#Klimaschutz oder Erhalt der #Industrie (Umfrage + Infos + Leitkommentar)

Briefing KER Klima-Energie-Report, Wirtschaft, Industrie, Klimawandel, Klimaschutz, CO2-Emissionen

Was ist wichtiger: Klimaschutz oder Erhalt der Industrie? / Civey-Umfrage: Inwieweit stimmen Sie der Aussage zu: „Der Klimaschutz darf nicht wichtiger sein als der Erhalt der Industrie in Deutschland”?

Sie können oben direkt abstimmen, wir empfehlen aber, erst den Begleittext der Meinungsforscher, unsre Zusatzinfos / Analyse und unseren Komemntar zu lesen.

Begleittext von Civey

2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Das zeigt der neue Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) der Vereinten Nationen. Die globale Durchschnittstemperatur lag erstmals mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Trotz dieser Entwicklung betonen Wissenschaftlerinnen und Forscher, dass das langfristige Ziel des Pariser Abkommens noch nicht endgültig überschritten sei. Klimaschutzmaßnahmen sind aus Sicht vieler Parteien dringend notwendig. Der Bundestag verabschiedete daher am Dienstag ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen, von dem 100 Milliarden in den Klimaschutz fließen sollen. 

Befürworter strikterer Klimaschutzmaßnahmen sehen darin eine große Chance für den Wirtschaftsstandort Deutschland. WWF-Klimaexpertin Viviane Raddatz lobte die neuen Investitionen als „wichtigen Start“ und betonte, dass die Verankerung der Klimaneutralität im Grundgesetz ein „Meilenstein“ sei. Auch SPD-Generalsekretär Matthias Miersch sprach von einem „historischen Schritt“, der Deutschland unabhängiger und zukunftsfähiger mache. 2024 hatte die Bundesregierung die eigenen Klimaziele eingehalten und konnte sinkende Treibhausgasemissionen aufzeigen. 

In der Industrie wächst hingegen die Sorge vor Jobverlusten und Standortverlagerungen durch zu starke Klimaschutzauflagen. BDI-Präsident Siegfried Russwurm warnte Ende letzten Jahres im Handelsblatt davor, dass Deutschland schneller als der Rest der EU klimaneutral sein wolle. Der derzeitige Weg der Transformation zur Klimaneutralität sei falsch. So sagte er: „Derzeit sind wir ja nicht Musterschüler, sondern laufen Gefahr, zum abschreckenden Beispiel zu werden.” Auch CDU-Chef Friedrich Merz setzte im Wahlkampf eher auf marktwirtschaftliche Anreize als auf staatliche Eingriffe.

Unsere Frage an die KI: Was heißt genau „eingehalten“ (das geht aus dem Begleittext oben nicht hervor). Und ist dieser Trend nachhaltig oder eher auf die gegenwärtige Wirtschaftsschwäche zurückzuführen?

Basierend auf den aktuellen Informationen lässt sich Folgendes zu Deutschlands Klimazielen 2024 sagen:

  1. Was „eingehalten“ bedeutet:
  • Der Gesamtrückgang der Treibhausgasemissionen in Deutschland betrug 2024 etwa 3,4% im Vergleich zum Vorjahr13.
  • Die Gesamtemissionen lagen bei 649 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, deutlich unter dem gesetzlich vorgeschriebenen Ziel von 693,4 Millionen Tonnen für 202413.
  • Deutschland ist auf Kurs, das Ziel einer 65%igen Emissionsreduktion bis 2030 (im Vergleich zu 1990) zu erreichen. Prognosen deuten auf eine Reduktion von etwa 63-64% bis 2030 hin35.

Allerdings:

  • Die Fortschritte sind nicht in allen Sektoren gleich. Insbesondere der Verkehrs- und Gebäudesektor hinken hinterher46.
  • Die Bundesregierung hat im Mai 2024 das Klimaschutzgesetz gelockert, indem sie verbindliche sektorale Ziele durch einen flexibleren Mechanismus ersetzt hat4.
  1. Gründe für den Emissionsrückgang:
  • Der Rückgang ist teilweise auf die schwierige wirtschaftliche Situation und eine reduzierte Nachfrage aus der Industrie zurückzuführen2.
  • Ein weiterer wichtiger Faktor war der zunehmende Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix12.
  • Milde Witterung trug ebenfalls zum Rückgang des Verbrauchs fossiler Heizenergieträger bei2.

