Welche Partei erhält die meisten Großspenden? (Statista + Zusatzinfos + Kommentar)

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Es ist Wahlkampfzeit geworden, vor Wahlen erhalten politische Parteien in der Regel höhere Spenden als mitten in der Legislaturperiode. Gewählt wird zwar immer irgendwo, aber gemeint sind selbstverständlich Bundestagswahlen.

Aber in diesem Jahr erreichen die Großspenden Rekordsummen und das ist angesichts der Tatsache, dass immer mehr Menschen ihr Geld zusammenhalten müssen, doch bemerkenswert. Deswegen schreiben wir zu der Grafik auch ein paar Anmerkungen, mit der Statista die Größenordnungen darstellt.

Infografik: Welche Partei erhält die meisten Großspenden? | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

6,4 Millionen Euro hat das Bündnis Sahra Wagenknecht 2024 laut Deutschem Bundestag bislang mit Großspenden über 35.000 Euro eingenommen. Geld das die junge Partei angesichts von drei Landtagswahlen im laufenden und der Bundestagswahl im kommenden Jahr dringend braucht. Denn Wahlkämpfe sind teuer, wie eine weitere Statista-Grafik zeigt. Allein 5,1 Millionen stammen aus dem Vermögen von Lotte Salingré (60) und Thomas Stanger (67). Das Paar ist laut Redaktionsnetzwerk Deutschland in der Hightech-Branche zu Geld gekommen.

An zweiter Stelle folgt mit deutlichem Abstand die CDU. Allerdings verteilen sich die 3,5 Millionen, die die Partei mit Großspenden eingenommen hat auf insgesamt 33 Einzelspenden. Die größten Einzelspenden gehen auf den Immobilienunternehmer Christoph Kahl (500.000 Euro) und die Deutsche Vermögensberatung (300.000 Euro) zurück. Ebenfalls die Millionen-Grenze geknackt haben Volt Deutschland (5 Spenden im Wert von 1,4 Millionen Euro) und die FDP (15 Spenden im Wert von 1 Million Euro).

Die Grünen kommen auf acht Spenden i Wert von rund 600.000 Euro, bei der SPD sind es zusammengenommen fast 500.000 Euro verteilt über sieben Spenden. Für das Gesamtjahr liegt das Volumen der Großspenden bei 14,2 Millionen Euro. Zusätzlich Dynamik ist hier seit dem Ende der Ampel-Koalition entstanden. Das betrifft vor allem die FDP. Wurden über alle Parteien Hinweg rund 23 Prozent aller Spenden über 35.000 Euro nach dem 7. November überwiesen, waren es bei den Liberalen fast 50 Prozent.

Weitere Informationen

## Gesamtspendenaufkommen 2023

Das Gesamtspendenaufkommen für die im Bundestag vertretenen Parteien belief sich im Jahr 2023 auf rund 2,92 Millionen Euro[1]. Dies stellt mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr 2022 dar, in dem die Parteien etwa 1,36 Millionen Euro an Spenden erhielten.

## Großspenden (über 50.000 Euro)

Laut den vom Deutschen Bundestag veröffentlichten Zahlen erhielten die Parteien im Jahr 2023 Großspenden in Höhe von insgesamt 3.837.175,01 Euro[2]. Diese Summe setzt sich aus 35 Einzelspenden zusammen, die jeweils über 50.000 Euro lagen.

## Verteilung der Spenden

Die Verteilung der Spenden auf die einzelnen Parteien sah wie folgt aus:

  1. CDU: 1.016.003,00 Euro (26% der Gesamtsumme)
    2. CSU: 829.503,28 Euro (22%)
    3. SSW: 525.978,02 Euro (14%)
    4. FDP: 366.903,23 Euro (10%)
    5. AfD: 265.050,00 Euro (7%)
    6. SPD: 255.495,48 Euro (7%)
    7. Volt: 250.000,00 Euro (7%)
    8. Die Grünen: 151.002,00 Euro (4%)
    9. FREIE WÄHLER: 110.000,00 Euro (3%)
    10. Die Gerechtigkeitspartei: 67.240,00 Euro (2%)

## Anzahl der Spenden

Insgesamt wurden 35 Großspenden über 50.000 Euro verzeichnet[2]. Die genaue Anzahl der kleineren Spenden unter 50.000 Euro ist aus den vorliegenden Daten nicht ersichtlich.

