Filmfest 1234 Cinema – Die große Rezension
Das Zeichen des Zorro (Originaltitel: The Mark of Zorro) ist ein US-amerikanischer Mantel-und-Degen-Film von Fred Niblo aus dem Jahr 1920.[1]
Und nun zu etwas vollkommen anderem. Wir hatten zunächst die Rezension zu „Der Scheich“ geschrieben, den wir uns nach „The Mark of Zorro“ angeschaut hatte, womit auch das Jahr 1921 in der dritten US-Chronologie (von Beginn an, ein Film, ein Jahr) abgearbeitet ist. In der Rezension zu dem wüsten Wüstenfilm hatten wir uns auf „The Mark of Zorro“ bezogen, weil die Unterschiede so augenfällig sind und das Kino doch damals sehr darauf abhob, immer mehr Exotik, Abenteuer und Action zu kreieren. Und bei dieser Entwicklung spielte „The Mark of Zorro“ eine nicht unerhebliche Rolle.
Handlung (1)
Don Diego Vega ist ein reicher, freundlicher, jedoch offenbar schwächlicher und antriebsloser Edelmann. Nur sein stummer Diener Bernardo weiß, dass Don Diego als leidenschaftlicher Rächer mit schwarzer Maske gegen die Unterdrückung kämpft. Als mysteriöser Zorro wird er bald zum Schrecken der Soldaten: Der überlegene Fechter hinterlässt im Gesicht seiner Gegner eine Z-förmige Narbe.
Auf Geheiß seines strengen Vaters macht Don Diego der schönen Lolita Pulido den Hof. So sehr sich die durch den Gouverneur verarmte Adels-Familie über die Avancen des angesehenen Don Diego Vega freut, so groß ist Lolitas Enttäuschung über dessen Unmännlichkeit. Als kurze Zeit später Don Diego als leidenschaftlicher Zorro bei Lolita erscheint, erliegt sie bald seinem Charme und beginnt sich zu verlieben.
Auch der eitle und mächtige Captain Ramon stellt Lolita nach. Als er sie eines Nachts brutal bedrängt, eilt Zorro ihr zu Hilfe und besiegt Ramon mühelos beim Fechtkampf. Doch die Lage im Dorf eskaliert, als ein unschuldiger, alter Franziskaner durch den Richter wegen Betrugs und Verrats verurteilt wird. Nur der Vater Lolitas stellt sich couragiert der blutigen Auspeitschung entgegen. Der Gouverneur, wegen des Banditen Zorro persönlich angereist, lässt die ganze Familie wegen Hochverrats einsperren: Weil Zorro öfter in der Nähe der Pulidos gesichtet wurde, scheinen sie mit ihm unter einer Decke zu stecken.
Zorro ist es indes gelungen, die bisher oberflächlichen Caballeros des Ortes für seinen Kampf gegen die Unterdrückung zu begeistern. Gemeinsam befreien sie Lolita und ihre Eltern aus dem Gefängnis. Bevor Lolita vom Rettungstrupp in Sicherheit gebracht werden kann, wird sie durch Ramon entführt: Er fing eine geheime Botschaft ab und mischte sich maskiert unter die Befreier. Zorro, der sich, um diese vom Rettungstrupp abzulenken, eine wilde Verfolgungsjagd mit den Soldaten lieferte, kann Lolita aus den Fängen Ramons retten.
Mit Lolita flüchtet er in sein Haus. Sämtliche Soldaten mit Captain Ramon und dem Gouverneur stürmen und durchsuchen das Gebäude. Zorro stellt sich ihnen als schwächlicher Don Diego gegenüber. Die versteckte Lolita wird jedoch von den Soldaten entdeckt. Als Ramon Lolita und Don Diego wüst beleidigt, fordert ihn Don Diego ungewohnt zornig zum Gefecht. Er enttarnt sich als Zorro, indem er mit dem Degen ein großes „Z“ auf die Stirn von Captain Ramon ritzt.
Mit den Caballeros und schließlich auch den Soldaten hinter sich, fordert er den Gouverneur auf, abzudanken. Unter Jubel willigt dieser ein. Don Diego lässt seinen Degen ruhen und küsst Lolita mit der Leidenschaft eines Zorro.
