Wahnsinn oder Methode? Fakten zum aktuellen Stand im Handelsstreit zwischen den USA, der EU und China

Briefing Economy Wirtschaft, USA, China, EU, Zölle, Handelskrieg

Wir haben zwei Ausgaben unseres Politickers fast ausschließlich den Zollstreitigkeiten im Welthandel gewidmet, hier erhalten Sie nun eine zusätzlich Einzeldarstellung, die wir noch einmal auf Stand 14.04.2025 aktualisiert haben – im Prinzip handelt es sich um zwei vollständige Beiträge. Höchst unbefriedigend ist, dass auch die Grafik, die wir dazu gezeigt haben, schon wieder veraltet ist, obwohl erst vor zehn Tagen veröffentlicht, außerdem ist sie ungenau. Wir verstehen aber, dass es schwer ist, den Überblick zu behalten, deswegen beginnen wir so

US-Präsident Trump hat am vergangenen Dienstag massive Zollerhöhungen verkündet. Wie die Statista Infografik auf Basis von Daten des Weißen Hauses zeigt, betreffen die Erhöhungen den freien Handel weltweit. Auf die Waren der meisten Länder sollen zusätzliche Zölle von mindestens 10 Prozent anfallen. Deutlich höhere Zölle sollen für diejenigen Staaten verhängt werden, die sehr hohe Zölle auf US-Importe erheben oder anderweitig Handels- oder Währungspraktiken betreiben, die von der aktuellen US-Regierung als unfair angesehen werden. Auf Einfuhren aus der Europäischen Union in die USA sind demnach neue Zölle in Höhe von 20 Prozent vorgesehen. Außerdem solle es unter anderem Zölle in Höhe von 34 Prozent auf Importe aus China geben, 25 Prozent für Südkorea, 24 Prozent für Japan und 32 Prozent für Taiwan.

Trumps selbst formuliertes Ziel ist, US-Unternehmen davon abzuhalten, Produkte aus dem Ausland einzuführen. Dies soll langfristig den Produktionsstandort USA fördern. Weltweit kritisieren Wirtschaftsexperten diesen Schritt der Trump-Administration jedoch als potenziell schädlich für die US-Wirtschaft und die globale Finanzstabilität. Hohe US-Zölle und potentielle Vergeltungszölle der Handelspartner könnten das Wachstum der US-Wirtschaft abschwächen und die Inflation in den USA und in den Zielländern der Zollerhöhungen anheizen. Ein Importzoll funktioniert nämlich ähnlich wie eine Steuer: Sie muss vom importierenden Unternehmen gezahlt werden – in diesem Fall also von den Unternehmen in den USA. Es gilt als wahrscheinlich, dass die importierenden Unternehmen die höheren Kosten nicht einfach selbst übernehmen. Sie dürften sie an die Verbraucher weitergeben – die Preise steigen so, die Inflation könnte wieder angeheizt werden.

Dass Kanada und Mexiko „ausgenommen“ wurden, heißt nicht, dass diese Länder nicht mit Zöllen belegt wurden, sie wurden lediglich von der neuen Zollrunde ab 02.04.2025 ausgenommen. Bei Russland spielt angeblich der Faktor eine Rolle, dass die Sanktion zollähnliche Wirkung entfalten würden. Wir sind aber zehn Tage weiter und konzentrieren uns bei der Aktualisierung tanz auf das Dreieck China, EU, USA.

Aktuelle Zollentwicklungen zwischen den USA, China und der EU bis zum 14. April 2025

Die Handelsbeziehungen zwischen den USA, China und der Europäischen Union haben im Frühjahr 2025 eine neue Eskalationsstufe erreicht. Während die USA ihre Zollpolitik massiv verschärften, reagierten beide Handelspartner mit Gegenmaßnahmen, die zu einem komplexen Geflecht aus Zollerhöhungen, Aussetzungen und Ausnahmen führten. Dieser Bericht fasst die Entwicklungen bis zum 14. April 2025 zusammen und analysiert deren Auswirkungen auf die globale Handelspolitik.