Es ist wichtig zu beachten, dass dieser Rückgang möglicherweise kein nachhaltiger Trend ist:

  • Die industrielle Schwäche könnte zu einer Verlagerung von Emissionen ins Ausland führen, ohne tatsächliche globale Emissionsreduktionen zu bewirken6.
  • Experten warnen, dass ohne weitere ambitionierte Maßnahmen, insbesondere im Gebäude- und Verkehrssektor, die langfristigen Klimaziele gefährdet sind45.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Deutschland zwar seine kurzfristigen Klimaziele für 2024 erreicht hat, aber weiterhin vor erheblichen Herausforderungen steht, um seine langfristigen Klimaschutzziele zu erreichen und einen nachhaltigen Wandel in allen Sektoren zu gewährleisten.

Kommentar Teil 1

Selbst nach Corona und während der anhaltenden Wirtschaftsschwäche Deutschlands hieß es bisher, die Klimaziele 2030 werden wohl kaum erreicht werden. Das hatte uns natürlich stutzig gemacht – dass es jetzt doch plötzlich möglich ist. Wir haben mitbekommen, dass die Energiewende zumindest teilweise funktioniert und natürlich freuen wir uns darüber. Worüber wir uns nicht freuen, ist, dass der industrielle Sektor weniger CO2 ausstößt, weil er im Niedergang begriffen ist. Das kann nicht der richtige Weg sein. Denn es ist ja nicht so, dass weltweit weniger Waren produziert werden. Im Gegenteil, das Produktionsvolumen in anderen Ländern wächst rasant, und mit ihm der CO2-Ausstoß dieser Länder. Auch deswegen, weil diese noch bei weitem unsauberer produzieren als Deutschland. Dieses Problem ist vorerst nicht zu lösen, denn der Aufstieg von Ländern, die andere Prioritäten haben als den Klimaschutz, hält an. Ein gerne genommenes und prototypisches Beispiel ist China. Obwohl man sich dort bemüht, energieeffizienter und klimaneutraler Energie und Waren zu produzieren, hält der Anstieg der CO2-Emissionen noch immer an. In anderen Ländern, die weniger weit entwickelt sind, sieht es noch schlechter aus, das Verhältnis von Anstieg der Wirtschaftsleistung und deren Nachhaltigkeit betreffend. Sollte Indien eine ähnliche Entwicklung durchlaufen wie China, sind alle westlichen CO2-Ziele ohnehin obsolet. Das muss man wissen, wenn man sich dafür entscheidet, dass der Klimaschutz wichtiger ist als die Industrie, die derzeit ohnehin unter einem riesigen Druck steht.

Wir glauben nicht alles, was Industrielobbyisten wie der Herr Russwurm sagen, bei denen ist es immer fünf vor Zwölf, aber die Daten sprechen doch im Moment eine deutliche Sprache. Deutschlands Wirtschaft ist die einzige im Westen, die sich nicht einmal von der Corona-Delle erholen konnte, sie steht aufgrund ihrer Exportorientiertheit besonders im internationalen Wettbewerbt, sie hat eine Innovationslücke, was natürlich nicht die Schuld der Klimaschützer ist, sie steht im Feuer von der neuen US-Administration. Das alles sollte man im Kopf haben, wenn man jetzt eine Positionierung vornimmt. 55 Prozent der Abstimmen sind klar dagegen, dass der Klimaschutz über die Industrie gestellt wird. Trotz allem, was wir oben geschrieben haben, sind sie damit in eine Falle gegangen. Genau wie diejenigen, die sich exakt anders herum positioniert haben. Klug war es in diesem Fall hingegen, differenziert zu antworten, also eher ja, eher nein – oder mit Unentschieden zu stimmen, wie wir es getan haben. Womit klar ist, dass wir klug sind. Kleiner Scherz, muss in diesen Zeiten auch mal sein.

