In welchen Ländern leben die meisten Menschen? (Bevölkerungsentwicklung in ausgewählten Ländern und ein Blick auf Deutschland; Statista + viele Zusatzinfos + Kommentartext) | Briefing 586 | Gesellschaft, Geopolitik, Bevölkerung

Briefing 586 Bevölkerungsentwicklung, Länder mit der größten Bevölkerung, Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, Migrationshintergrund, autochthone Bevölkerung, China, Indien, USA, Brasilien

Liebe Leser:innen, heute veröffentlichen wir nur einen Artikel außerhalb von Filmfest und Crimetime, aber dafür aber einen sehr informativen. Es hat uns sozusagen bei diesem Thema zu immer weiteren Rechercheanfragen gertrieben, deren Ergebnisse wir kurz kommentiert haben. Wir hätten endlos so weitermachen und uns immer weiter verzweigen können. Letztlich doch zum Gutenk gibt es das Giftwort Zeitbudget. Allerdings: Wenn jede gebärfähige Frau in Deutschland so viele Kinder bekäme wie wir (maximal) Zeit in Stunden in einen Artikel investieren (ca. 2,5), würde die Zukunft deutlich rosiger aussehen. 

Und wie in aller Welt? Das stellen wir voran und arbeiten uns vor in die hiesigen Verhältnisse.

Zu den zentralen Daten dieser Welt zählt unzweifelhaft, von wie vielen Menschen sie bevölkert wird. Es wird Sie nicht überraschen, wenn wir schreiben, dass es immer mehr werden. Und es kommt zu großen Verschiebungen bezüglich der Regionen mit den meisten Bewohner:innen. Statista hat sich drei Zeitpunkte für eine Grafik herausgegriffen, die jeweils etwa gleich lange Abstände dokumentieren: 1950, 2024 und 2100. Letzterer ist logischerweise eine Prognose, die so nicht eintreffen muss. Diese ist aber keine lineare, unreflektierte Fortschreibung, sondern bezieht aktuelle Entwicklungen ein. Auch in Staaten mit derzeit sehr rasch wachsender Bevölkerung wird demnach die Geburtenrate künftig zurückgehen – was wiederum nicht bedeuten muss, die Erdbevölkerung langsamer wächst, denn die Ausgangsbasis liegt heute wesentlich höher als im Jahr 1950, auch die Abnahme der prozentualen Steigerung kann eine nominal stärkere Zunahme bedeuten. Hier zur Grafik:

Infografik: In welchen Ländern leben die meisten Menschen? | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Wir schreiben das Jahr 1950, in Deutschland leben etwa 71 Millionen Menschen (BRD & DDR). Damals reichte das laut World Population Prospects 2022 der Vereinten Nationen für den sechsten Platz im Ranking der bevölkerungsreichsten Länder der Welt. 74 Jahre später leben hierzulande zwar ungefähr 13 Millionen Menschen mehr, aber für einen Platz in der Spitzengruppe reicht das schon lange nicht mehr. Auch Japan, das Vereinigte Königreich und Italien treten nicht mehr in der Auflistung des Jahres 2024 auf.

Die aktuellen Top 10 beginnen mit Mexiko und seinen rund 129 Millionen Einwohner.innen und hören bei 1.442 Millionen Inder:innen auf. Dafür sind neben Mexiko noch Pakistan, Nigeria und Bangladesch neu mit dabei. Im Jahr 2100 werden Indien und China weiterhin die bevölkerungsreichsten Länder sein, dahinter könnten Nigeria, Pakistan und die Demokratische Republik Kongo folgen. Und Deutschland? Das wird dann voraussichtlich mit 69 Millionen Einwohner:innen auf Rang 36 liegen.

Die Vereinten Nationen haben übrigens auch vorausberechnet, wie sich die Weltbevölkerung ohne jegliche Migration entwickeln würde. In der Bundesrepublik würden dann in 76 Jahren noch etwa 51 Millionen Menschen leben.

Um ehrlich zu sein: rein von der Dichte der Besiedlung her gesehen hätten wir nichts dagegen, wenn es in Deutschland im Jahr 2100 nur noch 51 Millionen Menschen gäbe. Man könnte endlich einen ökologisch wertvollen Rückbau dieses arg zersiedelten Landes betreiben. Wir werden das ohnehin nicht mehr erleben. Aber natürlich gibt es weitere Aspekte, wie zum Beispiel, dass die vielen Alten versorgt werden müssen, und wenn man das nicht Maschinen überlassen will, bedarf es der Zuwanderung. Ebenso, wenn man die wirtschaftliche Tätigkeit weiter steigern will, zumindest quantitativ.

