Die Kinder des Olymp (Les Enfants du paradis, FR 1945) #Filmfest 1150 #Top250

Filmfest 1150 Cinema Concept IMDb Top 250 of All Time (200)

Kinder des Olymp (frz. Originaltitel Les enfants du paradis) ist ein von 1943 bis 1945 von Marcel Carné nach einem Drehbuch von Jacques Prévert gedrehter Liebesfilm. Er gilt als herausragendes Beispiel des poetischen Realismus in Frankreich. Der Film erzählt von den Beziehungen einer Frau zu vier Männern im Pariser Theatermilieu um 1835. Der deutsche Titel ist die sinngemäße Übersetzung des französischen, da der höchste Rang im Theater (französisch: paradis) auf Deutsch „Olymp“ heißt.

Es gibt zu diesem großen französischen Film eine neuere Rezension, die wir auf dem Filmfest noch vorstellen werden. Sie geht auf 8,5/10 und wird, an unser aktuelle Schema angepasst, wohl auf 85-87 Punkte lauten. Es gibt keine 11/10 mehr, denn dazu gehörte ein Wunder. Das war zu der Zeit, als das Filmverzeichnis Nr. 8 (1989) entstand, die Entdeckung des Mediums, einer der ersten großen Klassiker, die ich in einem Programmkino meiner Heimatstadt angeschaut habe (es war brechend voll, die jungen Filmenthusiasten drängten dicht an dicht, daran erinnere ich mich, einen Olymp gab es nicht) und eine entzückende Begleitung. Alles wie gemacht, um mehr Punkte zu vergeben, als das Schema zulassen dürfte.

Ich las damals sehr wohl schon über Filme, wie man an den Zitaten sieht, aber nicht in dem Zusammenhang wie heute. Heute fällt auf, dass der letzte französische Film, den ich hier aus der „ersten Chronologie“ (ebenjene, die sich durch die Abfolge im maschinengeschriebenen FVZ Nr. 8 ergibt) auch von Marcel Carné stammt. Aber er ist sieben Jahre älter und die komplette Kriegszeit fehlt. Einiges mehr werden wir ab der zweiten Chronologie zeigen, auch den einen oder anderen französischen Stummfilm.

Nur für kurze Zeit, aber immerhin, war „Die Kinder des Olymp“ auch in der IMDb-Top-250-Liste enthalten, daher zählt er auch zu den Werken, die unserem Konzept, so viele Filme wie möglich, die einmal auf dieser Liste standen, zu rezensieren. Der Film fiel nicht wegen sinkender Durchschnittsbewertung aus dem Schema, diese liegt immer noch bei herausragenden 8,3/10 – sondern, weil ihn sich in den letzten Jahren zu wenige Menschen angeschaut und ein Votum abgegeben haben. Zu den ca. 25.000 Bewertungen, die notwendig sind, um einen Film in die Liste zu bringen, fehlen aktuell etwa 3.000.  Wenn Sie also diesem Meisterwerk wieder in die Topliste verhelfen wollen, sehen Sie es sich an und geben Sie ihm eine gute Note.

Wer das französische Kino erforschen will, für den ist dieser Film heute noch ein Muss. Er spiegelt sehr wohl die düstere Stimmung der Besatzungszeit, war aber gleichzeitig das erste Lebenszeichen des französischen Kinos nach der Befreiung. Seine Entstehungsgeschichte ist genauso legendär wie sein Inhalt, gemäß obigem Text, vielgestaltig, die Ausführung und das Spiel großartig sind. In der Rezension, die wir dieser noch folgen lassen werden, haben wir den Inhalt ausführlicher besprochen und die philosophischen und poetischen Ansätze ausgewertet – und die Bewertung auch daran orientiert, nicht nur an der Pracht und der Atmosphäre, die so sehr zu der Art gepasst hat, wie wir ihn zum ersten Mal angeschaut hatten.

Mit diesem Film schließt nach einer Meinung der französische Poetische Realismus ab, etwa in dem Moment, als der italienische Neorealismus, der auf ihm fußt, die Führung im europäischen Kunstfilm übernahm – wann der Poetische Realismus begann, ist nach meiner Ansicht diskutabel. Ich rechne auch Filme der frühen 1930er hinzu, die noch nicht die düstere Prägung ab etwa 1935/36 aufweisen, die wiederum dazu führt, dass diese Werke für mich auch Films noirs sind, zumindest, wenn Verbrechen darin eine zentrale Rolle spielen. Auch die gibt es in „Die Kinder des Olymp“, es ist eben ein vielgestaltiger Film, aber kein Noir, sondern nach überwiegender Ansicht eine Tragikomödie. 

© 2024, 1989 Der Wahlberliner, Thomas Hocke

Kursiv, tabellarisch: Wikipedia

Regie Marcel Carné
Drehbuch Jacques Prévert
Produktion Raymond Borderie,
Fred Orain
Musik Maurice Thiriet,
Joseph Kosma
Kamera Roger Hubert,
Marc Fossard
Schnitt Henri Rust,
Madeleine Bonin
Besetzung

 

 


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