Überblick der Zollmaßnahmen ab März 2025

US-Zölle auf Stahl und Aluminium

Am 12. März 2025 führten die USA einen pauschalen Zoll von 25 % auf alle Stahl- und Aluminiumimporte ein, unabhängig vom Herkunftsland45. Diese Maßnahme löste unmittelbare Reaktionen der EU und Chinas aus. Die Europäische Union kündigte am selben Tag Vergeltungszölle auf US-Waren wie Stahl, Fleisch und Schokolade an, die ursprünglich ab 1. April 2025 in Kraft treten sollten4. China erhöhte parallel dazu seine Zölle auf US-Rohöl und landwirtschaftliche Maschinen auf 10–15 %4.

Eskalation im US-China-Handelskonflikt

Am 4. Februar 2025 implementierten die USA einen 10 %-Zoll auf alle Importe aus China, einschließlich Sendungen unterhalb des bisherigen de-minimis-Schwellenwerts von 800 USD46. China reagierte am 10. Februar mit eigenen Zöllen auf US-Energieexporte wie Kohle und Flüssigerdgas (LNG)4. Bis zum 4. März erhöhten die USA die Zölle auf chinesische Waren weiter auf 20 %, begleitet von der Ankündigung, die de-minimis-Befreiung für China ab 2. Mai 2025 vollständig abzuschaffen68.

Die Zollwende im April 2025

Trumps „Befreiungstag“ und universelle Zölle

Am 2. April 2025 verkündete US-Präsident Donald Trump den sogenannten „Befreiungstag“, der einen 10 %-Zoll auf alle Importe über 800 USD vorsah14. Diese Maßnahme, als „reziproke Handelspolitik“ bezeichnet, zielte darauf ab, Handelsdefizite auszugleichen, und betraf zunächst alle Länder außer Kanada und Mexiko45. Gleichzeitig kündigte Trump einen erweiterten Gegenzollplan an, der 60 Länder mit Sätzen zwischen 17 % und 49 % ins Visier nehmen sollte1.

Dynamik im US-EU-Handelsstreit

Die EU reagierte am 9. April 2025 mit einem dreistufigen Retaliationsplan:

  1. 25 %-Zölle ab 15. April auf US-Agrarprodukte wie Mandeln und Wein1.

  2. Zusätzliche 30 %-Zölle ab 15. Mai auf Industriewaren wie Maschinen1.

  3. 50 %-Zölle ab 1. Dezember auf Luxusgüter wie Yachten1.
    Diese Pläne wurden jedoch nach einer 90-tägigen Aussetzung der US-Zölle für die EU am 10. April vorläufig eingefroren35.

Spitzenzölle gegen China

Am 9. April 2025 erhöhten die USA die Zölle auf chinesische Waren von 34 % auf 125 %, während gleichzeitig ein universeller 10 %-Zoll für andere Handelspartner in Kraft trat12. China antwortete umgehend mit einer Anhebung seiner Vergeltungszölle auf 84 % für US-Waren ab dem 10. April15. Die EU suspendierte daraufhin ihre Gegenmaßnahmen vorübergehend, behielt sich aber das Recht vor, diese bei Bedarf zu reaktivieren3.

Ausnahmen und Modifikationen

Elektronikgeräte von Zöllen ausgenommen

Trotz der Verschärfungen gab die US-Zollbehörde am 12. April 2025 bekannt, dass Smartphones, Computer und Halbleiter von den Zollerhöhungen ausgenommen werden7. Diese Entscheidung erfolgte aufgrund von Bedenken, dass die Zölle sonst zu erheblichen Preisanstiegen für Verbraucher führen würden7.

De-minimis-Regelungen für China

Die ursprünglich geplante Abschaffung der de-minimis-Befreiung für China ab 2. Mai 2025 wurde modifiziert: Statt pauschaler Zollfreiheit unter 800 USD müssen Paketdienstleister nun entweder 90 % des Warenwerts oder 75 USD pro Sendung zahlen68. Ab 1. Juni 2025 steigt diese Option auf 150 USD pro Paket8.

Aktueller Stand am 14. April 2025

USA

  • 10 % universeller Zoll auf Importe aus allen Ländern außer China, Kanada und Mexiko45.

  • 125 %-Zölle auf chinesische Waren, zusätzlich zu bestehenden Strafzöllen aus früheren Handelskonflikten12.

