Filmfest 1167 Cinema
Newark Athlete ist ein Stummfilm aus dem Jahr 1891 von William K. L. Dickson. Es wird vermutet, dass der Film im Juni des Jahres 1891 aufgenommen wurde. Der Film diente als Experiment für detailnahe Aufnahmen. Für die Filmaufnahme wurde ein 3/4 Inch großes Filmmaterial verwendet.[1]
¾ Inch sind 1,9 Zentimeter, das Format ist von der Breite also in etwa vergleichbar mit den späteren 16-mm-Schmalfilmen für ambitioniertere Privatfilmer; aber auch manche Kinofilmer fingen diesem Material an, machten damit ihre ersten Versuche hinter der Kamera.
Zu den ersten Gehversuchen oder Laufversuchen des Films zählt auch dieser US-Streifen aus dem Jahr 1892, der eine typische dokumentarische Szene früher Filmtage zählt – und gleichzeitig ein großer Fortschritt zum zuletzt besprochenen „Dickson Greeting“ aus demselben Jahr darstellt.
Informationen aus der englischsprachigen Wikipedia + Handlung[2]
Newark Athlete ist ein US-amerikanischer Stummfilm aus dem Jahr 1891 unter der Regie und Produktion von William Kennedy Dickson. Der etwa 12 Sekunden lange Film zeigt einen jungen Sportler, der indische Keulen schwingt. Er wurde im Mai oder Juni 1891 im Photographic Building des Edison Laboratory in West Orange, New Jersey, gefilmt. [1] Die Black Maria wurde erst Ende 1892 oder Anfang 1893 gebaut. Der Film wurde gemacht, um mit Thomas Edisons Kinetoscope betrachtet zu werden.
Weitere Information und Rezension
1894 wurde ein Remake des Films mit dem Titel Athlete With Wand gedreht. Der Film ist auch als Club Swinger. No. 1 und Indian Club Swinger bekannt geworden.
Der Film wird in der Sammlung der Library of Congress aufbewahrt, zusätzlich wurde der Film 2010 in das National Film Registry aufgenommen.
Die ersten Remakes fielen als fast mit der Erfindung des Films zusammen, aber ganz sicher hatte das Remake schon wieder mehr zu bieten. Selbst die in der 1891er Version gezeigte Szene wirkte auf mich, als sei etwa ab Sekunde 8 eine Wiederholung zu sehen. Ich habe es auch nach fünf oder sechs Mal Anschauen nicht herausgefunden, ob dem wirklich so ist. Die Darstellung der noch älteren Filme im Internet Archiv beinhaltet jedenfalls mehrere Wiederholungen, teilweise in Zeitlupe.
Der Unterschied zu „Monkeyshines“, den allerersten Filmen, die quasi nur aus Schemen bestehen und „Dickson Greeting“, in dem der Regisseur schon klar zu erkennen ist, erklärt sich bei „Newark Athlethe“ von selbst (er ist übrigens kein Leichtathlet, wie die Direkt-Übersetzung durch den Bing Translator suggeriert, sondern Turner oder rhythmischer Sportgymnast, nach heutiger Bezeichnung).
Hier sehen wir, auch wenn eine Wiederholung dabei sein sollte, bereits einen kompletten Bewegungsblauf, eine kleine Turnübung. Der Film ist also etwa doppelt so lang wie „Dickson Greeting“ aus demselben Jahr. Die Qualität ist nicht besser, was aber vor allem an den großen Schäden im Material liegt, die Aufnahme selbst ist sehr wohl wieder ein Fortschritt gegenüber dem etwas früher entstandenen Gruß-Selbstporträt des Regisseurs, der auch bei „Newark Athlete“ die Szene inszenierte – für die Edison Company. Deshalb treten wir für den Fremdtext zurück, hier wieder Dickson zum auswendig lernen:
1888 begann Dickson, sich mit den Arbeiten von Eadweard Muybridge, Ottomar Anschütz und anderen über die Aufnahme und Wiedergabe „bewegter Bilder“ zu beschäftigen. Edison schwebte ein Gerät ähnlich seinem Phonographen zur Aufzeichnung von Sprache und Musik vor. Daher entwickelte Dickson einen Prototyp des Kinetographen, bei dem die einzelnen Bilder auf einem Zylinder aufgenommen und von diesem wieder abgespielt werden konnten. Im November 1890 fertigte er seinen ersten Film, Monkeyshines, in dem er seinen Assistenten Fred Ott filmte. Die gewählte Apparatur erwies sich aber als zu kompliziert und nicht praktikabel.
