Whoopee! (USA 1930) #Filmfest 1265

Filmfest 1265 Cinema

Whoopee! ist eine US-amerikanische Musicalverfilmung aus dem Jahr 1930. Das Drehbuch basiert auf einer Erzählung von William Anthony McGuire, Robert Hobart Davis und E. J. Rath und dem Bühnenstück The Nervous Wreck von Owen Davis, das von Walter Donaldson und Gus Kahn zum Broadway-Musical Whoopee! umgeschrieben wurde.[1]

Mitten in der dritten US-Filmchronologie (Ein Jahr, ein Film, von Beginn an) sind wir gerade im Jahr 1924 angekommen und haben Schockschwerenot zu verdauen, angesichts des Dramas „He Who Gets Slapped“ mit Lon Chaney. Da musste zum Ausgleich ein Tonfilm her. Aber kein zu junger, sonst wäre der nächste Schock fällig gewesen. Aufgrund der Befassung mit dem US-Film nach Jahren haben wir uns angewöhnt, die Kinokassendaten zu sichten, und da steht Whoopee! auf Platz eins für das Jahr 1930. Den Namen hatten wir schon mal gelesen, mehr wussten wir von dem Film nicht. Jetzt wissen wir mehr, und dazu müssen ein paar Sätze geschrieben werden und ein Déjà-vu hatten wir auch.

Handlung (1)

Obwohl Sally Morgan den Indianer Wanenis, der in der Nähe der Farm ihres Vaters lebt, liebt, ist Judd Morgan überzeugt, dass er seine Tochter mit Sheriff Bob Wells zusammenbringen kann, solange Wanenis weg ist, um das Leben der Weißen zu lernen. Sally will Wells jedoch nicht heiraten. Sie hofft, mit Wanenis durchbrennen zu können. Sie befiehlt Henry Williams, einem hypochondrischen Farmarbeiter, sie mit seinem Auto fortzufahren.

Ihr Vater und der Sheriff nehmen die Verfolgung auf. Henrys Wagen geht der Sprit aus. Doch Henry stiehlt etwas Benzin aus dem Auto von Herom Underwood. Dessen Ranch suchen sie später auf, um etwas zu essen. Als Morgan und Wells bei der Ranch ankommen, verkleidet sich Henry, der mittlerweile hier als Koch arbeitet, als Schwarzer. Später kann er dem Sheriff entkommen und in ein Indianerreservat flüchten.

Wanenis glaubt, seine Herkunft mache eine Heirat mit Sally unmöglich, und hat sich entschlossen, die Weißen zu verlassen. Sally steht bevor, zur heimatlichen Farm zurückgebracht zu werden. Matafay, eine Indianerin, die Wanenis heiraten soll, zwingt Häuptling Black Eagle, Wanenis wahre Herkunft zu entschleiern. Wanenis wurde vom Stamm adoptiert. Er ist das Kind eines weißen Ehepaares, das gestorben ist. Nun kann Sallys Vater der Hochzeit zustimmen. Auch Henry macht seiner Angebeteten, der Krankenschwester Mary, einen Heiratsantrag.

Rezension

Sie haben die Handlungsangabe gelesen, dann verstehen Sie vermutlich, wo ich ansetze. Nämlich beim Schluss. In mindestens zwei Filmen, und es sind ja in der Chronologie erst etwa 20 Jahre Spielfilm enthalten, habe ich im dritten US-Durchlauf nun diesen Rassismus gesehen, der besagt, dass man sich zwar in jemanden verlieben darf, der irgendwie von einem anderen Stamm ist als man selbst, aber man darf ihn natürlich nicht heiraten. So war es in „Ramona“ (1913), ebenfalls mit einem Ureinwohner, der sich als Weißer entpuppt hat, so war es gerade vor ein paar Tagen erst mit „The Sheik“, da wurde sogar ein Araberscheich in einen Weißen gemodelt, damit er der weißen Frau würdig war. Und jetzt haben wir in den USA eine Regierung, die genau solche Zeiten wieder gerne hätte, gerade haben sie in Washington einen „Black Lives Matter“-Schriftzug entfernen lassen.

Mit den Afroamerikanern ist es noch einmal anders, „Mischehen“ zwischen Weißen und ihnen waren tatsächlich noch lange verboten, nachdem „Whoopee!“ auf die Leinwand kam, unterschiedlich nach Bundesstaat. Das galt für die Natives aber nicht, die Filmstudios waren freiwillig noch konservativer oder diskriminierender, als es notwendig gewesen wäre, um die Gesetzeslage korrekt darzustellen. Wir müssen wegen des Themas hier schon einen Check machen – nämlich, ob z. B. der Hays Code, der ab 1934 galt und die vor ihm einsetzende Zensur es verunmöglicht haben, „Mischehen“ zu zeigen.