  • Ausnahmen für Elektronikprodukte und bestimmte Industriewaren7.

China

  • 84 %-Vergeltungszölle auf US-Exporte, einschließlich Agrarprodukte und Energie15.

  • Exportbeschränkungen für seltene Erden und Sanktionen gegen 30 US-Verteidigungsunternehmen14.

Europäische Union

  • Aussetzung der Retaliationszölle bis Juli 2025, sofern die USA ihre Zollpause einhalten35.

  • Wiederinkraftsetzung alter Zusatzzölle aus dem Jahr 2018 auf US-Waren wie Bourbon-Whiskey und Motorräder46.

Wirtschaftliche und politische Implikationen

Die jüngsten Zollmaßnahmen haben bereits spürbare Auswirkungen:

  • Lieferkettenstörungen: Die Automobilindustrie klagt über Engpässe bei Ersatzteilen aufgrund der 25 %-Zölle auf importierte Autokomponenten14.

  • Inflationsdruck: Der 10 %-Universaltarif könnte die US-Verbraucherpreise um bis zu 1,2 % erhöhen, wie Schätzungen der Federal Reserve nahelegen5.

  • Diplomatische Spannungen: Chinas Sanktionen gegen US-Verteidigungsunternehmen belasten die bilateralen Beziehungen zusätzlich14.

Experten warnen vor einer Wiederholung der Handelskriege der späten 2010er-Jahre, die das globale Wirtschaftswachstum damals um 0,8 % drosselten5. Die EU betont weiterhin die Notwendigkeit multilateraler Verhandlungen, während die USA auf einen „America First“-Ansatz setzen35.

Ausblick

Die nächsten Wochen werden entscheidend sein:

  • Die 90-tägige Zollpause zwischen den USA und der EU läuft bis 8. Juli 202534.

  • China könnte weitere Exportkontrollen für kritische Technologien ankündigen, um Druck auf die USA auszuüben16.

  • Der US-Kongress diskutiert derzeit Gesetzesentwürfe zur Begrenzung präsidialer Zollbefugnisse, die jedoch kaum Aussicht auf Verabschiedung haben5.

Sollte keine Einigung erzielt werden, droht eine Fragmentierung des Welthandels in rivalisierende Blöcke – mit langfristigen Folgen für die globale Wirtschaftsordnung45.

Quellen

  1. https://zonos.com/de/docs/guides/2025-us-tariff-changes
  2. https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/zollstreit-100.html
  3. https://europa.rlp.de/service/presse/detail/gegenmassnahmen-der-eu-auf-us-zoelle-voruebergehend-ausgesetzt
  4. https://www.ihk.de/pfalz/international/laender-und-geschaeftsanbahnung/aktuelle-laendermeldungen/amerika/handelsstreit-usa-china-liste-strafzoelle-4508070
  5. https://www.aeb.com/de/magazin/artikel/zollpolitik-usa-eu.php
  6. https://www.gtai.de/de/trade/usa/zoll/usa-zoelle-waren-china-1865036
  7. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/us-zoelle-smartphones-computer-100.html
  8. https://www.ihk.de/heilbronn-franken/produktmarken/international/aktuelles/usa-verhaengen-zoelle-6446948
  9. https://www.wiwo.de/politik/ausland/aufatmen-bei-apple-und-co-usa-machen-zoll-ausnahmen-fuer-tech-importe/100118653.html
  10. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/china-erhoehung-zoelle-usa-100.html
  11. https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-04/usa-handelskrieg-ausnahmen-zoelle-smartphones-halbleiter-ende
  12. https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-us-zoelle-donnerstag-100.html
  13. https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-us-zoelle-dienstag-100.html
  14. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/us-zoelle-ausnahme-elektronik-100.html
  15. https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/liveblog-us-zoelle-boerse-100.html
  16. https://www.fr.de/wirtschaft/trumps-zoelle-treffen-chinas-wirtschaft-so-koennte-xi-die-zoelle-umgehen-93682927.html
  17. https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-04/usa-china-zoelle-smartphones-welthandel
  18. https://www.fr.de/politik/auf-trump-zoelle-usa-machen-naechsten-rueckzieher-tech-branche-atmet-zr-93681237.html
  19. https://www.zeit.de/wirtschaft/boerse/2025-04/us-zoelle-boerse-aktien-liveblog
  20. https://www.wiwo.de/politik/ausland/us-zoelle-aktuelle-entwicklungen-usa-machen-zoll-ausnahmen-fuer-tech-importe/100118653.html 

