Die Kartause von Parma (La Chartreuse de Parme, FR / IT 1948) #Filmfest 1163

Filmfest 1163 Cinema

Die Kartause von Parma (Originaltitel: La Chartreuse de Parme) ist eine italienischfranzösische Verfilmung des gleichnamigen Romans (1839) von Stendhal aus dem Jahr 1948.

Das Lexikon des internationalen Films befand, dass die Literaturverfilmung „mit ambitionierten Darstellern und hervorragender Fotografie“ realisiert worden sei. Dass „die Tiefe der Vorlage“ dabei nur selten sichtbar werde, habe zur Folge, dass das Ergebnis „letztlich ein sauber konstruierter Kostümfilm mit einigen religiösen Mißdeutungen bleibt“.[4] Der Spiegel schrieb 1949, dass sich del Dongos Liebe zu Clelia „eigensinnig durch das Dickicht einer aufregenden Handlung zieht“, wobei „Degen und Dolch, Opium und Arsen, Galgen, Pulver und Blei […] zweckentsprechend zur Anwendung [kommen]“.[2] Cinema sprach rückblickend von „einer erstklassigen Verfilmung“ und sah in Gérard Philipe „den idealen Hauptdarsteller für die tragische Rolle des Fabrizio“.[6]

Die Handlungsbeschreibung des Romans klingt ein wenig nach „Der Graf von Monte Christo“, oder?  Zumindest bis zur Einkerkerung. Den Mann, der sich rächt, hat Gérard Philipe allerdings nie gespielt, obwohl in Frankreich etwa alle zehn Jahre eine Verfilmung dieses prachtvollen Stoffes von Alexandre Dumas ansteht. 1954, als Philipe im richtigen Alter dafür gewesen wäre, wurde Edmond Dantès von Jean Marais verkörpert.

Die deutsche Fassung hat laut Wikipedia nur 105 Minuten Spielzeit, das Original hingegen 170 Minuten. Natürlich weiß ich nicht, welche Version die Rezensenten des Filmlex gesehen hatten, aber bei derart intensivem Herausschneiden muss etwas von der möglichen Tiefe eines Films verlorengehen. Ob ein Film mit mehr Tiefe auch langatmiger ist? Meine Erfahrungen gehen eher dahin, dass Anschlüsse logischer und flüssiger und Figuren besser erklärt werden, wenn man die meist weniger handlungs- als dialogorientierten Stellen wieder einfügt, die in Deutschland der Schere zum Opfer gefallen sind. Mittlerweile versucht man verstärkt, die Filme zu „reparieren“, die damals so stark gekürzt wurden. Wenn man mehr Aufwand betreiben will, mit einer Nachsynchronisierung der ergänzten Stellen, ansonsten sind sie mit Untertiteln versehen. Seltener wird auch eine komplette Neusynchronisierung vorgenommen. 

Die IMDb-Nutzer:innen geben dem Film aktuell durchschnittllich 7,2/10, das deutet darauf hin, dass man ihn sich heute noch gut anschauen kann. Vielleicht kommt es einmal zu einer Gérard-Philipe-Retrospektive auf Arte. Ein guter Zeitpunkt wäre allerdings schon 2022 gewesen, anlässlich seines 100. Geburtstags. Sein 70. Todestag wird erst 2029 sein, Philipe wurde nur 37 Jahre alt und verstarb just in dem Moment, als die neuen Stars des französischen Films und die Nouvelle Vague aufkamen. 

Der Film ist eine französisch-italienische Gemeinschaftsproduktion, die ebenfalls für ein neues  Zeitalter steht, das mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs einherging, nämlich das der zahlreichen Koproduktionen dieser beiden Länder mit künstlerischer Führung mal auf der einen, mal auf der anderen Seite, mit Schauspielern beider Länder,  oft aber mit finanzstarken Firmen der italienischen Filmstadt Cinecittà unter den produzierenden Unternehmen.

Regie bei „Die Kartause von Parma“ führte Christian-Jaque, der mit Philipe vier Jahre später auch den in Deutschland wesentlich bekannteren „Fanfan der Husar“ drehte.   

Kursiv, tabellarisch: Wikipedia
© 2024, 1989 Der Wahlberliner

Regie Christian-Jaque
Drehbuch Christian-Jaque,
Pierre Jarry,
Pierre Véry
Produktion André Paulvé
Musik Renzo Rossellini
Kamera Nicolas Hayer
Schnitt Jacques Desagneaux
Besetzung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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