Im Jahr 1950 waren in den Top Ten noch drei europäische Länder enthalten und ein europäisch-asiatisches (Russland). 2024 ist nur noch Russland als teilweise europäisches Land in den Top Ten, ansonsten ist Gelb nicht mehr vertreten. Asien dominiert aktuell die Tabelle mit den bevölkerungsreichsten Staaten. Im Jahr 2100 wird es noch einmal anders aussehen. Grün wird die bestimmende Farbe sein: Afrika. Allerdings fragen wir uns, ob dieser Kontinent so viele Menschen überhaupt ernähren kann, oder ob die Lage durch Abwanderung doch etwas anders aussehen wird, zum Beispiel in der Form, dass die europäischen Staaten durch die Aufnahme von Menschen aus Afrika ihre Bevölkerungszahl doch halten oder sogar steigern werden. Oder der Klimawandel wird gestoppt und Afrika macht ökonomisch und landwirtschaftstechnisch einige große Schritte nach vorne.

Kluge oder strategisch orientierte Staatenlenker investieren in Afrika als zumindest bevölkerungsmäßig den Kontinent der Zukunft, und natürlich, weil Asien kaum noch Länder bietet, die als ganz billige Werkbänke erschließbar sind. Zum Beispiel diejenigen Politiker, die das bis vor Kurzem bevölkerungsreichste Land, China, leiten, das nun gerade von Indien überholt wurde. Ein wichtiger Wechsel an der Spitze einer wichtigen Rangliste.

Dass Indien bis 2100 gar nicht mehr so stark wachsen wird, halten wir für möglich, die Geburtenrate sinkt auch dort. Dass allerdings die Bevölkerung von China sich bis dahin fast halbieren wird, ist vielleicht doch ein wenig übertrieben. Auch dieses Land wird sich der Immigration öffnen müssen, wenn es nicht wirtschaftlich an Bedeutung verlieren will. Oder die Geburtenrate steigt, nach einer gewollten Bremse mit der Ein-Kind-Politik. Diese wurde aufgegeben – aber die Geburtenziffer steigt derzeit trotzdem nicht signifikant an. Die Menschen haben sich offenbar daran gewöhnt, als Einzelkinder aufzuwachsen und geben dieses Muster weiter.

Die USA werden, auch dank Immigration, weiterwachsen, aber gleichzeitig Rangplätze verlieren. Was uns überrascht hat, war, dass Brasilien auf der Liste der bevölkerungsreichsten Staaten des Jahres 2100 keinen Platz mehr findet. Das würde bedeuten, dass die Bevölkerung auch dort sinkt. So weit wir wissen, gibt es dazu auch andere Studien, die besagen, dass das Land etwa prozentual parallel zu den USA weiter an Bevölkerung zulegen wird. Wir checken das aber nun alles für Sie und fangen natürlich mit einer Grundfrage an, die im Statista-Begleittext nicht erwähnt ist.

Wie viele Menschen leben derzeit auf der Erde und wie viele werden im Jahr 2100 … nun ja, sich um Nahrung und vor allem um Wasser schlagen müssen?

Basierend auf den verfügbaren Prognosen gibt es unterschiedliche Schätzungen für die Weltbevölkerung im Jahr 2100:

  1. Die Vereinten Nationen prognostizieren etwa 10,87 Milliarden Menschen bis zum Ende des Jahrhunderts[3].
  2. Eine neuere Studie, veröffentlicht in „The Lancet“, geht von einer deutlich niedrigeren Zahl aus und schätzt die Weltbevölkerung im Jahr 2100 auf etwa 8,8 Milliarden Menschen[3].
  3. Eine Prognose von Statista gibt eine Schätzung von 10,35 Milliarden Menschen für das Jahr 2100 an[2].

Die Unterschiede in den Prognosen ergeben sich hauptsächlich aus verschiedenen Annahmen über die Entwicklung der Geburtenraten. Die Lancet-Studie geht von einem stärkeren Rückgang der Fertilität aus, mit einer Rate von unter 1,5 Kindern pro Frau, während die UN-Prognose von 1,8 Kindern pro Frau ausgeht[3].