Die Handlung des Films Whoopee! (1930) spiegelt eine rassistische Ideologie wider, die in der damaligen Filmindustrie verbreitet war. Die Enthüllung, dass der vermeintliche Native American Wanenis eigentlich ein weißes Kind ist, dient dazu, die Ehe mit einer weißen Frau zu legitimieren. Dieses Element zeigt die gesellschaftliche und kulturelle Vorstellung, dass Beziehungen zwischen Weißen und Nicht-Weißen problematisch oder inakzeptabel seien1.

Zensur vor dem Hays Code

Vor der Einführung des Hays Code 1934 gab es bereits eine Art Selbstzensur durch die Motion Picture Producers and Distributors of America (MPPDA). Diese Organisation versuchte, Filme so zu gestalten, dass sie nicht gegen moralische und gesellschaftliche Normen verstießen. Insbesondere konservative Gruppen übten Druck aus, um sicherzustellen, dass Filme keine „unangemessenen“ Inhalte zeigten. Die Darstellung von interrassischen Beziehungen wurde oft vermieden oder problematisiert, um Konflikte mit konservativen Teilen des Publikums zu vermeiden16.

Der Hays Code und Rassismus

Der Hays Code selbst legte fest, dass Filme keine Inhalte enthalten durften, die „Moral oder Anstand“ verletzen könnten. Dies schloss unter anderem ein Verbot von interrassischen Beziehungen ein. Der Code reflektierte die rassistischen Einstellungen der damaligen Zeit und trug dazu bei, solche Themen aus Hollywood-Filmen zu verbannen oder sie nur in einer Weise darzustellen, die den gesellschaftlichen Normen entsprach6.

Opportunismus der Studios

Es ist wahrscheinlich, dass das Studio hinter Whoopee! opportunistisch handelte. Die Entscheidung, Wanenis als weißen Mann darzustellen, könnte darauf abzielen, Konflikte mit konservativen Organisationen und Teilen des Publikums zu vermeiden. Gleichzeitig wollte man die exotische Folklore und die Darstellung von Native Americans nutzen, um den Film unterhaltsam und kommerziell erfolgreich zu machen16.

Zusammenfassend war die rassistische Darstellung im Film sowohl ein Produkt der Zeit als auch eine bewusste Entscheidung des Studios, um gesellschaftliche Normen zu erfüllen und Zensur zu umgehen./[2]

Falls Sie den Eindruck haben, wir widmen diesem Thema sehr viel Aufmerksamkeit, dann liegen Sie keineswegs falsch. Vor dem Rechtsruck auch in unserem Land und verstärkt durch den Trump-Sieg in den USA müssen wir diese politischen Aspekte alter und natürlich auch neuerer Filme verstärkt besprechen. Ich schreibe auch hier schon, dass „Whoopee!“ wegen des Rassismus darin Abzüge bekommen wird. Im Ganzen werden die Natives zwar nicht unfreundlich behandelt und haben ihre eigenen Charaktere, aber sie sind auch auf eine Weise folklorisiert, die wirklich atemberaubend ist, im negativen wie im positiven Sinne. Zum Beispiel ist die Szene, die in dem Dorf der Ureinwohner spielt, in der die schönen Töchter des Stammes einzeln und hochgradig geschmückt hinter einem Felsen hervorkommen und in die Szene hinabsteigen, geradezu emotionalisierend, weil dieser Moment ein eigenes Pathos hat, weil das Zweifarben-Technicolor, in dem der Film veröffentlicht wurde, die Künstlichkeit dieser Szene noch einmal erhöht, weil alles so bedenkenlos platt und gleichzeitig luszent wirkt.

Überhaupt werden Identitäten sehr stark hervorgehoben. Der Name der Hauptfigur Henry Williams klingt zwar angloamerikanisch, aber er ist ganz klar als Jude gezeichnet, aufgrund des Aussehens von Eddie Cantor sogar als Klischee-Jude. Derlei hat der Hays-Code vermutlich nicht mehr zugelassen, neben vielen anderen Dingen, außerdem war es eine Zeitlang aus bekannten Gründen nicht mehr angesagt, Juden als mehr oder weniger Witzfiguren darzustellen. Erst in jüngerer Zeit heben jüdische Künstler auch wieder die Besonderheiten an ihrer Kultur hervor und verwenden dafür durchaus Klischeebilder. Es ist aber generell ein Unterschied, ob man selbstironisch ist, oder ob man über andere diskriminierende, rassistische Albernheiten generiert, sie als Humor verkauft, wo sie in Wahrheit das Vehikel sind, mit dem dann Schlimmeres daherkommt.

