OECD: Inflation steigt etwas an: Die Treiber und die Getriebenen (Grafik + Kommentar) | Briefing 583 | Economy Wirtschaft

Briefing 583 Wirtschaft, Inflation, Ökonomie

Wir machen nicht jeden Monat eine Inflationsbetrachtung, aber die Welt ist in Unruhe und jeder erinnert sich an die Energiekrise 2022-2023 und die hohe Inflation in Deutschland, die von der Politik massiv und quasi im wörtlichen Sinne angeheizt wurde. Wie sieht die Inflation momentan in den OECD-Ländern aus?

Wir haben eine KI die Pressemitteilung der OECD so zusammenfassen lassen, dass alle wichtigen Daten enthalten sind, sie kommentieren lassen und fügen selbstverständlich unseren eigenen Kommentar bei.

  1. Gesamtinflation:

   – OECD: Leichter Anstieg von 5,7% im April auf 5,9% im Mai[1]

   – G7: Stabil bei 2,9%[1]

   – Eurozone: Anstieg von 2,4% im April auf 2,6% im Mai[1]

   – G20: Leichter Anstieg von 7,1% im April auf 7,3% im Mai[1]

  1. Energieinflation in der OECD:

   – Deutlicher Anstieg von -0,1% im April auf 2,5% im Mai[1]

   – Höchster Stand seit Februar 2023[1]

   – Stärkste Anstiege in der Türkei, Dänemark und Japan[1]

  1. Kerninflation (ohne Lebensmittel und Energie) in der OECD:

   – Relativ stabil bei 6,1% im Mai (6,2% im April)[1]

  1. Lebensmittelinflation in der OECD:

   – Stabilisierung knapp unter 5% für den dritten Monat in Folge[1]

  1. Länderspezifische Entwicklungen:

   – Italien: Niedrigste Gesamtinflation in der G7 bei 0,8%[1]

   – Japan: Stärkster Anstieg der Gesamtinflation in der G7 (um 0,3 Prozentpunkte)[1]

   – Argentinien: Inflation über 270%[1]

   – Brasilien: Erster Inflationsanstieg seit September 2023[1]

  1. Eurozone (laut Eurostat-Schätzung für Juni 2024):

   – Gesamtinflation relativ stabil bei 2,5%[1]

   – Kaum Veränderungen bei Kern- und Energieinflation im Vergleich zum Mai[1]

Kommentar der KI

Die aktuellen Inflationsdaten der OECD zeigen ein gemischtes Bild der globalen Wirtschaftslage. Während die Gesamtinflation in vielen Regionen leicht angestiegen ist, bleiben die Werte in den meisten entwickelten Ländern moderat. Besorgniserregend ist jedoch der deutliche Anstieg der Energieinflation in der OECD, der auf mögliche Versorgungsengpässe oder geopolitische Spannungen hindeuten könnte.

Die anhaltend hohe Kerninflation in der OECD von über 6% ist ebenfalls beunruhigend, da sie auf einen breiteren Preisdruck in der Wirtschaft hindeutet. Dies könnte die Zentralbanken dazu veranlassen, ihre straffe Geldpolitik länger beizubehalten als ursprünglich erwartet.

Die extremen Inflationsraten in Ländern wie Argentinien und der Türkei unterstreichen die Notwendigkeit gezielter wirtschaftspolitischer Maßnahmen in diesen Regionen. Andererseits zeigt die stabile und niedrige Inflation in Italien, dass einige Länder erfolgreich in der Inflationsbekämpfung sind.

Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass die globale Inflation zwar nicht mehr so akut ist wie in den Vorjahren, aber weiterhin eine Herausforderung für Politiker und Zentralbanken darstellt. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der leichte Aufwärtstrend anhält oder ob die Inflationsraten wieder sinken werden.

Zitat

[1] https://www.oecd.org/en/data/insights/statistical-releases/2024/07/consumer-prices-oecd-updated-9-july-2024.html

Unser Kommentar

Da Argentinien erwähnt wurde, aber auf der Grafik nicht ausgewiesen ist, haben wir dies nachgeschaut:

Nein, Argentinien ist kein OECD-Mitgliedsland. Obwohl Argentinien nicht Mitglied der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist, beteiligt sich das Land dennoch an der Arbeit verschiedener OECD-Gremien im Bereich Bildung und Wissenschaft. Argentinien nimmt beispielsweise regelmäßig am OECD-Programm zur Kompetenzmessung von Schülern (PISA) teil.

Sie haben sicher mitbekommen, wie sehr Argentiniens Staatschef Milei vom Westen und der Hofpresse auch hierzulande belobhudelt wird, weil er a.) rechts ist, b.) antisoziale Politik macht und c.) die Solidarität der Länder Südamerikas als unabhängige Staaten untergräbt, indem er sich dem Westen andient wie eine alte Wanderhure. Der nächste inkompetente Trump-Johnson-Bolsonaro-Verschnitt.

Und seine marktradikalen Reformen werden von denselben Kommentator:innen über alle Maßen gutgeheißen, weil sie so sind wie erwähnt. Doch die Inflation, ein altes Problem Argentiniens, ist wieder vollkommen außer Kontrolle. Eine Politik, die eine Teuerungsrate von 270 Prozent bewirkt, zu hypen, sich aber wegen 10 Prozent Inflation im Jahr 2022 an der deutschen Bundesregierung abzuarbeiten, zeigt, wie viel Heuchelei bei all diesen Rechten im Spiel ist, auch wenn sie nur auf der kommentierenden Seite tätig sind.