Wichtige Faktoren, die diese Entwicklung beeinflussen, sind:

– Sinkende Geburtenraten in vielen Ländern

– Steigende Lebenserwartung

– Zunehmende Verstädterung

– Bildung und Zugang zu Verhütungsmitteln

Es ist zu beachten, dass diese Prognosen mit Unsicherheiten behaftet sind und sich je nach zukünftigen Entwicklungen und Ereignissen ändern können.

Quellen:  

[1] https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/nachhaltigkeit/weltbevoelkerung-bevoelkerungswachstum-menschen-erde-welt-110.html
[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1717/umfrage/prognose-zur-entwicklung-der-weltbevoelkerung/
[3] https://www.t-online.de/klima/leben-umwelt/id_88233958/bevoelkerungsentwicklung-so-viele-menschen-leben-im-jahr-2100-auf-der-erde.html
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Weltbev%C3%B6lkerung
[5] https://www.focus.de/wissen/projektion-fuer-2100-mehr-als-jedem-dritten-menschen-droht-eine-zu-heisse-heimat_id_194507536.html

Wir hatten noch eine Prognose von etwa 12 Milliarden Menschen im Kopf, das kann aber auch daran liegen, dass es Annahmen gibt, dass die Erde maximal 12 Milliarden Menschen beherbergen kann, ohne dass das Gesamtsystem kollabiert. Alle obigen Prognosen liegen darunter, die neueste davon aus einer renommierten Wissenschaftszeitschrift geht sogar davon aus, dass es im Jahr 2100 kaum mehr Menschen geben wird als aktuell:

Es gibt keine exakte Zahl für die aktuelle Weltbevölkerung, da sich diese ständig verändert und Bevölkerungszählungen nicht in Echtzeit durchgeführt werden können. Allerdings können wir basierend auf den neuesten verfügbaren Schätzungen eine ungefähre Zahl nennen:

Laut den aktuellsten Daten leben derzeit etwa 8,2 Milliarden Menschen auf der Erde[4].

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Zahl eine Schätzung ist und mit einer gewissen Unsicherheit behaftet ist. Die Weltbevölkerung wächst kontinuierlich, mit etwa 90 Millionen Menschen pro Jahr[4]. Daher ändert sich die genaue Zahl ständig.

Die Vereinten Nationen und andere Organisationen, die Bevölkerungsstatistiken führen, aktualisieren ihre Schätzungen regelmäßig basierend auf den neuesten verfügbaren Daten aus Volkszählungen, Geburten- und Sterberegistern sowie Migrationsdaten. Am 15. November 2022 wurde symbolisch die 8-Milliarden-Marke überschritten[3], aber die tatsächliche Zahl kann um bis zu ±5% von dieser Schätzung abweichen.

Quellen:

[1] https://www.dsw.org
[2] https://www.nzz.ch/international/weltbevoelkerung-2024-die-neusten-vorhersagen-der-uno-in-grafiken-nzz-ld.1838988
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Weltbev%C3%B6lkerung
[4] https://countrymeters.info/de/World
[5] https://www.tagesschau.de/ausland/weltbevoelkerung-prognose-un-100.html

Gleich welche der oben genannten Schätzungen eintreffen wird, selbst das nominale Wachstum müsste sich bis zum Jahr 2100 erheblich verringern. 90 Millionen Menschen pro Jahr mehr auf der Welt (mehr als die Bevölkerung Deutschlands) würden nämlich bei lediglich fortgesetzter Tendenz trotz von Generation zu Generation höherer Ausgangsbasis bedeuten, dass bis zum Jahr 2100 fast 7 Milliarden weitere Menschen sich auf diesem Planeten drängeln würden. Natürlich, es gibt große, fast oder gänzlich unbewohnte Regionen, aber das liegt ja daran, dass sie nicht mit einem vernünftigen Aufwand besiedelt werden können. Entweder man erhöht den Aufwand eheblich, ober man zerstört weiterhin gut besiedelbare, aber derzeit noch von eminent wichtigen Natur-Ökosystemen belegte Flächen, wie in Brasilien, wo Bevölkerung und Landwirtschaft sich immer weiter ins Amazonasgebiet hineinfräsen und -fressen. Da kommt es eigentlich gut, dass die in der Grafik visualisierte Annahme davon ausgeht, dass die Bevölkerung dieses Landes bis 2100 gar nicht mehr wachsen wird.