Rezension
Ich habe vor dem Start der Rezension die zeitgenössische Kritik der New York Times anlässliches des Kinostarts in New York gelesen und mich über das eine oder andere darin gewundert. Was vielleicht auch daran liegt, dass ich die Filme von Fairbanks aus seiner Vor-Kostüm-Zeit nicht kenne. Offenbar war es so, dass er darin so quirlig und omnipräsent war, dass der Kritiker der „Times“ eine gewisse Langeweile empfand, wenn Fairbanks in einer Szene von „The Mark of Zorro“ nicht die Leinwand beglänzte. Unverkennbar war Fairbanks ein Superstar, das geht auch seiner nicht nur positiven Rezension zu diesem Film hervor. Und zwar schon, als er noch Komödien drehte, ihm wird ein eigener Stil zugerechnet, in der Form wie nur wenige Filmkünstler ihn zugewiesen bekommen, nämlich als Marke, die insofern fortbesteht, als andere dann daran gemessen werden – ob sie zum Beispiel so athletisch und aktionsreich sein können wie Fairbanks, also „fairbanksianisch“.
Dadurch wird mir auch klar, warum man Neuverfilmungen von Stoffen, denen Fairbanks so den Stempel aufdrückte oder sein „Z“ einritzte wie in dem Werk, das vom Einritzen des „Z“ handelt, immer mit seinen Darstellungen verglich – und warum die späteren Stars dabei nicht immer gut wegkamen. Denn es dauerte lange, bis wieder Schauspieler heranwuchsen, die eine ähnliche Körperlichkeit und Energetik vermitteln konnten. Bei den Abenteuerfilmen war das wohl erstmalig bei Errol Flynn wieder der Fall, den man wohl als den genuinen Nachfolger von Fairbanks ansehen kann – besser aussehend natürlich, aber dafür wiederum nicht so sympathisch. Fairbanks hat in diesen Rollen eine erstaunliche Bodenständigkeit, egal, in welchem Land er gerade seine Abenteuer besteht, wie hier im alten spanischen Kalifornien (ich habe bereits „Robin Hood“ und „Der Dieb von Bagdad“ mit ihm gesehen, 1922 und 1924 entstanden). Er ist immer Fairbanks, und das ist vielleicht gut so, denn welcher US-Schauspieler war damals schon in der Lage, ernsthaft einen Angehörigen anderer Kulturen zu verkörpern? Wie die Schauspieler, die auch wieder dieses energiegeladene hatten, aber gleichzeitig differenziertere Charaktere geben konnten, wurde auch dies erst ab den 1950ern möglich, bis man richtigerweise dazu überging, Darsteller:innen zu besetzen, die tatsächlich der abgebildeten Kultur angehören oder doch einer ähnlichen.
Es reicht ja, dass seine Gegner etwas spanisch-mexikanische Arroganz zeigen und meinen, ihnen gehören die Frauen eben mit Gewalt. Das Szenario ist so klassisch, dass es schon wieder originell ist, dass der Held nicht nur die Welt rettet, sondern dass er dabei auch über eine Frau stolpert, die gerettet werden muss. Ich konnte das Langeweile-Gefühl überhaupt nicht nachvollziehen, und wir sind ja heute doch eine andere Actiondichte in Filmen gewöhnt. Sollte man meinen, denn das stimmt so gar nicht. Die Action ist heute dank Technik aufgebmöbelt bis zum Gehtnichtmehr, aber die Zahl der Handlungselemente in „The Mark of Zorro“ ist nicht nur fast identisch mit heutigen Werken dieser Art, sondern auch noch ikonisch. Fast jedes davon, war mein Eindruck, hat sich danach zum Standard entwickelt. Sicher baut auch dieser Film auf schon Vorhandenem auf, aber ich habe es in einem noch älteren Film bisher nicht in dieser Kombination gesehen, und das macht für mich diese Geschichte besonders.
Natürlich steckt auch hier schon „Robin Hood“ drin, da war es nur konsequent, dass Fairbanks zwei Jahre später Jahrhunderte rückwärts ins Mittelalter-England ging, um das Original, den Rächer aller Rächer der Armen und Geschundenen, zu spielen. Und alle heutigen Superhelden haben etwas von diesem Zorro, wenn man die Umleitung akzeptiert, und nicht direkt auf Robin Hood als Vorbild zurückgreift. Besonders Superman oder eher noch Batman, vom Auftritt, assoziiert man problemlos mit diesem Mr. Zorro.