Kommentar

Auch dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zum Beispiel taucht nirgends der wichtige Prozentsatz 145 auf (20 Prozent bestehende Zölle + Aufschlag von 125 Prozent), der in weiten Bereichen in der Relation USA -> China derzeit gilt. Wir können leider auch nicht die teilweise sehr interessanten Ansichten abbilden, was wirklich hinter dieser erratischen Zollpolitik von Donald Trump steckt. Ist es so, wie AP hier suggeriert? Oder hat die bekanntermaßen china- und russlandfreundliche Berliner Zeitung recht? Beide Ansichten schließen einander nicht unbedingt aus, aber die Synchronisierung zwischen einem Schachspiel, bei dem China zuletzt den besseren Zug gemacht hat und einer Politik, die aufgrund ihrer Impulsivität mit keinem Spiel verglichen werden kann, das auf eine bestimmte Zahl strategischer Möglichkeiten angelegt ist, ist nicht leicht zu synchronisieren.

Dass Trump in Wirklichkeit eine verdeckte Agenda hat, die mit der Entschuldung der USA zu tun hat, haben wir bereits mehrfach aus unterschiedlichen Quellen entnommen, aber in dem zuletzt verlinken Artikel wird das sehr zugespitzt und außerdem nicht berücksichtigt, dass auch China damit ein hohes Risiko eingeht, wenn es seinen Wachstumspfad verlassen muss, weil die Lieferketten gestört sind und Export und Importe in Mitleidenschaft gezogen werden. China ist wie kein anderes Land darauf angewiesen, ohne größere Pause weiter dynamisch zu wachsen, weil alles auf Expansion steht:  Subventionen für die Industrie und den Immobilienbereich, Aufrüstung und die Politik, andere Länder durch Kredite abhängig zu machen – und genau das könnte durch einen Handelskrieg infrage gestellt werden. Die Staatschulden Chinas wachsen im Moment schneller als diejenigen irgendeiner anderen großen Volkswirtschaft und haben die durchschnittliche Verschuldung der EU-Länder bereits überholt (auch dann, wenn man die offizielle deutsche Schuldenquote nicht ernstnimmt, sondern die „Sondervermögen“ hinzuzählt).

Wenn China jetzt teure Maßnahmen ergreift, um Trump abzuwehren, wird das die Stabilität Chinas selbst vorerst ebenfalls beeinträchtigen. Strategisch ist ein Ausstieg aus dem Dollar sicher ein Gewinn. Aber nur, wenn die chinesische Währung halbwegs stabil bleibt, und dafür darf es wiederum keine erkennbaren Schwächen im finanziellen Fundament des Landes geben, das nach wie vor durch seine Intransparenz und sein diktatorisches System einen Vertrauensnachteil gegenüber offenen Demokratien an den Weltmärkten hat. Dass die größte Demokratie der Welt sich jetzt möglicherweise selbst ins Knie schießt, verändert natürlich die Parameter – auch geopolitisch und gesellschaftspolitisch, und zwar zum Nachteil der EU, wenn diese sich nicht ein paar wirklich neue Ideen einfallen lässt, wie sie diese veränderte Lage für sich sogar nutzen könnte. 

Eines hat Trump jedenfalls geschafft: Wir schaffen es derzeit nicht, alle Aussagen zu seinen Motiven unter einen Hut zu bekommen und durchzuanalysieren. Dafür ist seine Politik zu erratisch, und so ist es ja auch gedacht. Wir bezweifeln, dass Journalisten derzeit einen kohärenten Masterplan hinter dieser Politik erkennen können – dies dürfte auch einer der Gründe sein, warum sich Wirtschaftsforscher hier etwas mehr zurückhalten und sich lieber auf klassische Folgen dieser Politik  stellen. Dass diese nicht eintreten müssen, heißt nicht, dass es falsch ist, ein wenig Reserve zu haben, wenn es um die Entschlüsselung der US-Handelspolitik geht. Im Folgenden zeigen wir den Stand vor fünf Tagen, auf den wir nicht verzichten wollen, bloß, weil Trump wie ein Derwisch durch die Wirtschaftswelt fegt.