Basierend auf den verfügbaren Prognosen ist es wahrscheinlich, dass Brasilien im Jahr 2100 weniger Einwohner haben wird als heute:

  1. Laut einer Studie von The Lancet wird für Brasilien im Jahr 2100 mit etwa 164 Millionen Einwohnern gerechnet[1]. Dies wäre ein deutlicher Rückgang gegenüber der aktuellen Bevölkerungszahl.
  2. Derzeit (2022) hat Brasilien etwa 215,3 Millionen Einwohner[2][3].
  3. Zwar wird für 2060 noch ein leichter Anstieg auf 228 Millionen Einwohner prognostiziert[1], aber danach wird eine Stagnation und ein Rückgang der Bevölkerungszahl erwartet.

Die Gründe für diesen erwarteten Bevölkerungsrückgang sind:

– Sinkende Geburtenraten: Brasilien lag 2003 erstmals unter der Ersatzrate von 2,1 Kindern pro Frau[1].

– Alterung der Bevölkerung: Der demografische Wandel führt zu einer Verschiebung der Altersstruktur.

– Urbanisierung und höhere Bildung: Diese Faktoren tragen zur sinkenden Geburtenrate bei[1].

Quellen:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Demografie_Brasiliens
[2] https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Laenderprofile/brasilien.pdf?__blob=publicationFile
[3] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/19321/umfrage/gesamtbevoelkerung-in-brasilien/
[4] https://www.watson.ch/wissen/international/909839477-neue-studie-bestaetigt-die-weltbevoelkerung-wird-bald-schrumpfen
[5] https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/globalisierung/52702/bevoelkerungsentwicklung-nach-regionen/

“Bald” ist eine Schrumpfung ab 2060 nicht, aber es ist erstaunlich, dass von 2060 bis 2100 die Bevölkerung um nicht weniger als ein knappes Drittel sinken soll. Das wäre ein sehr plötzlicher Rückgang, vergleichbar in den Dimensionen allerdings durchaus mit Gegenden in Osteuropa und auch in Ostdeutschland. Diese haben aber schon länger eine Geburtenrate von weit unter 2,1, der sogenannten 1:1-Reproduktions-Geburtenziffer.

Selbstverständlich haben wir auch massive Abnahme der chinesischen Bevölkerung, die für 2100 prognostiziert wird, noch einmal gegengecheckt:

Basierend auf den verfügbaren Prognosen ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die Bevölkerung Chinas bis 2100 tatsächlich halbieren oder sogar noch stärker schrumpfen wird:

  1. Laut den Vereinten Nationen (UN) könnte die chinesische Bevölkerung bis 2100 auf etwa 767 Millionen Menschen sinken, was bereits einer deutlichen Halbierung entspricht[3].

 

  1. Einige Experten gehen von einem noch drastischeren Rückgang aus. Yi Fuxian, ein Wissenschaftler der University of Wisconsin-Madison, prognostiziert, dass die Bevölkerung Chinas bis 2100 auf etwa 440 Millionen oder sogar 310 Millionen schrumpfen könnte[3][5].
  2. Der Pragmaticus berichtet, dass Prognosen davon ausgehen, dass es zum Ende des 21. Jahrhunderts höchstens halb so viele Chinesen geben wird wie heute[1].

Die Hauptgründe für diesen erwarteten starken Bevölkerungsrückgang sind:

– Extrem niedrige Geburtenraten, die in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesunken sind[1][3].

– Die Nachwirkungen der früheren Ein-Kind-Politik[5].

– Steigende Lebenshaltungskosten und veränderte gesellschaftliche Normen[5].

– Rasche Alterung der Bevölkerung[3][5].

