So viel kostet Bier in Europa (Statista + weitere Infos: Bierkonsum, andere Getränke, Gesamtflüssigkeitsaufnahme + Kommentar) | Briefing 601 | Wirtschaft, Gesundheit, Gesellschaft

Briefing 601 Wirtschaft, Gesellschaft, Bierkonsum, Bierpreise, Alkoholkonsum, Flüssigkeitsaufnahme, Mineralwasser, Milch, Kaffee

Es ist Sommer, der Durst trocknet Kehlen . Bier ist zwar nicht mehr der Durstlöscher Nummer eins in Deutschland, aber immer noch sehr beliebt. Wie liegen die Bierpreise im Vergleich zu anderen europäischen Staaten? Statista  hat die Preise in den Hauptstädten verglichen, in denen das Bier regelmäßig am teuersten ist.

Infografik: So viel kostet Bier in Europa | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Den Begleittext haben wir zusammengefasst, weitere Informationen erstellt und die Gesamtdarstellung  kommentiert.

 Durchschnittspreis von 0,5 Liter Bier in Supermärkten und Restaurants in ausgewählten Städten Europas

Die Statista-Grafik, basierend auf Daten von Numbeo, zeigt die erheblichen Unterschiede der Bierpreise in verschiedenen europäischen Städten. Hier sind einige der wichtigsten Erkenntnisse:

### **Teuerste Städte**

– **Reykjavik, Island**:

  – Restaurant: 9,53 Euro

  – Supermarkt: 2,90 Euro

– **Dublin, Irland**:

  – Supermarkt: 3,02 Euro (höchster Preis im Supermarkt)

### **Günstige Städte**

– **Berlin, Deutschland**:

  – Restaurant: 4,00 Euro

  – Supermarkt: 1,01 Euro  

### **Günstigste Stadt, sowohl bei Bier aus dem Supermarkt wie im Restaurant**

  • Prag: 0,91 Euro (Supermarkt)

  • Prag: 2,38 Euro (Restaurant)

### **Weitere interessante Informationen**

– **Deutschland**:

  – Größter Biermarkt Europas vor Großbritannien, Spanien und Polen.

  – Pro-Kopf-Verbrauch wird nur von Tschechien und Österreich übertroffen.

  – Der Bierkonsum ist rückläufig, und der versteuerte Bierabsatz nimmt seit Jahren ab.

  – Starke Schwankungen im monatlichen Bierabsatz: Am wenigsten im Januar, am meisten im Juni und Juli.

### **Zusätzliche Informationen aus anderen Quellen**

– **Tschechien**:

  – Hat den weltweit höchsten Pro-Kopf-Bierkonsum. Die Tschechen trinken im Durchschnitt etwa 143 Liter Bier pro Jahr.

– **Österreich**:

  – Ebenfalls hoher Bierkonsum mit etwa 106 Litern pro Kopf jährlich.

– **Bierpreise und Lebenshaltungskosten**:

  – Bierpreise können als Indikator für die allgemeinen Lebenshaltungskosten in einem Land oder einer Stadt dienen. Höhere Bierpreise in Restaurants und Supermärkten deuten oft auf höhere Lebenshaltungskosten hin.

Diese Informationen bieten einen umfassenden Überblick über die Bierpreise in Europa und deren Bedeutung im Kontext der allgemeinen Lebenshaltungskosten und Konsumgewohnheiten.

Fokus Steuern und Abgaben

Steuern und Abgaben spielen eine bedeutende Rolle bei der Preisgestaltung von Bier in Restaurants und Supermärkten:

  1. Umsatzsteuer:

– In Restaurants gilt ab 2024 wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19% auf Getränke, einschließlich Bier[3][4].

– Im Supermarkt fällt für Bier ebenfalls 19% Mehrwertsteuer an.

  1. Biersteuer:

– Auf Bier wird zusätzlich eine spezielle Biersteuer erhoben[3].

– Die Biersteuersätze wurden kürzlich dauerhaft ermäßigt, um kleinere Brauereien zu unterstützen[3].

  1. Gewerbesteuer:

– Restaurants müssen als Gewerbebetriebe Gewerbesteuer zahlen, die in die Kalkulation der Verkaufspreise einfließt[1][2].