TH

Aktuelle Entwicklungen im Handelsstreit zwischen den USA, der EU und China

Wir haben zwei Ausgaben unseres Politickers fast ausschließlich dem Zollkrieg gewidmet, der von US-Präsident Trump entfesselt wurde, und verweisen auch auf diese beiden Darstellungen (Politicker 32, Politicker 31). Die Ereignisse häufen sich nun aber dergestalt, dass wir einen zusätzlichen eigenständigen Artikel aufgesetzt haben, der sich ausschließlich auf die Entwicklungen vom 09.04.2025 konzentriert. Die Kommentierung fällt sehr kurz aus, weil wir unsere Meinung in den verlinkten Beiträgen und vorausgehenden Ticker-Ausgaben bereits entwickelt und der jeweils aktuellen Lage angepasst hatten.

Einführung

Der Handelskonflikt zwischen den USA, der EU und China hat sich bis zum 9. April 2025 dramatisch zugespitzt. US-Präsident Donald Trump verhängte neue Zölle auf Importe aus der EU (20 %) und China (34 %), worauf beide Handelspartner mit Gegenmaßnahmen reagierten[7][16]. Die EU plant ab Mitte April schrittweise Vergeltungszölle auf US-Produkte, während China seine Zölle auf US-Waren kurzfristig auf 84 % erhöhte[16]. Die Eskalation droht, die globale Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen, wobei die Börsen bereits massive Verluste verzeichneten[8][15].


US-Zollpolitik: Auslöser und Umfang

Grundlage der US-Maßnahmen

Am 2. April 2025 erließ Trump eine Executive Order zur Einführung „reziproker Zölle“:

  • 5. April 2025: Ein genereller Zusatzzoll von 10 % auf Importe aus allen Ländern[4].
  • 9. April 2025: Individuelle Zölle für Länder mit hohen Handelsdefiziten: 20 % für die EU und 34 % für China[4][7].
  • Zusätzliche Sektoren: Autos und Autoteile (25 % ab 3. April) sowie Stahl- und Aluminiumprodukte (25 % ab 12. März)[4].

Trump begründete die Maßnahmen mit „unfairen Handelsbedingungen“ und dem Ziel, US-Industrien zu stärken[11][16]. Kritiker wie das ifo-Institut prognostizieren jedoch einen Rückgang der deutschen Exporte in die USA um 15 % und steigende Rezessionsrisiken[7].


Europäische Gegenmaßnahmen

Geplante EU-Zölle auf US-Produkte

Die EU-Kommission legte am 8. April eine Liste von US-Waren vor, die mit Zöllen von bis zu 25 % belegt werden sollen[1][3][9]:

  • Landwirtschaft: Mais, Sojabohnen, Geflügel (25 %)[1][3].
  • Industrie: Stahl, Aluminium, Textilien, Kosmetika (25 %)[3][9].
  • Ausnahmen: Bourbon-Whiskey wurde nach Lobbying Frankreichs und Italiens gestrichen, um Trumps Drohung von 200 % Zöllen auf EU-Weine zu umgehen[10].

Die Mitgliedstaaten stimmten am 9. April über die Liste ab, wobei die Maßnahmen ab Mitte Mai schrittweise in Kraft treten sollen[3][10]. Gleichzeitig prüft die EU den Einsatz des Anti-Coercion-Instruments (ACI), das Handelssanktionen bis zum vollständigen Handelsstopp ermöglicht[10].

Strategische Deeskalationsversuche

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bot den USA erneut einen Freihandelsdeal für Industriegüter an, der alle gegenseitigen Zölle abschaffen würde[2][7]. Trump lehnte ab und forderte stattdessen höhere EU-Energieimporte aus den USA, um das Handelsdefizit von 350 Mrd. USD auszugleichen[1][7].


