Claires Knie (Le Genou de Claire, FR 1970) #Filmfest 1261

Filmfest 1261 Cinema

Claires Knie (Originaltitel: Le Genou de Claire) ist ein französischer Spielfilm aus dem Jahr 1970 und der fünfte Teil aus dem Filmzyklus Sechs moralische Erzählungen von Éric Rohmer.

Der film-dienst pries Rohmers Analyse von „Gefühlen und Verhaltensweisen verschiedener Generationen“ in seiner zeitgenössischen Filmkritik als „[p]sychologisch außerordentlich subtil und diskret“. Der Film sei eine „Fallstudie narzißtischer Eigenliebe“.[3]

„Diese konversationsreiche Studie über Umwege der Liebe“, befand Cinema sei „intellektuelle Erotik in ihrer subtilsten Form“.[4]

In dieser französischen Chronologie der Filme, die wir schon vor mehr als 35 Jahren in einem Filmverzeichnis erwähnt haben, das nicht einmal das erste war, steht „Claires Knie“ als Solitär da, während wir mittlerweile von Rohmer natürlich viel mehr gesehen haben, darunter alle Filme des Jahreszeiten-Zyklus, der in den 1980er und 1990er Jahren entstand. Vielleicht war es ganz gut, dass wir oben im Grunde nur zitiert hatten, denn diese Art von Film zu erfassen, erfordert Übung. Ich habe ihn später noch einmal angeschaut, es wird also eine weitere Rezension folgen, in die der obige kurze Text eingebunden wird. Mein Eindruck mehr als 50 Jahre nach dem Entstehen dieser Art von Kino ist, dass es in seiner Art bis heute nicht mehr übertroffen wurde. Die Zeit, die man sich für solche Betrachtungen genommen hat, die Ideenwelt hinter diesem Kino, das ist heute nicht mehr zu produzieren oder zu reproduzieren.

Es gibt anderes, gutes Kino, aber die Autorenfilm-Regisseure, die in den 1960ern die Einflüsse der Nouvelle Vague und des klassischen französischen Kinos miteinander verknüpften, sind eine Generation von Filmemachern gewesen, die in ihrer Individualität und ihrer Auffassung vom künstlerischen Film einen Reichtum verkörperten, der heute auch in Frankreich nicht mehr anzutreffen ist, wo das europäische Kino damals sein qualitatives Zentrum hatte – inklusive einer Reihe von herausragenden Darsteller:innen. Auf der  Seite erscheint der Verlust, den man heute verspürt, noch gravierender zu sein, zumal sie die Gesichter waren, mit denen jene Regisseure ihre Ideen umsetzen konnten. „Claires Knie“ ist, von Brialy abgesehen, nicht so durchsetzt mit Stars wie andere Filme jener Jahre, umso mehr hat Rohmer eine zurückhaltende Art von Präzision erarbeitet, die heute umso  mehr beeindruckt.

Weil der Film ja so subtil ist, musste ich eine Weile überlegen, ob ich tatsächlich das Bild, das den Titel am besten illustriert, als Titelbild für den Beitrag verwenden soll, konnte dann aber nicht widerstehen. Ich spoilere nicht, wie es nach dieser Szene weitergeht. Bei allem, was damals als exquisites Filmen angesehen wurde, für Männer war es noch immer eine tolle Epoche, auch wenn sich in diesen Filmen schon Risse andeuten und Fragestellungen aufkamen. Rohmer hat kein revolutionäres, sondern begleitendes und in den Codes und deren Entzifferung angesiedeltes Kino gemacht.

2025, 1989 Der Wahlberliner, Thomas Hocke

Regie Éric Rohmer
Drehbuch Éric Rohmer
Produktion Pierre Cottrell,
Barbet Schroeder
Kamera Néstor Almendros
Schnitt Cécile Decugis
Besetzung

 


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