  1. Lohnsteuer und Sozialabgaben:

– Die Personalkosten in der Gastronomie sind hoch. Lohnsteuer und Sozialabgaben für Mitarbeiter werden indirekt auf die Preise umgelegt[1][2].

  1. Einkommensteuer/Körperschaftsteuer:

– Je nach Rechtsform fallen für Gastronomen und Einzelhändler unterschiedliche Ertragsteuern an[1][2].

Diese Steuern und Abgaben tragen dazu bei, dass Bier in Restaurants deutlich teurer ist als im Supermarkt. Während im Supermarkt hauptsächlich die Mehrwertsteuer und Biersteuer relevant sind, kommen in der Gastronomie zusätzliche Kosten wie höhere Personalaufwendungen, Mieten und gastronomie-spezifische Steuern hinzu. Dies erklärt den oft erheblichen Preisunterschied zwischen Restaurant und Einzelhandel.

Quellen zu “Steuern”

[1] https://www.dish.co/DE/de/blog/steuern-in-der-gastronomie/
[2] https://www.resmio.com/spoon-bytes/steuern-in-der-gastronomie-alles-auf-einen-blick/
[3] https://www.steuertipps.de/selbststaendig-freiberufler/umsatzsteuer/gastronomie-umsatzsteuer-wird-gesenkt
[4] https://www.focus.de/finanzen/news/branche-zittert-wer-im-restaurant-isst-zahlt-ab-2024-mehr-geld-und-heftige-gebuehren_id_247383901.html
[5] https://www.blog.tillhub.de/mehrwertsteuer-gastronomie

Kommentar

Was könnte der feine Gerstensaft billig sein, wenn er nicht x-fach besteuert würde, sagen die einen.

Es ist in Deutschland immer noch viel zu billig, sich zu besaufen, sagen die anderen.

In der Tat ist der Bierpreis für ein traditionelles westeuropäisches Land in Deutschland sehr niedrig, vor allem im Supermarkt, aber auch im Restaurant. Das führt dazu, dass alkoholfreie, gesündere Getränke manchmal teurer sind als Bier.

Auch der hohe deutsche Pro-Kopf-Verbrauch dürfte mit den niedrigen Preisen in direktem Zusammenhang stehen. Dass es hier eine Korrelation gibt, zeigt der tschechische Verbrauch von 143 Litern pro Kopf, hier ausgewiesen ist Prag als „billigste“ unter allen verglichenen Säten, als der höchste in Europa.  

Bierverbrauch in Deutschland

Der Pro-Kopf-Verbrauch an Bier in Deutschland hat sich über die Jahre wie folgt entwickelt:

 

  1. Höchststand:

In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren erreichte der Bierkonsum seinen Höhepunkt in Deutschland[1][2].

 

  1. Aktuelle Situation:

– 2022: Etwa 90 Liter pro Kopf[1]

– 2023: Rund 88 Liter pro Kopf[1][3]

 

  1. Historischer Trend:

Der Bierkonsum in Deutschland zeigt seit den 1980er Jahren einen kontinuierlichen Rückgang[1][2][4].

 

  1. Vergleich zu früheren Zeiten:

In der Nachkriegszeit stieg der Bierkonsum stark an, bis er Anfang der 1980er Jahre seinen Höhepunkt erreichte[4].

 

  1. Europäischer Vergleich:

Deutschland liegt beim Pro-Kopf-Konsum hinter Tschechien, Österreich und Polen, aber immer noch auf einem hohen Niveau im europäischen Vergleich[1].

  1. Gründe für den Rückgang:

– Demografischer Wandel: Ältere Menschen trinken tendenziell weniger Bier

– Zunehmende Gesundheitsorientierung der Verbraucher

– Veränderungen im Konsumverhalten, besonders bei jüngeren Generationen[1][2][4]

  1. Aktuelle Trends:

– Steigende Beliebtheit von alkoholfreiem Bier

– Zunahme der Biervielfalt und Anzahl der Brauereien in Deutschland[3]

Trotz des rückläufigen Trends bleibt Deutschland mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 88-90 Litern pro Jahr (Stand 2023) weiterhin eines der Länder mit dem höchsten Bierkonsum weltweit.