Stattdessen begann Dickson mit Zelluloidfilmen zu arbeiten, die als Rollfilm Ende der 1880er Jahre auf den Markt kamen. Dickson war nicht der Erste, der Filmstreifen zur Belichtung einsetzte, doch perfektionierte er die technische Umsetzung durch die Perforation der Filmstreifen. Zur Aufnahme der Bilder entwickelte Dickson den Kinetographen, als Betrachtungsgerät diente das Kinetoskop, ein Guckkasten, in dem die entwickelten Filmstreifen durch eine elektrische Glühbirne beleuchtet wurden. Der erste mit einem Kinematographen hergestellte Film war der nur wenige Sekunden dauernde Streifen Dickson Greeting, in dem sich der Erfinder verneigt und den Hut zieht. Die erste öffentliche Vorführung für eine Besuchergruppe in Edisons Laboratorien ist für den 20. Mai 1891 belegt. Am 24. August wurden Kinetograph und Kinetoskop zum Patent angemeldet.
In den folgenden Monaten verbesserte Dickson die Apparaturen und schuf dabei die Urform für den Normalfilm. Er leitete den Bau des ersten Filmstudios, der so genannten Black Maria, in dem ab 1893 eine Reihe von Filmen aufgenommen wurde. Einer breiteren Öffentlichkeit wurden die Filme 1893 auf der Weltausstellung in Chicago vorgestellt. Ein Jahr später wurde in New York ein Salon mit mehreren Kinetoskopen eröffnet, in dem sich das zahlende Publikum die Filme ansehen konnte. Einer der ersten Filme, die bei der Eröffnung am 14. April vorgeführt wurden, war die von Dickson produzierte Blacksmith Scene, der somit als der erste kommerziell ausgewertete Film gilt. Um 1894 experimentierte Dickson mit synchronisiertem Ton und produzierte so die ersten Tonfilmaufnahmen, die damals allerdings über das Experimentierstadium nicht hinauskamen. Der Film wurde später von Walter Murch restauriert und als Dickson Experimental Sound Film veröffentlicht.
Während dieser Zeit kam es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Dickson und Edison. Dickson war überzeugt davon, dass eine Projektion der Bilder geeignet sei, ein größeres Publikum mit der neuen Erfindung vertraut zu machen, doch Edison war daran nicht interessiert. Er änderte seine Meinung erst nach den Erfolgen der Brüder Lumière mit ihrem Cinématographe. Als Edison einen neuen Manager für sein Unternehmen einstellte und dieser darauf beharrte, dass Dickson alle seine Patente auf Edison übertrug, verstärkte sich der Konflikt.[3]
Finale
In der Folge gründete Dickson die Mutoscope-Filmgesellschaft, die zu großem Einfluss gelangte, weil D. W. Griffith bei ihr filmte.
Wie kürzlich in unsrem Filmfest Special zur neuen USA-Rolle (Chronologie Nr. 3) geschrieben, muss man also von den Brüdern Lumière aus mindestens zurück ins Jahr 1894 gehen, um den tatsächlichen Beginn des Kinos zu markieren. Denn Vorführungen von Filmen für zahlende Zuschauer hatte es augenscheinlich zuerst in den USA gegeben – etwa eineinhalb Jahre früher als in Deutschland und Frankreich. Aber erst die Vorführungen in Frankreich brachten Edison zum Umdenken, wie es in der Wiki-Kurzbiografie von Dickson heißt, und in den ersten Jahren des jungen Mediums zählte auch die Filmsparte von Edisons Unternehmungen zu den wichtigen, die die Entwicklung vorantrieben und zu den ersten Spielfilmherstellern. Später konnte sie sich allerdings nicht gegen die Filmspezialisten behaupten und vollzog deren Wechsel an die Westküste, nach Hollywood, nicht mit.