Zorro ist, wie Robin Hood, zwar kein Superheld, aber die Fähigkeiten des Mannes sind sehr beachtlich und das überaus vergnügliche Element der Verstellungskomödie ist ebenfalls vorhanden. Es macht Zorro zwar nicht zu einem Ausbund an Differenziertheit, aber die Quasi-Doppelrolle für Fairbanks ist grandios. Endlich ein Doppelgänger mit Humor, sozusagen, auch wenn es in Wirklichkeit dieselbe Person ist und Zorro gerade nicht wie ein Doppelgänger von Don Diego aussehen und handeln soll. Diese ständige Müdigkeit von den Anstrengungen eines sorgenfreien Lebens ist köstlich, weil Fairbanks sie so spielt. Das kann man nicht nachmachen, und dafür gibt es einen offensichtlichen Grund: Erstmals seit längerer Zeit habe ich wieder einen Stummfilm gesehen, bei dem ich dachte: So etwas kannst du im Tonfilm nicht bringen. Die kleinen Tricks („Kennst du den schon?“), die Fairbanks der genervten Lolita immer wieder zeigt, funktionieren so nur im Stummfilm, weil das Timing darauf angewiesen ist, dass Zwischentitel sie einleiten und nicht gesprochene Dialoge. Dadurch wirken sie konzentrierter und sind auch so gefilmt, der Zwischentitel leitet die Änderung der Kadrierung ein. Das Pantomimische daran ist mit Ton schwer zu reproduzieren, dieses Vergnügen, das aus der Stille entsteht. Daraus, dass die Regie sich ganz darauf konzentriert und alles andere ausgeblendet wird. Es gibt auch während der Ausführung, wenn ich es richtig im Kopf habe, keine Gegenschnitte.
Wie so viele große Stummfilmstars konnte Fairbanks im Tonfilm seine Karrieren nicht mit demselben Erfolg fortsetzen. Allerdings hatte das auch gesundheitliche Gründe und Altersgründe, denn er war immerhin schon fast 40, als er mit „The Mark of Zorro“ seinen Wechsel zum großen Ausstattungs-Abenteuerfilm einleitete und ging somit auf auf sein sechstes Lebensjahrzehnt zu, als der Tonfilm aufkam.
Seine Akrobatik hätte im Tonfilm allerdings sehr gut funktioniert, und sie wird in „The Mark of Zorro“ auch hinreichend herausgestellt. Machen wir wieder einen Abstecher zur New York Times.
Darin heißt es auch, was immer in der Buchvorlage dringestanden haben mag, Fairbanks hat es „fairbanksiert“ und für sein Spiel gangbar gemacht – in der Tat hat er unter anderem Namen das Drehbuch mitverfasst. Der Kritiker hat gemutmaßt, dass dadurch viele Bestandteile des Originals verlorengingen, aber der Spaß mit einer mehr originalgetreueren Verfilmung kaum größer gewesen wäre. Das trifft ja auf die meisten Romanverfilmungen zu, wenn die Filmemacher die richtige Form der Verdichtung wählen. Besonders gut wird das an Stoffen exerziert, die als Buch eher umständlich zu lesen sind, aber alles bieten, was das Herz an Action und Romantik begehrt, wie „Die drei Musketiere“, von Fairbanks als Nachfolgeprojekt von „The Mark of Zorro“ in Angriff genommen, wobei er selbstredend den vierten Musketier, d‘Artagnan, darstellte.
Während dieses Films musste ich mehr lache als während aller Stummfilm-Kurzkomödien zusammen, die ich mir gerade im Rahmen der Werkschauen Keaton und Chaplin ansehe. Es funktioniert also noch. Immer mal wieder überkommen mich Zweifel. Es könnte ja sein, dass der Lauf der Welt mein Lachen endgültig vernichtet hat. Dem ist nicht so, Fairbanks hat mich aus der Ungewissheit errettet.
Er spielt diese Quasi-Doppelrolle, die ja keine echte ist, einfach umwerfend und für mich ist dieser Film in Sachen Abenteuer und Komödie das bisherige Highlight auf der Reise durch die frühen Jahrzehnte des US-Kinos gewesen. Wie in Sachen Drama und Tragödie „Broken Blossoms“ aus dem Vorjahr. Das Kino wird geradezu sprungartig emotionaler, das Mitgehen wie bei modernen Filmen beginnt, die Distanz des rein historischen Interesses zu überwinden. In „Broken Blossoms“ war es Lilian Gish, die mich dazu gebracht hat, in den Identifikaitonsmodus zu wechseln, hier ist es Douglas Fairbanks, in „Blossoms“ auch die melodramatische Regie von D. W. Griffith.
