Filmfest 1200 Cinema
Die Abenteuer der Dollie ist ein US-amerikanisches Stummfilmdrama aus dem Jahr 1908 unter der Regie von D. W. Griffith. Es war Griffiths Debütfilm als Regisseur. Eine Kopie des Films ist im Filmarchiv der Library of Congress erhalten. [1] Der Film erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, das, nachdem es von einem Hausierer entführt wurde, in einem Fass gefangen ist, das flussabwärts zu einem Wasserfall treibt.
Es ist so weit. Das Jahr 1908 ist angebrochen und David Wark Griffith tritt als Regisseur ins Zelluloidzeitalter ein. Nun wird die größte bisher gesehene Bewegung ins amerikanische Erzählkino kommen und wir haben die Ehre, den allerersten Film, bei dem er Regie führte, besprechen zu können. Was immer sonst in dem Jahr in den USA gelaufen sein mag, es versteht sich, dass wir dieses Werk anderen vorziehen, denn allein die Person, die Regie geführt hat, ist epochal. Ist es der erste Film dieser Persönlichkeit auch? Wir besprechen das in der Rezension.
Handlung (1)
An einem schönen Sommertag machen ein Vater und eine Mutter mit ihrer Tochter Dollie einen Ausflug zum Fluss. Die Mutter weigert sich, die Waren eines vorbeigehenden Hausierers zu kaufen. Der Hausierer versucht, die Mutter auszurauben, doch der Vater eilt herbei und vertreibt den Raufbold. Der Hausierer kehrt dann in sein nahegelegenes Lager zurück und schmiedet einen Plan. Er und seine weibliche Begleiterin kehren zurück und entführen Dollie, während ihre Eltern abgelenkt sind. Schnell wird ein Rettungstrupp organisiert, um das Mädchen zu finden, aber der Hausierer und sein Begleiter bringen sie zurück in ihr Lager. Sie knebeln Dollie, stecken sie in ein Holzfass und versiegeln den Deckel, bevor der Rettungstrupp im Lager eintrifft. Nachdem die Sucher gegangen sind, flüchten der Hausierer und sein Begleiter in ihrem Wagen. Als der Wagen den Fluss überquert, fällt das Fass ins Wasser. Noch im Container eingeschlossen, wird Dollie von gefährlichen Strömungen flussabwärts mitgerissen. Bald findet ein Junge, der am Flussufer angelt, das Fass und ruft Dollies verzweifeltem Vater zu, ihm zu helfen, es aus dem Wasser zu heben. Der Vater entsiegelt das Fass und Tochter und Elternteil sind glücklich wieder vereint.
Rezension
Der Film ist nur 13 Minuten lang, ein gewisser Rückschritt gegenüber dem 17-minütigen Monumentalfilm „Ben Hur“, den wir für unsere US-Chronologie „ein Jahr, ein Film“ für 1907 ausgewählt hatten, aber – welch ein Fortschritt in technischer und erzählerischer Hinsicht. Man war ja damals noch teilweise der Ansicht, dass man dem Publikum keine Langspielfilme zumuten darf, obwohl es durchaus erste Exemplare im internationalen Kino gegeben hatte, ohne dass jemand beim Anschauen an Langeweile verstarbt (wobei wir nicht so genau wissen, ob es sich nicht bei einem ganz normal wirkenden Todesfall um eine Spätfolge gehandelt haben könnte). Auch, dass jemand vor lauter Zwang zur Dauerkonzentration verrückt geworden wäre, ist nicht überliefert. Wie immer, die Datenlage aus jener Zeit ist schwammig, manchmal sogar bei den Filmen selbst, zum Beispiel die Zuordnung von Personen als Regisseure betreffend, bei dem erwähnten Ben Hur ist nicht einmal klar, wer genau auf der Leinwand zu sehen ist.
Die Kopie von „The Adventures of Dollie”, die ich anschauen konnte, war aber um Längen besser und es gibt keinen Zweifel: Das ist ein echter kleiner Spielfilm, mit einer sehr logisch konstruierten Handlung, mit exzellenter Beherrschung der visuellen Techniken. Die Handlungsangabe oben und der Film unterscheiden sich ein wenig, ich habe z. B. nicht gesehen, dass die „Begleiterin“ des „Hausierers“ an der Entführung Dollies aktiv mitgewirkt hat. Und es gibt eine Szene, in der die Kamera nicht gut justiert ist, den Bildausschnitt betreffend, das ist, als der Angler das Fass aus dem Fluss zieht. Aber wie er das macht, mit Schwierigkeiten, der Vater von Dollie ihm zufällig dabei hilft und die beiden feststellen, dass das Fass von innen Geräusche macht, das passt. Ein Hoax ist natürlich, dass es so hoch auf dem Wasser treibt, mit dem Kind darin hätte es tiefer liegen müssen.