Tja, und das war es noch nicht. Eddie Cantor tritt in dem Film auch als Blackface auf, und während dieser Sequenz passiert es, dass eine weiße Frau zu ihm sagt: „Wie können Sie es wagen, so zu mir zu sprechen!“, weil er in dem Moment nicht an seine „Verkleidung“ denkt und sie eine Ansprache auf Gleich von einem Schwarzen unangemessen findet. Schon das Blackfacing an sich gibt bei uns Abzug, auch oder vielleicht gerade, weil Eddie Cantor schon vor seiner Zeit beim Kino dafür bekannt war, „Blackface-Charaktere“ zu entwickeln. Der Rassismus hat in den USA nicht nur schwere Verwerfungen verursacht, sondern hatte auch viele Stufen. Ganz oben standen und stehen im Grunde immer noch WASPs (White Anglo-Saxon Persons), und dann kommen viele, viele dieser Stufen. Juden war damals in Amerika mehr als in manchen Ländern Europas der Zugang zu höchsten gesellschaftlichen Kreisen versperrt. Erst die Nazis haben die im Grunde liberalere Grundhaltung in Deutschland innerhalb kürzester Zeit gedreht. Aber es gab ja noch genug andere, über die man sich wiederum stellen konnte, am liebsten Afroamerikaner, mit ihren vielen Klischeerollen im jüdisch geprägten Hollywoodfilm. Diskriminierungserfahrungen bedeuten nicht, dass man davon Abstand nimmt, wiederum andere zu diskriminieren, und diese Assoziationen und dass man richtig mit der Nase auf menschliche Schwächen gestoßen wird, das kombiniert sich in diesem Film zu etwas, das ich auf so seltsame Weise noch nie gesehen habe. Und dann war dieser Film der Kassenschlager des Jahres 1930.

Was auch bedeutet, die Gesellschaft war in etwa so, wie der Film sie mit seinen Schauwerten umgarnt, ohne sich große Mühe mit politischer Korrektheit zu machen. Es ist einfach unmöglich, mit dem Film einfach nur Spaß zu haben.

Das wäre es allerdings auch ohne diesen Rassismus-Klotz für mich nicht gewesen. Manche Gags von Eddie Cantor haben für mich einigermaßen funktioniert, ich erkannte ein bisschen etwas von den Marx-Brothers, die für mich die größten jüdischen Satiriker überhaupt sind, etwas von Stan Laurel und, quasi vorweggenommen, von Jerry Lewis (ebenfalls jüdischer Herkunft). Was ich oben geschrieben habe, ist auch nicht gegen ihn persönlich gerichtet, er war ein karitativer und insgesamt netter Mensch, außerdem haben damals auch andere Komiker jedweder Herkunft sich gerne vergriffen. Von den frühen Starkomikern haben sowohl Charles Chaplin als auch Buster Keaton gerne mal in den Tiegel mit schwarzer Farbe gegriffen. In ihren frühen Filmen, später nicht mehr und ganz sicher nicht mehr 1930.

Unter diesen Umständen kann ich die Komik in dem Film und von Eddie Cantor nicht mit dem nötigen Abstand bewerten. Obwohl ich natürlich schon während des Anschauens geprägt wurde durch die erwähnten Schwächen, musste ich eben doch auch mal lachen. Beim Erstellen unserer Keaton- und unserer Chaplin-Werkschau gelingt mir das zumindest bei deren frühen Filmen in Relation dazu seltener.

Ich konzentriere mich jetzt auch eher auf einen positiven Aspekt, der mit der Genese meiner Kinoleidenschaft zu tun hat: Busby Berkeley! Ich habe nicht recherchiert, ob „Whoopee“ auch der erste Tonfilm in Technicolor ist, das eigentliche Farbzeitalter begann ja erst fünf bis sechs Jahre später, als das Dreifarben-Technicolor fertig war – aber wir haben auf jeden Fall wieder eines der wichtigen „Firsts“ in diesem Film, nämlich die Choreografie der Tanzszenen durch den Mann, der das Musical mit seinen immer aufwendigeren Großtanzszenen zu einer echten Show machte. Und in „Whoopee!“ sieht man erstmals seine zu Ornamenten geformten, meist weiblichen Körper, und das auch gleich in mindestens zwei Top Shots, in denen sie wirken wie sich öffnende und schließende Blüten. Man kann auch andere Assoziationen haben, wie während der Szene, in der zwischen Frauenbeinen hindurchgefilmt wird. Wenn man so will, kann man jetzt auch noch Frauenfeindlichkeit konstatieren, aber irgendwo müssen wir einen Stopp setzen, denn was immer man über die „Camp“-Zuschreibungen an Berkeley denkt und über solche Massenszenen, die für ein Land der Individualisten seltsam das Uniformierte und Austauschbare hervorheben – sie waren vielleicht auch ein wenig vulgär, manchmal, im Pre-Code-Modus, in dem sehr erkennbar auch „Whoopee!“ gedreht wurde, aber sie waren filmisch gesehen sensationell und haben sicher zum Erfolg dieser Musikkomödie beigetragen.

