Treibhausgase: CO2-pro-Kopf-Emissionen in Russland und den USA besonders hoch (Statista + Zusatzinfos + Kommentar)

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Wenn man will, kann man im Moment fast jeden Artikel, der sich mit weltweiten Fakten und Vorgängen befasst, mit #Election2024 taggen, denn die USA sind fast immer vorne dabei. So auch beim Pro-Kopf-Ausstoß an CO2. Wirklich überraschend ist das nicht, auch andere Positionen im Ranking sind relativ leicht erklärbar. Die nachfolgende Grafik liefert aber vor allem Grund zum Nachdenken. Eine wichtige Zahl enthält die Grafik nicht, wir werden sehen, ob sie sich recherchieren lässt.

Infografik: Pro-Kopf-Emissionen in Russland und den USA besonders hoch | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Die Treibhausgasemissionen der G20-Staaten machen rund 77 Prozent der globalen Emissionen aus. In absoluten Zahlen verursachten diese rund 40.900 Megatonnen CO2-Äquivalente. Die sechs größten Treibhausgasemittenten waren 2023 für 63 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Im Gegensatz dazu entfielen auf die am wenigsten entwickelten Länder nur drei Prozent.

Trotz erheblicher Veränderungen in den letzten 20 Jahren bestehen nach wie vor große Unterschiede zwischen den derzeitigen durchschnittlichen Pro-Kopf-Emissionen, wie die Infografik mit Daten des Emissions Gap Report 2024 zeigt. So sind beispielsweise die durchschnittlichen Pro-Kopf-THG-Emissionen in den Vereinigten Staaten und der Russischen Föderation fast dreimal so hoch wie der globale Durchschnitt von 6,6 Tonnen CO2-Äquivalenten, während sie in der Afrikanischen Union, Indien und den am wenigsten entwickelten Ländern deutlich darunter liegen. Auch die verbrauchsbedingten Emissionen sind weiterhin sehr ungleich verteilt.

Während die Gesamtemissionen in der Europäischen Union (-7,5 Prozent) und auch in den USA (-1,4 Prozent) gegenüber dem Vorjahr abgenommen haben, steigen diese im Rest der Welt weiter an. Vor allem in China und Indien ist der THG-Ausstoß im Vergleich zu 2022 um fünf bis sechs Prozent höher.

Sind die weltweiten CO₂-Emissionen im Jahr 2023 gegenüber 2022 gestiegen oder gesunken, und wenn ja, um welchen Wert, bitte die absoluten Zahlen und den Veränderungsprozentsatz für 2023.

Die weltweiten CO₂-Emissionen sind im Jahr 2023 gegenüber 2022 gestiegen.

## Absolute Zahlen

– 2022: 36,6 Milliarden Tonnen CO₂
– 2023: 37,4 Milliarden Tonnen CO₂[2]

## Veränderung

Der Anstieg beträgt 0,8 Milliarden Tonnen CO₂.

## Veränderungsprozentsatz

Die CO₂-Emissionen stiegen um 2,19% im Vergleich zum Vorjahr.

## Zusätzliche Informationen

– Der Anstieg der globalen energiebedingten CO₂-Emissionen betrug 1,1% im Jahr 2023[2].
– Mehr als 65% des Anstiegs im Jahr 2023 entfielen auf Emissionen aus Kohle[2].
– In China stiegen die Emissionen um etwa 565 Millionen Tonnen, was den größten Anstieg weltweit darstellt[2].
– In Indien erhöhten sich die Emissionen um etwa 190 Millionen Tonnen[2].
– In den Industriestaaten gingen die Emissionen dagegen um 4,5% zurück, was einem Rückgang von 520 Millionen Tonnen entspricht[2].

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Zahlen die anhaltende Herausforderung im Kampf gegen den Klimawandel verdeutlichen und die Notwendigkeit verstärkter Bemühungen zur Emissionsreduktion unterstreichen.[1]

Und nicht nur das, 2023 war auch ein Rekordjahr. Wird es 2024 besser werden. Wir glauben eher nicht daran. Wir sehen vielmehr, dass Chinas Anstieg alleine alle Anstrengungen der klassischen Industrieländer zunichte gemacht hat, da brauchen wir den Anstieg in Indien und anderen Ländern, die auf wirtschaftlichem Expansionskurs sind, gar nicht einzurechnen. Wir stellen fest, es ist nicht einmal ein Nullsummenspiel, es gibt anscheinend keine Bremsmöglichkeit.