Aber das sind Kleinigkeiten, bei wiederholtem Anschauen wird man sicher noch mehr Ungenauigkeiten entdecken. Auch ein Griffith hat nicht aus dem Stand sein späteres Niveau erreicht. Er war vielmehr ein Vielfilmer-Pionier, auf dessen Regieliste über 500 Werke stehen. Das war damals nicht ungewöhnlich, denn Kurzfilme der ersten Jahre wurden oft an zwei, drei Tagen gedreht, so dass man pro Jahr, Urlaubszeiten mitgerechnet, an 100 Filmen beteiligt sein konnte, wenn man sich der Sache mit Haut und Haar verschrieben hatte. Griffith war also kein Orson Welles, der mit seinem allerersten Film gleich alle vom Hocker riss, zumindest alle Kritiker, oder was es sonst noch an Urknall-Künstlern gab.
Vielmehr lernte Griffith sein Handwerk, wie so viele berühmte frühe Regisseure, von der Pike auf. Er war lediglich besonders früh dran und fädelte exakt ins Zentrum der damals noch kleinen amerikanischen Filmindustrie ein, bei Biograph, die wiederum aus der Edison Company, der Urzelle des amerikanischen Kinos, hervorgegangen waren – durch eine Zellteilung, wenn man so will, bei der Ur-Pionier William K. L. Dickson sich 1895 abspaltete von Edison und jene Biograph gründete, die 13 Jahre später auch die Regieheimat von Griffith werden sollte. Und der Zufall kam ihm der Erzählung nach zu Hilfe: ein Regisseur war ausgefallen, sein Sohn bekam es handwerklich nicht hin, Griffith, der zuvor als Schauspieler und Assistent gearbeitet hatte, ersetzte ihn. Die Angaben zu „Dollie“ in der US-Wikipedia besagen allerdings, dass man bei Biograph aufgrund zunehmender Produktion schlicht einen zweiten Regisseur haben wollte, und da liegt es nah, ein Eigengewächs, wenn man Griffith so nennen will, mal einen Versuch machen zu lassen.
Dass daraus die größte Regiekarriere des frühen Films hervorgehen würde, ist nunmehr Geschichte. Schon nach meinem allerersten Eindruck eine Sinn ergebende Geschichte. Die Handlung von „Dollie“ zeigt Sinn für ungewöhnliche Wendungen, zeigt Charaktere, auch in nur knapp 13 Minuten, besonders der „Hausierer“ ist als böser Mensch gut gelungen. Stellen Sie sich vor, Sie kaufen einem Hausierer oder einem Angehörigen der Bettelmafia nichts ab bzw. spenden nichts und deswegen wird Ihr Kind entführt. Da hätte man doch besser so einen Weidenkorb erstanden, wie der „Hausierer“ welche fertigt. Was wir hier sehen, ist auch etwas, das Griffith bald auf die Spitze treiben sollte: Die exzessive Ansprache von Urgefühlen, hier die Schutzinstinkte von Müttern und Vätern, das Bangen um das Liebste, was man hat.
Der Film ist noch kein richtiges Melodram, hätte aber leicht eines werden können, wenn man die Handlung verlängert hätte. Zum Beispiel so, dass Dollie weitab treibt, der Schock ihr die Sprache geraubt hat, sie woanders aufwächst und erst nach vielen Jahren mit ihren Eltern vereint wird, durch einen unsagbar zufälligen Zufall. Kein Problem, für amerikanische Filmemacher, so etwas zu inszenieren, das hätten sie sich dann natürlich von den ihnen mental nahestehenden Briten abgeschaut, namentlich von Charles Dickens, mit Glück sogar unter Einbeziehung der sozialen Komponente in seinen Büchern, die es in einem 13-Minüter erklärlicherweise nicht gibt. Wirklich nicht?
