Filmfest 1275 Cinema – Werkschau Charles Chaplin (12)
Twenty Minutes of Love ist eine US-amerikanische Stummfilmkomödie aus dem Jahr 1914, die von den Keystone Studios produziert wurde. Der Film wird weithin als Charlie Chaplins Regiedebüt bezeichnet; Einige Quellen nennen Joseph Maddern als Regisseur, nennen Chaplin aber im Allgemeinen als die kreative Kraft. [1][2][3]/ [1]
Selbstverständlich sind alle frühen Chaplin-Filme interessant, weil sie die kinematografischen Gehversuche eines Genies sind. Aber er macht das Dutzend voll mit seiner ersten eigenen (Co-) Regie und wir sehen Chaplins erste Parkbank-Komödie. Der Kern einer Parkbank-Komödie ist, dass ein Dritter das Turteln eines Liebespaares stört und immer mal wieder jemand von der Bank fällt oder heruntergeschubst wird. Was man aus einem wirklich einfachen Szenario machen kann, zeigt Chaplin in diesem Film, der, anders als der Titel suggeriert, nur zehn Minuten lang ist. Etwas mehr dazu lesen Sie in der – Rezension.
Handlung[2]
Es ist Frühling und die Liebenden versammeln sich im Park. Der Landstreicher sieht ein Paar, das sich auf einer öffentlichen Bank küsst, und amüsiert sich darüber, sie zu ärgern: Er parodiert sie zunächst, indem er eifrig einen Baum küsst, dann setzt er sich neben sie. Sehr schnell wird der Tramp verjagt.
Nicht weit entfernt, auf einer anderen Bank, bittet eine junge Frau ihren Verlobten um ein Geschenk als Liebesbeweis. Dieser, der keine hat, entdeckt einen schlafenden Mann und stiehlt seine Uhr, die er seiner Freundin schenken will. Aber der Ungeduldige ist schon weg. Dem Landstreicher, der vorbeikam, gelang es, die Uhr zu stehlen und sie dem jungen Mädchen zu geben.
Es kommt zu einem Kampf zwischen dem Verlobten und dem Landstreicher, dann zwischen dem Landstreicher und dem Besitzer der Uhr, der schließlich in ein allgemeines Chaos ausartet, bei dem alle – außer dem Landstreicher und dem Mädchen – im See landen.
Rezension
The reviewer for Bioscope wrote, „Here Chaplin plays the role of the undesired but persistent suitor. The comic element is given special prominence and is quite safe in the hands of this well known comedian.“ (Q 1)
A reviewer from Kinematograph Weekly wrote, „Plenty of the comic element is introduced and the person who does not laugh at the peculiar antics of Chas. Chaplin–well, must be hard to please.“ (Q 1)
Ein Jahr später, schon bei seiner zweiten Filmfirma Essanay und vollständig unter eigener Regie, hat Chaplin dann tatsächlich einen Film namens „Im Park“ gemacht, der interessanterweise die gleiche Durchschnittsbewertung seitens der IMDb-Nutzer:innen erhält, 5,6/10. Allerdings ist diese Bewertung für einen der frühen Chaplins bei Keystone über dem Durchschnitt, für einen Essanay-Chaplin unterhalb dessen angesiedelt. Die Ansprüche waren also gestiegen, wobei ich mich daran erinnern kann, dass das „Remake“ ausgefeilter ist.
Auf jeden Fall sieht man in „Twenty Minutes of Love“ den gesamten frühen Chaplin. Er agiert im Tramp-Kostüm, wird verschmäht, aber auch erwählt, ist aufdringlich, aber auch ein wenig charmant, offensiv und schüchtern und es kommt zu unglaublich vielen Schubsern, Fußtritten und Backpfeifen und natürlich dazu, dass Menschen ins Wasser fallen. Das muss in einer Zeit, in der die wenigsten schwimmen konnten, besonders witzig gewesen sein, wie man an der Wiederverwendung dieser Art von Slapstick-Element in weiteren Chaplin-Filmen (und denen anderer Komiker, Anmerkung anlässlich der Veröffentlichung des Texts und nach einigen Keaton-Arbuckle-Filmen) sehen kann. Der Film ist heutzutage nicht mehr witzig in dem Sinne, dass man sich über die sehr einfachen Gags schlapp lacht, aber das Tempo der Aktion ist eines der höchsten oder vielleicht das höchste aller bisherigen Chaplin-Filme. Dies gilt vor allem für das Schlussdrittel, wo es zur allgemeinen Konfusion und den vielen körperlichen Aktionen kommt.