Und damit wieder zum Ernst der Lage: Man darf nicht beides gegeneinander ausspielen. Das ist genau derselbe Populismus wie Verteidigung gegen Soziales oder Migration gegen Fachkräftemangel. Die Deutschen können nicht gut integrativ und in Zusammenhängen denken, sonst wären sie vorsichtig damit, sich hier ganz auf eine Seite zu stellen. Die richtige Antwort kann doch nur sein, endlich Geld in die Hand zu nehmen, um die Wirtschaft so zu transformieren, dass sie erhalten bleibt und die Klimaziele trotzdem erreicht werden. Das ist möglich, davon sind wir überzeugt, und es ist auch möglich, trotzdem Wirtschaftswachstum zu erzielen. Das kann man nämlich auch ohne Anstieg der CO2-Emissionen. Viele andere Länder beweisen das mittlerweile, die eine eher binnenorientierte Ökonomie haben und in denen die Menschen seit Jahren mehr Wohlstand erwirtschaften als hierzulande.

 Das Modell Deutschland muss überarbeitet werden, aber nicht mit den Rezepten von gestern und vorgestern. Es ist eines der am meisten veralteten in der entwickelten Welt, und wir können beim Export nicht mit Ländern konkurrieren, in denen pro Monat der Durchschnittslohn bei 600 Euro liegt, wie in China, das ebenfalls schon Produktion auslagert in Länder, wo er nur bei 200 Euro pro Monat liegt. Wo soll das hinführen? Afrika steht schon bereit, einzuspringen, wenn die Arbeit in Südostasien zu teuer wird. China ist dort schon sehr aktiv. Und was dort passiert, wird leider den CO2-Ausstoß künftig erheblich anschieben, weil er dort noch sehr niedrig ist und weil das Bevölkerungswachstum dort sehr hoch ist. Dass die Wirtschaft dort direkt grün und auf Basis einer schon erfolgten Transformation hin zur Klimaneutralität startet, wäre zwar super, aber wir haben Bedenken, ob e wirklich funktionieren wird. Der Westen kann das nicht mehr durchdrücken wie früher, was er für richtig hält, und China hat eine andere Agenda. Diese kleinteilige deutsche Sichtweise müssen wir ablegen, um realistisch zu werden.

Deswegen ist natürlich die Frage, wo soll der Klimaschutz die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands erhöhen? Ganz sicher tut er das nicht bei einfachen Industrieprodukten. Er wird es auch bei komplexeren Industrieprodukten wohl nicht tun, das muss uns klar sein. Das heißt, Deutschland wird eine sinkende Industriequote beim BIP haben. Wir meinen, das geht auch gar nicht mehr anders.

Denn wie sollen die Arbeitsbedingungen sein? Zurück ins 19. Jahrhundert, damit das Kapital hierzulande mit der letzten Hinterhofwerkstatt in irgendeinem Land der Welt konkurrieren kann? Das hätten die Lobbyisten natürlich gerne, das wäre sehr bequem, dann bräuchten sie sich keine Gedanken über eine gelungene Transformation zu machen und könnten uns nach Herzenslust ausbeuten. Es gibt genug Parteien in Deutschland, die das ermöglichen (wollen), so gut es geht: AfD, Union, FDP. Bei der SPD und den Grünen weiß man nicht so genau, wo sie mit all ihren Widersprüchen stehen. Nur die Linke hat im Grunde erkannt, worum es geht, und setzt Nachhaltigkeit und einen gemäßigten Antikapitalismus in den richtigen Zusammenhang.

Wer hier also den Klimaschutz bevorzugt, der muss sich Gedanken darüber machen, wie sich das auf die Lebensbedingungen auswirkt, und das Gleiche gilt für diejenigen, die dafür sind, dass die Industrie auf aussichtslosem Posten immer weiter darüber bestimmt, was morgen sein wird, wiewohl sie unwillig war, das Morgen beherzt anzugehen. Die deutschen Autohersteller mit ihren verpeilten Strategien stehen dafür sinnbildlich und wandern sowieso ab, egal, ob wir hier den Klimaschutz hypen oder bashen. Das ist seit vielen Jahren tendenziell so. Es müssen nur Schuldige gefunden werden, und das passiert gerade wieder, indem die Transformation nach Kräften gebremst wird. Wieso gibt es diesen Kulturkampf in anderen Ländern so nicht? Weil sie nicht so einseitig ausgerichtet sind wie Deutschland.