Unzweifelhaft auf der positiven Seite stehen die Lieder, vor allem „My Baby Just Cares for Me“, das zu einem Standard des American Songbooks wurde und von unzähligen großen Interpret:innen vorgetragen wurde. Es gibt also auch Abwandlungen des Textes, die ihn für eine Frau singbar machen. In „Whoopee!“ feiert der Song Premiere und wird natürlich von Eddie Cantor vorgetragen – und wie er das macht, zählte für mich zu den wirklich vergnüglichen innerhalb der 92 Minuten Spielzeit.

Finale

Jetzt sind wir schon im Finale und noch nicht fertig mit Dingen, die mir nicht gefallen haben. Eddie Cantor ist sein eigener Typ und war einige Jahre lang im Film sehr erfolgreich, kam aber früher aus der Mode als die großen Komiker der Zeit, blieb aber als Sänger und später im Fernsehen sehr gefragt. Die übrigen Schauspieler sind allerdings schlecht bis furchtbar. Nach meiner Ansicht liegt es auch daran, dass die Tontechnik trotz toller Songs und Musiknummern, die ja nicht direkt währen der Bildaufnahmen entstanden, sondern hinzusynchronisiert worden sein dürften, noch nicht ausgereift war. Die Amerikaner sind laute Menschen, aber in der Realität mehr als im Film, in dem sie durchaus differenzierter wirken als wenn man sie real sprechen hört, weil der Film ja eine emotionale Erweiterungsmöglichkeit darstellt – aber hier merkt man nach meiner Ansicht, dass sie so rufen oder schreien, weil sie sich viel am Set bewegen müssen und die Mikrofone nicht entsprechend nachgeführt werden konnten, weil man sie sonst im Bild gesehen hätte. Oder, präziser: Sie wären gesehen worden, wenn man sie immer so dicht an den Schauspielern geführt hätte, dass diese sich auch mal eine leisere Tonart hätten leisten können.

Ein weiterer Aspekt ist, dass es zwar Szenenwechsel gibt, der Film aber doch „stagy“ wirkt. Technisch bedingt natürlich, aber auch, weil er im Geiste von Florenz Ziegfeld gedreht wurde, dem großen Broadwayshow-Produzenten, der 1946 in „Till Clouds Roll by“ verewigt wurde und das Musical in den USA wesentlich mitdefinierte. In diesem Sinne ist der Film also auch Broadway-Theater, aufbereitet fürs Kino – und tatsächlich war eine Ziegfeld-Show die Grundlage dafür. Selbst über die Kostüme könnte man heute lästern, aber eines ist sicher:

Als Zeitdokument ist dieser Film herausragend, weil er, anders als die „Klassiker“, die in Deutschland später ins Fernsehen kamen, hierzulande nicht einmal im Kino gezeigt wurde und dadurch eine Kinowelt offenbart, die hiesige Konsumenten des heutigen, aber auch Fans des US-Kinos so nicht kennen, die mit den Filmen sozialisiert wurden, die in Deutschland im Zeitalter des Kinos und des linearen Fernsehens gezeigt wurden. Darunter eben auch solche, die in den USA sehr erfolgreich waren und dadurch die Wahrnehmung der Alltagskultur jener Jahre verschieben, wenn man sie gesehen hat.