Quellen zum deutschen Bierverbrauch

[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4628/umfrage/entwicklung-des-bierverbrauchs-pro-kopf-in-deutschland-seit-2000/
[2] https://www.boeckler.de/fpdf/HBS-004946/p_edition_hbs_260.pdf
[3] https://brauer-bund.de/unsere-brauer/daten-und-fakten/
[4] https://www.dasgrossefreie.com/ausstellungen/broyhan-biergeschichte-im-raum-hannover/bierkonsum-fr%C3%BCher-und-heute/
[5] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/3406/umfrage/bierabsatz-in-deutschland-seit-dem-jahr-1999/

Erfreuliche Entwicklung

1980 lag der deutsche Pro-Kopf-Bierverbrauch bei unfassbaren 145,6 Litern, wie die Quelle (1) ausweist, das ist noch mehr, als in Tschechien heute konsumiert wird. Die Entwicklung seitdem ist sehr erfreulich. Die Zahlen dieser Balkengrafik betreffen bis 1990 betreffen nur Westdeutschland.  2011 gab es eine leichte Zunahme aufgrund des Zensus, der die Bevölkerung Gesamtdeutschlands als niedriger auswies, als sie zuvor angenommen wurde.

Als 1978 die Gebrüder Blattschuss in ihrem Hit „Kreuzberger Nächte“ (sind lang) sangen „eins von den dreißig Bierchen war wohl schlecht“, um einen massiven Kater am nächsten Tag zu beschreiben, war das auch eine Reflektion auf den rasant ansteigenden Bierkonsum in Westdeutschland nach dem Krieg, vorgetragen in der humorvollen Weise, die damals beim Thema Alkohol noch üblich war.  Heute geht man mit den gravierenden Folgen des Alkoholismus ernsthafter um, vollkommen zu Recht.

Man kann den Rückgang beim Bierkonsum nicht auf alle Formen von alkoholischen Getränken übertragen, aber die Tendenz beim Alkoholverbrauch pro Kopf ist in Deutschland allgemein rückläufig.

Basierend auf den verfügbaren Daten hat sich der Pro-Kopf-Konsum von reinem Alkohol in Deutschland über die letzten 50 Jahre wie folgt entwickelt:

  1. Höchststand in den 1970er und 1980er Jahren:
  • 1970: 14,4 Liter
    1980: 15,1 Liter (Höchstwert)
  1. Kontinuierlicher Rückgang seit den 1980er Jahren:
  • 1990: 13,4 Liter
  • 2000: 12,0 Liter
  • 2010: 10,7 Liter
  • 2020: 10,0 Liter
  1. Aktuelle Situation:
    Der Konsum von reinem Alkohol pro Kopf (ab 15 Jahren) lag 2020 bei 10,0 Litern.

Wichtige Beobachtungen:

  • Der Alkoholkonsum erreichte seinen Höhepunkt Anfang der 1980er Jahre mit 15,1 Litern pro Kopf.
  • Seitdem ist ein stetiger Rückgang zu verzeichnen, mit einer Abnahme von etwa einem Drittel zwischen 1980 und 2020.
  • Trotz des Rückgangs gilt Deutschland im internationalen Vergleich immer noch als Hochkonsumland.
  • Der Trend zeigt eine langsame, aber kontinuierliche Abnahme des Alkoholkonsums über die letzten Jahrzehnte.

Diese Entwicklung spiegelt veränderte Konsumgewohnheiten, ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein und demografische Veränderungen wider. Dennoch bleibt der Alkoholkonsum in Deutschland im europäischen Vergleich auf einem relativ hohen Niveau.

Kommentar, Teil 2

Weitere Schutzmaßnahmen wie das Verbot des Verkaufs von Alkohol an Jugendliche könnten helfen, die Quote weiter zu senken und damit dem immer noch weit verbreiteten Alkoholismus vorzubeugen.

Dafür ist die Vielfalt an Bieren doch erfreulich, die in der Regel auch mit guter Qualität bei heimischen Produkten einhergeht. Diesbezüglich ist Deutschland immer noch ein Sonderfall, wegen des Reinheitsgebots, das in anderen Ländern kein Adäquat hat, deutsches Bier aber auch im Ausland teuer macht im Vergleich zu Angeboten z. B. aus den im Export weltweit führenden Niederlanden. Deutsches Bier entwickelt sich also immer mehr zu einem echten Genussartikel, bei dem es nicht darum geht, möglichst viel davon zu sich zu nehmen, sondern wo die Vielfalt und die Qualität am wichtigsten ist.