In Deutschland sank der CO2-Ausstoß 2023 sogar um 10,1 Prozent, er liegt mit 674 Millionen Tonnen kaum niedriger, als der Anstieg in China und Indien betrug. Würde also Deutschland komplett CO2-neutral, würde das weltweit so gut wie gar nichts bewirken. Aus den obigen Zahlen lässt sich auch ermitteln, dass der deutsche Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen nur noch etwa 1,8 Prozent beträgt. Es gibt aber EU-weit ein weiteres Phänomen: Die Wirtschaft, und hier wiederum in Deutschland in besonderem Maß, läuft schlecht, die Produktion geht zurück. Das bedeutet natürlich auch einen Rückgang der Emissionen, ohne dass sich technisch etwas getan haben muss. Natürlich gibt es auch echte Energiewende-Effekte, aber wenn man das, was dabei im Weltmaßstab eingespart wird, ist verschwindend gering.

Deswegen tendieren wir dazu, die langfristigen Vorteile für uns in Deutschland in den Vordergrund zu rücken, die die Energiewende dann hat, wenn die Atomkraft nicht als besonders günstig dargestellt wird, denn günstiger als weiter Fossilien zu verstromen, sind die Erneuerbaren auf jeden Fall, sowohl kurz- als auch langfristig gedacht. Bis sich das einmal positiv beim Strompreis bemerkbar macht, werden die meisten von uns wohl schon das Zeitliche gesegnet haben, wir haben jedenfalls kaum Hoffnung, dass die anstrengende und sehr angestrengt wirkende Energiewende tatsächlich einmal direkte positive Auswirkungen auf die Kosten der Verbraucher haben wird. Wir wissen, dass dahinter weitere Kostenunterschiede zu anderen Energieträgen stehen, aber die meisten Menschen rechnen genau so: Was bringt es mir persönlich, ist wenigstens mittelfristig ein Ertrag sichtbar? Und da fahren die Verbraucher in fast allen anderen Ländern eben besser. Und das Klimageld als Ausgleich hat die Ampelkoalition ja auch in den Sand gesetzt. Es kommt nichts von nichts, wir erinnern uns noch mit Schrecken an Strompreise von 47 Cent/KWh, es ist erst zwei Jahre her.

Man muss aber nicht alles von der dummen Seite her betrachten, um festzustellen, dass der Klimawandel noch nicht in den Köpfen angekommen ist Wir haben sogar Einlassungen gelesen, dass zum Beispiel China noch ganz viel CO2 verbrauchen darf, bis es den Westen eingeholt hat, insofern also keine Bringschuld bei der gemeinsamen weltweiten Bekämpfung des Klimawandels besteht.

Das ist vergleichbar mit: Boeing hatte schon mehr Flugzeugabstürze zu vermelden als Airbus, historisch gesehen, also dürfen jetzt noch Dutzende von Airbus-Maschinen abstürzen, bis das aufgeholt ist, die Opfer spielen keine Rolle.

Allerdings ist Airbus erst in den 1980ern aktiv geworden, und damals waren die Sicherheitsstandards schon viel höher als in den Pioniertagen der Luftfahrt, und das Luftverkehrsaufkommen viel größer, sprich, man kann nicht einfach 200 Jahre zurückrechnen und den technischen Stand zum Beginn der Industrialisierung als Maßstab für die Anforderungen nehmen, denen sich alle Länder stellen müssen, um das Problem im Hier und Jetzt in den Griff zu bekommen. Falls zum Beispiel der Golfstrom aufgrund des Klimawandels abreißen sollte, werden wir das hier dramatisch spüren, und dann wird der Energieverbrauch der Haushalt, Unternehmen und im öffentlichen Bereich ansteigen, was bei einer noch nicht klimaneutralen Wirtschaft wiederum mehr Emissionen verursachen wird.

Es hat eben alles zwei Seiten, mindestens, und es gibt keinen Grund zur Beruhigung. Nur während der Corona-Zeit waren die weltweiten Emissionen kurzfristig rückläufig, ansonsten ist weiterhin ein permanenter Anstieg zu verzeichnen. Und natürlich müssen reiche Länder beim Abbau der Emissionen vorangehen, weil sie sich den sozialen Ausgleich für die Kosten leisten können. Oder leisten würden, wenn sie eine halbwegs sortierte Politik hinbekämen.