Ich meine, schon dieser klitzekleine Sportlerfilm zeigt, was das Medium einmal können sollte, und ich kann verstehen, dass Dickson von seiner Erfindung oder seiner Version der Erfindung der Filmkamera und des Projektors überzeugt war.
Der perforierte Film mit Löchern auf einer Seite des Streifens war seine Idee, gewährleistete eine sichere Führung des Films und eine gleichmäßige Geschwindigkeit, natürlich noch im Rahmen dessen, was man damals mit einer Handkurbel an Gleichmäßigkeit erreichen konnte – und sie war sicher eine der wichtigsten überhaupt, der es unbedingt bedurfte, um das Kino lebensfähig zu machen. Bis zum Beginn der Digitalisierung im 21. Jahrhundert hatte sich an dieser Technik nichts Wesentliches geändert, auch wenn das Filmformat noch nicht den heutigen 35 Millimetern entsprich, das auch für Fotoapparate als Kleinbildfilm verwendet wird (mit um 90 Grad gedrehtem Seitenverhältnis). Aber auch der weltweit am meisten verbreitete Kleinbildfilm ist mittlerweile weitgehend der digitalen Aufnahmetechnik zum Opfer gefallen.
Außerdem enthält die obige Beschreibung einen wichtigen Hinweis zur Interaktion verschiedener Techniken: Die Projektion benötigte keine besondere Lichtquelle, obwohl später in den Studios eine Zeitlang fast ausschließlich mit Kunstlicht gefilmt wurde. Erst die 1878/1879 erfundene Glühlampe machte es möglich, eine so gleichmäßige und helle Beleuchtung zu erzeugen, dass sie erst für „Guckkästen“ und später auch für Kinosäle verwendet werden konnte. Während Edison und seine Mitarbeiter an der Erfindung des Kinos also mehr Anteile haben, als der für viele immer noch offizielle Startschuss des Mediums im Dezember 1896 in Paris ausweist, hat er weniger an der Erfindung der Glühbirne – aber das ist eine eigene Geschichte.
Schauen Sie sich den kleinen Mann in dem kleinen Film „Newark Athlete“ an und verstehen Sie, dass Sie etwas Bahnbrechendes begutachtet haben.
Das Jahr 1892 werden wir auslassen, weil sich damals gemäß Darstellung in der US-Wikipedia beim amerikanischen Film wenig tat (deswegen beschreiben wir hier auch den zweiten Film aus 1891 und stellen ihn ebenfalls in der US-Chronologie Nr. 3 vor). Oh, Kommando zurück! Wie konnte ich annehmen, dass der unermüdliche Erfindungs- und Pioniergeist eine Pause machen würde, wenn er erst einmal etwas erfunden hat, mit dem sich Pionierarbeit leisten lässt?
In den Jahren 1892 entstanden sehr wohl Filme von Dickson, die sogar einsehbar sind, wie „Fechten“. Um das festzustellen, mussten wir aber eine Stufe weiterrecherchieren. Wir werden also auch darüber schreiben können, zumindest kurz, wenn sie keine eigenen Wiki- oder sonstigen enzyklopädischen Artikel erhalten haben.
Wir finden, „Newark Athlete“ ist ein epochaler Film, deswegen bekommt er auch eine epochale Bewertung, natürlich im Rahmen seiner Entstehungszeit.
70/100
© 2024 Der Wahlberliner, Thomas Hocke
| Regie | William K. L. Dickson |
|---|---|
| Kamera | William K. L. Dickson William Heise |
| Besetzung | |
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[1] Newark Athlete – Wikipedia
[2] Leichtathlet aus Newark – Wikipedia
[3] William K. L. Dickson – Wikipedia
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