Was in der Grafik fehlt, sind andere osteuropäische Länder. Tschechien (Prag) ist das einzige „Konversionsland, das darauf ausgewiesen ist. Auch in den übrigen Ländern, die einst hinter dem Eisernen Vorhang lagen, ist Alkohol im Vergleich zum Westen günstiger. Freilich entspricht das einer immer noch geringeren Kaufkraft, mit dieser müssen die Preise also in Relation gebracht werden, um zu ermitteln, wie „teuer“ Bier und jedes andere Produkt für die Menschen tatsächlich ist. Spiegelbildlich gehen sehr hohe Preise im Norden Europas mit sehr hohen Einkommen einher, der reale Unterschied zum deutschen Preis ist um einiges geringer als der in der Grafik ausgewiesene nominale Unterschied.

Welches Getränk aber ist das beliebteste in Deutschland?

Es ist in der Tat Mineralwasser. Der Verbrauch stieg von schmalen 12,5 Litern im Jahr 1970 auf den bisherigen Höchststand von 129,5 Litern im Jahr 2022 an, im Jahr 2023 ging er auf 123 Liter zurück, vermutlich wegen des weniger heißen Sommers. Das ist eine Konsum-Revolution, das muss man so sagen. Sie hat auch damit zu tun, dass allgemein  mehr getrunken wird. Wir wollen es nicht als Dehydrierungspanik bezeichnen, aber die Trinkkultur hat sich wesentlich verändert.

Zu unserer Zeit hatte z. B. in der Schule niemand eine Wasserflasche vor sich auf dem Tisch stehen.  Der Mineralwasserbrauch ist wesentlich stärker angestiegen, als der Bierverbrauch zurückgegangen ist, das weist auf die benannte Steigerung der Flüssigkeitsaufnahme hin. Natürlich müsste man für ein komplettes Bild auch Säfte, Milch und andere Getränke, auch Spirituosen und Wein, in die Betrachtung aufnehmen, aber dass die Trinkkultur gesünder geworden ist, lässt sich auch ohne diese Erweiterung der Darstellung sagen, da der Pro-Kopf-Alkoholkonsu zurückgegangen ist, die „Trinkleistung“ aber anstieg, was unweigerlich bedeutet, dass erheblich mehr alkoholfreie Getränke konsumiert werden als vor einigen Jahrzehnten.

Der Gesamtflüssigkeitskonsum pro Kopf lag in Deutschland für alle Getränkearten im Jahr 2023 bei 1,9 Litern pro Tag (ca. 700 Liter pro Jahr).

Das beliebteste Getränk, in diesen 700 Litern ebenso wie Bier und Mineralwasser enthalten, ist aber – Kaffee. Nicht weniger als 167 Liter pro Jahr entfallen darauf.  Das sind immer noch 35 Prozent mehr als die tägliche Menge an Mineralwasser, die für sich genommen gar nicht so hoch ist (etwa 1/3 Liter pro Tag). 

Ein paar persönliche Zeilen

Wir haben für uns durchgerechnet, dass wir pro Woche auf etwa 11 Liter Trinkflüssigkeit kommen. Das sind 1,57 Liter pro Tag und damit sehr wenig, denn wir sind eindeutig schwerer und größer als ein Durchnittsmensch in Deutschland (inklusive Kindern) und bräuchten im Grunde eher 2,5 Liter Getränkezufuhr pro Tag, außerdem macht Milch in unserem Mix noch einen sehr hohen Anteil aus. Unser Verbrauch liegt eindeutig über den 46 Kilogramm, die jeder Mensch in Deutschland durchschnittlich davon zu sich nimmt (entspricht etwa 45 Litern, knapp 0,9 Liter pro Woche), der Alkoholkonsum hingegen aktuell bei Null, die u. a. in Bier enthaltene Flüssigkeit „fehlt“ also. 

Bei uns ist Milch noch Nummer eins vor Mineralwasser, Kaffee (1-2 Tassen pro Tag) und Säften. Die Verschiebung hin zu Mineralwaser, die sich auch mit steigender Sportleistung im Zuge insgesamt höherer Flüssigkeitsaufnahme ergeben hat, werden wir aktiv weiterführen.

TH


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