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The LEGO Movie ist eine US-amerikanisch–australisch–dänische computeranimierte Filmkomödie von Phil Lord und Chris Miller, die auf dem Baukastensystem Lego basiert.
Dieser Film hat mich persönlich getriggert. Bin ich Emmet zu Beginn oder am Ende des Films? Bei uns war es so, dass neue Lego-Sachen wirklich erst nach der Regel zu bauen waren – und dann erst kreativ abgeändert werden durften. Was dabei herauskam: Ein bis heute unüberwindlicher Widerwille allen Regeln gegenüber, gepaart mit verkümmerter Kreativität. Das nennt man Eintritt des denkbar schlechtesten Falles als Ergebnis von Erziehungsmethoden. Okay, Spaß beiseite. Wieso erinnert mich dieser Film so stark an „Ralph reicht’s“, den ich neulich gesehen habe? Dies und mehr beantworten wir in der Rezension.
Handlung (1)
Emmet ist eine gewöhnliche, sich an Regeln haltende, perfekt durchschnittliche Bauarbeiter-Minifigur, welche sogar so durchschnittlich ist, dass sie von niemandem beachtet wird.
Auf der Baustelle begegnet ihm nach Feierabend eine junge weibliche Minifigur namens Wyldstyle, welche sich nicht an die Regeln hält. Davon irritiert, stürzt Emmet in ein tiefes Loch und stößt auf ein mysteriöses Objekt, den Stein des Widerstands.
Emmet wacht in einem Verhörraum auf, wo er auf Bad Cop, einem bösen Polizisten, und dessen andere Hälfte Good Cop trifft. Emmet hat plötzlich den Stein des Widerstands auf dem Rücken und ist angekettet. Dieser Stein soll laut einer Prophezeiung die Welt retten.
Bad Cop befiehlt der Robo-Polizei, Emmet einzuschmelzen. Emmet, der noch keine Kenntnis von der Bedeutung des Steines hat, wird aber von Wyldstyle gerettet. Wie sich herausstellt, ist der Präsident von Emmets Heimatstadt, President Business in Wahrheit der böse Lord Business, welcher eine Waffe aus dem Kragle (einem einfachen Sekundenkleber) baut, damit die Meisterbauer nicht mehr nach Wunsch bauen können. Das Wort ergibt sich aus dem Markennamen „Krazy Glue“, der auf der Tube nicht mehr komplett sichtbar ist.
Auf der Flucht bemerkt Wyldstyle, dass Emmet nicht der Besondere ist, da er so durchschnittlich wie sonst keiner ist. Laut der Prophezeiung soll nämlich die Figur, die den Stein des Widerstands entdeckt, der Besondere sein. Emmet und Wyldstyle landen im Old West, wo sie auf Vitruvius treffen, einen der ältesten Meisterbauer. Da Emmet offensichtlich kein Talent hat, zweifelt auch er an Emmets Fähigkeit als Meisterbauer.
Emmet, Wyldstyle und Vitruvius werden von Bad Cop, der für President Business arbeitet, und der Robo-Polizei verfolgt und um ein Haar getötet. In letzter Sekunde kommt ihnen Wyldstyles Freund Batman zur Hilfe. Zusammen flüchten sie nach Wolkenkuckucksheim, den einzigen Ort im Lego-Universum, an dem man nach Wunsch bauen kann. Dort treffen Emmet und seine Kameraden auf den 1980er-Jahre-Astronauten Benny und das immer positiv denkende Einhorn-Kitty, die sich Emmets Truppe anschließen. (…)
Rezension
Das Grundmuster ist das Gleiche wie bei „Ralph reicht’s“. Eine Kreatur, die nichts darstellt, wird zum Helden. Damit folgt auch „The LEGO Movie“ 80 Prozent aller amerikanischen Mainstream-Filme, die nicht bereits dem anderen Muster folgen, nämlich dem, dass jemand schon Superheld ist, wenn die Handlung startet. Zu retten ist jedenfalls immer die Welt. Hier gleich das ganze Universum. Das von Lego. Ob man dieses immer gleichen Schemas mal müde wird? Als Kind sicher nicht, da erkennt man die Strickmasche ja noch nicht und erfreut sich an den immer neuen Figuren und Production Designs.
Und bezüglich Letzterem bin ich zwiespältig. Sicher ist alles sehr prachtvoll gemacht, aber meine Lego-Welt erkenne ich darin kaum wieder. Nun ist auch diese Firma den Weg der Banalisierung gegangen und man kann alles, was man früher abstrahieren und mehr oder weniger mit Grundbausteinen simulieren musste, fertig kaufen. Wie eben die Figuren, die zuhauf in dem Film vorkommen. Natürlich kann man sie kreativ verändern, aber grundsätzlich ist Lego mittlerweile auch ein Teil eines riesigen Merchandise-Systems geworden, denn zu allen Filmen, Serien, Spielen, die etwas wie Blockbuster-Charakter haben, gibt es natürlich auch was zum Nachbauen in Lego.