Und wie gut ist „The Mark of Zorro“ als Regiearbeit? Ausgezeichnet, genau passend für das Genre. Nicht experimentell, nicht magisch, aber von großer Präzision, für die Verhältnisse der damaligen Zeit. Ich komme auf „The Sheik“ zurück, der ein Jahr jünger ist. Kein Vergleich mit der ausgezeichneten Schauspielerführung in „The Mark of Zorro“. Nun konnte Fairbanks sich natürlich auch gut selbst führen, doch die übrigen Leistungen sind ebenfalls beachtlich. Modern für die Verhältnisse der Zeit, aber nicht zu sehr zurückgenommen, immer auf den Punkt.
Bald sollte Regisseur Fred Niblo einige der ganz großen Schinken drehen, vor allem für „Ben Hur“ (1925) ist er noch heute unter Cineasten bekannt. Ich freue mich auf die dereinstige Sichtung von „Die drei Musketiere“, den Fairbanks-Folgefilm, bei dem er ebenfalls die Regie innehatte, und er hat „Blood and Sand“ im Jahr 1922 gedreht, mit Rudolf Valentino, der 1940 eine berühmte Neuadaption mit Tyrone Power in der Valentino-Rolle erfuhr (diesen Film haben wir im Rahmen der 3. US-Chronologie für das Jahr 2022 ausgewählt, die Rezension folgt bald). Wahrscheinlich geht es in der 1922er-Verfilmung nicht so lustig zu wie in „Das Zeichen des Zorro“ und in dem Musketiere-Film. Ich habe ihn noch nicht gesehen, aber gewiss gehört diese Version zu den besseren der unzähligen Verfilmungen dieses prototypischen großen Abenteuer- und Kostümstoffes. An die Verfilmung von 1948, die beste, die ich bisher gesehen habe, hat mich auch „The Mark of Zorro“ erinnert. Gene Kelly hat in diesem herausragenden Technicolor-Spektakel viel von Fairbanks. Das weiß ich natürlich erst jetzt. Als ich ihn einst rezensierte, hatte ich noch gar keinen Fairbanks-Film angeschaut. Der Witz und die Athletik, die bei Kelly von seiner Eigenschaft als Profitänzer kam, sie sind ähnlich – wobei der Film auch mehr ins Drama geht, immerhin kommt es zu traurigen Todesfällen. Man muss dann in der filmischen Verdichtung die Kunst beherrschen, nicht zu kurz und nicht zu lange zu trauern, damit ein solches Spektakel rund wird.
Das Problem gibt es in „Zorro“ nicht. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob überhaupt jemand umgebracht wird, es geht eher um Ausbeutung und ungerechte Bestrafungen als um die Rache aufgrund von Tötungen Unschuldiger. Das macht „Zorro“ auch relativ leicht, weil die Figur eher auf List, Agilität und Humor als auf Gewalt setzt. Die Markierung mit dem „Z“ ist genug, um die Verhältnisse zu verändern und Gerechtigkeit zu bewirken. Schauen wir uns noch ein wenig an, was andere zum Film geschrieben haben:
Der Film hat mich in vielerlei Hinsicht enttäuscht, nicht zuletzt, weil Zorros Plan, den Armen zu helfen, fehl am Platz erschien. Es war eher eine Geschichte von Aristokraten und solchen von Reichtum gegen schlechte Politiker, als die Robin-Hood-Geschichte, als die sie sich selbst darstellte. Es war wirklich weit hergeholt zu glauben, dass der edle Zorro alles andere als ein reicher Aristokrat war, der ein bisschen Sport trieb und die Liebe mit jemandem fand, mit dem er sowieso leicht Liebe hätte finden können, ohne seine Maskerade durchzumachen. Die Geschichte selbst war eine klischeebehaftete Geschichte, in der sein pappartiger Vater möchte, dass sein Sohn kein Müßiggänger ist und etwas aus sich macht, während der Sohn die ganze Zeit vortäuscht, erschöpft zu sein, indem er sich verweichlicht verhält und alberne Zaubertricks vorführt, obwohl er ernsthaft um die geeignete Señorita werben sollte, mit der sein Vater ihn verkuppelt hat. (…)
Es gibt keine Überraschungen in diesem vorhersehbaren Kostüm-Actioner, aber er ist angenehm in Schwarzweiß mit einem getönten Look gedreht. Es war ein so erfolgreicher Film an den Kinokassen; er wurde zum Vorläufer der Art von Actionfilm, für die Hollywood heute bekannt ist.[2]