In der Wikipedia steht zwar „Hausierer“, aber nach unserer Meinung ist der Miesling ein „Zigeuner“, etwas anderes kann ich aus der Art, wie er und seine Partnerin dargestellt werden, nicht ableiten. Wenn es so ist, dann hätte Griffith schon in seinem allerersten Film rassistische Stereotype verwendet, um die Dramatik zu erhöhen, und damit ließe sich eine direkte Linie hin zu „Birth of a Nation“ ziehen. Bevor ich mich darauf versteife, lese ich aber lieber ein paar Kritiken. Ich möchte wissen, ob andere das auch so sehen.
Obwohl er keine Kamerabewegung verwendet, ist der Film dank der Bewegungen der Figuren sehr dynamisch, die den Eindruck erwecken, als würden sie von der Totalen zur Voll- oder Mitteleinstellung wechseln, ähnlich wie es die Brüder Lumière getan haben, insbesondere bei der Ankunft eines Zuges in La Ciotat. Die Verwendung von Schnitten, der alternative Schnitt mit unterschiedlich langen Aufnahmen, die durch den Kontinuitätsschnitt verbunden sind, und das Filmen in natürlichen Sets mit großer Tiefenschärfe tragen ebenfalls zum Eindruck von Realismus bei. Es ermöglicht Griffith, auf sehr innovative und fesselnde Weise eine recht einfache Geschichte zu erzählen, die auf der damals weit verbreiteten Meinung basiert, dass Zigeuner Kinder entführten, ein Thema, das oft in frühen Filmen verwendet wurde (siehe z.B. Die Kinderdiebe oder Vom Rover gerettet): Ein junges Mädchen wird von einem Zigeunerhändler entführt.[1]
er Rezensent kommentiert diese Zuschreibung, die auch er vornimmt, nicht weiter, dafür hat er eine schöne Beschreibung der Technik geliefert, die diesen Film bereits kennzeichnet. Besonders „Die Furt“, ein Schaustück von einer Szene, das noch viele Western, Unterkategorie Pioniere, der Treck, zieren wird, ist hier schon exzellent ausgeführt. Auch ich war beinahe schockiert, als das Wagenzugpferd plötzlich das ganze Bild ausfüllte und doch nicht ganz reinpasste.[2]
Die Profi-Rezensionen oder jene, die in der IMDb so gekennzeichnet sind, sind teilweis so lost wie alte Filme, einige Links führen zu nichts mehr, aber bei den Benutzerrezensionen sind wir sofort fündig geworden:
Geschrieben von Stanner E.V. Taylor (seine erste richtige Arbeit als Drehbuchautor), ist „The Adventures of Dollie“ eine sehr einfache Geschichte von Action und Abenteuer in einem Stil, der in jenem Jahr nach der Veröffentlichung von J. Searle Dawlys „Rescued from an Eagle Nest“ (in dem Griffith als Schauspieler debütierte) sehr populär wurde. Tatsächlich ist die Handlung beider Filme so ähnlich, dass es klar ist, dass dieser Film gemacht wurde, um von Dawly’s Erfolg zu profitieren (beide Filme handeln von entführten Kindern). Was diesen Film jedoch etwas anders machte, war, dass diesmal das entführte Kind im Mittelpunkt stand und nicht die Retter, denn wir folgen Dollie (oder besser gesagt, dem Fass, in dem sie sich befindet) durch den Film. Einige haben den Film als rassistisch gegenüber dem Volk der Roma (Zigeuner) bezeichnet, aber ich finde solche Kommentare fehl am Platz, da die Geschichte einfach die Vorstellungen ihrer Zeit widerspiegelt, da Zigeuner wegen ihres nomadischen Lebensstils in keinem guten Licht gesehen wurden.[3]
Jetzt wissen wir auch, dass nichts von nichts kommt, auch nicht im Film, und wie wir mit dem Rassismus darin umgehen sollten, jedenfalls nach Ansicht des Rezensenten. Vielleicht eher wie Arte, die zuweilen bei alten Filmen einen Satz vorwegschicken: Vorsicht, überholte kulturelle Darstellungen! Sinngemäß wiedergegeben. Wir wollen uns da auch nicht unendlich reinknien, obwohl es uns unangenehm berührt hat, wie das Kino von Beginn an diesen Stereotypen mitgewirkt hat. Griffith war nicht in erster Linie Humanist, sondern Erzähkinomacher und wenn man bedenkt, was man noch Jahrzehnte später, im Grunde bis heute, an Übergriffen auf der Leinwand sieht, ist eigentlich nur die Gewalt im US-Kino noch krasser.