Hier ist anschaulich dargestellt, dass es nur in Zeiten von Wirtschaftskrisen einmal kleine Rückgänge des weltweiten CO2-Ausstoßes gab: 23-12-04-co22.jpg (1250×776). Wirtschaftsflaute Anfang der 1980er, Wende, Auflösung der Sowjetunion, viele Altindustrien in Osteuropa mit besonders hohem Ausstoß wurden stillgelegt, ein kleiner Haken nach unten während der Bankenkrise und dann wieder aufgrund der Corona-Pandemie. Manche Prognosen für 2023 wurden im Sinne der Reduktion nicht erreicht. Während die EU fast exakt die prognostizierten 7,4 Prozent Minus aufwies (es wurden 7,5 Prozent), hat man beispilsweise den USA zugetraut, einen Rückgang von 3 Prozent zu erreichen, er betrug aber nur 1,4 Prozent, das ist fast der schlechteste Wert im prognostizierten Bereich, oben sind Mittelwerte bei den Prognosen genannt. Alle Länder oder Wirtschaftsblöcke haben im „Range“ gelegen, nur oft im eher im ungünstigen Bereich desselben mit geringerem Rückgang oder höherem Anstieg als der Mittelwert der Prognose).

„Es erscheint unausweichlich, dass wir das 1,5-Grad-Ziel überschreiten werden – und die letzten Jahre haben uns drastisch vor Augen geführt, wie gravierend die Folgen des Klimawandels bereits jetzt sind“ (…) „Von den Staats- und Regierungschefs auf der Klimakonferenz in Dubai müssen deutlich höhere Anstrengungen bei der Emissionsreduktion beschlossen werden, um wenigstens das Zwei-Grad-Ziel noch einzuhalten.“ Dem aktuellen Bericht nach könnte eine dauerhafte Überschreitung von 1,5 Grad gegenüber präindustriellen Bedingungen schon in rund sieben Jahren eintreten, sofern die CO2-Emissionen sich so weiterentwickeln wie bisher. Technologien zur nachträglichen Entfernung des Kohlendioxids aus der Atmosphäre (Direct Air Capture and Carbon Storage) haben bisher nur 0,01 Milliarden Tonnen CO2 aufgenommen. „Für die ‚Netto-Null‘ Emissionsziele sind in erster Linie massive Anstrengungen zur Emissionsreduktion unerlässlich. Für die Kompensation schwer vermeidbarer Emissionen wird zusätzlich ein starker Ausbau von CO2-Entnahmeverfahren notwendig sein“ (…). Quelle: CO2-Bilanz für 2023 zeigt neues Rekordhoch – wissenschaft.de.

Den Pro-Kopf-Ausstoß haben wir bisher nicht näher thematisiert, die russische Wirtschaft war immer schon, zu Sowjetzeiten, und ist weiterhin eine Dreckschleuder, was aber nicht ganz so ins Gewicht fällt wie bei der amerikanischen, die insgesamt zehnmal größer ist als die russische und fast gleich hohe Pro-Kopf-Emissionen zeigt. Da lohnt sich der Vergleich mit China auch eher: nicht die chinesischen Emissionen dürfen weiter ansteigen, ist die Logik, sondern, die amerikanischen müssen sinken. Der deutsche Pro-Kopf-Verbrauch ist auch nicht vorbildlich, er liegt mit 8,1 Tonnen pro Kopf über dem EU-Durchschnitt. Das ist angesichts des noch immer vergleichsweise hohen Industrieanteils zwar knapp vertretbar, sofern es die relativen, nicht die absoluten Zahlen betrifft, aber die Verbrennung fossiler Energieträger muss, auf welchem Weg auch immer, so schnell wie möglich zurückgefahren werden.

TH

[1] [1] https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/co2-bilanz-fuer-2023-zeigt-neues-rekordhoch/

[2] https://nachhaltigwirtschaften.at/de/iea/publikationen/co2-emissionen-weltweit-2023.php

[3] https://www.geomar.de/news/article/keine-anzeichen-fu%CC%88r-einen-ru%CC%88ckgang-der-weltweiten-co2-emissionen

[4] https://www.tagesschau.de/wissen/klima/kohlenstoffbericht-100.html

[5] https://www.iea.org/reports/co2-emissions-in-2023/executive-summary

[6] https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/co2-emissionen-im-jahr-2023-auf-rekordniveau

 

 


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