Chaplin once said “all I need to make a picture is a park, a policeman, and a pretty girl.” Twenty Minutes of Love is the first film for which Chaplin gets co-directing credit (along with Joseph Maddern). Chaplin uses that already well-worn formula but, unfortunately, it results in a too-standard park comedy with co-star Minta Durfee hopelessly cute in her Mother Goose-like getup.[3]
Sicher ist der Film mit vielen Standards durchsetzt und ziemlich ruppig ausgeführt, was für Chaplins Filme ohnehin typisch ist. Ein Meister der Schnitttechnik war er im Grunde nie, man kann auch sagen, diesbezüglich, wie später auch bei der Verwendung des Tons, immer ein wenig hinter dem Standard der Zeit zurück. Selbst in „The Great Dictator“ aus dem Jahr 1940 gibt es noch Unebenheiten beim Schnitt. Aber für mich ist „Twenty Minutes of Love“ in all seiner Kürze der bisher kompletteste Chaplin, in dem dieser im Mittelpunkt steht, typisch handelt, auch die Idee betreffend, etwas zu stehlen, um eine Frau zu beeindrucken und es quasi nach Gebrauch an den Eigentümer zurückzuverkaufen. Das löst einen Polizeieinsatz aus und dieser führt zu der Versammlung im See.
Schließlich kommen Charlie und Eva zusammen, und er gibt ihr Swickards Uhr, die sie stolz an ihrem Mieder trägt. Als Chester am Tatort eintrifft, ist er sowohl verblüfft als auch wütend über die Anwesenheit der Uhr. Charlie überdenkt seine Gefühle für Eva und beschließt, dass er lieber die Uhr haben möchte, die er zurückholt und schließlich versucht, an Swickard zu verkaufen, der, als er herausfindet, was los ist, die Polizei ruft. Viele Menschen werden in den See geworfen, die meisten von ihnen mehrmals. Eva reist schließlich mit Charlie ab, da er der einzige Typ ist, der mit trockenen Klamotten auf dem Bild übriggeblieben ist.[4]
Finale
Die oben zitierte Rezension beinhaltet einen sehr genauen Ablauf der kompletten Handlung, der beweist, dass die vielfach, auch einigen fremdsprachigen Ausgaben der Wikipedia und der IMDb enthaltene Zeitangabe nicht stimmt. Da hat man schlicht den Titel wörtlich genommen, aber Chaplins erste Regiearbeit ist ein wirklich kurzer Kurzfilm. Für mich ist es mittlerweile beinahe schwer, einzuschätzen, wann eine Komödie dieser Art lustig ist. In zwölf der frühen Chaplins musste ich nur zwei Mal lachen: Über den Jungen, der sich über seine eigene Klugheit freut und kompromittierende Bilder von Chaplin und seiner Zimmerwirtin macht in „The Star Boarder“ und über einige Szenen in „Mabel at the Wheel“, den ich hiermit zum Topfilm innerhalb des ersten Dutzends erkläre. Gleich dahinter kommt für mich trotz seiner Simplizität „Twenty Minutes of Love“, weil er so viel von Chaplin oder dem, was er sich inzwischen angeeignet hat zeigt wie kaum ein anderer der ersten zwölf Filme. Vor allem ist die Abfolge dichter als bisher und auch die Tatsache, dass er absolut im Mittelpunkt steht und sein ikonisches Kostüm trägt, macht „Twenty Minutes of Love“ essenziell.
Dass wir den Film relativ knapp besprechen, liegt daran, dass auch andere sich bei ihm eher kurz gehalten haben, obwohl er einen Wendepunkt in Chaplins Schaffen insofern darstellt, als er sich nach viel Unzufriedenheit mit anderen Regisseuren bei Keystone schon so früh in seiner Karriere erstmals (zur Hälfte, nach gängigen Angaben handelt es sich um eine Co-Regie) erstmals im Regiesessel beweisen konnte. Oder im Regiestuhl, klassischerweise handelt es sich um eine Art Garten-Klappstuhl, auf dem der Name des „Inhabers“ zu lesen ist.
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2025 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2024)
| Regie | Joseph Maddern Charlie Chaplin |
|---|---|
| Produzent | Mack Sennett |
| Hauptrollen | Charlie Chaplin , Minta Durfee , Edgar Kennedy , Gordon Griffith , Chester Conklin , Josef Swickard , Hank Mann |
[1] Twenty Minutes of Love – Wikipedia
[2] Der Landstreicher und die Stoppuhr – Wikipedia
[3] CHAPLIN AT KEYSTONE, PART ONE | 366 Weird Movies
[4] Ein Blick auf Charlie – Das Jahr bei Keystone, Teil 1: Eine gelegentliche Serie über das Leben und Werk von Charlie Chaplin – Bright Lights Film Journal
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