Quellen:

[1] https://www.derpragmaticus.com/r/china-bevoelkerung
[2] https://www.pwc.de/de/internationale-maerkte/firmengruendung-im-ausland/china-business-group/chinas-bevoelkerung-schrumpft-konsequenzen-fuer-den-markt.html
[3] https://www.project-syndicate.org/commentary/china-low-fertility-rate-population-decline-by-yi-fuxian-2023-02/german
[4] https://www.derstandard.de/consent/tcf/story/3000000204122/chinas-bevoelkerung-schrumpft-und-altert-aber-womoeglich-ist-das-kein-problem
[5] https://www.nzz.ch/meinung/china-stirbt-aus-viel-schneller-als-prognostiziert-ld.1726915

Offenbar ist die erste Schätzung, die auch für die Statista-Grafik verwendet wurde, auf einer Entwicklung basiert, der eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit zugerechnet wird. Dass es noch extremere Schätzungen gibt, wirft auch ein Schlaglicht auf die aggressive Politik, die China für seine wirtschaftliche und möglicherweise auch militärische Aggression betreibt. Die Uhr tickt gegen das Land, als rückwärts, und zwar ziemlich schnell. China muss, um nicht bald wirtschaftlich einzubrechen, immer mehr Kapital im Ausland platzieren. Der chinesische Markt ist der größte der Welt, das zeigt sich an vielen Statistiken, auch wenn ein Mensch in China  durchschnittlich nicht so viel konsumiert wie in Europa oder gar in den USA. Aber ein Rückgang in diesen bisher in angenommenen Friedenszeiten nie gekannten Dimensionen verschiebt natürlich das Weltgleichgewicht. Nigeria wird demnach im Jahr 2100 schon etwa 75 Prozent der chinesischen Bevölkerung haben, aktuell sind es nur ca. 15 Prozent.

Die Europäer gehen, wie angedeutet, einen anderen Weg: Sie nehmen Menschen aus Ländern von außerhalb des Kontinents auf, um ihre Zukunft zu sichern.

Wir wollten aber doch die „extrem niedrige Geburtenrate“ Chinas noch etwas genauer wissen, ohne dass Sie oder wir die Quellen lesen müssen, was Sie selbstverständlich gerne tun dürfen, deswegen haben wir sie ja verlinkt:

Basierend auf den verfügbaren Informationen hat sich die Geburtenrate in China in den letzten Jahren drastisch reduziert:

  1. Laut Daten des Shanghai Academy of Social Sciences (SASS) ist die Geburtenrate in China auf etwa 1,0 Kinder pro Frau gesunken[4]. Dies bedeutet, dass chinesische Frauen im Durchschnitt nur noch ein Kind bekommen.

 

  1. Diese Entwicklung stellt einen starken Rückgang dar. 2017 lag die Geburtenrate noch bei 1,81 Kindern pro Frau[4].
  2. Statista berichtet, dass im Jahr 2023 etwa 9,02 Millionen Babys in China geboren wurden, verglichen mit 9,56 Millionen im Vorjahr[2]. Dies zeigt einen kontinuierlichen Rückgang der absoluten Geburtenzahlen.

Die Entwicklung der Geburtenrate in China lässt sich wie folgt zusammenfassen:

– Vor 1979: Die Geburtenrate lag bei etwa 2,7 Kindern pro Frau.

– 1979-2016: Während der Ein-Kind-Politik sank die Rate auf 1,7 Kinder pro Frau.

– 2016-2021: Trotz der Einführung der Zwei-Kind-Politik setzte sich der Rückgang fort.

– Seit 2021: Trotz der Einführung der Drei-Kind-Politik ist die Rate weiter auf etwa 1,0 Kinder pro Frau gesunken.

Diese Entwicklung ist besonders bemerkenswert, da sie trotz der Lockerung der Familienplanungspolitik und der Bemühungen der chinesischen Regierung, Geburten zu fördern, stattfindet[1][4]. Die sinkende Geburtenrate stellt China vor erhebliche demografische Herausforderungen und hat weitreichende Auswirkungen auf die Wirtschaft und Gesellschaft des Landes.