Der Kritiker wird auch in der Wikipedia häufig zitiert, hier haben wir direkt die IMDb befragt – wir kommen also auch langsam zu den Filmen, die von Leuten kritisiert werden, die nicht in erster Linie aufs historische Kino spezialisiert sind, sondern auch heutige Filme bewerten. Das heißt, die Perspektive ist auch dadurch geprägt, dass die Geschichte des Films bis heute eine Rolle spielt, und was eine richtig gute Story mit Tiefe und Engagement ist. In der Hinsicht kann „Zorro“ nicht mit echten Robin-Hood-Erzählungen mithalten, obwohl man in den klassischen Abenteuerfilmen auch bei Hood eher die romantische Seite und die Action als das soziale Engagement betont hat. Anders wären sie in jenen Jahren beim Massenpublikum nicht so erfolgreich gewesen – und auch heute wieder nicht. Im Grunde kann man sagen, wir sind zurückgekehrt zu einem Kino, in dem die Showeffekte wichtiger sind als der Inhalt. Außerdem erwarten wir, dass Hollywood in den nächsten Jahren deutlich konservativer werden wird.
Eine ganz andere Perspektive nimmt eine Kritikerin ein, die sich auf frühes amerikanisches Kino spezialisiert hat:
This film is an example of a silent classic that lives up to his reputation. It is a great opportunity to watch the early breezy Fairbanks begin to adopt the swashbuckler character that would seal his status as a screen legend.[3]
Der Stil dieser empathischen Beschreibungen alter Filme lässt sich ebenso wenig nachmachen wie Fairbanks‘ Filmpersönlichkeit. Wir haben erst wenige dieser Kritiken gelesen und sind schon Fans davon. Arbeiten Sie sich, wenn Sie mehr wissen, ein wenig hinein. Sie finden unter anderem Angaben dazu, wie der Zorro im Film von jenem des Buches abweicht, eine Vergleichsrezension mit dem nächsten großen Zorro-Abenteuer aus dem Jahr 1940, mit Tyrone Power in der Titelrolle, Sie werden darüber instruiert, wie riskant der Film für Fairbanks im Jahr 1920 war, weil er – sic! – einen Rollenwechsel beinhaltete – oder einen Genrewechsel, das trifft es besser. Der Film sei auch deswegen gut, weil er noch nicht so überladen sei wie die späteren Historienfilme von Fairbanks, schnell und konzentriert gespielt, also das, was wir auch schon angemerkt haben und weshalb wir uns über eine zeitgenössische Kritik gewundert hatten, die ihn als stellenweise langweilig empfand.
Die Kritik hebt auch Fairbanks‘ Partnerin Marguerite de la Motte hervor, wo wir wieder mitgehen: Sie ist sehr hübsch und hat genug Leinwandpräsenz, Ausdrucksstärke und Vitalität, um eine adäquate weibliche Hauptrolle geben zu können. Weniger gut sei der Höhepunkt des Films gelöst bzw. geändert worden, in dem sie dann doch das passive, zu rettende Mädchen wird. Im Grunde ist sie aber schon zuvor keine Akteurin, sondern besticht eher durch ihre Vitalität als durch eigenständiges Handeln.
Finale
Viele Kritiker gehen mir zu leicht über Szenen hinweg, die ich zum Tränen lachen fand, etwa diejenige, in der Don Diego in seiner auch stumm bzw. nur auf einer Texttafel sprechend als näselnd empfunden Art der armen Lolita anbietet, seinen musikalischen Diener unter ihr Fenster ziehen zu lassen, um ihr ein Ständchen zu bringen, weil er selbst zu untalentiert und zu wenig antriebsstark ist. Das ist eine der schönsten, wenn nicht die schönste Persiflage des Latino-Schmachtfetzens von Romeo und Julia bis hin zu „West Side Story“, die ich bisher gesehen habe, und sie ist gut gespielt. Ich mag so etwas, weil es nicht diskriminierend anderen gegenüber ist, wie weite Teile des amerikanischen Slapstick-Kinos, sondern selbstironisch.