Wir haben in dieser Sache eine Positionsverschiebung vollzogen. Der Grund ist aber nachvollziehbar: Bis Ende der 2010er war nicht sichtbar, wie schwach gerade die Autoindustrie technisch dasteht. Wir haben unsere Meinung auch nicht wegen des unsäglichen Dieselskandals geändert.  Deswegen haben wir ihr ein Mitspracherecht über die Zukunft des Landes eingeräumt und ihre Bedenken immer ernstgenommen. Aber sie hat sich selbst ins Abseits gefahren, wie so viele andere Branchen in Deutschland zuvor, bei denen es zu einer Hybris kam. Die hiesige Bankenbranche, die heute international bedeutungslos ist, ist auch ein solches Paradebeispiel für deutsche Überheblichkeit. Das heißt im Übrigen, wir haben auch bei den hochbezahlten Dienstleistungen einen Rückstand gegenüber anderen Ländern. Auch der Finanzsektor kann nicht für eine niedergehende Industrie einspringen, und vielleicht ist das auch gut so, denn er ist keineswegs nur Beobachter, in diesem CO2-Monopoly.

Industriebranchen wie der Maschinenbau hingegen sind im Grunde gegen die Konsumgüterindustrie im eigenen Land gerichtet, sofern sie nicht diese ausrüsten – sondern ausländische Konkurrenten mit Maschinen versorgen. Irgendwann schlägt das zurück, und das wird vermutlich der nächste Niedergang sein, derjenige der Maschinenbauer mit ihren versteckten oder offenen Champions. Weil auch dort die anderen dazulernen und sich selbst ausrüsten können. Wie soll man diese Industrialisierungszyklen aufhalten?

Nach unserer Ansicht nur durch Produkte, die für den hochwertigen, klugen Konsum gedacht sind, die ein Image haben, für die gerne etwas mehr gezahlt wird. Da könnte Deutschland mit dem grünen Label bei betuchten Käufern eine neue Geschichte schreiben, die an die besten Zeiten von Made in Germany als Zeichen von Qualität und Fortschritt anknüpfen könnte. Schließlich war Deutschland auch ein umwelttechnisch progressives Land, in dem Rahmen, der damals galt, natürlich.  

Die Autoindustrie hingegen ist das genaue Gegenteil Sie profitiert davon, dass Menschen sich im wörtlichen Sinne einen Dreck um die Umwelt scheren, nur deswegen wird die deutsche Verbrenner-Technologie weltweit noch gekauft. Jetzt hoffen alle darauf, dass Trump dazu beiträgt, dass das dreckig sein wird hip wird. Es wirkt schon, Tesla verliert Marktanteile, die deutschen Autobauer gewinnen Marktanteile in den USA. Das ist im Grunde komplett verquer, aber es hat natürlich auch eine politische Implikation.  

Wir glauben deshalb, dass die Industrie in dem Maße erhalten werden muss, wie sie transformiert werden kann. Da muss man tun, was irgend geht. Und das Subventionieren vorgestriger Industrien endlich einstellen, nebst dem Gießkannenprinzip und der steuerlichen Privilegierung von Großkonzernen und Superreichen.

Man muss sich die Mühe machen, jede Branche, jedes Unternehmen einzeln zu betrachten und auch etwas wie einen Nachhaltigkeitsscore einzuführen. Es gibt den Nutriscore, der bei aller Unvollkommenheit doch einen Anhalt gibt, es muss etwas Ähnliches für die Wirtschaftseinheiten geben, die Umwelt und den Klimaschutz betreffend. Je besser der Score und je mehr Arbeitsplätze ein Unternehmen hat oder verspricht, desto eher ist es förderungswürdig. Mit seiner technologischen Wertigkeit im Sinne der Zukunftsfähigkeit als weiterer Komponente, natürlich. Um auch dies mal kurz zu erwähnen: Die Rüstungsindustrie ist es nicht. Sie ist die schmutzigste Industrie moderner Länder, durch ihren massiven Ressourcenerbrauch und durch ihre hohe Umweltbelastung, wenn die Rüstungsgüter in Betrieb sind, auch ohne Krieg. Es klingt lächerlich, grünes Kriegsmaterial herzustellen. Also dort, wo Deutschland wohl demnächst Zuwächse erzielen wird. Panzer statt Autos. Es gibt bei all diesen Fragen Widersprüche, die einfache Antworten erschweren.