Chinas Eskalation und Seltene-Erden-Exportkontrollen

Vergeltungszölle und WTO-Klage

Als Reaktion auf Trumps 34 %-Zölle kündigte China am 4. April an:

  • 34 % Gegenzölle auf alle US-Importe ab 10. April[5][8][12].
  • Exportkontrollen für sieben Seltene Erden, darunter Gadolinium und Yttrium, die für Hightech-Produkte und Rüstung unverzichtbar sind[8][12].

Nach Trumps Drohung mit 50 % zusätzlichen Zöllen am 7. April erhöhte China die Gegenmaßnahmen am 9. April auf 84 %[14][16]. Peking reichte zudem eine Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) ein, die jedoch aufgrund blockierter Streitbeilegungsmechanismen kaum Aussicht auf Erfolg hat[12][13].

Wirtschaftliche Folgen

Chinas Maßnahmen treffen US-Exporte im Wert von 439 Mrd. USD (2024)[8]. Die EU befürchtet eine „China-Schwemme“, bei der chinesische Waren zu Dumpingpreisen auf den europäischen Markt gelangen könnten[15]. Der DAX verlor zwischen dem 4. und 9. April über 10 % seines Wertes[8][15].


Globale Wirtschaftsrisiken und diplomatische Spannungen

Handelsumlenkungen und Lieferketten

Experten wie Volker Treier (DIHK) warnen vor 40 % weniger Handel zwischen den USA und China, was Lieferketten für deutsche Unternehmen destabilisieren würde[15]. Die EU könnte indirekt profitieren, da europäische Produkte in den USA relativ günstiger würden[15]. Gleichzeitig drohen jedoch Marktverzerrungen durch chinesische Elektroautos und Stahl[15].

Diplomatische Blockaden

Trump lehnte Gespräche mit China ab und konzentrierte sich auf Verhandlungen mit „kooperationswilligen“ Ländern[14]. Die EU zeigt sich gespalten: Während Frankreich und Deutschland härtere Sanktionen befürworten, blockieren Irland und andere Steueroasen eine Digitalsteuer auf US-Techkonzerne wie Meta und Amazon[10][16].


Fazit und Ausblick

Die derzeitige Eskalation birgt das Risiko eines globalen Handelskriegs, der die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen könnte[8][15]. Die EU steht vor der Herausforderung, einerseits US-Zölle abzuwehren und andererseits eine Überflutung mit chinesischen Waren zu verhindern. Während Trump kurzfristig maximale Verhandlungsmacht beansprucht[10], dürften langfristig vor allem Verbraucher und mittelständische Unternehmen unter Preiserhöhungen leiden. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die WTO oder bilaterale Gespräche eine Deeskalation einleiten können.

Kurzkommentar

China versucht nicht erst seit heute, subventionierte Produkte in die EU zu vermarkten, und es gab in vieler Hinsicht nie eine Reziprozität der Handelsbeziehungen, auch, weil die europäische Politik sich von der hiesigen Industrie hat verführen lassen, kurzfristigen Profiten den Vorrang vor einer strategischen Partnerschaft einzuräumen. Insbesondere Deutschlands Politik ist komplett einseitig gewesen. Nun müssen andere EU-Länder sowohl im Streit mit den USA als auch bei einer möglichen Konfrontation mit China wegen der oben beschriebenen Gefahr, die wir für sehr real halten, Deutschland unterstützen, weil die EU es sich nicht leisten kann, ihre ins Schlingern geratene größte Volkswirtschaft fallenzulassen. Wenigstens ihre Weinexporte konnten Frankreich und Italien noch gerade retten.

Derweil versuchen Parasitenstaaten, auch innerhalb der EU, ihr eigenes Ding zu machen und zu verhindern, was wir in mehreren Kommentaren angesprochen haben und was einzig eine wirkliche Gegenwaffe darstellen würde: Eine angemessene Steuer auf alles, was US-Konzerne in Europa in der Digitalwirtschaft absetzen. In Deutschland hat man jahrelange Fehlstellungen toleriert, weil man dachte, der Export ist ewig. Wir sind nicht der Ansicht, dass ein  Handelsbilanzdefizit ist per se eine furchtbare Sache ist. Wäre das so,  hätte man in Deutschland ebenfalls Zölle einrichten müssen, z. B. gegenüber China. Wir glauben, dass die Agenda der Trump-Strategen in der USA auch Motive beinhaltet, die nicht primär etwas mit diesem Defizit zu tun haben, sondern mit langfristigen Fehlern der US-Politik, für die nun andere angegriffen und als bösartig dargestellt werden.