Damit einhergehen der Gigantismus des Films. Ich habe natürlich nicht nachgerechnet, wie viele Steine man bräuchte, um diese Welten zu bauen, es müssen Milliarden sein. Hinter der frohen Botschaft, dass Kreativität doch einfach der Hit ist, steckt ein wirklich simpler Subtext: Ohne riesige Mengen von Legosteinen, die von finanziell gestressten Eltern zu erwirtschaften sind, denn Legosachen sind immer noch vergleichsweise teuer, geht nix mit der echten Kreativität. Freilich auch nicht mit den Wolkenkratzern und der fröhlich gelebten Uniformität der Bauarbeiter. Wir sind zurück in den 1920ern oder frühen 1930ern, als Filme mit Menschen, die in schwindelnder Höhe Türme wie das Empire State Building fertigstellten, sehr angesagt waren. Hinter diesem Arbeiten in schwindelnder Höhe spielten sich aber schwindelerregende menschliche Dramen ab, das kann man trotz der ernsthaften Auseinandersetzung von Vater und Sohn um den Wert von Kreativität vom „The LEGO Movie“ nicht behaupten. Und dann noch Wyldstyle. Ich dachte allen Ernstes, es wird mir schwerfallen, mich mit ihr zu identifizieren, weil sie so eine unförmige Figur hat, anders als etwa Vanellope oder gar Calhoun in „Ralph reicht’s“ neulich. Aber dass am Ende Emmet doch die Frau kriegt, musste wohl sein. Und das gegen Batman.
Ich habe schon Zeichentrickfilme gesehen, in denen die Figurenpsychologie stimmiger war und die Typen witziger waren, allein die Rasanz der Actionszenen wird immer größer und vermutlich können Kinder besonders schnell gucken und haben damit keine Probleme. Oder sie haben keine Probleme damit, dass sie ab und zu Aussetzer haben, während wir schon so gedrillt sind, dass uns das nervt. Erwachsen werden, das merkt man immer wieder, ist kein Ponyhof. Es ja auch erwachsene Ponys, sie bleiben jedoch etwas kleiner. Aber deswegen kann man ja Ausflüge in die Welten dieser Zeichentrickfilme machen und ist dann doch peinlich berührt von der manchmal tumben Art, wie hier Menschen manipuliert werden. Zum Besseren? Humorlose Zeitgenossen wie die Kommentator_innen von Fox haben allen Ernstes moniert, dass hier Großkonzerne zu negativ dargestellt werden. Dabei ist der Film ein Werbefeldzug für den Konzern Lego und die gesamte Trickfilmindustrie. Ich würde gerne mal einen Legofilm sehen, in dem Konzerne so gezeigt werden, wie sie wirklich sind. Aber für den dürften fast nur schwarze, allenfalls noch dunkelgraue Bausteine verwendet werden und auf die sind doch alle schon für Batman reserviert.
Ausnahmsweise stammt der Film nicht aus dem Disney-Imperium, sondern wurde von der Trickfilmabteilung von Warner Brothers realisiert, von der ich gar nicht wusste, dass es sie noch gibt. Dabei waren die Warners mal im animierten Kurzfilm ganz vorne dabei, Bugs Bunny und Konsorten lassen grüßen. Aber das ist ja nun lange her und damals gab es die Legos noch nicht. Allerdings dauerte es nicht mehr lange, bis sie auftauchten: Bereits 1949 kamen die Plastikbausteine auf den Markt und haben seit 1958 grundsätzlich ihr heutiges Aussehen.
Finale
Fans der CGI-Animation werden sich auch am Detailreichtum dieses Films wieder nicht sattsehen können und natürlich ist die Geschichte politisch einigermaßen korrekt. Erst wenn man etwas hinter den Hype um die Kreativität schaut, hat man das Gefühl, dass da einiges zu besprechen wäre, was nicht so eindeutig wirkt. Das Mantra, dass jeder alles kann, wenn er nur an sich glaubt, zum Beispiel, das schon deshalb nicht stimmen kann, weil es von Leuten, die sich stark überschätzen, stark wimmelt, sie aber trotzdem keine adäquaten Leistungen hinbekommen. Zum Beispiel, die Welt endlich von Krieg und ökologisch-ökonomischem Raubbau zu erlösen. Die Legos als solche sind eher unideologisch, auch wenn sie bisher nicht aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und die Energiebilanz für ihre Herstellung vermutlich nicht überall so gut ist wie im dänischen Hauptwerk, wo ein eigener Windpark bzw. ein anteiliger Besitz an einem solchen für den nötigen Strom sorgt.
Grundsätzlich ist es richtig, das versteht sich von selbst, die Fähigkeiten von Kindern zu aktivieren und ihnen Raum zur Entfaltung zu geben, und natürlich lässt sich das bei einem Lego-Movie gut darstellen, weil die Bausteine viel dazu beitragen können, dass Kinder zum Beispiel räumliches Vorstellungsvermögen entwickeln und eigene Ideen in 3D verwiklichen können.
Wer viel mit solchen Systemen gespielt hat, wird vermutlich im späteren Leben eher Architekt oder Ingenieur als ein Kind, das nur passiv Fernsehen konsumiert und dann den ganzen Tag mit Ballerspielen verbringt, falls es eine Konsole unfallfrei bedienen kann. Aber wie oben erwähnt, sind auch die Legos den Weg von fantasiefördernden Grundbausteinen hin zu Elementen gegangen, die ziemlich dezidiert an realen Vorbildern oder solchen aus Film und Fernsehen orientiert sind – und nur so lässt der Film sich verstehen: Man kann nur von Bauplänen abweichen, wenn es welche gibt.
Für die US-Zuschauer gibt es in diesen Filmen oft ein Plus, weil einige wichtige Figuren von berühmten Schauspieler:innen gesprochen werden, hier zum Beispiel von Morgan Freemann und Liam Neeson. Manchmal versucht man, das bei der Eindeutschung zu reproduzieren, hier waren Personen am Werk, die in erster Linie Synchronsprecher:innen sind.
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© 2024 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2017)
(1), kursiv, tabellarisch: Wikipedia
| Regie | Phil Lord, Chris Miller |
|---|---|
| Drehbuch | Phil Lord, Chris Miller |
| Produktion | Roy Lee, Dan Lin |
| Musik | Mark Mothersbaugh |
| Kamera | Barry Peterson, Pablo Plaisted |
| Schnitt | David Burrows, Chris McKay |
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