Quellen:

[1] https://www.asienhaus.de/aktuelles/demografische-wende-in-china-der-wunsch-nach-mehr-kindern
[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1453994/umfrage/anzahl-der-geburten-in-china/
[3] https://www.pwc.de/de/internationale-maerkte/firmengruendung-im-ausland/china-business-group/chinas-bevoelkerung-schrumpft-konsequenzen-fuer-den-markt.html
[4] https://www.klimareporter.de/gesellschaft/in-china-kollabiert-die-geburtenrate
[5] https://www.derpragmaticus.com/r/china-bevoelkerung

Wir haben das nicht noch einmal gegengecheckt, aber ein Rückgang der Geburtenrate von 1,81 Kindern pro Frau auf 1,0 innerhalb von nur sechs Jahren ist wohl weltweit einmalig, prozentual gesehen natürlich. Dafür kann es nur einen Grund geben, und der heißt Corona. Sonst fällt uns nichts ein, was gesellschaftlich eine so drastische Veränderung hervorgerufen haben könnte. Und natürlich ist China trotz seiner letztlich angeblich sehr geringen Todesfallzahlen in der Pandemie ein Hotspot gewesen, mit rigiden Maßnahmen und vielen Unsicherheiten, einem Auf und Ab, das letztlich sogar in diesem mittlerweile lammfrommen (parteihörigen) Land zu Protesten geführt hat.

Wir gehen davon aus, dass die Geburtenrate ich von diesem ungewöhnlichen Tiefststand wieder erholen wird, aber vermutlich wird sie nicht mehr den früheren Stand erreichen, denn was im Moment passiert, wird eine große Delle in ca. 20 Jahren hervorrufen.

In einigen Ländern Europas, die bisher als Negativ-Rekordhalter galten, darunter auch Deutschland mit ca. 1, 3Kindern pro Jahr, wird sich die Geburtenrate wohl zwischen 1,5 und 1,6 einpendeln. Auch hier haben wir allerdings unser Gedächtnis überprüft, zumindest Deutschland betreffend:

Die Geburtenrate in Deutschland hat im Laufe der Geschichte einige Schwankungen erlebt. Basierend auf den verfügbaren Informationen:

  1. Der historische Tiefpunkt der Geburtenrate in Deutschland wurde im Jahr 2011 erreicht. In diesem Jahr wurden nur 663.000 Neugeborene registriert, was die niedrigste Geburtenzahl seit 1946 darstellte[5].
  2. In den 1970er Jahren begann ein starker Rückgang der Geburtenrate. Von den 1970er Jahren bis etwa 2015 lag die Geburtenziffer relativ konstant bei etwa 1,3 bis 1,4 Kindern pro Frau[1].
  3. In den letzten Jahren ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Im Jahr 2021 lag die zusammengefasste Geburtenziffer bei 1,58 Kindern pro Frau[4].
  4. Allerdings zeigen die neuesten Daten für 2022 einen erneuten Rückgang. In diesem Jahr gab es insgesamt 738.800 Neugeborene in Deutschland[5].
  5. Für das Jahr 2023 deutet sich ein weiterer Rückgang an, wobei die genauen Zahlen noch nicht vorliegen[2].

Es ist wichtig zu beachten, dass die aktuelle Geburtenrate, obwohl sie höher ist als der historische Tiefpunkt von 2011, immer noch deutlich unter dem Niveau liegt, das für eine stabile Bevölkerungsentwicklung ohne Zuwanderung notwendig wäre (etwa 2,1 Kinder pro Frau). Die derzeitige Geburtenrate in Deutschland bleibt eine der niedrigsten weltweit, trotz leichter Schwankungen in den letzten Jahren.

Quellen:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Demografie_Deutschlands
[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/235/umfrage/anzahl-der-geburten-seit-1993/
[3] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1059489/umfrage/zahl-der-geburten-in-deutschland/
[4] https://www.sozialpolitik-aktuell.de/files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Bevoelkerung/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVII1b.pdf
[5] https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/_inhalt.html

Achtung: Die niedrigeren nominalen Geburtenzahlenmüssen nicht eine (gleichermaßen) sinkende Fertilitätsziffer bedeuten. Denn in Deutschland haben wir den umgekehrten Effekt wie in Ländern mit generell wachsender Bevölkerung, nämlich, dass die jetzt gebärende Generation bereits viel kleiner ist als die ihrer eigenen Eltern, die Ausgangsbasis ist die einer bereits kleineren potenziell fruchtbaren Generation. Die Fertilitätsrate von 2,1 ist für Deutschland also insofern kein korrekter Maßstab, als es erst einmal einer Trendwende über diese Zahl hinaus bedürfte, damit man von einer die Bevölkerung sichernden Quote sprechen kann. Zunächst müssten die nun zu zeugenden Jahrgänge wieder größer werden, wofür die Fertilitätsrate über viele Jahre hinweg bei etwa 2,5 liegen müsste. Ansonsten wird es allenfalls zu seiner Stagnation auf weitaus niedrigerem Niveau kommen als in der Generation der Babyboomer, die ihrerseits die erste war, die viel zu wenige Kinder bekam, um eine gleichbleibende Bevölkerung ohne Zuwanderung zu gewährleisten.