Keine Transformation ohne Demokratie? Keine Demokratie ohne Verteidigung? Keine Verteidigung, die nicht umwelttechnisch eine Riesensauerei ist und die Transformation behindert. Die US-Armee alleine hat den CO2-Ausstoß eines mittleren Industrielandes. 

Basierend auf den aktuellen Daten lässt sich Folgendes zu den CO2-Emissionen Chinas und dem Ausstoß der US-Armee sagen:

CO2-Daten aus China

  • Chinas CO2-Emissionen aus dem Energiesektor stiegen zwischen 2020 und 2023 um 12%6.
  • Im Jahr 2023 allein wuchsen die Emissionen um 5,2%6.
  • Um das Ziel einer Reduktion der Kohlenstoffintensität um 18% zwischen 2021 und 2025 zu erreichen, müssten die CO2-Emissionen bis Ende 2025 um 4-6% sinken6.
  • China ist derzeit nicht auf Kurs, die meisten seiner Klimaziele für 2025 zu erreichen, einschließlich der Ziele zur Begrenzung des Kohleverbrauchs und der Kontrolle neuer Kohlekraftwerke6.

CO2-Ausstoß der US-Armee

  • Das US-Verteidigungsministerium emittiert jährlich über 56 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent5.
  • Diese Emissionen setzen sich wie folgt zusammen:
    • 60% aus Fahrzeugen, Flugzeugen, Schiffen und Personenflotten
    • 25% aus zugekaufter Elektrizität
    • 10% aus Treibstoffverbrauch in Einrichtungen
    • 5% aus anderen Quellen5
  • Die Emissionen des US-Militärs machen etwa 80% der Emissionen der gesamten US-Bundesregierung aus5.
  • Schätzungen zufolge emittiert das US-Militär jährlich etwa 394 Millionen Tonnen CO27.
  • Zwischen 2001 und 2017 setzte das US-Militär 1,5 Milliarden Tonnen CO2 frei, was den Emissionen von 255 Millionen Pkw entspricht7.

Es ist wichtig zu beachten, dass die tatsächlichen Emissionen des US-Militärs möglicherweise höher sind als offiziell berichtet. Einige Quellen schätzen, dass die wahren Emissionen etwa 5,5-mal höher sein könnten als die gemeldeten Zahlen7.

Kommentar Teil 2

Wenn diese Schätzungen richtig sind, emittiert allen die US-Armee mehr CO2 als Frankreich und mehr als halb so viel wie Deutschland. China baut Atomkraftwerke, die hierzulande bekanntlich nicht erwünscht sind und weiter Kohlekraftwerke, versagt also auf der gesamten ideologischen Linie hiesiger Klima- und Umweltschützer. Dafür drückt es subventionierte Elektroautos nach Europa. Das ist alles ein Riesendesaster, wenn man genauer hinschaut. Und Deutschland droht sich darin zu verlieren, genau wie mit seiner abgespaltenen Außenpolitik seit dem Start der Ampel. Lassen Sie sich aber nicht beirren. Nicht von der Fragestellung der Meinungsforscher und nicht von unserem beinahe provozierend negativen Duktus.

Wir sind aber noch nicht fertig mit den Recherchen:

CO2-Emissionen des Ukrainekriegs

  • Der Ukrainekrieg hat bis Anfang 2025 schätzungsweise 175 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verursacht. Diese Emissionen umfassen direkte Kampfhandlungen, zerstörte Infrastruktur, Brände sowie langfristige Wiederaufbauarbeiten135.
  • Im ersten Kriegsjahr wurden etwa 120 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Der größte Anteil entfiel auf die Zerstörung ziviler Infrastruktur und Treibstoffverbrauch der russischen und ukrainischen Streitkräfte17.
  • Ein erheblicher Teil der Emissionen wird durch den Wiederaufbau entstehen, der langfristig zusätzliche klimaschädliche Auswirkungen haben wird10.