Und von der handelt der Film ja auch, sogar auf eine Weise von einem Gewaltexzess. Es gibt zwar keine Toten, aber ein Kind wird entführt, nur, weil – wir haben es oben geschrieben. In einem Land, in der gerne mal jemand totgeschossen wird, weil er andere Ansichten hat, kein Problem, und das wird sich noch wie ein roter Faden durch die Betrachtung des US-Kinos ziehen. Es ist natürlich auch retrospektiv, den von den Stand heute nunmehr exakt 1.200 auf dem Filmfest vorgestellten Werken ist die Mehrheit amerikanischen Ursprungs und die Mehrheit davon wiederum beinhaltet Gewalt; teilweise in einem Ausmaß, das man hierzulande hoffentlich weiterhin nicht erreichen wird. Und das ist das Problem auch an den angesprochenen Stereotypen, weil sie mit dieser Rohheit in Verbindung gebracht werden – anders als die Afroamerikaner, die in weißen Filmen jahrzehntelang vor allem als Lakaien und etwas beschränkt wirkende Menschen zu sehen waren.
In weiteren Nutzerrezensionen wird angemerkt, dass Griffith mehrere antiziganistische Filme gemacht hat, ich war also doch auf einer Spur, die nicht etwa ins Nichts führt, sondern zu einer Anschauungsweise, die offen diskriminierend ist und nicht nur Afroamerikaner betrifft, wenn es um Griffith geht. Dass solche Stereotypen auch Ängste bedienen und damit als dramaturgischer Kniff eingesetzt werden, macht es nicht besser, im Gegenteil.
Was es an Techniken hier noch nicht zu sehen gibt, die auch dazu dienen können, es spannend zu machen und einen Film zu verlängern: Anfangs die Persönlichkeit von Dollie herausarbeiten oder die Fahrt auf dem Fluss, besonders die herausragende Idee der Wasserfallszene, so zu filmen, dass man die Gefahr mehr mitbekommt und die Angst, die das Kind haben muss, eingesperrt in diesem Behältnis.
Dollie wird übrigens nach aller Wahrscheinlichkeit nicht vom frühen Kinderstar Gladys Egan gespielt, wie bisher in jeder angeschauten Kritik und auch in der deutschen wie amerikanischen Ausgabe der Wikipedia zu lesen. Ich weiß nicht mehr, wo ich wiederum diese Anmerkung bezüglich falschen Personenangabe gelesen habe, aber ich erinnere mich, dass es darin hieß, Egan war zu dem Zeitpunkt acht Jahre alt, als der Film gemacht wurde, das Kind im Fass (bzw. das in das Fass einsteigt und wieder aussteigt, aber sicher nicht in ihm den Fluss hinuntertreibt) ist jünger und sähe, so heißt es, auch nicht aus wie Egan. Also hatte ich mir ein paar Bilder mit Egan angeschaut, die mit dieser Bemerkung verknüpft sind. Nun ja. Vermutlich hatte der Kommentator oder die Kommentatorin recht, sie wirkt größer, auf Bildern aus den Jahren 1908, 1909.
Hier habe ich noch etwas Interessantes gefunden:
Griffith zeigt damit nichts völlig Neues und schon gar nichts Außergewöhnliches, aber er zeigt eine gewisse Tendenz, eine bestimmte Denkweise über das Medium, die später zu Erstaunlichem führen sollte. Und Griffith zeigt auch seine Qualität als Ideengeber, der über alle Technik und Erfahrung hinausgeht. Als der Vater zum Beispiel den Zigeuner-Caravan durchsucht, stützt der Zigeuner seinen Fuß auf das Fass, in dem Dollie versteckt ist, und stellt das Geheimnis großspurig vor seinem Feind zur Schau. Es sind kleine Details wie diese, die einer Szene ein bisschen Charakter verleihen, die die großen Regisseure von den nur guten unterscheiden.[4]
Finale
Bei diesen frühen Filmen sind die Benutzerrezensionen summarisch oft interessanter als diejenigen der Profis und geben Eindrücke, die ich hatte, oft sehr genau und technisch wieder, sind also immer ein Gewinn. Trotzdem kann ich mir für deren Sichtung nicht jedes Mal die Zeit nehmen. Hier habe ich es getan, weil der Film einen kontroversen Aspekt enthält. Ich finde, man sieht den Unterschied zu dem, was wir bisher in der 3. US-Chronologie beschrieben haben, schon recht deutlich, auch wenn „The Adventures of Dollie“ noch alles andere als per se ein Meistewerk ist. Er ist einfach, das ist klar, er spielt aber auch schon sehr geschickt mit Gefühlen und er hat diese Ansätze von technischem Verständnis, die die meisten Regisseure, die vom Theater kamen, wie Griffith auch, nicht oder nicht so rasch entwickeln konnten.