Es ist wichtig zu beachten, dass ab dem Jahr 2024 die Schwelle für Großspenden von 50.000 Euro auf 35.000 Euro gesenkt wird, um mehr Transparenz bei der Parteienfinanzierung zu gewährleisten[1].

Quellen:

[1] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/partei-spenden-100.html
[2] https://donation.watch/de/germany/2023/overview

Die obigen Zahlen weisen an irgendeiner Stelle einen Fehler auf, das müssen wir beifügen: Die Quelle 2 hat allein an Großspenden eine höhere Summe ausgewiesen, als die Tagesschau insgesamt benannt hat. Das Jahr 2023 war abgeschlossen, als der Tagesschau-Artikel erschien.

In Zahlen haben Sie nun also auch den Vergleich. Das BSW hat die Veränderung der Lage bei den Großspenden erheblich mitgestaltet, das sieht man auf den ersten Blick, denn mehr als 40 Prozent aller Großspenden gingen auf dessen Konto ein. Und damit zu den Parteien:

  • BSW: Und was macht die Gründerin?

Trotz dieses enormen Spendenaufkommens für das BSW sind in letzter Zeit häufig Pressebeiträge zu lesen gewesen, in denen es heißt, die Partei Deutschlands, die mit dem kürzesten Zeitlauf seit ihrer Gründung je in Bundesländern Regierungsverantwortung übernahm (Brandburg, Thüringen), habe Schwierigkeiten wegen des vorgezogenen Bundeswahltermins, weil der plötzliche Wahlkampf teuer ist. Und weil die Parteienfinanzierung, die das BSW aufgrund der bisher guten Wahlergebnisse zu erwarten hat, erst nächstes Jahr ausgezahlt wird. Und weil man ja absichtlich so wenige zahlende Mitglieder hat, damit da auch ja nix schiefgeht in Form abweichender Meinungen. Dass das nicht so einfach ist, hat man in Thüringen gesehen, aber das ist ein anderes Thema.

Die Meldungen über die Finanznot jedoch – also, wir hätten beinahe selbst mitgemacht, damit nicht diese neue Hoffnung in der Parteienlandschaft vorzeitig bankrott geht, weil es vielleicht ausgerechnet an unserem Beitrag gefehlt hat. Natürlich wären wir nicht im Großspendenbereich gelandet.

Offenbar vertrauen Dritte mehr dieser Partei als die Gründerin, denn warum gibt sie aus ihrem Millionenvermögen nicht etwas, gießt nicht ihr junges Pflänzchen, damit es nicht mangels finanziellen Geldregens eingeht? Es müsste ja keine Spende sein, ein Kredit könnte ausreichen, bis das Geld aus der Parteienfinanzierung kommt. Wir haben nichts dergleichen vernommen. Zulässig wäre das, schließlich ist sie auch ein Parteimitglied wie jedes andere und man muss kein Parteimitglied sein, um spenden zu dürfen. Wir notieren also, Sahra Wagenknecht ist neben anderen fragwürdigen Eigenschaften, die sie hat, auch noch knauserig.

  • Die Union, die üblichen Verdächtigen

Immobilien, Finanzproduktevermittler. Wen wundert es da, dass die CDU keine Mieterinteressen berücksichtigt und in Deutschland Banken und andere Interessierte sich ihre Gesetze mehr oder weniger selbst schreiben? Die Union ist das klassische Beispiel einer Partei, die tief verfilzt ist und von unzähligen Partikularinteressen weit mehr gesteuert wird, als man annimmt, wenn man nicht die permanenten Verstrickungen verfolgt, die dort offenbar zum politischen Dasein gehören. Im Grunde ist der nächste Kanzler ein Ausdruck dieser Aufstellung, auch wenn er sich selbst natürlich nicht als Lobbyist bezeichnet, weil die Arbeit für BlackRock in Deutschland, das war ja richtige Sacharbeit während seiner Zeit der Kaltstellung durch Angela Merkel. Mag man so  okay finden oder nicht.

  • Spenden-Starkstrom bei Volt

Hätten Sie je gedacht, dass eine Kleinpartei bei den Großspenden auf den dritten Platz kommen könnte? Wer steht dahinter, welche Interessen? Wir haben Volt bisher nicht analysiert. Nach der Europawahl, wo sie, gerade in Berlin, dort wiederum gerade in der Stadtmitte, so gut abgeschnitten haben, wollten wir das tun, haben es sogar versprochen, aber der Artikelfluss läuft bei uns im Moment nicht so rund wie die Großspenderei bei den Parteien.