CO2-Ausstoß Russlands

  • Im Jahr 2023 beliefen sich die CO2-Emissionen Russlands auf 1.816 Millionen Tonnen, was etwa 4,81 % der weltweiten Emissionen entspricht4.
  • Pro Kopf lag der CO2-Ausstoß in Russland bei 12,57 Tonnen, deutlich über dem globalen Durchschnitt von 4,7 Tonnen und auch über dem deutschen Durchschnitt von 7,2 Tonnen2.

Fazit

Der Ukrainekrieg hat erhebliche CO2-Emissionen verursacht, die jedoch im Vergleich zu den jährlichen Emissionen eines großen Industrielandes wie Russland relativ gering sind. Russlands fossile Energieabhängigkeit trägt weiterhin massiv zu globalen Emissionen bei.

Kommentar Teil 3

Der Ukrainekrieg hat also schon mehr CO2 emittiert bzw. wird es noch tun, als Deutschland in den letzten Jahren eingespart hat, und Russland hat eine der dreckigsten Volkswirtschaften überhaupt: Trotz gewisser Verschiebungen in den letzten Jahren nur die Hälfe des deutschen BIP, aber den dreifachen CO2-Ausstoß. Angesichts des geringen Industrialisierungrades Russlands ist ein Ausstoß von 12,6 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr aberwitzig, weitaus mehr als 7,2 Tonnen in einem Hochindustrieland, wie Deutschland doch immer noch eines ist. Kein Wunder dass die Freunde Putins oft auch Klimawandel-Leugner sind.

Ergibt es überhaupt Sinn, angesichts dieser globalen Umstände, die deutsche Wirtschaft mit kleinteiliger CO2-Reduktion zu stressen? Ist es wieder eine typische deutsche Haltung, die eher auf Wolkenkucksheim-Ideologien als auf der Realität basiert? 

Wir denken im europäischen Zusammenhang, und die EU kann und wird hier eine Vorreiterrolle übernehmen. Und wir können uns vorstellen, wenn die Exportlastigkeit nicht mehr so ausgeprägt ist, dass andere Länder nur noch in die EU liefern dürfen, wenn ihre Produkte nachhaltig in jeder Hinsicht sind. Niemand bekommt vorgeschrieben, was er zu tun oder zu lassen hat, aber Geschäfte mit der EU setzen ökoklogische und technische Standards voraus, die der Zivilisation den Erhalt sichern. Gegenwärtig ist das nicht möglich, siehe Ukrainekrieg. Aber wenn der ganze Rüstungsauftrieb für etwas gut sein soll, dann dafür, Freiheit für die Transformation der übrigen Wirtschaft zu erarbeiten. Und wenn die ganze EU das konsequent tut, dann hat es sehr wohl Gewicht, denn noch für viele Jahre werden hier die meisten zahlungskräftigen Konsument:innen weltweit leben.

Die EU braucht also eine Transformationsstory und Deutschland muss bei deren Verfassung eine gute Rolle spielen. 60 Prozent des deutschen Handels werden nach wie vor mit EU-Staaten abgewickelt, wäre Großbritannien noch dabei, wären es noch ein paar Prozent mehr. Auf diesen sicheren Märkten sowohl für den Export wie den Import kann man aufbauen, wenn Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachtet wird, die zusammenschweißt. Deswegen darf der Klimaschutz in Deutschland auch nicht gekippt werden. Dies zeigt auch, dass die nationale Eigenbrötlerei nicht mehr funktioniert. Es wirkt zu deprimierend, zu sehen, wie Deutschland sich müht und vor- und zurückgeht bei jeder Tonne CO2, während woanders unfassbare Dimensionen in die Luft geblasen werden. Auf EU-Ebene ergibt sich der Sinn des Beitrags jedes einzelnen Mitgliedslandes, und Deutschland verursacht etwa 20 Prozent der Emissionen der gesamten EU (2022 ca. 3,4 Milliarden Tonnen).

