film handelt. Sie schließen Gizmo in einen Lüftungsschacht ein und begeben sich auf die Suche nach Nahrung. Denn wenn ein Mogwai nach Mitternacht frisst, verwandelt er sich in einen Gremlin. Ihr Plan geht auf; sie verwüsten das Zentrum und versetzen alle Besucher in Angst und Schrecken, können das Gebäude aber (noch) nicht verlassen, da die Sonne scheint.
Einige der Gremlins kommen in dem Forschungslabor mit Medikamenten in Berührung und mutieren, sodass z. B. ein Gremlin zur Hälfte Fledermaus wird und ein anderer menschliche Intelligenz entwickelt.
Der leitende Wissenschaftler, Dr. Catheter, versucht zunächst mit der Hilfe von Billy und dem obersten Wachmann Forster die Gremlins mit Waffengewalt zu vertreiben. Jedoch wird Catheder vom Elektro-Gremlin getötet und Forster von der verliebten Greta-Gremlin verscheucht.
Währenddessen trinkt Mohawk ein Serum, das ihn zur Hälfte in eine riesige Spinne verwandelt. Mit Hilfe seiner neuen Fähigkeiten spinnt er ein riesiges Netz, um sich an Billy und Kate für den Tod von Stripe zu rächen. Bevor es Mohawk gelingt die beiden zu töten, wird er von Gizmo mit einem brennenden Marshmallow vernichtet.
Der Schlaukopfgremlin übernimmt nach Mohawks Tod das Kommando über die Gremlin-Armee, bereitet sie auf die Invasion von New York vor und stimmt aus Vorfreude das Lied New York, New York an. Billy und Kate, die nun Unterstützung von Clamp, den Futtermans, Mr. Katsuji und Opa Fred bekommen haben, richten einen Feuerwehrschlauch auf die Gremlin-Armee und lassen den Elektro-Gremlin auf sie los. Durch die Stromstöße werden alle Gremlins vernichtet.
Der dankbare Clamp verspricht Billy, Kate, Katsuji und Opa Fred eine Beförderung. Später erhält er noch einen Anruf von Forster, der in den Waschräumen eingesperrt ist. Bei ihm befindet sich Greta-Gremlin, die ihn zu einer Heirat mit ihr zwingen will. Der Film endet mit einer Einstellung auf Forster, der sich anscheinend in sein Schicksal fügt.
Rezension
Der verwurstete Beginn von „Gremlins 2“, in dem alles weg scheint, was den Charme des ersten Films ausgemacht hat, ist erst einmal weg. Das geheimnisvolle Chinatown, das Kleinstadtsetting und der Teenager-Charme der Hauptdarsteller, die in den sechs Jahren bis zum zweiten Film merklich, sagen wir mal, zugelegt haben. Da aber schon das „Original“ aus 1984 nicht unbedingt ein Film ist, der vorwiegend auf dem Können und der Ausstrahlung der Jungdarsteller basiert, stört es nicht so richtig, dass vor allem Kate, Billy Peltzers Freundin, zweitweise zickig und insgesamt nicht sehr sympathisch wirkt – New York hinterlässt Spuren bei der Persönlichkeitsentwicklung (bei Sonnyboy Peltzer allerdings nur bescheidene). Aber hätten wir im Job mal ein Kostüm tragen müssen wie das von Kate, die im selben Unternehmen wie ihr Freund arbeitet, er als Zeichner, sie als Fremdenführerin für das famose Clamp-Building (oder eine adäquate Uniform für Männer im Hotelpagen-Stil und mit Glück ohne extravagant furchtbare Kopfbedeckung), dann wäre uns wohl auch der Humor vergangen.
Nachdem man darüber hinweg ist, dass wieder ein Stück Chinatown verschwindet (wir hatten eigentlich erwartet, dass Clamp den chinesischen Senior umbringen lässt und nicht wartet, bis er von selbst das Zeitliche segnet), nachdem man geschnallt hat, dass Clamp ein Kumpel im Geiste von Vater Peltzer ist, allderings mit viel mehr Mitteln ausgestattet, um teure Spielereien in seinem Bürohaus zu testen, kann man sich einigermaßen einnorden. Und dann kommt Gismo ins Spiel. Allein seine Erkennungsmelodie ist so bezaubernd und natürlich auch schon vertraut, dass man bereit ist, dem Film noch eine Chance zu geben. Dass von allem mehr geboten werden muss, auch das hat man schon abgehakt, demgemäß ist die Gismo-Figur etwas detailreicher gestaltet als im ersten Film und das trifft auf alle seine Ableger und die daraus erwachsenden Gremlins ebenfalls zu. Gleichwohl, alles noch echtes Pappmaché-Kintopp, keine CGI. Die Macher des zweiten Gremlin-Films haben sich außerdem bemüht, den einzelnen Monstern mehr Individualität zu geben, die hatte im ersten Film im Wesentlichen nur der Anführer vorzuweisen, der ebenfalls eine Art Wiedergeburt erfährt (der Typ mit dem Irokesenschnitt, der jetzt sinnigerweise „Mohawk“ heißt).