Eine weitere Sache hat mich beim Anschauen beschäftigt, die einerseits mit meiner Wahrnehmung, andererseits mit der Ökonomie des Filmens zu tun hat: Ich dachte, die Geschichte spielt sich flussabwärts ab, vielleicht, weil die Gesamtbewegung nach links tendiert. Dann hätte aber das Fass nicht wieder an der Stelle auftauchen dürfen, an der das Elternhaus von Dollie irgendwo hinter dem Ufergebüsch auf einer Anhöhe steht. Also war es umgekehrt, die Handlung verlagerte sich zunächst aufwärts, dann in die andere Richtung.
Dass das Fass von dem Angler genau an der Stelle entdeckt wird, die es ermöglicht, dass Dollies Vater einfach mal hinzukommt, kürzt die Handlung ungemein ab und ist typisches Kino: Zufälle gibt’s! Und wer weiß, wie oft sie den begrenzten Ressourcen geschuldet sind. Zum Beispiel, dass man weder eine weitere Location hinzunehmen wollte oder konnte, noch die Handlung verlängern, indem Dollie erst einmal woanders gefunden wird und dann auf irgendeinem Weg wieder zu den Eltern gelangt wäre. Griffith hatte im ersten Jahr seiner Regiearbeit nicht weniger als 48 Filme gemacht. Also einen pro Woche, einige Urlaubstage abgezogen und angenommen, er habe im Januar angefangen. Das stimmt aber nicht, der Film kam im Juli heraus und damals zog sich das Editing noch nicht über Jahre. Also kommt die Realität den eben von mir mal so hingeworfenen 100 Filmen pro Jahr recht nah. Und für diese Verhältnisse und die eines absoluten Regieanfängers ist „Dollie“ schon recht beachtlich.
Was machen wir mit den üblichen Abzügen für rassistische Darstellungen? Wir haben schon eine gewisse Übung darin, aber die Frage stellt sich immer wieder neu. Bei deutschen Filmen sind wir da auch recht konsequent und haben auch „Vom Winde verweht“ deutlich wegen seiner Tendenzen abgewertet. Wir hätten rein technisch und bezüglich der historischen Bedeutung als Griffith‘ erstem Film normalerweise etwa 65/100 vergeben. Wir bleiben bei dem Balanceakt, einen Film nicht wegen seiner Stereotypen komplett in die Tonne zu treten, sofern es nicht ein Propagandafilm im Nazi-Stil ist, aber sie bei der Bewertung zu berücksichtigen. Wir hoffen darauf, dass es von Griffith auch Filme ohne derlei Probleme gibt. „Intolerance“ soll ja solch ein Werk sein und wird heute häufig über „Birth of a Nation“ gestellt. Aber dazu in einigen Tagen oder wesentlich später, falls wir für 1916 ein anderes Werk auswählen, in Weiterführung der 3. US-Chronologie „ganz von vorne und für jedes Jahr ein Film“.
55/100
© 2024 Der Wahlberliner, Thomas Hocke
| Regie | David Wark Griffith |
|---|---|
| Drehbuch | Stanner E. V. Taylor |
| Kamera | Arthur Marvin |
| Besetzung | |
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[1] The Adventures of Dollie (1908) | A Cinema History
[2] Auch in dieser spanischen Rezension gibt es die betreffende Zuschreibung, und die Spanier verstehen, wie seit Prosper Merimée jeder weiß, etwas davon: Crítica breve de la película Las aventuras de Dollie (1908) | Cinefilia
[3] Dollys Abenteuer (Kurzfilm 1908) – Benutzerrezensionen – IMDb
[4] Dollys Abenteuer (Kurzfilm 1908) – Benutzerrezensionen – IMDb
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