Vielleicht ist es auch ein Akt der Solidarität, der Industrie zu helfen, nicht nur in Deutschland, sondern EU-weit. Aber nur unter einer Bedingung, anders als früher, wenn der Markt wieder mal versagt hatte: Die Staaten müssen dauerhaft Einfluss auf diese Unternehmen gewinnen. In Frankreich ist das längst so, und es fährt mit seiner eher interventionistischen Strategie mittlerweile besser als Deutschland mit seiner antistrategischen Laisser-faire-Politik. Wer es alleine nicht schafft und die Steuerzahler belästigt, der kann nicht einfach weg, aber die Chance muss genutzt werden, diese Industrien wirklich voranzubringen, gegen kurzfristige Kapitalinteressen und für ihre Zukunftsfähigkeit im Sinne eines künftigen Gewinns für alle.

Dann löst sich auch der Widerspruch zwischen Klimaschutz oder Industrie bevorzugen auf. Die Industrie ist schon wichtig, aber dort, wo sie zukunftsfähig ist und dort, wo sie im Sinne der Menschen wieder nutzbar gemacht werden kann. Und zu dieser Nutzbarmachung gehört heute der Klimaschutz.

Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen: Wir stellen uns gar nicht neutral. Wir nehmen eine progressive, verschiedene Aspekte integrierende und transformationsfreundliche Haltung ein. Falls wir mal Zeit finden, strukturieren wir den Artikel etwas mehr, der sehr assoziativ geschrieben ist, machen ein kleines Dossier mit weiteren Argumenten und Quellen daraus. Irgendwo muss die Zukunftsstory ja mal anfangen, die nicht auf Spaltung, sondern auf Integration und Transformation setzt. Wir fangen damit auch den sozialen und am Ende des Tages hoffentlich auch wirtschaftsemokratischen Aspekt wieder ein oder ziehen ihn  kurz ins Blickfeld, denn Transformation sind nicht nur Klimaschutzmaßnahmen, Transformation hin zu mehr Demokratie und Gerechtigkeit sind Bestandteile eines Weltbildes, das auf eine Zukunft gerichtet ist, für die es sich wieder lohnt, den vollen Einsatz zu zeigen. 

Wie stimmen Sie nun ab? Lassen Sie sich nicht in die Spaltungsfalle locken. Beides ist wichtig, das eine voranzubringen und das andere zu fördern und zu schützen, wo es zukunftsfähig ist, ist richtig.

Was ist wichtiger: Klimaschutz oder Erhalt der Industrie? / Civey-Umfrage: Inwieweit stimmen Sie der Aussage zu: „Der Klimaschutz darf nicht wichtiger sein als der Erhalt der Industrie in Deutschland”?

TH

Quellen zum Infoblock Stand der Klimaziele Deutschland

  1. https://www.reuters.com/world/europe/german-emissions-fell-34-2024-track-2030-climate-goals-2025-03-14/
  2. https://www.volker-quaschning.de/datserv/CO2-D/index_e.php
  3. https://www.deutschland.de/en/news/german-climate-goals-within-reach
  4. https://newclimate.org/what-we-do/projects/impact-of-delayed-climate-action-on-germanys-transport-sector
  5. https://www.oeko.de/en/news/latest-news/2024-projection-report-germany-falling-short-of-its-climate-targets/
  6. https://www.agora-energiewende.org/news-events/germanys-co2-emissions-drop-to-record-low-but-reveal-gaps-in-countrys-climate-policies
  7. https://www.klimaschutz-industrie.de/en/topics/climate-action-in-industry/
  8. https://www.agora-energiewende.org/fileadmin/Projekte/2025/2024-18_DE_JAW24/2025-01-07_PM_Jahresauswertung_2024_Agora_Energiewende_EN.pdf
  9. https://dkkv.org/en/emissions-in-2024-below-the-limit-but-eu-climate-targets-for-2030-hard-to-achieve/
  10. https://themunicheye.com/themunicheye.com/germany-achieves-2024-climate-targets-despite-sector-challenges-13192
  11. https://www.cleanenergywire.org/news/debate-about-german-transport-climate-policy-reignited-expert-council-confirms-considerable-gap-targets
  12. https://eufactcheck.eu/factcheck/mostly-true-germany-will-be-climate-neutral-by-2045/
  13. https://www.cleanenergywire.org/news/cleaner-electricity-mix-helps-cut-german-emissions-3-2024-think-tank
  14. https://www.cleanenergywire.org/factsheets/germanys-greenhouse-gas-emissions-and-climate-targets
  15. https://themunicheye.com/germany-achieves-2024-climate-targets-despite-sector-challenges-13192
  16. https://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/BRIE/2024/767182/EPRS_BRI(2024)767182_EN.pdf
  17. https://wupperinst.org/en/a/wi/a/s/ad/8833
  18. https://climateactiontracker.org/countries/germany/
  19. https://www.globalccsinstitute.com/wp-content/uploads/2024/03/CCS-in-Germany-05032024-1.pdf