Auch wir haben uns sehr über die Bundesregierung beschwert, insbesondere, weil wir persönlich stark von der Preisrallye betroffen sind, wir tun aber nicht so, als ob wir das argentinische Modell, das die dortige Gesellschaft äußerst teuer im Wortsinn zu stehen kommt, geradezu vorbildlich finden würden.

Derweil fliegt der Präsident des OECD-Mitgliedsstaates Türkei lieber nach Deutschland, um Fußball zu gucken und die hiesigen Türken gegen die anderen Menschen aufzuwiegeln, die hier leben, als sich um die heimische Inflation von 75 Prozent zu kümmern. So kann man auch versuchen, die schwindende Macht und die geringe Wirtschaftskompetenz irgendwie propagandistisch zu bremsen bzw. zu verschleiern. Durch die Türkei wird der gesamte OECD-Inflationsschnitt erheblich nach oben gezogen, wie man auf der Grafik daran sieht, dass er weit oberhalb der Mitte angesiedelt ist.

In Deutschland sieht die Inflation insgesamt wieder fast normal aus. Allerdings, wenn man etwas genauer hinschaut, offenbaren sich auch hier weiterhin Schwächen. Die Energiepreisrallye ist vorerst gestoppt, aber die Konsumgüter ohne Energie und Lebensmittel verteuern sich jetzt stärker und die sehr niedrige Lebensmittelinflation kommt uns fragwürdig vor. Vermutlich werden hier alle Güter mehr oder minder gleichbehandelt, aber es wird nicht berücksichtigt, dass gerade günstige Lebensmittel, auf die die weniger Begüterten angewiesen sind, nach wie vor einer hohen Teuerungsrate unterliegen.

Großbritannien und Italien haben es geschafft, vor allem durch erhebliche Energiepreisminderungen die Inflation gering zu halten. Italien hat sogar die niedrigste Inflationsrate aller EU-Länder vorzuweisen. Italien, das seine wackelige und inflationsgeneigte frühere Lira loswerden konnte, hat ohnehin vom Euro stabilitätsseitig mehr profitiert als beispielsweise Deutschland. Dafür hat es sich auf der anderen Seite einen Wettbewerbsnachteil eingehandelt, weil es nicht mehr seine Währung gegenüber anderen europäischen Währungen abwerten konnte, um konkurrenzfähig zu bleiben. Inwieweit die neue hohe Stabilität politisch bedingt ist, wollen wir an dieser Stelle nicht beurteilen. Denn anders als in Argentinien hat die Rechtsverschiebung der italienischen Politik nicht zu einem Paradigmenwechsel bei der Wirtschaftspolitik geführt. Überhaupt hat sich bisher erstaunlich wenig geändert, bis auf die allfällige Tendenz zur Verschärfung der Migrationspolitik. Doch die rote Laterne beim Wirtschaftswachstum, die Italien jahrelang innehatte, hat es an Deutschland abgegeben.

So betrachtet, ist die deutsche Inflation immer noch hoch. So, wie sich in den 2010ern das Wirtschaftswachstum von der Inflation abgekoppelt hat, koppelt sich seit ein paar Jahren die Inflation vom nicht mehr vorhandenen Wachstum ab. Beides waren bzw. sind unnatürliche Zustände, die belegen, wie extrem das Geschehen mittlerweile politisch gesteuert wird. In Relation zur schwachen Wirtschaftslage ist die Inflation in Deutschland mit 2,4 Prozent immer noch zu hoch, zumal aktuell nicht die Energiepreise dafür verantwortlich sind.

Früher hätten wir geschrieben: Eine Entwicklung, die Deutschland kaum beeinflussen kann, wirkt sich aktuell dämpfend auf die Inflationsrate aus. Das stimmt aber so nicht mehr, seit viele Regierungen, besonders Deutschland mit dem Switch von russischem Gas zu anderen Lieferländern aktiv für einen Preisauftrieb gesorgt hat – auch zulasten weniger kaufkräftiger Länder. Wir sind nicht gegen strategisch wirtschaftssteuernde Politik, aber hier waren Panik und Sicherung der Energieversorgung um jeden Preis die Taktgeber, weil man sich zuvor nicht hinreichend diversifiziert hatte.

Im Grunde müsste Deutschland zwei bis drei Jahre ganz ohne Inflation haben, um die vorherigen übermäßigen Anstiege einigermaßen zu kompensieren. Wir würden es nicht als Erfolg verkaufen, dass nach den exorbitanten Anstiegen der letzten Jahre die Teuerungsrate nun wieder normal ist. Die stark erhöhten Preise bleiben uns nämlich erhalten. Wir haben außer auf dem genannten Energiesektor noch nichts von Preisnachlässen verspürt, die eine Korrektur der Preistreiberei der letzten Jahre darstellen würden. Dadurch wird die Bundesregierung zur Getriebenen, denn die Lohnentwicklung blieb zuletzt weit hinter der Inflationsentwicklung zurück, und nichts wirkt sich auf die Zustimmungswerte zu einer Regierung negativer aus als eine sich verschlechternde persönliche Wirtschaftslage. In Ländern, in denen man mehr ökonomischen Kummer gewöhnt ist, ist dieser Faktor nicht so stark ausgeprägt, ganz besonders aber im angloamerikanischen Wirtschaftsraum und fast ebenso stark hierzulande.

Ein Grund für die in Deutschland überdurchschnittliche Steigerung der Preise auf dem Nichtenergie-Nonfood-Sektor dürften übrigens die weiter steigenden Mieten sein. Ihnen widmen wir uns im Rahmen der Kategorie #Housing / #Mietenwahnsinn gesondert.

TH


Entdecke mehr von DER WAHLBERLINER

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Hinterlasse einen Kommentar