Zum Glück ist das alles heute dank Internet zugänglich und erlaubt einen tieferen Blick, auch wenn man sich nicht aufwendig in nationalen Archiven bedienen kann. Der Film ist sehr, sehr zeitgeistig, und wenn wir schon das Gesellschaftliche anhand des Rassismus beleuchten, gehört zur gesamten Wahrheit auch:

Für eine Nummer eins des Jahres hat der Film vergleichsweise wenig Geld eingespielt (etwa 1,5 Millionen Dollar, da kamen bei den Großfilmen der 1920er schon andere Summen zusammen). Das weist auf etwas hin, das viele Hollywoodstudios in arge Nöte brachte: Die Weltwirtschaftskrise. Man kann sich heute, ökonomische Schwächephasen und Rückwärtsbewegungen hin oder her, kaum vorstellen, wie einschneidend diese Krise damals war und wie die Menschen plötzlich nicht einmal Geld für einen Kinobesuch hatten. Vor allem, wenn sie ohne große soziale Sicherung auf der Straße standen, weil die Unternehmen massenhaft Arbeitende entließen. Und genau in diese einsetzende Krise hinein wurde „Whoopee!“ veröffentlicht und war das richtige, eskapistische Produkt in dieser Zeit für diejenigen, die noch ein paar Cent übrig hatten. Seine Pracht und Inszenierungstechnik wurden zwar bald übertroffen, aber sie waren ein Meilenstein des Musicalgenres, das durch solche Filme als eines von zwei uramerikanischen neben dem Western etabliert werden konnte.

Ein historisch wichtiger Film im guten wie im schlechten Sinne also. Die IMDb-Nutzer:innen vergeben 6,3/10, aber das Tomatometer zeigt 100/100 an. Bei nur fünf Kritiken, aber dass Profis gegenüber den offensichtlichen Mängeln so ignorant sind, ist schon bemerkenswert und lässt Rückschlüsse darauf zu, wie das, was wir aktuell in den USA sehen, nicht urplötzlich aufkam, sondern einem jahrzehntelangen Rollback die bisherige Krönung aufsetzt. Der Präsident postet ja auch schon Fotos mit Krone.

Gemäß der Richtlinien des Wahlberliners können wir dieses Mal auch die IMDb-Wertung nicht übertreffen und müssen den historischen Wert des Werks zurücktreten lassen hinter die gesellschaftlichen Probleme, die hier offenbar werden. Bis diese Rezension veröffentlicht wird, dürfte noch einige Zeit vergehen. Wir sind gespannt, ob wir dann wieder, wie zuletzt häufig bei der um Jahre versetzten Publikation, wieder eine Anmerkung zur weiteren Entwicklung der Dinge beifügen müssen. Ein Film steht in seiner Zeit, aber auch in der unsrigen, wenn wir in jetzt sichten, und wir sind nicht in den 1930ern.

Zwischen dem Verfassen des Entwurfs und der Veröffentlichung haben wir weiter mit dem Film in den USA in den 1930ern befasst. Ein Phänomen, das hierzulande ziemlich unbekannt ist, wurde dabei deutlich: Eddie Cantor war wohl der beliebteste Filmkomiker dieser Jahre, gemessen an den Einnahmen seiner Filme – Charles Chaplin stach auch deshalb nicht in jedem Jahr heraus, weil sich der Abstand zwischen seinen Filmen immer mehr vergrößerte, er führte die Kinocharts 1931 mit „City Lights“ und 1936 mit „Modern Times“ an. Wir haben aufgrund der Musik und der Show die Bewertun gegenüber der ursprünglich vorgesehenen Punktzahl in der Nachbetrachtung um fünf Punkte angehoben, obwohl wir beim Rezensieren früher Buster-Keaton-Filme, ebenfalls einer Western-Parodie, sofern man „Whopee!“ auch als Gegenwartsfilm als solche bezeichnen kann („Out West“) schon wieder über einen Fall von eklatantem Rassismus gestolpert sind. Die Rezension wird demnächst im Rahmen der Keaton-Werkschau veröffentlicht.

45/100

2025 Der Wahlberliner, Thomas Hocke

Regie Thornton Freeland
Drehbuch William M. Conselman
Produktion Florenz Ziegfeld,
Samuel Goldwyn
Musik Walter Donaldson
Kamera Lee Garmes,
Ray Rennahan,
Gregg Toland
Schnitt Stuart Heisler
Besetzung

sowie ungenannt

[1] Whoopee! (Film) – Wikipedia

[2] Rassismus in „Whooppe!“ Grundrecherche, Quellen

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Whoopee!_(Film)
  2. https://the-main-event.de/songindex/mybabyjustcaresforme.html
  3. https://books.openedition.org/ksp/5124
  4. https://www.imdb.com/de/title/tt0021549/
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Whoopee!_(Musical)
  6. https://deutsch.wikibrief.org/wiki/Whoopee!
  7. https://www.tv-media.at/filme/whoopee-1930
  8. https://www.etsy.com/de/listing/234699208/vintage-eddie-cantor-sheet-music-ill

 


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