Die Individualisierung ist bereits in den Gremlins angelegt, als sie nach der Verpuppung das gedämpfte Licht des Bürohaus-Inneren erblicken und wird weiter vorangetrieben durch Substanzen, die sie in Dr. Catheters Genwerkstatt einnehmen. Erst dadurch werden einige der vielen Anspielungen auf andere Filme möglich, andere Bezüge zum schon vorhandenen Kinobestand sind aber ebenfalls deutlich erkennbar. Unchronologisch und ohne Anspruch auf Vollständigkeit: The Wizard of Oz (die Auflösung des „Hexen-Gremlins“), „Das Phanton der Oper“ (eines der Monster bekommt Säure ins Gesicht geschüttet und trägt fortan eine weiße Gesichts-Teilmaske), die Spinnenfilme verschiedener Dekaden, anfangen bei „Tarantula“, viele Musicals inklusive dem Lied „New York, New York“ aus dem gleichnamigen Film, „Rambo“ wird nicht zitiert, sondern es gibt einen Ausschnitt mit Sylvester Stallone zu sehen, der Gismo dazu inspiriert, sich zum Ninja-Mogwai zu entwickeln („Um im Krieg zu überleben, musst du selbst Krieg werden“). Auch eine nicht gerade dezente Anspielung auf die berühmte Fernsehserie „The Munsters“ aus den 1960ern gibt es, Onkel Fester heißt jetzt aber Onkel Fred, wird allerdings von einem verteufelt ähnlich aussehenden bzw. per Maske auf Fester getrimmten Schauspieler verkörpert.
In gewisser Weise ist der Film ein typisches Produkt der Zeiten, die kommen sollten, hat schon alles, was heutiges Kino oft ziemlich nervig macht – von allem zu viel nämlich. Wir schrieben zum ersten Film, die Szene, in der die Gremlins das Kleinstadt-Pub verwüsten, war keine Sekunde zu früh zu Ende. Meint, es begann schon, langweilig zu werden.
Das empfanden wir bei der Gremlin-Show in Teil 2 überraschenderweise so nicht, weil eben die Monster alle hinreichend verschieden sind, um sie spannend zu erhalten. Es war eher das ganze Drumherum, das zu sehr ausufert, das uns manchmal seufzen ließ. Vielleicht macht Präsident Obamas neues Bildungsprogramm es eines Tages überflüssig, dass man so penetrant in die Kerbe der Gesellschaftskritik zu hauen versucht – ohne wirklich zu treffen. Denn schon die Tatsache, dass Steven Spielberg als Mitproduzent fungiert, lässt uns daran zweifeln, dass die Konsum- und Technik-Kritik in diesem Film ernst gemeint ist. Es bleibt alles im System, und demgemäß stellt sich der Medienzar Clamp am Ende als Guter heraus und wird zu einer Vaterfigur für die jungen Menschen in seinem Unternehmen, die talentiert und engagiert, wie sie sind, künftig Karriere machen dürfen. Das ist kein Nachfolger vom Bürger Kane, vielmehr kommt er in etwa so heraus, wie sich sein reales Vorbild Donald Trump wohl selber sieht. Weshalb Letzterer auch als der Kandidat mit dem schrägsten Humor in die 2016er Präsidentschaftswahl gehen will.
Finale
Die Gremlin-Parade und der süße Gismo reißen es einigermaßen heraus, aber an den Vorgänger kommt „Gremlins 2“ nicht heran, dazu ist er zu ruppig und übertrieben. Eine interessante Szene gibt es allerdings, die sogar beim Anschauen vor dem Fernseher funktioniert hat – wir dachten für einen Moment ernsthaft, der Bildschirm schmilzt. Nein, natürlich nicht, aber das deutliche Durchbrechen der Vierten Wand war cool, und schon im ersten Film haben sich die Gremlins ja mit dem Medium selbst befasst und dabei manche Filmrolle unbrauchbar gemacht. Hulk Hogan bekommt dadurch einen kurzen Auftritt und der Vorführer denkt über die Qualität der Gremlin-Filme nach, eine Selbstreferenz, die gar nicht so unangebracht ist und sogar ausdrückt, dass Regisseur Joe Dante vielleicht selbst etwas skeptisch gegenüber der zweiten Monster-Show war. Mit Christopher Lee hat eine zweite Berühmtheit als Dr. Catheter Eingang in „Gremlins 2“ gefunden, allerdings eher als Dr. Gentechnik-Frankenstein denn als Dracula, seine Paraderolle in den 1950ern.
Anmerkung anlässlich der Veröffentlichung des Textes im Jahr 2024: Die Anspielungen auf Obama und Trump betreffend, ist uns mittlerweile längst das Lachen vergangen, denn ihn im Jahr 2015 nicht ernstzunehmen, hat sich als großer Fehler herausgestellt. Insofern sind alle, die sich Trump zum Vorbild nehmen, heute mit ganz anderen Augen zu sehen, und man muss befürchten, diese Monster-Rallye wird sich bald wiederholen.
64/100
© 2024 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2015)
(1), kursiv, tabellarisch: Wikipedia
| Regie | Joe Dante |
|---|---|
| Drehbuch | Charles S. Haas |
| Produktion | Michael Finnell |
| Musik | Jerry Goldsmith |
| Kamera | John Hora |
| Schnitt | Kent Beyda |
| Besetzung | |
|
|
Entdecke mehr von DER WAHLBERLINER
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