Es hätte vielleicht auch mit Ton funktioniert, aber nur vielleicht, und nach meiner Ansicht nicht mit Tyrone Power – wobei ich den Film von 1940 noch nicht gesehen habe und nicht weiß, ob es diesen Übersteiger dort auch gibt. Bisher habe ich Power noch nicht in einer komödiantischen Rolle gesehen, ihn immer für zu schön und zu ernst, sogar mit der Fähigkeit zur Düsternis, gehalten (anders als Errol Flynn, der das Flockige gut konnte und der für mich der eigentliche Nachfolger von Fairbanks ist, siehe oben). Falls es die Szene im Tonfilm von 1940 gibt und sie funktioniert auch so gut wie im „Original“, werde ich alles zurücknehmen und das Gegenteil behaupten.
In einer für einen Mantel- und Degenfilm nicht ganz unwichtigen Disziplin kann der Film mit späterem Genrekino nicht mithalten, und das sind die Fechtszenen. Da hat Hollywood in späteren Jahren eine traumhafte Meisterschaft erreicht, mit legendären Momenten, an denen u. a. der erwähnte Errol Flynn beteiligt war, sein böser Gegner in „Captain Blood“, Basil Rathbone, der tatsächlich ein blendender Fechter war und auch der Gegenspieler von Tyrone Power in der 1940er Version von „Das Zeichen des Zorro“. Solche Filme gab es bis in die 1950er hinein, wo das Fechtduell zwischen Stewart Granger und Mel Ferrer in „Scaramouche“ (1952) als ein herausragendes Szenario gilt. Einerseits war Fairbanks vieles, aber kein Meisterfechter, während spätere Stars tatsächlich Unterricht nahmen, um authentisch zu wirken. Es ist auch tricky, mit diesen Filmen, weil man jemanden in Fechtszenen nicht doubeln kann, sofern er nicht gerade eine Maske trägt. Eine weitere Einschränkung stellt die Kameratechnik dar. Es gibt eine schöne Szene in Bewegung, in der Lolita durch die Stadt reitet, die ich geradezu berührend dicht fand, da folgt die Kamera kurz der Kutschfahrt – aber die Kamera war noch nicht in der Lage, so schnelle Actionszenen so zu meistern, dass immer alles im Bild blieb und vielleicht sogar ohne Schnitt gearbeitet werden konnte. Wir sehen hier ganz deutlich, wie die Figuren immer wieder aus dem Bild verschwinen, zumal das Setting eines normalen Innenraums, keines prächtigen Schlosses oder gar einer Parkanlage, klein ist und man nicht mit einer großen Totale aushelfen konnte. Vielleicht war das besser so, damit mit man durch Schnitte technische Fechtmängel etwas verbergen konnte, aber es fällt negativ auf, wenn man modernere Actionszenen gewöhnt ist.
Gut wiederum die vielen im Grunde unsinnigen, aber Fairbanks‘ Athletik huldigenden Verfolgungsszenen, in denen Zorro springt, gleitet, klettert, gemäß der zweiten obigen Kritik unter Zuhilfenahme von Matratzen und Trampolinen, aber wie betont wird, mit der ureigenen Eleganz der Kraft, die niemand sonst in Hollywood damals so ausstrahlte wie Fairbanks. Technisch nachzuhelfen, war ja noch nicht möglich, und das macht einen solchen Film auch charmant. Dass er in vielen Belangen echter ist als heutiges computerunterstütztes Kino.
Der Film ist mittlerweile auch als Meilenstein des Kinos anerkannt und wird seit 2012 vom Academy Film Archive aufbewahrt. Der Kritiker-Aggregator „Rotten Tomatoes“ weist 91 Prozent positive Meinungen aus, die IMDb-Nutzer:innen geben durchschnittlich 7/10. Wir gehen etwas höher.
78/100
© 2024 Der Wahlberliner, Thomas Hocke
| Regie | Fred Niblo |
|---|---|
| Drehbuch | Eugene Miller, Douglas Fairbanks (beide ungenannt) |
| Produktion | Douglas Fairbanks |
| Musik | William Axt (ungenannt) |
| Kamera | William McGann, Harry Thorpe |
| Besetzung | |
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[1] Das Zeichen des Zorro – Wikipedia
[2] MARK OF ZORRO, THE – Dennis Schwartz Bewertungen
[3] The Mark of Zorro (1920) A Silent Film Review – Movies Silently
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