Wo sind die Kinder, die die rechten Großmäuler doch alle selbst produzieren wollten, als sie Hetze gegen Migrant.innen mit dem Überfremdungsnarrativ betrieben? (Wir beziehen uns auf den AfD-Plakatmotiv von vor einigen Jahren.) Und damit zu unserem letzten Recherchepunkt für diesen Artikel: Wie hoch ist die Geburtenziffer von Migrantinnen / Frauen mit Migrationshintergrund gegenüber autochthonen Deutschen?

Basierend auf den verfügbaren Informationen lässt sich Folgendes über die Geburtenziffer von Frauen mit Migrationshintergrund im Vergleich zu autochthonen deutschen Frauen sagen:

  1. Frauen mit Migrationshintergrund haben im Durchschnitt eine etwas höhere Geburtenrate als Frauen ohne Migrationshintergrund in Deutschland.
  2. Im Jahr 2009 betrug die zusammengefasste Geburtenziffer der ausländischen Frauen in Deutschland 1,6 Kinder je Frau.
  3. Bei Frauen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland leben, aber keine deutsche Staatsbürgerschaft haben (Ausländerinnen), liegt die Geburtenrate im Durchschnitt zwischen 1,6 und 2,2 Kindern pro Frau.
  4. Im Vergleich dazu lag die Geburtenrate für Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft in den letzten Jahren bei etwa 1,4 bis 1,5 Kindern pro Frau.

Allerdings ist es wichtig, einige Differenzierungen zu beachten:

– Frauen der zweiten Migrantengeneration, die in Deutschland geboren sind, passen sich in ihrem Geburtenverhalten tendenziell an die autochthone Bevölkerung an.

– Höhere Geburtenraten haben insbesondere Frauen, die in Ländern mit grundsätzlich hohen Geburtenraten geboren wurden und später nach Deutschland kamen.

– Der Bildungsstand spielt eine wichtige Rolle: Bei hohem Bildungsstand haben im Ausland geborene Frauen nur eine minimal höhere Kinderzahl (1,5) als in Deutschland geborene Frauen (1,4). Bei niedrigem Bildungsstand ist der Unterschied deutlich größer (2,4 vs. 1,7 Kinder).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Frauen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt eine etwas höhere Geburtenrate aufweisen, wobei die Unterschiede stark vom Herkunftsland, der Migrationsgeneration und dem Bildungsstand abhängen.

Wenn man die obigen Zahlen liest, kann man nur hoffen, dass es in diesem Land doch noch einmal zu einer Bildungsoffensive kommen wird, sonst wird die reine Zahl von Geborenen nicht viel über die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft und der Wirtschaft von morgen aussagen.

Solange Neoliberale Regierungspolitik gegen die Mehrheit betreiben, werden wir das höchst unangenehme Phänomen sehen, dass gerade dort viele Kinder gezeugt werden, wo sie überwiegend keine guten Chancen auf Bildung haben, und zwar sowohl in der autochthonen wie in der migrantischen Bevölkerungsgruppe. Das wird Staatsabhängigkeit ebenso fördern, vor allem bei in prekäre Verhältnisse hineingeborenen autochthonen Deutschen, wie (ausschließlich oder zusätzlich)  das Abdriften in die OK vor allem bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund.

Quellen:

[1] ttps://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Forschung/Forschungsberichte/Kurzberichte/fb10-generativesverhaltenundmigration-kurzfassung.pdf?__blob=publicationFile&v=10
[2] https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Forschung/Forschungsberichte/fb10-generativesverhaltenundmigration.pdf?__blob=publicationFile&v=11
[3] https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/demografischer-wandel-350/507788/die-ursachen-der-geburtenentwicklung/
[4] https://www.bmfsfj.de/resource/blob/75090/7a1ebb08b6be4f49607ad3bdbefda302/geburten-und-geburtenverhalten-in-d-data.pdf
[5] https://www.demografie-portal.de/DE/Fakten/zusammengefasste-geburtenziffer.html

TH


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