Quellen China und US-Armee

  1. https://energyandcleanair.org/analysis-record-drop-in-chinas-co2-emissions-needed-to-meet-2025-target/
  2. https://www.carbonbrief.org/analysis-no-growth-for-chinas-emissions-in-q3-2024-despite-coal-power-rebound/
  3. https://media.defense.gov/2023/Jun/16/2003243454/-1/-1/1/2023-DOD-PLAN-TO-REDUCE-GREENHOUSE-GAS-EMISSIONS.PDF
  4. https://earth.org/us-military-pollution/
  5. https://www.mckinsey.com/industries/aerospace-and-defense/our-insights/decarbonizing-defense-imperative-and-opportunity
  6. https://earth.org/china-off-track-to-meet-near-term-carbon-intensity-and-coal-reduction-targets-analysis-suggests/
  7. https://moderndiplomacy.eu/2025/02/03/green-war-militarys-unseen-impact-on-carbon-neutrality-and-the-battle-for-a-greener-future/
  8. https://www.scientificamerican.com/article/warfares-climate-emissions-are-huge-but-uncounted/
  9. https://www.army.mil/article/253863/army_introduces_strategy_to_combat_climate_change_threats
  10. https://watson.brown.edu/costsofwar/files/cow/imce/papers/Pentagon%20Fuel%20Use,%20Climate%20Change%20and%20the%20Costs%20of%20War%20Revised%20November%202019%20Crawford.pdf
  11. https://www.iea.org/reports/an-energy-sector-roadmap-to-carbon-neutrality-in-china/executive-summary
  12. https://energyandcleanair.org/publication/chinas-climate-transition-outlook-2024/
  13. https://www.carbonbrief.org/explainer-what-does-chinas-two-sessions-mean-for-climate-policy-in-2025/
  14. https://www.euronews.com/green/2024/11/27/could-chinas-co2-emissions-peak-by-2025-experts-optimistic-about-the-superpowers-green-tra
  15. https://www.carbonbrief.org/analysis-record-drop-in-chinas-co2-emissions-needed-to-meet-2025-target/
  16. https://ccpi.org/guest-article-ccpi-x-military-emissions-gap-how-military-emissions-impact-global-warming/

Quellen zu den Emissionen des Ukrainekriegs und zu Russland

  1. https://correctiv.org/faktencheck/2023/11/15/nein-der-krieg-in-der-ukraine-verursacht-nicht-so-viel-co2-wie-deutschland-in-600-jahren/
  2. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1384970/umfrage/entwicklung-der-co2-emissionen-pro-kopf-in-russland/
  3. https://www.vdi-nachrichten.com/ukraine/so-viel-co2-ausstoss-verursacht-der-ukrainekrieg/
  4. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1382091/umfrage/entwicklung-der-co2-emissionen-in-russland/
  5. https://www.mdr.de/wissen/klima/klimakiller-krieg-auswirkungen-emissionen-ukraine-gaza100.html
  6. https://www.rnd.de/wissen/co2-ausstoss-im-flugverkehr-ukraine-krieg-fuehrt-zu-anstieg-durch-laengere-routen-N3OWQ4T4OVOEJJ2H4KRZSBFBN4.html
  7. https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/ukraine-krieg–warum-er-auch-unser-klima-zerstoert-33536258.html
  8. https://www.tagesschau.de/wissen/klima/ukraine-krieg-klima-umwelt-100.html
  9. https://www.stern.de/panorama/wissen/ukraine–so-sehr-schadet-der-krieg-dem-globalen-klima-34795066.html
  10. https://www.tagesschau.de/wissen/klima/ukraine-krieg-co2-emissionen-100.html

 


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