Vor allem die Höhe der einzelnen Spenden ist enorm und wir fragen uns, was Menschen sich davon versprechen. Aber um fündig zu werden, müssten wir die Partei eben einmal mehr unter die Lupe nehmen.

  • FDP: Jetzt wissen wir, warum die Ampel aus ist

In Relation zu ihrer Größe und ihren Wahlergebnissen wird für die FDP immer gut gespendet, aber nach dem Aus der Ampel hat sie innerhalb weniger Wochen erhebliche Zuwächse bei den Geldeingängen aus diesem Bereich zu verzeichnen. Das bedeutet: Das Kapital hielt sich zurück, solange die FDP in der Ampel war, jetzt prämiert es deren Sprengung mit klingender Münze. Man kann es auch anders herum sehen: Die FDP musste aus der Ampel aussteigen, um endlich wieder zu Geld zu kommen.

  • Die Grünen und die SPD

Wenn wir uns richtig erinnern, hatten die Grünen auch einmal Zeiten, in denen sie mehr Großspenden erhielten, bei der SPD hingegen ist traditionell die Kleinspende das Kleinvieh, das den Mist macht, weil sie ja eine Kleine-Leute-Partei ist. Stimmt das? Vor nicht allzu langer Zeit hielten sich einflussreiche Personen viel darauf zugute, gleichmäßig an die Union und die SPD gespendet zu haben, einfach so, als gute Demokraten. Wenn wir uns richtig erinnern, kamen diese paritätischen Spenden an alte  ehemalige Volksparteien vor allem aus Unternehmenskassen.

  • Die MLPD

Wir wagen eine Prognose: 232.000 Euro sind in diesem verkrusteten kapitalistischen System zu wenig, um eine revolutionäre Situation herbeizuführen.

  • Die „Übrigen“

Bei den Unterstützern der CSU macht man sich vermutlich noch die Mühe, seine Beiträge an die Partei zu stückeln, sodass keine einzelne Großspende über 35.000 Euro liegt, der eine Fall war vielleicht ein Versehen, ansonsten verteilt sich das Großspendenaufkommen ziemlich an Parteien aus verschiedenen Bereichen des politischen Spektrums.

  • Auffällige Abwesenheiten

Ist Ihnen auch aufgefallen, dass eine Partei, die ganz oft in den Medien präsent ist und bei den letzten Wahlen auch ähnlich viele Stimmen bekommen hat wie die CDU (Sachsen, Thüringen) oder die SPD (Brandenburg) in der Grafik nicht ausgewiesen ist?

Man könnte es ja tatsächlich anders machen, und quasi jeden Monat einmal 30.000 Euro als Dauerauftrag überweisen. Die Offenlegungsgrenze wurde im Jahr 2024 von 50.000 auf 35.000 Euro gesenkt, jetzt müssen Sie andererseits weniger Geld aufwenden als zuvor, um bei den öffentlich einsehbaren Spendern zu sein.

Warum wird also nicht etwas unauffälliger agiert? Sicher ist das bei vielen immer noch so, dass sie nicht unbedingt namentlich auffallen wollen, aber der Hang zum Protzen nimmt eben erheblich zu. Seht her, wir machen Politik, und das lassen wir uns etwas kosten, ist die Botschaft, die Großspender senden. Diejenigen, die nur wählen und nicht so viel spenden (können), sind nur das Fußvolk der Demokratie, wie wir sie verstehen. Natürlich wird das  Kaufen von Politik als „offener Ausdruck meiner Werte“ verkauft, gerade von den vielen Scheinheiligen im konservativ-vorchristlichen Bereich.

Wenn man die Arbeit von Abgeordnetenwatch, Lobbycontrol und anderen Organisationen verfolgt, die Demokratie transparenter machen wollen, hat man sowieso den Eindruck, dass das Spendenwesen nur eine Randerscheinung ist, das eigentliche Problem ist die Einflussnahme durch Lobbyismus, durch Postenvergabe, durch unzählige weniger plumpe Möglichkeiten, die politische Landschaft zu pflegen, sie jeden Tag zu gärtnern, als durch Großspenden mit Statement-Charakter.

TH


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