Selbstverständlich kann heute niemand die Auswirkungen des Zollkriegs exakt prognostizieren, denn es gibt so viele Abhängigkeiten innerhalb der Weltwirtschaft und  psychologische Faktoren, die ebenfalls eine Rolle spielen, wenn es um die Folgenabschätzung geht. Wir glauben aber nicht, dass das, was gerade läuft, einer Seite wirklich helfen wird.

Quellen: [1] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/zoelle-usa-eu-gegenzoelle-100.html [2] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/eu-usa-freihandelsdeal-100.html [3] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/usa-eu-gegenzoelle-handelskonflikt-li.3233538 [4] https://www.ihk.de/pfalz/international/laender-und-geschaeftsanbahnung/aktuelle-laendermeldungen/amerika/handelsstreit-usa-china-liste-strafzoelle-4508070 [5] https://www.ffh.de/nachrichten/wirtschaft-aktuell/429210-china-kontert-us-zoelle-mit-34-prozent-gegenzoll.html [6] https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/handelsstreit-so-koennte-die-eu-trumps-zollbeschluesse-kontern,UhHamZn [7] https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/trump-zoelle-eu-china-100.html [8] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/china-gegenzoelle-usa-100.html [9] https://www.dw.com/de/china-usa-zollstreit-z%C3%B6lle-donald-trump-eu-b%C3%B6rse-eskalation-handelsstreit/a-72173148 [10] https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geopolitik/trump-zoelle-eu-uneins-handelsstreit-li.2314787 [11] https://www.golem.de/news/us-zoelle-china-reagiert-mit-gegenzoll-auf-alle-us-importe-2504-195039.html [12] https://www.stern.de/wirtschaft/china-kuendigt-gegenzoelle-fuer-us-waren-von-34-prozent-an-35613106.html [13] https://www.handelsblatt.com/politik/international/handelskrieg-china-kuendigt-gegenzoelle-auf-us-waren-von-34-prozent-an/100119034.html [14] https://finanzmarktwelt.de/aktuell-trump-droht-china-mit-zusaetzlichem-50-zoll-aufschlag-345201/ [15] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mehr-wirtschaft/handelskonflikt-die-wirtschaft-warnt-vor-einer-china-schwemme-110407786.html [16] https://www.stern.de/news/finanzministerium–china-erhoeht-gegenzoelle-auf-us-produkte-auf-84-prozent-35626458.html [17] https://www.zeit.de/wirtschaft/boerse/2025-04/us-zoelle-boerse-aktien-liveblog [18] https://web.de/magazine/politik/zoelle-kraft-naechste-runde-handelsstreit-40860482 [19] https://www.tagesschau.de/ausland/asien/china-usa-zoelle-114.html [20] https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/handelskrieg-eskaliert-us-zoelle-fuer-die-eu-und-china-in-kraft,UhqGaEH [21] https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-04/usa-zollstreit-donald-trump-ablehnung-eu-vorschlag [22] https://www.fr.de/politik/trumps-zoelle-boerse-crash-usa-aktien-reaktionen-news-ticker-zr-93670471.html [23] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/china-zoll-politik-trump-handelskrieg-100.html [24] https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-04/eu-usa-abschaffung-zoelle-industriegueter [25] https://www.wiwo.de/politik/ausland/reaktion-auf-us-zoelle-diese-gegenzoelle-planen-eu-china-co/100119985.html [26] https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/marktberichte/us-zoelle-china-erhoeht-zoelle-fuer-us-gueter-auf-84-prozent/30026990.html [27] https://www.imk-boeckler.de/de/drei-fragen-an–15384-22455.htm [28] https://www.focus.de/finanzen/news/eu-plant-wohl-multi-milliarden-massnahme-gegen-trumps-strafzoelle_579665f3-5c5e-4d46-96bf-c2c99bad18de.html [29] https://www.spiegel.de/wirtschaft/donald-trump-droht-china-mit-zollaufschlag-von-50-prozent-a-8de866ee-3ed6-4f9f-b347-3c0acff79b6a


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